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Zedler: Willkommen HIS-Data
5028-57-266-3
Titel: Willkommen
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 57 Sp. 266
Jahr: 1748
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 57 S. 146
Vorheriger Artikel: Willkomm
Folgender Artikel: Willkommen, oder Willkomm
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text  
  Willkommen, nennet man einen grossen Becher, Glas, Krug, oder dergleichen Trinckgeschirr, welches vor Alters einen zum ersten mahl sich einfindenden Gast von dem Hauswirth mit dem Beding zugetruncken ward, daß der Gast solches austrincken muste, ohngeachtet offt etliche Maas Wein in einen solchen Willkommen eingeschencket waren; wie etwa dergleichen noch hin und wieder nicht nur in grossen Hoff-Kellereyen anzutreffen, sondern auch noch bey einem und anderen Handwerck-Zünften in Gebrauch geblieben, da vermöge Handwercks-Gebrauch die Gesellen denen Fremden Ankommenden ihres gleichen auf der Herberge solchen zu zutrincken, und diese hergegen solchen auszutrincken gehalten seyn. Solches heisset nach altdeutscher Weise, dem neuen Gaste den Willkommen vorsetzen.  
  Weil der Trunck mehr als gewöhnlich starck, ist leicht zu erachten, was daraus erfolge, doch wird die Weise an vielen Orten beybehalten, ob sie gleich nicht von allen gelobet wird.  
  Es ist aber ein solcher Willkommen entweder aus Zinn oder Silber gemacht, und mit vielen Schilden behänget, welche diejenigen, so Gesellen werden, daran zu verehren schuldig seyn, daß also die Schilde an manchen solchen Willkommen ziemlich vermehret werden; wie dann auch viele Handwercks-Zünffte ein sonderlich Gepränge damit treiben, wenn sie proceßionsweise jährlich ihre neue Herberge oder Krug beziehen, da alsdenn nebst ihrer Lade, Schild und andern der Zunfft zugehörigen Dingen, auch ein solcher Willkommen zugleich mit fortgetragen wird, welchen einige Reisende, gewissen Umständen nach, offt für ein Wahrzeichen dieses oder jenes Ortes zu halten pflegen; gleichwie den also genannten silbernen Stürtzebecher in Hamburg, der daselbst in der Schiffergesellschaft aufbehalten, und jedem Durchreisenden auf Begehren gantz willig gezeiget wird.  
  Bekannt ist aber auch, daß ein solcher Willkommen, er sey auch anzutreffen, wo er wolle, wann er von ziemlicher Grösse, und etwan auch das daraus geschenckte Geträncke darnach beschaffen ist, manchen zum Übelbekommen wird, weil er sich mit eines darinne übersauffen kan, daß er es hernach sein Lebtage zu fühlen hat. Zu geschweigen der Gabe Gottes, die dadurch liederlich verschwendet wird.  
  Derer zu dem grossen Weinfasse, welches auf der Festung Königstein lieget, gehörigen Willkommengläser, und derer silbernen vergoldeten Becher seynd an der Zahl fünffe, wie folget:  
  Der erste ist ein schön venedisches Glas, auf einem von Silber und vergoldetem erhabenen, und mit allerhand Figuren schön gezieretem Fusse, in welches sechs Maas, in den Deckel oder in die Stürtze aber, zwey Maas Wein gehen; Auf der einen Seite des Glases stehet Bacchus auf einem Fasse sitzend angeschnitten, auf der andern aber nachfolgende Reime:  
  Mars gar viel Leute frist,
        Doch Bacchus thuts ihm vor,
Sein Wein schickt manchen hin,
        Macht Jung und Alt zum Thor.
 
  {Sp. 267|S. 147}  
  Der andere Willkommen ist ein schön silbern Fäßgen, welches man von einander nehmen kan, und inwendig gantz, auswendig aber nur die Reiffen vergüldet sind. Es ist 12 Zoll hoch, achte halben Zoll weit, und in jede Hälffte gehen 3 Maas Wein, ohne die 7 Becher, in dessen jede Hälffte auch ein Maas gehet.  
  Der dritte Willkommen ist ein silberner, inwendig vergoldeter Zühebrunnen, mit zwey gewundenen Seulen und silbernen Dache. Der Brunnen ist an und für sich selber 4 Zoll tief, und 6 Zoll weit, mit den Seulen bis an das Dach 12 Zoll hoch, und gehen 2 Maas Wein in selbigen. Er hat an einer silbernen und vergoldeten Kette zwey Eymer hangen, in deren jeden ein Quartier gehet.  
  Der vierte Willkommen ist ein silbern vergoldetes Stücke, welches 18 Zoll lang, 2 ¼ Zoll an der Mündung weit, anderthalb Maas Wein hält, und auf einer Lavette von dem schönsten schwartzen Ebenholtze ruhet, daran, wie auch an den dazu gehörigen Rädern, alles mit Silber künstlich beschlagen ist.  
  Der fünffte und letzte Willkommen bestehet in einem silbernen und gantz vergoldeten Feuermörsel, so inwendig sechs Zoll hoch, oben aber in der Mündung fünff Zoll weit ist. Er hält an sich selbst ein Maas Wein, der Einsatz aber ein halbes Maas, und ist nachfolgender Reim auf solchen zu lesen:  
  Der flügende Geist bin ich genennt,
Ein jeder mich noch nicht recht kennt,
Wenn aus mir meine Jungen flügen,
Thut mancher sich durch mich betrügen,
 
     

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Stand: 8. Dezember 2011 © Hans-Walter Pries