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Quellenangaben |
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Gantz,
Lat.
Totum, wird eigentlich ein aus
vielen einfachen Stücken zusammengesetztes
Ding
genennt; die einfachen Stücke aber, daraus
das Gantze bestehet, heissen
Theile. |
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Die
Sache wird
ordentlich in der
Metaphysic abgehandelt. |
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Das Gantze ist aber also beschaffen, daß entweder
würckliche
Theile vorhanden, aus denen es zusammengesetzet ist; oder daß bloß in den
abstracten
Idéen
unsers
Verstandes
als ein aus
unterschiedenen Theilen bestehendes betrachtet wird. Dieses heisset
Totum vniuersale, jenes Totum essentiale integrale. Doch
dieser letztern beyden sind wieder von einander
unterschieden; wenn sie unter
sich gegen einander gehalten werden. |
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Man kan ein würcklich zusammen gesetztes
Ding nach seinem physicalischen
Wesen
betrachten, welches so viel ist, als nach seinen
einfachen
Principiis, welche, indem sie durch ihre
Facultates oder thätige
Kräffte in einander
würcken, sich in ein zusammengesetztes Ding,
und also in ein reales Gantze vereinigen. Und
dergleichen nennet man ein Totum essentiale, ein
wesentliches oder physicali- |
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sches Gantze. |
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Die Principia nun, die solcher
Gestallt durch
ihre thätige Kräffte in einander
würcken, und sich
hierdurch in ein Gantzes vereinigen, heissen
wesentliche Theile oder Partes essentiales. Also
sind der
Verstand und
Wille die wesentlichen Theile der
menschlichen
Seele; die
Empfindung,
Gedächtniß,
Einbildungs-Krafft und
Beurtheilungs-Krafft machen zusammen den Verstand aus. |
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Weil nun ein solches aus seinen Principiis
allbereit
gezeugtes Gantze
nothwendig an
einander hangende Theile haben
muß, die,
gleichwie sie in der Mischung ihrer Principiorum
mit einander übereinkommen, also hingegen nur
dem
Orte nach von einander unterschieden sind,
und dahero Partes extra partes
genennet werden.
Wenn wir also ein
Ding nicht nach seinen
würckenden Principiis, sondern nach seiner
Extension und Quantität betrachten, die als ein
Gantzes in ihre einfachern oder kleinern
Quantitäten
getheilet werden kann, so pflegt es
ein Totum integrale im Gegensatz gegen das
essentiale genennet zu werden. |
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Wie also bißhero das Gantze abgehandelt
worden, giebt sich von sich selber, daß es
würckliche
Theile habe, diese Theile aber auch
gehörig vereiniget seyn müssen, denn ein
Gantzes ohne Theile wiederspricht sich selbst. Es
ist also das Totum vniuersale eigentlich kein
Gantzes zu nennen, weil es nur in so ferne ein
Gantzes genennet wird, indem man viele
Accidentia, als der
Grund seiner
Specierum von
ihm gedencken kan. |
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So geht man auch über den eigentlichen
Begriff des Gantzen, wenn man
GOTT ein Totum
perfectionale nennet, welches zwar keine
wahrhafften Theile hat, von welchem sich aber
doch viele ja alle
Vollkommenheiten gedencken
lassen. |
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Die
menschliche
Seele nennen einige
Totum
potestatiuum, welches zwar weder partes
essentiales noch integrales habe, von welchem
sich aber doch unterschiedene Potentiae
gedencken und abstrahiren lassen;
z.E. die
Krafft
zu
empfinden,
erinnern,
beurtheilen, und
dergleichen. |
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Einige erzählen unter denen Gantzen auch
ein Totum numerale, welches eine
Zahl, die man
als ein Gantzes betrachtet, seyn
soll, z.E. die
zwey und siebentzig Dollmetscher. Allein man
betrachtet entweder die
gezählten
Dinge, so sind
sie nicht eins, sondern viele unterschiedene
Dinge, und also kein wahrhafftes Gantze; oder die
Zahl an sich selbst, und in Abstracto, so ist sie
eine
Art des Gantzen nur in
Gedancken. |
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Auf derer Mathematicorum ihr Gantzes nun
wieder zu kommen, so
verstehen sie darunter eine
jede Grösse, in so ferne man solche als eines
ansiehet, das vieles andere von gleicher Art in
sich hält, so von einander unterschieden werden
kan, und dem es zusammen genommen gleich ist.
Es sey AB eine Linie in verschied- |
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[Grafik] |
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dene Theile AC, CD, DE, EB
zertheilet, sie
mögen gleich oder
ungleich seyn; so wird in
Ansehung dieser Theile, so von gleicher
Beschaffenheit, nemlich eben Falls Linien sind,
und zusammen genommen die Linie AB
ausmachen, ein Gantzes genennet. Es ist
demnach das Gantze nichts anders als ein
relatiuum, da nemlich eine Grösse nicht eher zum
Gantzen wird, als biß man solche zertheilt
betrachtet, und diese Theile mit ihr vergleichet;
daher kan auch AC, das man |
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bißher als einen Theil der Linie AB
betrachtet hat, eben Falls zum gantzen werden,
wenn man solche wiederum in Theile zerschnitten
sich concipiret und solche Linie AC darauf
bezühet. |
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Aus dieser
Notion flüssen alsobald die
bekannten Axiomata, daß das Gantze allen seinen
Theilen zusammen genommen gleich sey, ingl.
daß das Gantze grösser sey als ein jedes Theil
desselben; welches letztere
Wolff in Elem. Arithm.
zum Theoremate machet und solches aus der
Notion des grössern
demonstriret; wiewohl man
solchen
Satz, der an sich selbst klar ist, und
durch eine Demonstration fast undeutlicher
werden will, gar wohl als ein Axioma und ohne Demonstration annehmen kan; daher auch ein
ungenannter in einem Schediasmate unter dem
Titel:
Specimina logica heroica zwischen Christian
Wolffen und Andreas
Ridigern wegen der
Demonstration, daß das Gantze grösser sey, als
ein jeder seiner Theile, sich ziemlich darüber
moquiret, und auf beyden Seiten
verschiedene
Logicalische Schnitzer anmercken
will. |
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Wir haben oben schon angemercket, daß das
Mathematische Gantze integrale zum
Unterscheide des essentialis genennet werde.
Jenes integrale ist wiederum zweyerley, es
bestehet entweder aus Theilen, die mit dem
Gantzen von einerley
Wesen
sind, und von ihm nur darinne unterschieden sind, daß sie kleiner als das
Gantze, ausser dem aber an keine
gewisse
Determination der Quantitaet gebunden sind, z.E.
ein Stück Holtz, wenn es in so viele kleine Stücke,
als man will oder kan,
getheilet wird; oder es
bestehet aus Theilen, die eine gewisse
Determination der Quantitaet, nemlich eine
gewisse Grösse, Figur und Structur unter einander
haben müssen, z.E. ein organischer
Cörper. Das
erste wird insgemein Totum homogeneum oder
similare, das andere heterogeneum oder
dissimulare genennet. |
Aristoteles de Part. Animal. II.
1. |
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In dem ersten Falle trägt die Determination
der Quantitaet derer Theile man mag sie so groß
oder klein setzen, als man will, nicht zum
Wesen
des Gantzen bey; in dem andern aber aller Dings
etwas, dahero das Totum integrale homogeneum ein gemischtes Gantze, nemlich
Physico-
mathematicum ist. Die Theile des Totius
heterogenei sind entweder principales oder minus
prinicpales. Jener heist der, der das Gantze ohne
Untergange seines Wesens nicht entbehren kan,
z.E. der
Kopf, das Hertz eines
Menschen; dieser
aber heist ein Theil, den das Gantze ohne
Verlust
seines Wesens entrathen kan, z.E. ein Finger,
Zahn und dergleichen, deswegen bleibt er doch
ein Mensch. Wenn ein Totum heterogeneum alle
seine partes principales und minus principales hat,
so heisset es totum integrum; wenn es hingegen
einen partem minus principalem, dessen es nicht
wieder
theilhafftig werden kan, verlohren hat, so
heisset es ein Totum mutilum, welches also zwar
nicht mehr Totum integrum, aber doch noch ein
Totum integrale ist. |
Aristoteles Met. V.
27. |
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Alle die bißher abgehandelten Gantze pflegen
Tota vulgaria
genennet, und denen
mysticis
entgegen gesetzet zu werden. Dieses theilen sie
wieder in personale, welches CHristus ist, der aus der
göttlichen
und
menschlichen
Natur, die
persönlich mit einander vereiniget sind; und sacramentale, so eine
irdische und himmlische
Sache, die sacramentirlicher Weise vereiniget
wird, in sich be- |
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greifft. |
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Die
vornehmsten
und
nützlichsten
Regeln von
dem Gantzen sind diese: |
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- wo ein Gantzes ist,
müssen
nothwendig
Theile seyn; wenn man setzet, daß ein
wesentliches oder physicalisches Gantze da sey,
so müssen nothwendig alle wesentliche Theile
desselben da seyn:
- wo ein Mathematisches und
zwar Totum integrale homogeneum ist, da
müssen nothwendig partes integrales
homogeneae seyn, derer jeden man wiederum in
eben dergleichen Theile, von was vor Grösse und
Figuren man nur will, zu zertheilen fortfahren kan,
so lange man will, welches letztere aber von
andern
Arten des Gantzen sich nicht
thun läst:
- wo
ein Totum integrale heterogeneum oder physico-mathematicum ist, da müssen alle zu solchem
Gantzen erforderlichen Partes principales seyn,
und kein eintziger dererselben kan ohne
Untergang des
Wesens eines solchen Gantzen
seyn:
- unter denen Partibus minus principalibus eines solchen Gantzen kan einer und der andere
fehlen, ohne Schaden des Totius integralis, in
Ansehung seines Wesens:
- wenn man ein Totum
heterogeneum integrum setzet, so müssen
nothwendig alle Partes integrales, so wohl
principales als minus principales desselben
zugegen seyn:
- das Totum integrale muß
nothwendig grösser seyn, als ein jeder unter
seinen Theilen, wenn man alle wesentliche Theile
eines Gantzen, und die zur Hervorbringung dieses
letztern erforderliche Vereinigung setzet, so muß
nothwendig das wesentliche oder physicalische
Gantze da seyn:
- wenn man Partes integrales
homogeneas, und daß diese, in was vor
Ordnung
und äusserlicher
Gestallt es auch nur sey,
zusammen hange, setzet, so muß nothwendig ein
Totum integrale homogeneum da seyn:
- wenn man
die zum Wesen eines Totius heterogenei physico-mechanici erforderte Partes integrales
heterogeneas in gehöriger Vereinigung sowohl
unter einander, als mit denen thätigen Partibus
essentialibus setzet, so muß dasselbe gantz
vorhanden seyn:
- wenn die Partes heterogeneae eines Totius physico-mechanici
die gehörige
Grösse,
Gestallt, oder Vereinigung nicht haben, so
wird solches eine Mißgeburt genennet.
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- Scheibler Op. Log. …
-
Donati Metaph. vsual. …
- Velthem Institut. Metaph.
…
- Hebenstreit Philosoph. prim. …
- Weise Compend. Metaph. recognit. …
- Clericus Ontolog. …
-
Titius Art. Log. …
-
Müllers Metaph.
…
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Weil nun das Gantze eine
Sache ist, so
ungetheilet ist, als sind daher die
Redens-Arten
der
H. Schrifft zu erklären, wenn
GOtt von uns
fordert, wir
sollen ihn
lieben von gantzem Hertzen,
von gantzer
Seele und von gantzem
Gemüthe. |
- Deut. 6, 5.
- Matth. 22,
37.
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Fürchten und
dienen sollen wir ihm von
gantzem Hertzen. |
1. Samuel. 12, 24. |
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GOTT selbst verheisset
gutes zu thun von
gantzem Hertzen und von gantzer Seele. |
Jer. 32, 41. |
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Auch hat das
Wort Gantz bey denen Juristen
den Nachdruck, daß es alles in sich begreifft, und
nichts ausschlüsset. |
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