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Text |
Quellenangaben |
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Wille,
Lat. Voluntas,
Frantz. Volonté, ist das
Vermögen eines
vernünfftigen
Wesens, durch welches dasselbige
erwählet, was von dem
Verstande
als
gut und
annehmlich, hingegen verwirfft, was von demselben als
bös und
verwerfflich,
erkannt wird, auch in dem erlangten Guten zu acquiesciren, und
desselben zu geniessen geneigt ist. |
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Wolff beschreibet in seinen Gedancken von
GOtt, der Welt, und der Seele, ... den Willen also: |
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"Indem wir uns eine Sache als gut vorstellen, so wird unser
Gemüthe gegen sie geneiget. Diese Neigung des Gemüthes gegen eine Sache, um des
Gutem willen, das wir bey ihr wahrzunehmen vermeynen, ist es, was wir den Willen
zu nennen pflegen. Z.E. Es siehet einer ein Buch im Buchladen liegen, blättert
es ein wenig durch, und vermeynet Sachen darinnen zu finden, die ihm zu wissen
nützlich sind, das ist, er stellet sich das Buch als gut vor. Indem dieses
geschiehet, bekommet er Lust, das Buch zu kauffen. Diese Neigung, die er alsdenn
gegen das Buch bekömmt, weil er es für gut hält, wird der Wille genennet. Und
man saget alsdenn: Er wolle das Buch kauffen." |
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In dem II Theile ... machet er folgende Anmerckung: |
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"Der Wille wird entweder in einem weitläufftigen
Verstande genommen, daß er die sinnliche
Begierde zugleich mit darunter begreiffet; Oder in einem engeren, da er ihr
entgegen gesetzet wird, und man ihn Appetitum rationalem,
vernünfftige Begierde, nennet. In dem letzteren Falle muß
die Vorstellung eine Deutlichkeit haben, da sie bey der sinnlichen gar keine
hat. Wir brauchen eigentlich das Wort in einem engeren Verstande, und sprechen
daher auch den unvernünfftigen Thieren einen Willen ab." |
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Die Lenckung, oder
Bewegung des Willens zu etwas, wird Voluntatis
determinatio genennet; Da nemlich der Wille, durch die Vorstellungen des
Verstandes, oder durch
Bewegungs-Gründe, etwas zu wollen, oder nicht zu wollen,
bewogen wird. Es wird hievon unter dem
Artickel:
Willens, (Freyheit des)
ausführlich gehandelt. |
Siehe auch
Wolffs Philos. pract. univ.
... |
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Die Immerfortwährung des Willens, (Voluntatis
perpetuitas) hat alsdenn statt, wenn wir in allen Zufällen, |
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{Sp. 10} |
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und bey allen Handlungen, in unserm Willen verharren. |
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Hiervon ist die Beständigkeit des Willens (Voluntatis
constantia) darinnen unterschieden, daß alsdenn der Wille nur in
einem gewissen Zufalle, oder in einer eintzigen Handlung unveränderlich ist.
Wenn wir z.E. setzen, daß wir in einer gewissen Angelegenheit dasjenige wollen,
was recht und
billig ist, so wird unser Wille beständig zu nennen seyn; Dieweil
wir uns durch keine
Bewegungs-Gründe verleiten lassen, das Gegentheil zu wollen.
Hingegen wird eben derselbe Wille immerfortwährend zu nennen seyn, wenn wir in
keiner Angelegenheit etwas anders wollen, als was billig ist, also, daß wir uns
allezeit billig gegen andere
beweisen. |
Wolffs Theol. Natural. ... |
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Der Wille bekommt, nachdem er verschiedentlich betrachtet wird, auch
unterschiedene Benennungen. So pfleget z.E. derjenige Wille, welcher beständig
und immerwährend ist, ein ernstlicher Wille, (Voluntas
seria) ingleichen ein fester Vorsatz, genennet zu
werden. |
Wolffs Philos. Pract. Univ. ... |
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Desgleichen heisset dasjenige ein verkehrter Wille, wenn
das
Gemüth und der Sinn eines
Menschen, auch eines Unwiedergebohrnen eine
Sache
zwar gut einsiehet und
verstehet, der Wille aber nachmahls, nach gethaner
Vorstellung, nicht folget, und das Vorgestellte nicht zu
Wercke bringet. Es
geschiehet sehr offte, daß der
böse Wille, mit seinen verderbten Neigungen, sich
den
Regeln des Gewissens schnurstracks entgegen setzet, und sich verkehrt
vernehmen lässet: Ich weiß wohl, was gut ist, und halte es auch vor gut; Thue
aber dennoch, was ich will, und was dem Guten entgegen streitet.¶ |
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- - - Video meliora, proboque;
Deteriora sequor. |
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Paulus belegt dahero diese
Art der
bösen Lust mit dem
Titel
der Betrügerey, tēs apatēs, |
Ephes. IV, 22.
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Denn die
Begierden und Neigungen des Hertzens sind von
Natur
blind, und wenn ein Blinder den andern führet, fallen sie beyde in die Grube,
und kan nichts anders erfolgen, als daß der Mensch in
schädliche Irrthümer
dadurch verleitet werde. Denn ob wohl der
Verstand erbärmlich verderbet und
verfinstert ist: So sind dennoch, wenn man eines gegen das andere hält, die
Affecten am allermeisten verunreiniget worden. |
- Robert Rolloci Comment. in Epist. ad
Ephesios. ...
- Löders Histor. Theol. Syst. Th. II
...
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Die übrigen verschiedenen Benennungen und Eintheilungen des Willens, werden
sich füglicher unter den
Artickeln:
Wille Gottes , und
Wille des Menschen, anbringen und erklären lassen.¶ |
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Recht |
In den
Rechten hat dieses
Wort, nemlich Wille, gar
mancherley Bedeutungen. Denn |
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1) |
verstehet man es, wie in den
Schulen der
Welt-Weisen, von der
Krafft
oder Fähigkeit der
vernünfftigen Seele, dasjenige, was der
Verstand oder
die Urtheilungs-Krafft vor gut oder
böse erkannt hat, zu wollen, oder
nicht zu wollen, das ist, jenes zu verlangen und zu begehren, dieses
aber zu verabscheuen und zu verwerffen. |
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2) |
Bezeichnete es eine durch lange und öfftere Übung
erlangte Fähigkeit des Willens[1], oder Nicht- |
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[1] |
HIS-Data: wohl zu lesen:
Wollens |
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{Sp. 11|S. 19} |
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3) |
Nimmt man es vor die würckliche
That des
Wollens,
nicht zwar in so fern es eine blosse Krafft und Fähigkeit der
vernünfftigen Seelen, sondern eine von derselben entspringende thätige
Würckung ist. |
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4) |
Wird auch öffters der Gegenstand des Willens, das
ist, die
Sache,
die man will, oder worauf der
Wille des Menschen eigentlich gerichtet
ist, unter dem
Worte Wille oder
Wollen begriffen. |
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5) |
Bezeichnet dieses
Wort nur eine sinnliche
Neigung, und |
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6) |
den natürlichen Appetit oder Trieb, nach etwas zu
trachten, und sich darum zu bemühen, oder nicht, welches letztere die
Menschen auch mit dem Viehe gemein haben. |
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- Johann George Schmid in Tract. de Nutu
...
- Mantica de Conject. ult. ...
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Überhaupt aber ist der Wille eines Menschen |
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Auch nennet man zumahl in den
Rechten den Willen gar öffters |
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- den Consens,
- die Einwilligung,
- die Zustimmung,
- Intention,
-
Meynung,
-
Willens-Meynung,
- einen Entschluß,
- Anschlag,
- Vorsatz u.d.g.m.
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Wovon unter besondern
Artickeln ein mehrers zu befinden. |
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Siehe auch |
Übrigens besiehe hierbey die
Artickel: |
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- Wohlbedacht, und
-
Wollen, und
- Vorsatz, desgleichen
- Wir Wollen; wie auch
- Vorsatz, im L
Bande, p.
1187. u.ff.
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