Titel: |
Form |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
9 Sp. 1490 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 9 S. 768 |
Vorheriger Artikel: |
Forlimpopoli |
Folgender Artikel: |
Forma |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben |
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Form oder Gestallt, ist ein
Wort, welches
so wohl in der Physic als
Metaphysic vorkommt. |
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Wenn von der Forma metaphysica die
Rede ist, so wird darunter ein
Abstractum eines
Dinges
verstanden,
will man aber die Formam
physicam
wissen, so
redet man von denen Gestallten derer
natürlichen Dinge. |
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Aristoteles setzet 3.
Principia
derer natürlichen Dinge, |
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- die
Materie,
- die Form und
- die Priuation.
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Weil nun aber seine Ausleger nicht wusten, was er eigentlich unter dem Wort
ousia
oder der Form wolle verstanden haben, so geschahe, daß die
Lateinischen
sagten, die Form sey eine
Substantz, die
Griechischen aber behaupteten, sie wäre ein Accidens. Jener ihre
Erklärung gab
Gelegenheit zu dem
Irrthume,
daß man sich überredete, die Form wäre eine von der Materie
unterschiedene Substantz, so daß die Materie
was leidendes, die Form aber was
würckendes sey. |
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Sie
theilten also die Form ein in informantem und adsistentem.
Die Forma informans wäre diejenige, welche sich mit der
Materie
vereinige, und etwas zusammen gesetztes würcke, wie
z.E. die
menschliche
Seele
dergleichen Form des
Menschen
sey; die Forma adsistens aber wäre diejenige, die zwar nicht eine
Sache
vereiniget, auch zu ihrem
Wesen nichts beytrage, aber gleichwohl einige
Verwandtschafft mit derselben, auch einige
Geschicklichkeit selbige zu
bewegen
und zu dirigiren habe, wie ein Schiffer das Schiff
regiere. |
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Die Formam informantem theilen die
Scholastici wiederum
ein in substantialem und totalem. So es nemlich die
Substantz und das
Wesen der
Sache
selbst sey, und durch Vereinigung mit der
Materie was selbständiges und
wesentliches darstelle,
dergleichen alle
cörperliche Substantzen hätten, z.E. der Himmel, das
Feuer, Metall, der
Stein, u.d. so wäre es Forma substantialis. Hingegen würcke es nur eine
zufällige
Eigenschafft, z.E. die Länge, die Farbe, die Höhe und dergleichen, so
wäre es Forma accidentialis. |
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Weiter sey die Forma informans entweder totalis oder
partialis. Unter dieser
verstehen sie eine Form, die nur einen
Theil einer
Sache
oder eines
Cörpers gäbe, z.E. die Form des Fleisches, Auges, Zunge, Hand
u.d. Jene aber sey, welche |
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{Sp. 1491|S. 769} |
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das
Wesen einer
gantzen
Sache
mittheile. |
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Endlich theilen sie noch die Formam informantem in genericam
und specificam. Von der generica
sagen sie, daß selbige mache,
daß eine Sache die wesentlichen
Eigenschafften habe, die ihr mit andern ihr
entgegen gesetzten
Dingen gemein sind; von der specifica aber, daß sie
dasjenige
Wesen gebe, welches sie an andern Dingen
unterscheide. |
- Scheibler Metaph. I. 22. §. 44. seqq.
-
Thomasius Erotem. metaph. 12.
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Ausser jetzt erzählten
Arten haben die Stoici noch einen weitern
Vorrath von Formen, als Formam internam und externam. Unter
jenen
verstehen sie diejenige, die sich genau von inne mit der
Materie
vereinige; unter jener aber die, welche auf der Oberfläche eines
Cörpers beruhe,
z.E. die Farbe, Glätte, Rauhigkeit einer
Sache. |
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Weiter Formam simplicem und compositam. Diese ist, deren
Theile von unterschiedener
Natur
sind; jene aber von einerley Natur. Auch haben sie eine Formam essentialem
und accidentialem. Jene gehört zum
Wesen eines
Dinges, z.E. die
Wärme in Ansehung des
Feuers; diese, so nicht zum Wesen eines Dinges gehört,
sondern zufällig ist, z.E. eine lange Nase an einem
Menschen.
Wiewohl andere diese letzte
Eintheilung mit der obigen in substantialem
und accidentalem vor eine halten. |
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Es
mangelt auch nicht an
Regeln, wie die Form zu
tractiren sey. So heisset
es |
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- forma dat esse
rei, distingui et operari;
- forma est
principium actiuum,
materia est principium passiuum;
- forma materia est nobilior;
- posita forma in actu secundo, ponitur formatum,
- und andere.
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- Velthem Instit. Metaph. p. 1603.
- Schertzers Manual. Phil. P. I. p. 89.
-
Donati Metaph. vsual. 27. §. 30. seqq.
- Hebenstreit Phil. prim. 8.
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Wenn wir aber von dieser gantzen
Sache unparteyisch
urtheilen
sollen so ist
nicht zu
läugnen, daß die gantze Sache nach Scholastischer Art ziemlich
verwirrt. Die Scholastici distinguiren, wie oben
erinnert worden, die
Form von der
Materie, da doch diese beyden
Dinge so genau mit einander
vereiniget sind, daß sie nicht können von einander geschieden werden. Da nun
aber bey genauer Überlegung alles, was wir an denen
natürlichen Dingen
wahrnehmen, nichts anders als
Würckungen sind, sie mögen nun zu dem
Wesen eines
Dinges gehören oder nicht, welche doch
nothwendig von einer
würckenden Ursache
oder
Substantz herkommen müssen, so ersiehet man daher, daß, wo anders
richtige
Begriffe unter der Form stecken, selbige nichts anders als die
Fähigkeit würcken, oder, so man weiter gehen wolte, die Würckungen selbst dieser
Fähigkeiten sey. |
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Wir sehen ein
gemeines Wesen. Die Glieder, so darinnen sind, sind in
Ansehung überein, daß sie aus denenjenigen Stücken, die zu einem
Menschen
gehören, bestehen; in Ansehung aber ihrer
Verrichtung sind sie unterschieden,
der eine
regieret, der andere ist
unterthan; der eine würckt mit dem
Leibe, der andere mit dem
Kopfe; der eine
thut was
gutes, der andere was
böses, und so fort. Dieses macht
eines jeden seine Form aus. |
- du Hamel de Consensu vet. et nou. Phil.
II. 2.
- Morhof Polyhist. Tom. II. Lib. II. P. II.
c. 1. n. 7.
- Boyle de Origine Formarum et Qualitatum.
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