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Text |
Quellenangaben |
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Werck,
Lat.
Opus, heisset ein solches
Ding,
das durch Jemanden ausser ihm, seine
Würcklichkeit
erreichet. Siehe hierbey den
Artickel:
Opus,
im XXV
Bande, p. 1709. |
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Übrigens haben wir noch die
Erklärung einiger Biblischen Sprüche hier
mitzunehmen, in welchem das
Wort: Werck, vorkommet, als: |
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1) |
Jes. XXVIII, 21. wo es heißt:
Denn der Herr wird sich aufmachen = = = daß er seyn Werck thue auf eine
andere Weise, das ist:
GOtt ist zwar zum Wohlthun gar geneigt, und möchte nichts
liebers wünschen, denn daß er seinem
Volcke
viele Gutthaten erzeigen könnte, sintemahl das seyn eigen Werck ist, daß
er Gutes erzeige; so wird er doch an diesem seinem eigenen Wercke durch
der
Menschen Boßheit etlicher massen verhindert, also daß, da er gerne
wolte Gutes erzeigen, so muß er strafen, und ein groß Unglück kommen
lassen, damit er seines Volcks Halsstarrigkeit und Härtigkeit breche.
Und dieses letzte ist nicht seyn eigen Werck. Gleich wie eines
Vaters
eigen Werck nicht ist, daß er mit der Ruthen, Geissel oder Stecken,
hinter den
Kindern her sey, sondern daß er viel mehr die
Kinder
auferziehe, ernähre und erhalte. |
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Und verrichtet doch der himmlische
Vater solch
sein fremd Werck, mit der
Straffe
darum, auf das er dadurch zu seinem eigenen Werck wieder gelangen und
kommen könne, nemlich daß er den Sündern, wenn sie gedemüthiget worden,
und sich bekehret haben, verzeihe, sie mit väterlichen
Gnaden wieder
ansehe und seelig mache. Denn wenn wir von dem Herrn gerichtet werden,
so werden wir von ihm
gezüchtiget, auf das wir nicht mit der
Welt
verdammet werden, 1 Cor. II, Mit diesem Trost sollen sich die
Christen aufrichten, wenn sie in Hungers-Noth, Pestilentz oder Krieg
gerathen, und es das Ansehen gewinnet, als hätte
GOtt seyn väterliches Hertze allerdings von ihnen gewendet. |
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{Sp. 93|S. 60} |
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2) |
Offenb. St. Joh. III, 2, woselbst wir
folgende
Worte lesen: Sey wacker und stärcke das andere, das
sterben will, denn ich habe deine Wercke nicht völlig erfunden vor Gott,
welche zwar äusserlich gut scheinen, aber innerlich nichts taugen,
sondern nur gestellet und heuchlerisch seyn. |
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Er
redet auf menschliche Art, da man etwas
eigentlich ansiehet, und genau
erforschet und nachsuchet, bis man es so
oder so befinde. |
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Siehe Dan. V, 27. 1 Cor. IV, 2. |
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Also
sagt auch allhier Christus, er habe die
Wercke derer zu Sarden genau durchgesuchet, examiniret und gleichsam
gewogen, aber nicht völlig erfunden, non plena vel perfecta,
nicht vollkommen, sondern falsch und mangelhafft, wie etwan das
Geld völlig und gewichtig, oder ungewichtig ist, |
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- 1 B. Mos. XXIII, 9.
- 1 B. der Chronic. XXII,
22.
- Dan. V, 27.
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Es wird aber durch die völligen oder vollkommenen
Wercke nicht verstanden eine gäntzliche Vollkommenheit nach allen
Stücken und
Arten, wie es die Schärffe des göttlichen Gesetzes
erfordert; denn solche Vollkommenheit ist bey keinen Gläubigen in dieser
Welt
zu finden, weil wir alle fehlen mannigfaltiglich, |
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Jac. III, 2, |
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für
GOtt ist niemand unschuldig, |
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2 B. Mos. XXXIV, 7. |
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und kein Lebendiger gerecht, |
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- Ps. CXLIII,
- 2. Hohel. Salom. VII, 21.
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Es ist hier noch nichts vollkommen, sondern nur
Stückwerck, |
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1 Cor. XIII, 9. 10; |
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die Gläubigen haben nur des
Geistes
Erstlinge |
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Röm. VIII, 23: |
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Daher straft Christus die zu Sarden, nicht, daß
sie nicht gäntzlich vollkommen und ohn alle Sünde seyn; sondern es wird
verstanden eine nur angefangene und unvollkommene Vollkommenheit, wie
Hieronymus und Bernhard
reden; welche
Vollkommenheit entgegen gesetzet werde der Heucheley und Gottlosigkeit
der Unwiedergebohrnen. Dannenhero ein vollkommener
Mensch
oder ein vollkommen Hertz offtermahls in der
Schrifft
heißet ein aufrichtig und recht schaffen Hertz, welches
GOtt den Herrn dienet lauter, ohne Heucheley und Falschheit, |
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- 1 B. Könige XX, 3. c. II, 4. c. XV,
4.
- 2 B. Chronick. XV, 17. c. XVI, 9. c. XIX, 9.
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Und also werden durch die völligen oder
vollkommenen Wercke eines wahren Christen verstanden die guten und
rechtschaffenen Wercke, welche ohne Betrug und Heucheley geschehen, die
nicht gestellet, sondern ungefärbt und aufrichtig sind; die da herkommen
von reinem Hertzen, von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben, |
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1 Tim. I, 5, |
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und geschehen nach
Gottes
Befehl und
Willen, nicht zu eigener, sondern GOttes
Ehre,
und zu des Nächsten Erbauung. Gleich wie auch die Freude der Gläubigen
in dieser
Welt
heißet eine völlige oder vollkommene Freude, |
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- Joh. XV, 24. c. XVII, 13.
- 1 Joh. I,
4,
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nicht, als ob sie allerdings vollkommen sey, sondern
weil es eine wahrhafftige und rechtschaffene, nicht eine betrügliche
Welt-Freude ist. |
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Will demnach Christus so viel
sagen: Deine Wercke
sind nicht rechtschaffene, sondern falsch und geschmincket. Du siehest
aus als ein fruchtbarer Baum, aber du hast nur Blätter und trägest keine
Früchte. Du bist aufgeblasen vom Winde eiteler
Einbildung, aber inwendig
leer von Glauben und
Liebe ohne Kern,
Krafft,
Safft. Von aussen scheinest du für den
Menschen
fromm; |
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{Sp. 94} |
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aber inwendig bist du voller Heucheley und
Untugend, gleich den übertünchten Gräbern, |
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Matth. XXIII, 27. |
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3) |
Apost. Gesch. XIV, 13. wo es heisset:
Seelig sind die Todten, die in dem Herrn sterben. Ja der Geist
spricht, daß die ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Wercke folgen ihnen
nach, nicht die gemeinen Wercke, die in das natürliche
Leben,
oder zu dem
Bürgerstand
gehören, als Essen, Trinken,
Bauen, Pflantzen, Kauffen etc. nein, sie
bleiben zurücke: sondern gute Christen-Wercke, als das vornehmste
ergon oder
Werck
Gottes ist, |
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Joh. VI, 29. |
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daß sie hernach in solchem Glauben, darreichen Tugend
etc. |
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- 2 Petr. I, 5.
- Philip. IV, 8.
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und also sich selbst verläugnen, |
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Matth. XVI, 24. |
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Gal. V, 24. |
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und also befleißigen sie sich der Wercke des Lichts,
derer die keinen Scheu tragen dürfen, denn sie sind in
Gott gethan, |
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Joh. III, 21. |
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sie lassen ohn Unterlaß ihr Licht leuchten für den
Leuten, |
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Matth. V, 16. |
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sie sind voll guter Wercke und
Almosen, wie Tabea |
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Apost. Gesch. IX, 36. |
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sie salben Jesum in seinen Gliedmasen, damit auch von
solchem guten Wercke, daß sie Christo angethan haben, möge, wo nicht von
Menschen,
doch von Engeln
geredet werden, |
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Matth. XXVI, 10. c. XIII, 24. |
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Solche ihre Wercke folgen ihnen nach. Wie ein
Königl. Printz seine Leib-Diener und Nachtreter hat, die ihn in das
Königliche Zimmer oder Pallast, von dem er wegen langwieriger Reise
abwesend gewesen, begleiten, oder ihm nachfolgen; eben so gehet es auch
mit denen Christen, die sind auch hier auf
Erden
ausser ihren
Vaterlande herum geschweifet; wenn die zum himmlischen
Pallast in ihrer Sterbe-Stunde gelangen, so gehen sie dahin ein, nicht
darum, daß sie viel Diener, oder nachfolgende Wercke nach sich haben,
sondern darum, daß sie Königliche
Kinder sind: |
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sintemahl wir sind Gottes Kinder, durch den Glauben, |
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Joh. I, 12. |
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sind wir aber
Kinder so sind wir auch Erben, |
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Röm. VIII, 17. |
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Denn das muß und soll wahr bleiben in Ewigkeit,
daß wir aus Gnaden selig werden durch den Glauben etc. |
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Eph. II, 8. |
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und also ists nicht aus
Verdienst der Wercke etc. |
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Röm. XI, 6. |
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unterdessen bleibet aber auch dieses wahr, daß
denen, die aus Gnaden ohn alle ihre Wercke als
Kinder im Himmel
eingehen, dennoch auch ihre Wercke nachfolgen; was sie gutes hier gethan
haben, das wird nicht vergessen. Denn
GOtt ist nicht ungerecht, daß er vergesse etc. |
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Ebr. VI, 10. |
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eure Arbeit ist nicht vergeblich in dem Herrn, |
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- 1 Cor. XV, 58.
- Sir. XVII, 18.
- 1 Cor. III, 13.
- Röm. II, 6. 7.
- Matth. X, 42. c. V, 12.
- Ebr. XI, 26.
- Gal. VI, 7.
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sie sollen der ausgestandenen Mühe reichlich und
unaufhörlich wiederum geniessen und ergötzet werden, sie sollen dafür
aus lauter Gnaden ewige Lust,
Ehre,
Friede und alles Vergnügen
Leibes
und der
Seelen
tragen. Ja nach etlicher
Gedancken
könnte man auch wohl so
sagen, daß ihre Wercke ihnen nachfolgeten, das
ist, wie sie ihre Verrichtung gewesen ist, daß ihre Seele den Herrn
erhoben und etc. |
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Luc. I, 46. |
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wie sie hier mit David ihre Seele lassen den
Herrn loben, und was etc. |
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Ps. CIII, 2. |
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eben also wird auch dergleichen Freuden-Werck
ihnen nachfolgen, oder es wird dort von ihnen fortgesetzet wer- |
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{Sp. 95|S. 61} |
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den in jenem Freuden-Leben, da sie mit den Engeln
werden eine vollständige Music machen; das Heilig, Heilig, Heilig! ohne
Unterlaß mit Freuden anstimmen, und also unverrückt auch nach dem
Tode
in ihrem Lobe fortfahren. |
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Apost. Gesch. VII, 9. 15. |
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Allein, ob dieses zwar an sich selbst die
Wahrheit, so wird doch kaum der eigentliche
Wort-Verstand dieses Textes
dahin zielen. |
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Geiers Leich-Pred. P. I. p. 213. |
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