Titel: |
Meinung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
20 Sp. 347 |
Jahr: |
1739 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.20 S. 183 |
Vorheriger Artikel: |
St. Meinulphus |
Folgender Artikel: |
Meinung, (gegründete) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben und Anmerkungen
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Meinung, dieses
Wort wird auf
verschiedene Art genommen. |
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In
gantz weiten
Verstand
verstehet man dadurch das
Urtheil von einer
Sache
überhaupt, es mag
wahr, oder
falsch;
gegründet oder ungegründet seyn, als wenn
man
sagt, das ist meine Meinung von dieser Sache. In etwas eingeschränckten
Sinn
ist die Meinung, oder Opinion in der Aristotelischen Logic die wahrscheinliche
Erkenntniß, die man aus dem Dialectischen oder wahrscheinlichen Syllogismo
bekäme, gleich wie die
Wirckung des Demonstrativen Syllogismi eine
Wissenschafft
genennet wird, |
s. Aristotel. I. post. c. 26. |
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Diese
Gedancken floßen aus dem unrichtigen
Begriff,
welchen sich dieser
Philosophe I. top. c. 1. von dem
Wesen der
Wahrscheinlichkeit gemacht
hatte, als wenn solche in der Meinung anderer Leute bestünde. In der Analytic
handeln die Aristotelici von der
Wißenschafft; in der Dialectic aber von der
Opinion, oder Meinung, die auch sonst im
Lateinischen assensu opinativus,
cognitio notitia probabilis, iudicium probabile, und im
Griechischen Doxa,
hypolepsis
[1] beym Aristotele
genennet
wird, |
wovon
- Scheibler in
opere logic. ...
- Keckermanns systom. logic. ...
- Chauvins lexic. philos. ...
- nebst den andern
Scribenten
der Aristotelischen Logic
zu lesen.
[1] |
HIS-Data: in der Vorlage falsch hypolephis |
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Lutherus soll
gesagt haben:
Virgilius facit multos poetas malos; Philippus multos malos dialecticos, o doxa,
doxa, quam es communis noxa! |
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Man nennet auch die
ungewisse
Erkenntniß in
Sachen, da man doch eine
Gewißheit haben kan, eine Meinung, dahin zielet dasjenige, was
Wolff
in den Gedancken von
GOtt, der Welt und der Seele des Menschen ... und in den
Anmerckungen zu denselbigen ... von den Meinungen
saget. Bey solcher Erkenntniß
ist man entweder veränderlich; oder |
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{Sp. 348} |
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hartnäckig. Die Veränderlichkeit kan von einer zweyfachen
Art seyn. Denn
entweder hat man einen falschen
Satz für wahr bißher angenommen, es sey nun
dieses aus
Mangel des
Verstandes; oder aus einem Verderben des
Willens
geschehen, und man
erkennet deßen Unrichtigkeit, daß man seine vorige Meinung
ändert, oder man ist ohne
Grund Veränderlich, daß man heute dieses; morgen etwas
anders behauptet, und selbst nicht
weiß, wie man dran ist, welches aus einer
Schwachheit des Verstandes so wohl, als Willens herkommen kan. Andere sind bey
ihrer Meinung hartnäckig, daß sie nicht einen Nagel weit davon abweichen wollen,
es koste, was es
wolle, welches sonderlich aus
Ehr-Geitz zu geschehen pfleget. |
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Endlich
nennet man auch den bloßen
Wahn eine Meinung, eine leere
Einbildung,
wo man gar keinen
Grund hat, eine Opinion, wohin das Sprichwort: mundus
regitur opinionibus gehöret. |
Walchs philosophisches Lexicon.
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