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Zedler: Rüdiger oder Ridiger (Andreas) HIS-Data
5028-32-1738-1
Titel: Rüdiger oder Ridiger (Andreas)
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 32 Sp. 1738
Jahr: 1742
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 32 S. 882
Vorheriger Artikel: Rüdiger (Andreas)
Folgender Artikel: Rüdiger (Christoph Ludwig)
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Rüdiger oder Ridiger (Andreas) ein Medicus und Philosoph, gebohren 1673, den 1 Nov. zu Rochlitz in Meissen von armen Eltern, daher er nicht zum studiren gehalten wurde, bis er fast im 14 Jahr seines Alters von sich selbst darauf verfiel.  
  Als sich nun sein Vetter, der damahls Rector der Schule war, gegen ihn vernehmen ließ, daß er besorge, er möchte theils zu arm, theils zu alt zum studiren seyn; so erregte diese Besorgnis einen so heftigen Eifer in ihm, daß ihn seine Lehrer hernach mehr, als ein mahl von dem allzu grossen Fleiß abhalten müssen.  
  Er studirte darauf auf dem Gymnasio zu Gera, und zohe 1692 auf die Academie nach Halle, allwo ihn nach einiger Zeit der geheimde Rath Thomasius zum Informator seiner zwey Söhne annahm. Im Jahr 1695 muste er wegen einer Kranckheit nach Hause gehen. Nach wieder erlangter Gesundheit lebte er ein halbes Jahr zu Gera, und gieng hernach nach Jena, allwo er die Theologie trieb, und einigen Studiosen ein Collegium über die Geographie und Historie las.  
  Als ein Jahr vorbey war, nahm sein gantzes Collegium von Jena Abschied; daher er sich wieder nach Gera wandte, weil er sich aber wieder nach der Academie sehnte, so machte er sich, nach einem halben Jahre, 1697 nach Leipzig, und unterrichtete junge Leute in Sprachen und Philosophie. Dabey vertauschte er die Theologie mit der Rechts-Gelahrheit, hielt auch ein halbes Jahr, und länger, Juristische Collegia. Weil man ihm aber so viel Fictiones Juris vorschwatzte, so ward er dieses Studii bey guter Zeit überdrüßig, und gedachte nunmehr ein Philosoph zu bleiben; änderte sich aber bald, und studirte anderthalb Jahr Medicin.  
  Im Jahr 1700 wurde der Magister, erhielt sich durch Collegia in Sprachen, wurde zu Halle 1703 Doctor der Medicin, würde auch solches noch eher gethan haben, wo ihm nicht Lips Tullian 1702 alle dazu angeschaffte Baarschafft und Kleider auf ein mal gestohlen hätte. Die Bekümmerniß über diesen Diebstahl, und die hierauf erforderte grosse Arbeit, sich wieder in guten Stand zu setzen, hatten ihm einen solchen Grad des mali  
  {Sp. 1739|S. 883}  
  hypochondriaci zugezogen, daß es sich kurtz hernach in eine Cachexie verwandelte; Es blieb auch dabey nicht, sondern das Podagra kam dazu, welches er 16 Wochen hinter einander alle Jahr zwey mal hatte, daher er die Praxin medicam fahren lassen, und sich allein vom Lesen erhalten muste, welches er auch bey den hefftigsten Schmertzen fortzusetzen gezwungen war.  
  Da er sich nun ohngefehr nach 3 Jahren von dieser Maladie erhohlt, auch einen feinen Applausum erlanget, so muste er sich 1707 wegen des Schwedischen Einfalls nach Halle begeben. Daselbst entschloß er sich, wegen einer gewissen Calumnie 12 Disputationes zu halten, schrieb dazu ein Programma de nexu Systematis mundani, und hielt die erste würcklich; die andern aber wurden ihm untersagt.  
  Im Jahr 1712 gieng er wieder nach Leipzig, und fieng an zu lesen und zu practiciren: gab aber das letzte, um das erste besser abzuwarten, nach einiger Zeit in einem öffentlichen Programmate auf. Von 1720 an, las er, wegen eines hefftigen Hustens, der ihn plagte, des Tages nicht mehr, als eine Stunde, und starb endlich 1731, den 6 Junii.  
  Seine Schrifften sind:  
 
1. Compendium philos. so er unter verschiedlichen Tituln, nemlich
 
a) Philosophia Synthetica, (Leipzig 1707 in 8).
b) Institutiones eruditionis, (Leipzig 1711 und auch 1717 in 8.) und
c) philosophia pragmatica (Leipzig 1723 i n 8.)
  wiewol jederzeit verändert drucken lassen.
 
 
2. Sensus veri et falsi Halle 1709 in 8. Leipzig 1722 in 4.
 
 
3. Physica divina, eaque inter superstitionem et atheismum media, Franckfurt 1716 in 4. von 5 Alphabeten, wegen welcher er mit Herr Doct. Lehmann, Prof. Richtern, Prof. Leysern, Herrn von Elswich, Professor Weidlern, mit denen PP. von Trevoux, mit Herrn Bernard und andern mehr Verdruß gekriegt.
 
 
4. Klugheit zu Leben und zu herrschen, Leipzig 1722 in 8.
 
 
5. Anweisung zur Zufriedenheit der menschlichen Seele, Leipzig 1721 und 1726 in 8.
 
 
6. Vorrede zu Hofmanns prudentia oeconomica.
 
 
7. Erörterung von der Moralität der Streit-Schrifften, 1723 8.
 
 
8. Objectiones contra Physicam divinam Andr. Rüdigeri, Philos. et Medic. Doct. Auctore R.G.F.S. (das ist George Friedrich Richter) cum notis Auctoris Physicae divinae, Leipzig 1717 in 4.
 
 
9. Christian Wolffs Meynung von dem Wesen der Seele und eines Geistes überhaupt; und Andreas Rüdigers Gegen- Meynung, Leipzig 1727 in 8. Dieser Schrifft wegen hat Adolph Friedrich Hofmann seinen Gedancken über Wolffens Logic, einen Anhang beygefüget, worinnen Wolff auf die von Rüdigern wider seine Meynung vom Wesen der Seelen und eines Geistes überhaupt gemachte Einwürffe zu antworten eingeladen wird (Leipzig 1728
 
  {Sp. 1740}  
 
in 8.) welche Antwort auch ein Falschgenannter gegeben, der unter dem Titel: Hieronymi Alethophili Erinnerungen auf die Gegen-Meynung der Meynung Herrn Hofrath Wolfens von dem Wesen der Seele etc. Leipzig 1728 in 8. heraus gegeben hat.
 
 
10. Commentationes de diaeta eruditorum, Leipzig 1728 in 8.
 
 
11. Disputationes:
 
a) De usu et abusu terminorum technicorum in philosophia, Leipzig 1700.
b) Virtutum intellectualium …, ebend. 1701.
c) De eo, quod omnes ideae oriantur a sensibus, ebend. 1704.
d) De novis ratiocinandi adminiculis … ebend. 1704.
e) De regressu sanguinis per venas mechanico, Halle 1704.
f) De pituita, Leipzig 1718.
 
 
12. Programmata:
 
a. Eröfnung eines Collegii utriusque philosophiae etc. ebend. 1723.
b. De libris suis eorumque intentione et usu, …, ebend. 1728.
c. De nexu systematis mundani physico, Halle.
  • Stollens Historie der Gelahrheit,
  • Gespräche im Reich der Todten zwischen Cartesio und Rüdigerm.
  • Bruckers kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie VII Theil.
  • Ludovici in der Historie der Wolffischen Philosophi.
     

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Stand: 25. März 2013 © Hans-Walter Pries