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Seckendorff: Teutscher Fürsten-Staat HIS-Data
5226-3-3-1-4
Dritter Theil > Cap. 3 > Sect. 1 > §. 4
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Wie die berg-arten gesuchet
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S. 391 (Forts.) §. 4. Erstlich, die berg-arten zu suchen, ist keine geringe kunst und wissenschafft, sintemahl dieselbe nicht, oder gar selten, am Tage liegen, ausser, daß man etlicher orten eisen-stein durch der sonnen krafft bereitet auf äckern und heyden sammlen und lesen kan, so finden sich auch die metallen und mineren insgemein nicht rein und gediegen, sondern da solches, zumahl heutiges tages, und da die bergwercke schon etliche hundert jahr ausgearbeitet worden, geschiehet, wird es für sonderbare rarität gehalten; Sondern es stecken die meiste ertze tieff in der erden, und seynd mit stein, kieß oder berg vermischet, auch nicht leicht, als von erfahrnen zu erkennen, welche das gold und silber, oder kupffer, in den unterschiedlichen materien darinnen es stecket, als quartz, horn-stein, schiefer, lerren, kieß und stein, von allerhand farben, zu suchen, solches ertz durchs feuer zu probiren und zu urtheilen wissen, wie viel gute metalle, oder andere nutzbare berg-art darinnen begriffen, wie hoch die kosten, solches zu bereiten, kommen werden; Ingleichen, ob an dem ort, da man es findet, zu hoffen Scan 411
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  sey, daß es hoch und tieff stehe, am tage liege, oder sich gar abschneide und verliere, worzu denn grosser fleiß gebrauchet wird, daß sie vermittelst der wünschel-ruthe, welche sich, nach verborgener magnetischer art, nach dem ertz lencket und schläget, und durch den compaß die gänge des ertzes, ob sie, nach ihrer art zu reden, steigen oder fallen, am tage liegen, oder in die tieffe streichen, breitfletzigt oder schmal sind, abmessen können. Nicht weniger wird auch dahin gesehen, ob an dem ort wasser und holtz, das man zum berg-bau nicht entbehren kan, schon vorhanden, oder ohne übermäßige kosten dahin zu schaffen, zu flössen, oder zu führen. Uber diese und dergleichen umstände, muß ein Herr, welcher selbst an einem und den andern ort den berg-bau führen lassen will, vernünfftige und bedachtsame rathschläge führen, und sich durch vorschwätzen derjenigen, die ihren gewinst darbey mit der arbeit suchen, und öffters nach dem ertrag wenig fragen, auch wohl mit aberglauben, unverstand, oder gar mit betrug umgehen, sich nicht übereilen,* oder durch seine eigene begierde verleiten lassen, daß er sich alsbald in kostbare gebäude einlasse, oder etwa andere leute, die nach berg-recht an einem ort schon eingeschlagen, abtreiben und ihnen zuvor kommen wolte. Sintemahl ihme vorträglicher, daß er andere die kosten aufwenden, und sich ausser aller gefahr und schimpff mit den zehenden begnügen lässet. Denn es bezeuget die erfahrung, daß die berg- einkünffte für die allerungewissesten, und also fast bloß un-
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  ter die glücks-fälle zu rechnen, auch an sehr vielen orten der verlag der berg-wercke vielmehr kostet, als man daraus nehmen kan: Wie denn von den gold-reichen Indien die sage ist daß die daher geführte metalle öffters ihren werth mit den kosten der anschaffung übersteigen sollen: So ist auch offt anfangs eine gute hoffnung, welche sich bald verlieret, die gänge sich abschneiden, oder wenn man mit übermäßigem darschuß in die tieffe der berge kommen, sich daselbst das wasser häuffig findet, und das berg-werck in sumpff gerathen kan: der erd-fälle, dadurch offt alle arbeit, samt denen arbeitern jämmerlich zu grunde gehet, zu geschweigen.
  * Doch haben auch verständige leute angemercket, daß ein herr nicht eben bey bergwercken auf grosse ausbeute sehen, sondern wenn es nur einiger massen zu seinen vorschuß kömmet, mit dem bau continuiren solle. Denn einmahl bekömmt er dadurch die guten metallen ins land, wodurch dasselbe an reichthum zunimmt, und darnach so kommen auch viele arme leute dabey an ihre kost, welche sonst noth leyden, oder sich aus dem lande verlauffen würden.
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Stand: 4. Mai 2017 © Hans-Walter Pries