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Zedler: Schweitzer-Käse HIS-Data
5028-36-357-1
Titel: Schweitzer-Käse
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 36 Sp. 357
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 36 S. 192
Vorheriger Artikel: Schweitzerische Rechte und Gesetze
Folgender Artikel: Schweitzerland
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text  
  Schweitzer-Käse, wird dergestalt gemachet:  
  Nachdem der Senn die Milch in die Melckteren, welcher Name von dem Lateinischen Mulctra hergeholt zu seyn scheinet, und aus vielen Melckteren in das Milch-Täuslein ausgegossen, sienet er sie durch die Follen oder Milch-Sienen, so ein höltzernes oben weites, undten enges, mit frischen Tannen-Reißig verstopfftes Instrument, in das grosse Wellkesse, Bandkesse oder Käskesse, welches an den Turner hanget, an einem höltzernen Schnabel, welcher sich mit leichter Mühe, über das Feuer,  
  {Sp. 358}  
  und von demselbigen hinweg bewegen läßt.  
  Nachdem die reine Milch eine Zeitlang über dem Feuer gestanden, nimmt der Senn aus dem Lupptäuslein einen Löffel von Lupp, Käslupp oder Käslapp, womit er denn bis hundert Maaß Milch scheiden kann. Von dieser geschiedenen Milch nimmt er mit einer durchlöcherten Ziegerkellen den Abzug, ein schaumiges Wesen, hinweg, damit es den Schweinen zur Nahrung dienen könne. Die übrige zum Käsmachen dienliche, dicke zusammen geronnene und fest bey einander haltende Materie nennet man Bulderen, die zerbricht der Senn mit der Käsbrechen, einem stachelichten Stecken, in gantz kleine Stückgen.  
  Wenn dieses geschehen, so scheidet sich die dicke Materie von dem wässerigten Wesen, und heisset jene Käse, diese aber Sirpen. Von der Sirpen nimmt der Senn mit dem Stielnapf, Hackennapf oder Gon, etliche Maaß, schüttet sie in ein anderes Geschirre, und fasset den Käse in die Mutten, welche auf das Muttenholtz abhängig geleget wird, damit die überflüßige wässerigte Feuchtigkeit den Ablauf haben möge.  
  Indessen wird die Sirpen, weil sie noch viel fette öligte Theile in sich hat, wiederum über ein stärcker Feuer gesetzet, damit sich zuförderst, und aufs neue der Vorbruch scheide, welches ein schwammiges, oben auf schwimmendes sehr niedliches Wesen, daß der Senn mit dem Schweidnapf hinweg nimmet, damit es ihm allein oder mit andern Milchspeisen vermischet zur Nahrung diene.  
  Zu der übrigen Sirpen im Wellkesse wird von dem Saurtranck oder Saurschotten geschüttet, welche zu eben dem Ende in dem Tranckfaß oder Tranckbrunngen aufbehalten wird. Da geschiehet wiederum eine neue Scheidung der flüßigen Theile von den festeren, und heissen jene Schotten, diese aber Zieger, beyde unter einander Suffi.  
  Darauf kehret der Senn wieder zu seinem Käse, nimmt denselben aus der Mutten, umgiebt ihn mit einem höltzernen oder von Rinden gemachten Reif, den sie Käskärbe nennen, bedeckt ihn weiter mit einem rohen saubern Tuch oder Käsblechen, belegt ihn weiter mit einem runden Bret, und beschweret ihn mit einem schweren Käsladstein, damit auf solche Weise der Käse seine ordentliche Runde, oben und unten ab geebnete Gestalt bekomme, und von allen wässerigten Theilen befreyet werde.  
  Auf diese Weise wird der Käse, nachdem er an einem duncklen und kalten Ort gestellet, und immer mehr und mehr beschweret worden, ie fester, zuweilen mit Saltz besprenget, damit er desto dauer- und schmackhafter werde.  
  Es ist aber ein Unterscheid zwischen den feisten und magern Käsen zu machen; jene werden von frisch gemolckener Milch bereitet, haben folglich das käsigte und buttrigte Wesen in sich, da diese von derjenigen Milch gemachet werden, welche etliche Tage in dem Milchkeller, an einem kalten Orte gestanden, und den Ram oder Niedel, woraus die Butter gemachet wird, von sich gegeben.  
     

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Stand: 22. Oktober 2011 © Hans-Walter Pries