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Quellenangaben |
Bibel |
Übrigens wird sonst auch durch das
Wort
Mutter in der
heiligen Schrifft
in uneigentlichem
Verstande angedeutet, |
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1) |
die Christliche Kirche,
Gal.
IV, 26, da Paulus
sagt:
das Jerusalem, das droben ist, das ist die freye, die ist unser aller
Mutter; wodurch, wie gedacht, verstanden wird die Christliche Kirche
unter dem neuen Testament, die ist droben, verstehe
ihrem
Ursprung
nach, zumahl derselben Baumeister und Schöpffer
GOtt ist, Ebr. XI,, 10, wie denn auch
Johannes in der Offenb. Cap. XXI, 2, diese als eine
Stadt
GOttes siehet herab fahren unter die
Menschen.
Nach ihrem Wandel und Verlangen ist sie droben im Himmel, da unser
Wandel ist, |
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Phil. III, 30. |
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Eine freye wird Sie genennet,
weil sie in Christo frey von dem Fluch des
Gesetzes,
der sie davon erlöset hat, Gal. III, 13, frey von dem
Zorn
GOttes, als der durch Christi
Verdienst und Leiden gestillet; frey von
der Verdammniß, zumahl nun nichts verdammliches ist an allen denen, die
in Christo JEsu sind, |
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Rom. VIII, 1. |
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Sie ist unser aller Mutter, weil sie uns
geistlicher Weise mit
Ängsten gebiehret, Gal. IV, 19. Der
Saame, wodurch sie uns zeuget, ist das
Wort
des Evangelii, |
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{Sp. 1619|S. 828} |
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dadurch wir neu gebohren werden zum Reich GOttes;
sie läst auch nicht nach solchen Saamen in uns zu erwärmen durch das
Feuer des
H.
Geistes, und zu bewässern durch das Strömlein Israelis, d.i.
uns zu lehren, zu trösten, und zu vermahnen, daß wir als Pflantzen des
Heils und Bäume der Gerechtigkeit, Es. LXI, 3 aufwachsen, und zu einem
andern
Leben in Christo erhalten werden. |
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2) |
Die Jüdische Kirche, und mit derselben ihr
gantzes
Reich
und
Staat. |
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So stehet Es. L, 1, so
spricht der HErr: wo ist der Scheide-Brief eurer Mutter, damit
ich sie gelassen habe? Oder, wer ist mein Wucherer, dem ich euch
verkaufft habe? Siehe, ihr seyd um eurer Sünden willen verkauffet, und
eure Mutter ist um eures Übertretens willen gelassen. Desgleichen Hos.
II, 2, 5, sprecht das Urtheil über eure Mutter, sie sey nicht
mein Weib, Und im IV Cap. v. 5, allwo zugleich eine schwerere
Strafe
angekündigt wird, da es heist: Darum solt du bey Tage fallen, und der
Prophet des Nachts neben dir fallen; also will ich deine Mutter
hinrichten. |
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Da sich über diese
Worte
verschiedene Auslegungen finden, so wird es nicht undienlich seyn,
selbige hier mit anzumercken. Der Jüdische R. Abarbanel
hat eine besondere Auslegung, und will die ersten Worte auf das
Volck
ziehen, daß sie dieselbigen zu Hosea gesprochen: Du
solt noch des Tages fallen, weil Du nicht gescheut hast, uns als grosse
Sünder zu strafen und zu schelten; wie sie dort zu Jeremia
sagten: Weissage uns nicht in dem Nahmen des HErrn, etc. |
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Jer. XI, 21. |
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Allein es ist wider den klaren Context. Das Volck
ist es selbst, dem der Fall gedrohet wird, du gottloses Volck, daß du
nicht wilt gehorchen, du solt fallen; darum, daß sie mein Gesetz
verlassen, daß ich ihnen gegeben habe, und gehorchen meiner Rede nicht,
leben auch nicht darnach, darum will ich das Schwerdt hinter sie
schicken, bis daß es aus mit ihnen sey, Jer. IX, 13, 16, das
wird hier durch das Fallen angezeiget. |
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Das
Ebr.
caschal heisset eigentlich offendere, impingere in via, in
cursu, anstossen, daß man strauchelt, oder gar zu Boden fället, und
Schaden nimmt. Hernach wird es
moralisch gebraucht von dem
Sünden-Fall,
da der Mensch
sich stösset an GOttes Wort und Gebot, dasselbe verachtet und übertritt,
und also einen gefährlichen Fall thut, |
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1 Cor. X, 2. |
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Metaphorisch wird es gebraucht von eines Menschen
Verderben und Untergang, seinem gäntzlichen Fall und Stürtzung, daß er
lieget und nicht wieder aufkommen kan, |
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Jer. XVIII, 23. |
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So solte es nun dem
Volcke
gehen, es solte fallen, und zwar bey Tage. Das geben einige, fortuna
maxime splendente, et rebus omnibus florentibus, et ad voluntatem eorum
fluentibus, Lyserus h.l. welches die
Heil. Schrifft gute Tage nennet |
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Ps. XXXIX. |
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Allein es ist besser, man bleibe bey den klaren
Buchstaben: am Tage: non fraude, non insidiis, sed clara luce
corrues, et in captivitatem duceris. |
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Hieronymus. |
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Es soll aber auch fallen der Prophet, nabi,
dadurch verstanden wird, nicht nur der zukünfftige
Dinge
vorher verkündiget, sondern auch ein jeder
Lehrer des göttlichen Wortes;
Propheten sollen seyn nebiim, h.e. qui |
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{Sp. 1620} |
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audita et revelata a Deo loquntur, Es.
III, 2. Dan. IX, 24, also, daß hier unter diesem
Nahmen
auch die Sacerdotes, welche das
Gesetz
lehreten, und die Schrifftgelehrten mit begriffen; und ist er
Singularis allhier collectivus, der den gantzen Orden der
Propheten und Priester anzeiget, nehmlich nicht die wahren, sondern die
falschen Propheten und Lehrer; und das wird seyn der Prophet
neben dir, das ist, der entweder aus deinem
Geschlecht
und Freundschafft ist, oder, der bey dir ist, und dich lehret oder der
mit dir in gleichem Unglück sich befinden wird. |
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Er wird fallen des Nachts. Das
erklären einige durch bald und geschwinde, wie auf den Tag die Nacht
folget; Andere, in denselbigen Unglücks-Stunden des
Volcks,
welches eine Nacht heisset; Noch andere, sie werden des Nachts für dem
Fall nicht sicher seyn, 5 B. Mose XXVIII, 67, die Sonne soll
über dem Propheten untergehen, und der Tag über im finster werden, |
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Mich. III, 6. |
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Aber auch die Mutter soll mit hingerichtet
werden; wie etliche das
Hebr.
Wort
als in similitudine auslegen, auf gleiche Art, wie das Volck
und die Propheten; daher es andere übersetzen, exscindam, ich
will sie gantz mit Strumpff und Stiel ausrotten: Andere, et tacere
feci matrem tuam. |
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Bey dem Israelitischen Gottesdienst gieng es
nicht stille zu, sondern es wurde
GOtt mit singen und spielen gelobet: Wenn aber GOtt die
schrecklichen Fälle über sie schicken würde, dann würde durch die
greuliche Verwüstung alles stille werden etc. |
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Gräfens Conc. in Hos. … |
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3) |
Die Antichristische Kirche, als eine
Erfinderin
und Fortpflantzerin falscher Lehre. |
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So stehet Offenb. XVII, 5,
Johannes habe gesehen das Weib, und an ihrer Stirn geschrieben
den Nahmen, das Geheimniß, die grosse Babylon, die Mutter der Hurerey
und aller Greuel auf Erden. He mētēr
tōn pornōn,
die Mutter aller Huren, weil alle
Städte,
die ihr unterworffen sind, und nach der
Redens-Art
der Propheten ihre
Töchter genennet werden, von ihr das Huren gelernet
haben, und ihren Fußtapfen getreulich nachwandeln. |
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Wohin aber das
Wort
Geheimniß hier eigentlich gehöre? ob es sey ein Stück des
angeschriebenen
Nahmens,
und also Johannes dasselbe, nebst den folgenden Worten,
auch an der Stirn des
Weibes gesehen habe? oder ob Johannes per
appositionem dieses Wort vor den Nahmen des Weibes setze, und also
beschreibe die
Art
und Beschaffenheit dieses Nahmens, nehmlich daß derselbe ein Geheimniß
und etwas verborgenes sey, das da müsse mystice, geistlicher
Weise ausgeleget und verstanden werden? davon ist nichts gewisses zu
sagen, auch nicht viel daran gelegen, weil einerley
Sache
dadurch angedeutet wird, nehmlich daß dieses sey nomen mysticum,
ein solcher Nahme, der eine geistliche Deutung hat; wie der Engel in dem
7 Vers dieses Capitels sich erbeut, er wolle dem Johanni
sagen das Geheimniß des Weibes und des Thieres; und Christus
befiehlet dem Johanni, daß er soll schreiben das
Geheimniß der 7 Sterne, welche sind Engel der sieben
Gemeinen, |
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Cap. I, 20. |
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Also wird nun hiermit angedeutet, |
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{Sp. 1621|S. 829} |
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daß durch die grosse Babylon nicht die
Haupt-Stadt in Chaldäa, sondern die geistliche Babel und die
Antichristische Kirche, und durch die Hurerey nicht leibliche, sondern
geistliche Hurerey zu
verstehen sey: gleichwie auch eben diese grosse
Stadt
heisset geistlich Sodom und Egypten, da unser HErr gecreutziget ist, |
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Cap. XI, 17, |
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derowegen ist dieses nicht ein heiliges und
gottseliges Geheimniß, wie die Menschwerdung Christi, |
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1 Tim. III, 16, |
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wie die geistl. Vermählung Christi mit seiner
Gemeine, |
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Ephes. V, 32, |
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und die gantze Evangel. Lehre, |
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C. I, 9, C. VI, 19; |
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sondern mysterium iniquitatis, das Geheimniß
der Boßheit und Ungerechtigkeit des Antichrists, davon Paulus
geweissaget: Es reget sich schon die Bosheit heimlich, |
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2 Thess. II, 7. Lucii Erkl. der
Offenb. Joh. … |
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4) |
Treue Lehrer und Prediger. |
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Also vergleichet sich Paulus mit
einer Mutter, wenn er an die Galater schreibet: Meine lieben Kinder,
welche ich abermahl mit
Ängsten gebähre, bis daß Christus in euch eine
Gestalt gewinne, Gal. IV, 19, da er sie denn sehr liebreich anredet:
teknia mou, meine lieben
Kindlein. |
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Sonst pfleget er seine Zuhörer auch mit dem
brüderl.
Nahmen
zu beehren, wie er denn kurtz vorher auch die Galater also
titulirte, v.
12, das aber ist noch zu wenig seinen
Affect gegen sie zur Gnüge
auszudrücken, der recht väterlich und mütterlich war. Es hätten die
Galater leicht einen Zweifel in seine
Liebe setzen können, nachdem er
sie so hart angelassen:O ihr unverständigen Galater, Cap. III,
1, darzu noch der falschen Apostel heimtückische Verläumdung kam: er
bezeugte aber, er sey der alte Paulus, der nichts
destoweniger sie hertzlich liebe, als seine liebste
Kinder. |
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Er nennet sie nicht nur
tekna,
Kinder, sondern seine rechte zarte und innige Liebe
auszudrücken, nennet er sie teknia, seine
Kindlein, weil er jetzt von der Geburt reden wolte, da er sie
vermittelst des
Worts, als eines unvergängl. Saamens, gezeuget hatte, |
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1. Petr. I, 23, |
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deshalben er sie nicht nur Kinder oder GOttes Kinder,
wie sie waren durch den Glauben an Christum, |
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Gal. III, 26, Joh. I, 12, |
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sondern auch seine Kindlein nennet, weil er sie
gezeuget hatte durchs Evangelium, |
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1 Cor. IV, 14, 15; |
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ebenso hatte er als GOttes
synerios und Mit-Arbeiter |
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1 Cor. III, 9, |
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durch das
Wort und die Tauffe sie zu GOttes Kindern gemacht, aus welchem
glückseligen Zustande sie aber gefallen waren durch Abfall und
Unglauben, darum sie abermahls musten gebohren werden. |
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Welche
Redens-Art
hergenommen von einem gebährenden
Weibe,
der es in der Geburth sehr sauer ankommt; also will Paulus
sagen,
lasse ich es mir mit Lehren, Predigen, Seuffzen, Bethen, Flehen und
Ermahnen blutsauer werden, damit ihr meine lieben Galater solt
wiedergebohren, aus dem Irrthum, darein ihr gefallen seyd, errettet, und
GOttes Creaturen werden, geschaffen zu guten Wercken, |
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Eph. II, 20. |
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Zwar thut dieses
GOtt, der
Vater
des Lichts, als die Haupt-Ursache, |
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Jac. I, 17, |
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Es. LIV, 1, Gal. IV, 26, Es. LXVI,
9, |
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jedoch thun die Lehrer der Kirche, als GOttes
Mitarbeiter, das ihrige mit dabey; und zwar nicht nur, wenn sie ihre
Zuhörer zu allererst zum wahren seligma- |
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{Sp. 1622} |
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chenden Glauben bringen, sondern auch, wenn dieselben
abfallen, und die erste Liebe verlassen, müssen sie selbige
palin, abermahl mit
Ängsten gebähren. |
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Das Absehen solches
ängstlichen Wiedergebährens
war: daß Christus eine Gestalt in euch gewinne. Es hatten die falschen
Apostel, wie Lutherus angemercket in seinem Comment.
die vorige durch des Apostels Predigt, als er sie zuerst gezeuget hatte
durch das Evangelium, in ihnen gäntzlich ausgelöschet, und hatten an
deren statt Mosen ihnen ins Hertz gebildet, als wenn
sie durch denselben müsten selig werden, wodurch aber nichts anders, als
Scheinheilige und Heuchler worden, die nichts von Christo behielten, und
hinter die Seligkeit hingiengen: so bearbeitete er sich demnach mit
grossen Geburts-Schmertzen dahin, daß Christus eine
Gestalt
wieder in ihnen gewinnen möchte. |
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Wie die
Natur
die Frucht im Mutterleibe von dem Hertzen aus immer mehr zur
Vollkommenheit bringet; so wird Christi
Erkenntniß
immer völliger, seine Nachfolge in allen denen Stücken, die er uns
vorgestellet hat, immer ähnlicher, bis wir alle hinan kommen zu einerley
Glauben, |
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Eph. IV, 13, |
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da gewinnt er seine
Gestalt
in uns durch den Glauben und Erkenntniß, |
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2. Cor. III, 18. Carpz. Fruchtbr.
Gesellsch. I Th. … |
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5) |
Eine grosse Haupt-Stadt, |
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2 Sam XX, 19 … |
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6) |
Eine Regentin, wie also Debora,
die Regentin u. Richterin in Israel genennet wird, |
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B. der Richt. V, 7. |
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7) |
Die
Erde,
welche unser aller Mutter genennet wird, Sir. XL, 1, es ist ein
elend jämmerlich Ding um aller
Menschen
Leben,
von Mutter-Leibe an, bis sie in die Erde begraben werden, die unser
aller Mutter ist; Mit welcher Benennung die Erde beleget wird, nicht
allein, weil der erste Mensch aus der Erden erschaffen worden, sondern
auch weil sie |
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a) |
uns ernehret, indem sie Korn und Früchte träget,
die der Mensch
zu seiner Nahrung und nothwendigen Unterhalt haben muß, |
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Hos. II, |
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Ps. CXV, 16, |
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c) |
uns gleichsam in ihren Schoos aufnimmt, wenn wir
gestorben sind. |
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Osiandri Bib. h.l. |
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8) |
Die Maden und Würme im Grabe, wie
Hiob C. XVII, 14 sagt: die Verwesung
heisse ich meinen Vater, und die Würme meine Mutter und meine
Schwester;
Dieweil sie sich zunächst an die Leiber der Todten machen, ja gar hinein
kriechen, ihre
Wohnung in ihnen aufschlagen, und nicht ausweichen, bis
sie alle ihr Fleisch verzehret haben, nicht anders als wie die Mutter
und Schwester unsere nächste Bluts-Verwandten sind. |
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