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Zedler: Liebe HIS-Data
5028-17-950-3
Titel: Liebe
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 17 Sp. 950
Jahr: 1738
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 17 S. 494
Vorheriger Artikel: Liebdaler
Folgender Artikel: Liebe, oder Leva
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Stichworte Text Quellenangaben
  Liebe, ist diejenige Gemüths-Neigung, nach welcher man sich des geliebten Wohl als sein eigenes zu befördern angelegen seyn lässet.  
  Sie ist entweder des erschaffenen oder unerschaffenen. Wie diese nun unterschieden, so unterschieden muß auch deren Liebe seyn, so wohl was dessen thätliche als leidende Art ist.  
Liebe Gottes GOtt liebet, und wird geliebet: Die Creatur liebet, und wird geliebet. Der Unterscheid darinnen ist sehr groß. GOtt ist unendlich, also auch seine Liebe; GOtt ist allmächtig, so auch seine Liebe; GOtt ist gerecht, so auch seine Liebe; GOtt ist heilig, so auch seine Liebe: GOtt ist eher als die Creatur, drum liebet er dieselbe eher, als sie ihn liebet. GOtt ist vollkommen, so auch seine Liebe. GOtt ist allwissend, dahero liebet er seine Creaturen, ehe sie ihn auch wohl darum bitten. GOtt hat keine Begierden, deswegen ist seine Liebe ohne eitele Absichten, wie gemeiniglich derer Menschen ihre Liebe. GOtt bedarff keines Dinges, dahero ist seine Liebe nicht eigennützig.  
  So vollkommener nun GOtt seine Geschöpffe liebet, so vollkommene Gegen-Liebe sind diese ihm schuldig. Da nun der Mensch von GOtt vor allen andern Geschöpffen mit dem Vermögen, GOttes Liebe unter desselben andern unaussprechlichen Vollkommenheiten zu erkennen und zu empfinden, begabet ist, folget, daß auch GOtt von dem Menschen vor allen andern habe wollen geliebet seyn, aber nicht allein geliebet, sondern auch, weil seine Liebe in allen Stücken vollkommen, von gantzer Seelen, von gantzen Kräfften, und, weil GOtt das höchste, auch über alles.  
  Folgt dieses nun schon aus natürlichen Gründen, wie grösser wird also die Verbindung eines Christen seyn. Denn da ist die Liebe GOttes eine Krafft und Würckung GOttes des heiligen Geistes in dem geheiligten eines gläubigen und wiedergebornen Christen, da-  
  {Sp. 951|S. 495}  
  durch er den dreyeinigen GOtt, und sonderlich seinen Erlöser JEsum Christum über alles hoch und theuer schätzet, allezeit fleißig an denselben gedencket, sich ie mehr und mehr mit demselben zu vereinigen suchet, dessen heiligen Willen und Befehl täglich mehr und mehr zu erkennen, und demselben nach Vermögen nachzuleben sich eifrigst bemühet, über die aus Unwissenheit und Schwachheit geschehene Beleidigung sich inniglich betrübet, ihn alsobald durch wahre Busse und Glauben wiederum zu versöhnen suchet, und sich in Zukunfft nach allem Vermögen vor dergleichen Beleidigung hütet, die von andern seinem GOtt angethane Unehre und Beleidigung empfindet er mehr, als wenn es ihm selbst wiederfahren wäre, er betrübet sich darüber innigst, und eifert so viel möglich wieder seine Beleidiger vor dessen Ehre: hingegen freuet er sich über die Ausbreitung der göttlichen Ehre und Wachsthum des thätigen Christenthums, und, so viel an ihm ist, suchet er überall Gottes Herrlichkeit und Vollkommenheit bey andern bekannt zu machen, und sie zu dessen aufrichtigen Liebe anzureitzen.  
  Im Glücke und Unglücke, in Freude und Leide, im Leben und Tode bleibet er beständig an seinem GOtt und JEsu, und weil er diesen seinen GOtt und JEsum nicht nach Wunsch in seinem geheiligten Hertzen wegen der annoch anklebenden Sünde genüssen kan, so wünschet und verlanget er, daß ihn sein JEsus durch einen seligen Tod ie eher ie lieber, doch nach göttlichem Willen, von dem Leibe dieses Todes und der Sünden auflöse, und mit ihm vereinigen möge.  
  Dieser nun beschriebenen Liebe GOttes Ursprung ist der heilige Geist.
  • Gal. 5, 22.
  • 2. Tim. 1, 7.
  • 2. Thess. 2, 8.
  • Röm. 5, 5. C. 15, 30.
  • 2. Cor. 13, 11.
  • Epist. Jud. 2.
  • Esa. 57, 16.
  Bey unwiedergebornen und fleischlich gesinnten findet sie sich nicht.
  • Röm. 8, 7.
  • Joh. 3, 20.
  • Luc. 14, 18.
  • Jac. 4, 4. 1.
  • Joh. 2, 16.
  Sondern alleine bey denen gläubigen und wiedergebornen Seelen.  
  Wer GOtt von gantzem Hertzen lieben soll, dem muß GOtt erstlich sein Hertz beschneiden, ihn geistlich wiedergebären, und ihm den heiligen Geist schencken.
  • Gal. 5, 6.
  • 5. B. Mos. 30, 6.
  • Psal. 31, 24.
  • Hos. 10, 12.
  • Hohe Lied Salom. 1, 4.
  • Joh. 8, 42.
  • 1. Tim. 1, 5.
  Es lieben aber solche Kinder Gottes insgemein den dreyeinigen GOtt.
  • Psal. 5, 12.
  • Psal. 40, 17.
  • Psal. 56, 6.
  • Psal. 69, 37.
  • Psal. 70, 6.
  Insonderheit aber JEsum. 1. Cor. 16, 22.
  Die Kennzeichen der wahren Liebe GOttes sind:  
 
  • Wenn ein Mensch etwas bloß deswegen thut, weil es der Wille seines himmlischen Vaters ist, es sey übrigens seinem Fleische und Blute schwer oder leichte.
  • 1. B. Mos. 22, 12.
  • 1. Joh. 2, 5.
 
  • Wenn man in allen Dingen bloß GOttes Ehre suchet ohne Heucheley und Nebenabsicht auf sich selbst.
Philipp. 1, 18.
  Ebr. 11, 26.
 
  • Wenn man allezeit eine Freude an göttlichen Dingen hat.
  • Psal. 52, 10. 11.
  • Psal. 43, 5.
  • Psal. 63, 6.
  • Psal. 73, 28.
 
  • Die Betrübniß und der Eifer über die Beleidigung GOttes bey andern, wenn solche auch die liebsten wären.
  • Ps. 119, 136. 139. 155.
  • Psal. 139, 21.
  • 5. B. Mos. 33, 91.
  • Luc. 14, 26.
  • Matth. 10, 37.
 
  • Das hertzliche Betrübniß über die annoch anklebenden Sünden, ob sie gleich wissen, daß ihnen solche nicht zugerech-
 
  {Sp. 952}  
  net werden, so betrüben sie sich doch darüber, weil sie noch etwas an sich haben, welches ihren lieben GOtt beleidigen kan. Röm. 7, 24.
 
  • Die willige Aufnehmung des Creutzes.
  • Mich. 7, 9.
  • 5. B. Mos. 26, 41.
 
  • Die gedultige Ertragung des Creutzes um JEsu Willen.
  • Röm. 5, 3.
  • Matth. 5, 10. 11. 12.
  • Jac. 1, 2.
  • Ebr. 10, 34.
  • Ap. Gesch. 5, 41.
 
  • Das sinnliche Verlangen nach einer genauen Vereinigung mit GOtt im Glauben, Liebe und Gehorsam, besonders aber nach einem seligen Ende und der annoch anklebenden Sünde loß zu werden, und der Liebe GOttes völlig zu geniessen, dabey aber doch auch ein Verlangen, länger zu leben, wo man durch selbiges das Reich GOttes noch ausbreiten könne.
Philip. 1, 23.
  1. Joh. 4, 20. C. 5, 1.
  Die Eigenschafften aber einer rechtschaffenen Liebe zu GOtt sind:  
 
1.) Daß die Liebhaber Gottes GOtt und JEsum über alles hoch und werth achten, und dagegen alle Ehre, Reichthum und Wollust dieses Lebens nichts achten.
 
 
Denn wenn ein Mensch erkennet, in welchem Elende er vor seiner Bekehrung sey, nehmlich unter dem Fluche des Gesetzes, und wenn er sich zugleich den seligen Zustand und die unschätzbaren Güter vorstellet, in welche er durch die zugerechnete Gerechtigkeit seines JEsu, durch die Kindschafft, durch den Frieden mit GOtt ist gesetzet worden, wenn er sich zum voraus die Süßigkeit des ewigen Lebens vorhält, dessen Vorschmack er schon in diesem Leben hat, so kan es unmöglich anders seyn, es muß sich bey ihm eine Hochachtung GOttes und seines JEsu finden, welche alle andere Liebe übertrifft.
  • Psal. 73. 25. 26.
  • Philipp. 3, 8.
  • Joh. 1, 27.
  • Matth. 3, 14. C. 13, 44. 45. 45.
  • Psal. 63, 4.
 
2) Daß sie öffters und fleißig an ihren GOtt und JEsum gedencken, wie sie ihm alleine und nicht der Welt gefallen mögen.
  • Psal. 63, 1. 2. 7.
  • Ps. 16, 8.
  • Jer. 2, 32.
  • Matth. 6, 21.
  • 1. Cor. 8, 32. 33.
  • 2. Cor. 5, 9.
  • 1 Thess. 4, 1.
  • Col. 1, 10.
 
3) Daß sie sich immer ie mehr und mehr mit ihnen zu vereinigen, und dessen Süßigkeit und Seligkeit vollkommen zu genüssen suchen.
  • Ps. 42, 1.
  • Psal. 63, 1. 2.
 
4) Daß sie sich nach allen Kräfften GOttes Willen und Gebote ie mehr und mehr zu erkennen und zu erfüllen bemühen. Denn deme, den wir lieben, wollen wir, daß nichts zu wieder geschehe.
  • 2. B. Mos. 20, 6.
  • Nehem 1, 5.
  • Dan. 9, 4.
  • Jos. 22, 5.
  • Joh. 15, 10.
  • Ps. 97, 10.
  • Joh. 14, 15. 21. 23. 31.
  • 1. Thess. 1, 3.
  • Ebr. 6, 10.
  • 1. Joh. 2, 5. C. 5, 3. 2.
  • Joh. 6.
 
5) Daß sie sich über die aus Unwissenheit und Übereilung begangenen Fehler inniglich betrüben.
Röm. 7, 23. 24.
 
6) Daß sie den beleidigten GOtt unverzüglich durch wahre Busse zu versöhnen suchen, es damit nicht lange anstehen lassen, sondern nicht eher ruhen, als biß sie der Gnade GOttes wieder versichert sind.
Luc. 7, 37. 38.
 
7) Daß sie sich hinfort vor der geschehenen Beleidigung und begangenen Fehler aufs fleißigste hüten, und in allen auch an sich unschuldigen Dingen behutsam aufführen.
Es. 38, 15.
 
8) Daß sie das von andern ihrem GOtt und JEsu angethane Unrecht und Sünde schmertzlich empfinden, und zwar mehr, als wenn es ihnen selbst wiederfahren wäre.
  • Ps. 119, 136. 158.
  • 2. Cor. 11, 29.
  • Ez. 9, 4.
  • Ap. Gesch. 17, 16.
  • 2. Petr. 2, 7.8.
 
9) Daß sie die
 
  {Sp. 953|S. 496}  
 
Beleidiger ihres GOttes nicht nur ernstlich hassen, sondern auch wieder dieselben gebührend eifern.
  • Luc. 19, 45.
  • Hohe Lied Salom. 8, 6.
  • Sprüchw. Salom. 6, 32. 33. 34.
  • 4. B. Mos. 25, 7. seqq.
  • Sirach 45, 28.
  • Ps. 69, 10.
  • Ps. 119, 139.
  • 1. B. der Könige 19, 10.
  • 1. Cor. 11, 2.
 
10) Daß sie sich über die Ausbreitung der göttlichen Ehre hertzinniglich erfreuen, und solte es auch mit ihrer Schande und Schaden geschehen.
  • Joh. 4, 5. seqq.
  • 4. B. Mos. 11, 27. seq.
  • Philipp. 1, 18.
 
11) Daß sie nicht alleine ihr selbsteigenes Vergnügen an GOttes Herrlichkeit haben, sondern auch selbige bey andern auszubreiten und bekannt zu machen suchen.
  • Ps. 22, 23.
  • Ps. 51, 15.
  • Röm. 15, 19. 20.
 
12) Daß sie in ihrem Leiden beständig bey GOtt aushalten, und mit ihrem GOtt zufrieden seyn, es gehe ihnen dabey, wie es wolle.
  • Hohe Lied Salom. 8, 6. 7.
  • Hiob. 13, 15.
 
13) Daß sie sich nach einem seligen Ende sehnen, um dadurch GOtt und JEsum und desselben Gnade vollkommen zu genüssen, weil sie sehen, daß sie mit ihren noch anklebenden Schwachheits-Sünden ihren JEsum noch öffters betrüben, und also hier ihres GOttes nimmermehr vollkommen theilhafftig werden können.
  • Philipp. 1, 23.
  • Hohe Lied Salom. 2, 5.
  • Röm. 8, 23.
  • 1. Cor. 1, 7.
  • Philipp. 3, 20.
  • 1. Thess. 1, 10.
  • Tit. 2, 13.
  • 2. Tim. 4, 8.
  • 2. Petr. 3, 12. 13. 14.
  • Ebr. 9, 28.
  • Off. Joh. 22, 17. 20.
  Es muß aber diese Liebe nach denen Regeln der Klugheit eingerichtet seyn, so daß man darinnen nicht weiter gehe, als uns GOtt Kräffte gegeben. So mißbilligte unser Heyland Petri unternehmen, da er aus unzeitiger Liebe bey der Gefangennehmung JEsu mit dem Schwerde darein schlug.
  • Luc. 22, 49. seqq.
  • Joh. 18, 10.
  Auch müssen wir uns in acht nehmen, daß wir aus Liebe nicht über die Vorschrifft GOttes gehen, als welches ihn mehr beleidigen als gefallen würde.
  • Matth. 15, 8. 9. 13.
  • 1. Sam. 15, 21. 22.
  Es ist aber nothwendig, GOtt zu lieben. GOttes Güte wäre schon groß genug gewesen, wenn er uns nur erlaubet, ihn zu lieben, so aber, da er es uns so gar befiehlt, vor eine desto grössere Ehre sollen wir solches halten.
  • Matth. 22, 37.
  • 5. B. Mos. 6, 5. C. 10, 12. C. 21, 1.
  • Jos. 22, 5. C. 23, 11.
  • Mich. 6, 8.
  • Marc. 12, 30.
  • Luc. 10, 27.
  • Ps. 31. 24.
  • Ep. Jud. 21.
  • Joh. 15, 9.
  Ohne Liebe ist auch der Glaube nicht.
  • Eph. 3, 17. Gal. 5, 6.
  Die Liebe GOttes ist vortrefflich,  
 
  • weil GOtt nichts so sehr als die Liebe fordert,
  • Matth. 22, 37.
  • Marc. 12, 33.
 
  • Hohe Lied Salom. 8, 7.
  • Luc. 11, 42.
 
  • Weil GOtt selbst die Liebe ist.
  • Sir. 1, 10. 11.
  • 1. Joh. 4, 7. 8.
 
  • Weil sie die Haupt-Summe des Gesetzes ist.
1. Tim. 1, 5.
  Die Liebe GOttes ist auch nützlich, so wohl im geistlichen als leiblichen. Sprüchw. Salom. 8, 21.
  Sie versichert uns die Vergebung der Sünden.
  • Luc. 7, 47.
  • 1. Cor. 8, 3.
  Sie machet geistliche Freude
  • Ps. 5, 12.
  • 1. Joh. 4, 17.
  GOtt wohnet in uns.
  • 1. Joh. 4, 16.
  • Ps. 69, 37.
  GOtt wendet sich zu uns, und ist uns gnädig. Ps. 119, 132.
  Er behütet uns. Ps. 145, 20.
  Er liebet uns gantz besonders.
  • Sprüchw. 8, 17.
  • Joh. 14, 21. C. 16, 27.
  Er offenbahret sich uns gantz besonders. Joh. 14, 21.
  Die gantze heilige Dreyeinigkeit vereiniget sich mit uns.
  • Joh. 14, 23.
  • 1. Cor. 6, 17.
  • 1. Joh. 4, 16.
  Alles muß uns zum besten dienen. Röm. 8, 28.
  {Sp. 954}  
  Wir haben die Göttliche Gnade. Eph. 6, 24.
  Sonderbare Aufsicht GOttes. Sirach 34, 19.
  GOtt bringet seine Verheissungen in der Erfüllung.
  • Neh. 1,
  • 5. B. Mos. 7, 9.
  • Dan. 9, 4.
  • B. d. Weißh. 3, 9.
  Wir haben davor, doch nicht aus Verdienst,  
 
  • die ewige Seligkeit.
  • 1. Cor. 2, 9.
  • Jac. 1, 12. C. 2, 5.
 
  • Geistliche Erquickung.
Ps. 119, 159.
  Eph. 6, 24.
 
  • Wachsthum des Glaubens.
Philipp. 1, 17.
 
  • GOtt giebt Früh-Regen und Spat-Regen.
5. B. Mos. 15, 13. 14.
 
  • Verjaget die Feinde.
5. B. Mos. 11, 22. 23.
 
  • Erweiset unsern Nachkommen Barmhertzigkeit.
  • 2. B. Mos. 20, 6.
  • 5. B. Mos. 5, 10. C. 7, 9.
  • Nehem. 1, 5.
  • Dan. 9, 4.
 
  • Vermehret unsere Lebens-Jahre.
5. B. Mos. 3, 6. 10. 20.
  Es ist billig, daß wir GOtt lieben,  
 
  • weil ihm solches gefället.
  • 3. B. Mos. 6, 12.
  • Hos. 6, 6.
 
  • Weil uns GOtt vorher geliebet.
1. Joh. 4, 19.
  Solches erhellet  
 
  • aus der Erwählung zum ewigen Leben.
  • Eph. 1, 4.
  • 2. Tim. 1, 9.
 
  • Aus der Schöpfung, indem er uns als vernünfftige Creaturen zum ewigen Leben erschaffen.
Sirach 7, 32.
 
  • Aus der Erhaltung, weil er uns so viele Wohlthaten erzeiget.
Hos. 11, 4.
 
  • Aus der Erlösung und Sendung seines Sohnes.
  • Joh. 3, 16.
  • 1. Joh. 3, 16. C. 4, 9. 10.
  • 2. Cor. 5, 14.
 
  • Aus der Bekehrung und Erneurung.
Röm. 5, 5.
 
  • Aus der Annehmung zur Kindschafft,
1. Joh. 3, 1.
  So sind auch alle heiligen GOttes Liebhaber gewesen, z.E.  
 
  • Abraham.
  • 2. B. der Chron. 20, 7.
  • Sirach 47. 24.
 
  • David,
Ps. 18, 2.
 
  • Salomo
1. B. der Könige 3, 3.
 
  • Johannes der Täufer.
Joh. 3, 29.
 
  • Die grosse Sünderin,
Luc. 7, 47.
 
  • Paullus,
2. Cor. 5, 14.
 
  • Petrus,
Joh. 21, 15. 16.
 
  • Seine Zuhörer.
1 Petr. 1, 8.
  So abscheulich und schädlich ist dagegen der Haß gegen GOtt.  
  Denn solches thun nur unwiedergeborne.
  • Joh. 3, 20.
  • Röm. 1, 29. C. 8, 7.
  • Col. 1, 21.
  • Gal. 5, 20.
  Er bringt mit sich den Tod.
  • 2. B. Mos. 20, 5.
  • 5. B. Mos. 5, 9. C. 7, 10. C. 32, 41.
  • Ps. 21, 9.
  Die GOtt hassen,  
 
  • sind verflucht zum Tode.
  • 1. Cor. 16, 22.
  • Philipp. 3, 19.
  • Offenb. Joh. 2, 4. 5.
 
  • Werden von allen Liebhabern GOttes gehasset
  • Psal. 139, 20.
  • 2. B. der Chron. 19, 2.
 
  • Wieder sie beten die frommen.
  • Ps. 68, 2. 3.
  • Ps. 74, 2. 3.
  • Ps. 81, 16.
  • Ps. 83, 1. 2.
  • Ps. 139, 19. 20.
  • Es. 63, 8.
 
  • Der Herr Meßias klaget über sie.
Ps. 69, 5.
 
  • Sie werden von GOtt gestürtzet.
  • 2. B. Mos. 15, 6. 7.
  • 5. B. Mos. 32, 16. seqq.
  • Es. 6, 11. C. 59, 18. C. 66, 6.
 
  • GOtt rächet sich an ihnen.
Jer. 46, 10.
 
  • GOtt leget sie zu seinem Fuß-Schemel.
Psal. 110, 1.
 
  • Sie kommen um vor GOtt.
  • B. der Richt. 5, 31.
  • Psal. 92, 20.
 
  • Sie werden beraubet.
  • 1. Sam. 30, 29.
  • Ps. 37, 20.
 
  • Ihre Anschläge fehlen.
Ps. 66, 3.
 
  • Ihr Kopf wird zerschmissen.
  • Ps. 68, 22. 24.
  • Ps. 78, 67.
  • Ps. 97, 3.
  • Ps. 109, 29.
  • Esa. 26, 11. C. 42, 13. 14.
  Die Liebe zu GOtt erreget  
 
  • 5. B. Mos. 6, 4.
  • Ps. 16, 24.
  • Ps. 73, 25. 26.
  • Hohe Lied Salom. 1, 3.
  • Matth. 19, 17,
 
  • Die Betrachtung derer göttlichen Wohlthaten, als die Schöpfung und Erhaltung, die Erlösung, wie Christus mit lauter Liebe so viel leiden ausgestanden.
  • Eph. 3, 19.
  • 2. Cor. 5, 14.
  • 1. Joh. 3, 16.
  • Joh. 15, 13.
 
  • Die Wiedergeburt, Rechtfertigung und Erneuerung: Kein Mensch aber wird zu finden seyn, der nicht gantz besondere Wohlthaten von GOtt genossen, die ihm bey genauerer Überlegung nothwendig eine danckbar
 
  {Sp. 955|S. 497}  
  Liebe einflößen müssen.
  • Ps. 103, 2. seqq.
  • Luc. 7, 47.
  Auch befördert die Liebe gegen GOtt  
 
  • das aufrichtige und redliche Verlangen, GOtt inbrünstig zu lieben.
Es. 26, 8. 9.
 
  • Weiter ein andächtiges Gebet.
2. Thess. 3, 5.
 
  • Die fleißige Lesung und Betrachtung göttlichen Worts,
  • der fleißige Umgang mit eifrigen und brünstigen Liebhabern GOttes,
  • die Abschaffung aller irdischen und sündlichen Welt-Liebe.
  • Matth. 6, 24.
  • Luc. 10, 23.
  • 1. Joh. 2, 15. 16.
  An solcher Liebe aber gegen GOtt hindert die Menschen die Unwissenheit GOttes und göttlicher Dinge, die, wo sie nicht recht kennen, kein Verlangen und also auch keine Liebe haben. Eine rechtschaffene Erkänntniß in dererselben und des herrlichen Nutzens des Creutzes, als unter welchem allezeit eine besondere Vater-Liebe verborgen lieget, wird solche Hinderniß am besten heben.  
  So hindert auch ein böses Gewissen, daß GOttes Straffe wegen begangener Ubelthat erwartet. 1. Joh. 4, 18.
  Solche Furcht hebet eine rechtschaffene Bekehrung. Die Kaltsinnigkeit derer Menschen in der Liebe GOttes hebt am besten die Betrachtung der überschwenglichen Liebe GOttes gegen die Menschen. Der hochmüthige will auch gerne GOtt nichts schuldig seyn. Dieses wird eine genauere Erkänntniß eigener Schwachheit und Nichtigkeit heben, und zu GOtt ziehen.
  • Ap. Gesch. 17, 28.
  • 2. Cor. 3, 5.
  • Ahasv. Fritsch
    • die in JEsu gantz verliebte und die Welt verschmähete Samaritin;
    • goldenes Kleinod, oder wie man den Herrn JEsum recht lieben und gottselig leben solle;
    • ingleichen vortreffliche Mittel, den Herrn JEsum recht lieb zu gewinnen;
    • herrliche Mittel, den HErrn JEsum immer im Gedächtniß zu halten;
    • hundert andächtige JEsus-Gedancken; andächtige JEsus-Seuffzer; auserlesene JEsus-Sprüche und Betrachtungen; heilige Liebes-Gedancken, Seuffzer und Lieder von der Liebe JEsu:
    • Liebes Schrifft über die Worte: Simon Johanne hast du mich lieb; über die Worte: Mein Freund ist mein; Büchlein von der Liebe JEsu; daß GOtt und Christum lieben das herrlichste Werck sey;
    • Medidat deuotiss. de Amore Christi.
  • Casp. Löscher der durch die Liebe thätige Glaube. Zwickau 1682. in 8.
  • Lorichius von der Liebe GOttes. Freyberg 1594. in 12.
  • Spener von der Wiedergeburt. … Glaubens-Trost. Th. II. … Evangelische Lebens-Pflicht. Th. II. … Natur und Gnade. … Lauterkeit. Th. I. … Predigten über Arndts wahres Christenthum. …
  • Danhauer Catech. Milch …
  • Reinhard Tugend. System. …
  • Arndt wahr. Christenth. …
  • Mayer wahr. Christenth. …
  • Gerhard Schol. Piet. …
  • Mengering Informat. Consc. Euang. …
  • Francisci Ruhe-Stunden … Wandel-Stein …
  • Mindel hochw. Kindsch. derer Gläubigen … Christ wieder Christ …
  • Bauler florirend Tugend-Garte …
  • Stisser Arethalog. Christ. …
  • Groß Virtut. max. Carit.
  • Otto Tugend-Steg und Laster-Weg …
  • Jenichen Tugend-Postille …
  • Mauritius Laster-Weg zur Reinig. Erleucht. und Heiligung …
  • Scriver Seel. Sch. …
  {Sp. 956}  
   
  • Müller Evang. Schluß-Kett. …
  • Teller christl. Lebens-Pfl. …
  • Korthold Vorbereit. zur Seligk. …
  • Scheibler Aurifod. Theol. …
  • Molinaeus von der Liebe GOttes, oder göttliche Liebes-Gedancken Magd. 1690. in 8.
  • Fr. von Sales 12. Betrachtung von der Liebe GOttes Cölln 1668. in 4.
  • Landsberg Pharetr. diu. Amor. Cölln 1602. in 12.
  • Barthol Sallustius Schola diu. Amor. Cöln. 1610. 1634 in 12.
Liebe der Kreaturen So viel von der Liebe GOttes. So höher nun GOtt über alles, so wenig kan hierinnen zu viel gethan werden. Da hingegen alle Creaturen unter göttlicher Hoheit stehen, darff derselben durch die Liebe derer Creaturen kein Eintrag geschehen. Diese hat also ihre Grentzen. Die Liebe derer Creaturen stehet unter der Liebe GOttes. Diese gehet über alles, jene aber stehet unter dieser. Siehet also jene auf diese, so ist das nicht sündlich, die Creatur zu lieben, das ist, nach der von GOtt vorgeschriebenen Ordnung.  
  GOtt hat allen Creaturen solche Eigenschafften gegeben, welche andern, besonders denen Menschen, nützlich sind. Diese machen ihnen einen Werth, und folglich eine Liebe von demjenigen, der sie nutzen kan. Je grösser nun der Vorzug einer Creatur vor der andern, desto grösserer Gnade der Liebe ist sie fähig. Wir lieben einen Hund, wir lieben einen Menschen, wenn die Liebe rechter Art ist, mit grossem Unterscheide. Wir reden hier von der rechten Art der Liebe, nicht wie sie insgemein ist. Denn da hat freylich mancher sein Pferd lieber als seine Frau, seinen Vogel lieber als sein Gesinde, die Frau ihr Schooß-Hündgen lieber als ihren Mann, u.s.w. Da doch dergleichen Dinge des Menschen wegen geschaffen, nachdem sie also als Mittel anzusehen.  
  Umso viel edler aber nun der Mensch vor denen unvernünfftigen ja gar leblosen Creaturen ist, um so viel mehr gebühret ihm von jenem Liebe, und je grösser der Werth des einen Menschen vor dem andern, je grössere Hochachtung und daher fliessende Liebe gehöret ihm.  
  Wenn wir aber hier von denen Staffeln der Liebe reden, wollen wir deswegen nicht eine Verachtung und Haß desjenigen, das in der Liebes-Rolle einen geringern Platz hat. Deswegen, weil wir die andern Creaturen nicht über die Menschen lieben sollen, deswegen sollen wir sie nun nicht hassen oder gar wieder sie seyn. Damit wäre so gut als mit jenem wieder GOttes Willen gesündiget. Einen Menschen, der an Vorzügen dem andern den Rang lassen muß, müssen wir deswegen nicht hassen. Wir können ihn so wohl lieben, ob wohl im geringern Grade. Die Beschaffenheit unsers Wesens weiset uns selbst dazu an.  
  Alle Liebe suchet seines Gegenstandes Wohl, folglich muß sie thätig seyn. Allenthalben nun ihr seine Liebe zu bezeigen, reichen unsere Kräffte nicht zu, oder wir können auch öffters nicht zu gleicher Zeit diesem und jenem einen Leibes-Dienst erweisen, also müssen gewisse Grade der Liebe seyn, wodurch der eine in Liebes-Bezeugungen vorgehet, der andere aber das Nachsehen haben muß.  
Eigenliebe Nun ist ein jeder sich die erste Liebe schuldig. Denn nachdem unser Heiland uns vor das gröste Gebot erkannt: Du solt lieben GOtt deinen HErrn von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen und von gantzem Gemüthe; so füget er dem das andere bey: Du solt deinen Nächsten lieben als dich selbst;
  • Matth. 22, 39.
  • Marc. 12, 31.
  • Luc. 10, 27.
  Wie letzteres auch  
 
  • 3. B. Mos. 19. 18.
 
  {Sp. 957|S. 498}  
 
  • Matth. 19, 19.
  • Röm. 13, 9.
  • Gal. 5, 14.
  • Jac. 2, 8.
 
  eingeschärffet ist.  
  Sollen wir nun unsern Nächsten lieben als uns selbst, so muß unsere Eigen-Liebe die Vorschrifft fremder Liebe seyn, folglich jene dieser vorgehen. Welches nun die rechte Eigen-Liebe, davon ist Tom. VIII. p. 510. seqq. zulänglich gehandelt worden.  
Nächstenliebe Hier ist also noch übrig, die Liebe gegen den Nächsten zu betrachten. Selbige ist nun so unumgänglich nöthig, als iedweder sich selber liebet. Der Mangel eines ieden Menschen leitet ihn in die menschliche Gesellschafft, allwo des andern Uberfluß seinen Mangel ersetzen kan. Den man nun hasset, dem dienet man nicht, also, soll uns der andere dienen, muß er einen zulänglichen Grund der Liebe haben, die ihn uns zu dienen beweget. Diese Liebe nun bey jenen auf uns zu ziehen, ist keine andere, als liebe jenen.  
  Wir lieben also unsern Nächsten aus einer Eigen-Liebe. Geschiehet sie aus unvernünfftigen Absichten, so wird sie unter dem Nahmen eines interessirenden Bezeigens verworffen; geschiehet sie aber aus vernünfftigen Ursachen, billiget man dieselben. Die geoffenbarte Religion giebt die sicherste Anleitung, welches die rechte Liebe des Nächsten, nemlich, daß sie diejenige Tugend sey, da ein ieder seinem Nächsten, er sey wer er wolle, vornehmlich aber denen Mit- und Neben-Christen nicht allein von Hertzen wohl will, sondern auch äusserlich durch freundliche Gebärden, liebreichen Zuspruch, und durch thätige Liebes-Wercke, sein hertzliches Wohlwollen beweiset, desselben Nutzen allezeit zu befördern, den Schaden aber zu verhüten trachtet, im Mangel und Noth willig und kräfftig beyspringet, das aus Übereilung, Unvorsichtigkeit oder Schwachheit begangene Unrecht ihm zu gute hält, im übrigen alles dasjenige thut, was er will, daß ihm andere wieder thun sollen, auf daß er also das Gesetz seines Heilandes erfülle, auch endlich mit demselben in hertzlicher Liebe in Ewigkeit vereiniget werde.  
  Der Qvell dieser Tugend ist GOtt der heilige Geist. Gal. 5, 22.
  Derselben Verbindlichkeit ist allgemein; ein ieder soll seinen Nächsten lieben.
  • 3. B. Mos. 10, 19. C. 19, 15. 18.
  • Matth. 22, 39.
  Er soll aber lieben insgemein alle Menschen, keinen eintzigen ausgenommen, auch so gar die Feinde.
  • 2. B. Mos. 23, 4. 5.
  • 3. B. Mos. 19, 18.
  • Sprüchw. Salom. 25, 21.
  • Matth. 5, 44. C. 22, 39.
  • Marc. 12, 31.
  • Luc. 6, 27.
  • Röm. 12, 30. C. 13, 9.
  • Gal. 5, 14.
  • Jac. 2, 8.
  Insonderheit die Blutsverwandten, als Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Kinder u.d. 1. Tim. 5, 8.
  Am allermeisten aber die wahren gläubigen, welche auch vor denen nächsten mehr zu lieben seyn, wo dieselbe nicht auch wahre Glieder Christi seyn.
  • Gal. 6, 10.
  • 2. Petr. 1, 7.
  Wer nun seinen Nächsten recht liebet, derselbe hat eine wahrhaffte, redliche und aufrichtige Zuneigung gegen seinen Nächsten, wenn ihm auch Gelegenheit und Kräffte fehlten, seine Liebe ihm in der That zu bezeugen.
  • 1. Petr. 1, 21. 22. C. 4, 8.
  • Röm. 12, 9. 10.
  • Philipp. 2, 1.
  • Eph. 4, 15.
  • 1. Cor. 13, 4. 5.
  • Col. 3, 12. 14.
  • Tit. 2, 2.
  Von aussen hat man gegen seinen Nächsten liebreiche Gebärden.
  • 1. Cor. 12, 26.
  • 1. Cor. 13, 4. 5.
  • Röm. 12, 17. 20.
  • Luc. 15, 6. seq.
  • Eph. 4, 32.
  Man begegnet ihm mit liebreichen, holdseligen und freundlichen Worten.
  • 1. Sam. 26, 24. seqq.
  • Es. 50, 4.
  • 1. Thess. 5, 14.
  Man weiset aber auch seine Liebe in der That.
  • Röm. 12, 9.
  • 1. Cor. 10, 24.
  • 1. Joh. 3, 18.
  • Jac. 2, 18.
  {Sp. 958}  
  Wir sollen unsern Nächsten lieben  
 
  • vor allen Dingen zur Ehre GOttes.
Matth. 5, 16.
 
  • Hierauf zu des Nächsten Nutzen.
  • 1. Cor. 10, 24.
  • 2. Cor. 12, 14.
 
  • 2. Petr. 1, 7, 10.
  • 1. Joh. 2, 10. C. 3, 23. C. 4, 7. 16. 17.
  Bewegen soll uns zur Liebe gegen den Nächsten  
 
  • GOttes ausdrücklicher Wille und Befehl.
  • 3. B. Mos. 19, 18.
  • Mich. 6, 7.
  • Joh. 15, 34.
  • Röm. 13, 8.
  • 1. Cor. 14, 1. C. 16, 14.
  • Gal. 5, 13.
  • 1. Joh. 3, 11. 23. C. 4, 7. 12. 17.
  • Ebr. 10, 24. C. 13, 1.
 
  • Matth. 5, 44. 45.
  • Eph. 5, 1. 2.
  • 1. Joh. 4, 11.
 
  • Das Exempel Christi selbst.
Joh. 13, 13. 14. 15. 34.
 
  • Das göttliche Wohlgefallen an der Liebe des Nächsten.
Hos. 6, 6.
 
  • Die allgemeine Verwandtschafft derer Menschen, weil wir in Adam alle eines Geschlechtes sind.
  • 1. B. Mos. 3, 10.
  • Es. 5, 7. 8.
  • Malach. 2, 13.
  • Ap. Gesch. 17, 26.
  • Eph. 5, 25.
 
  • Besonders aber die geistliche allgemeine und christliche Verwandtschafft, da wir in Christo einander verwand sind wegen der allgemeinen Gnade und Liebe des himmlischen Vaters, wegen der Erlösung JEsu Christi und wegen der Antragung des Glaubens durch das Evangelium GOttes des heiligen Geistes.
Eph. 4, 4. 5. 6.
  Hiernächst auch wegen der Zueignung, Mittheilung und Schenckung derer geistlichen Gnaden-Güter, welche die wahren Gläubigen mit uns gemeinschafftlich besitzen. 1. Petr. 1, 22. 23.
  An vorher beschriebener Liebe des Nächsten erkennen wir, daß wir der wahren Wiedergeburt und des seligmachenden Glaubens nebst der Kindschafft GOttes gewiß versichert seyn.
  • Joh. 13, 35. 36.
  • 1. Joh. 3, 10. 14. C. 4, 12.
  Die Liebe des Nächsten nutzet uns dazu,  
 
  • daß wir dadurch eine weit grössere Erkänntniß JEsu Christi erlangen.
2. Petr. 1, 3. seqq.
 
  • Daß sie uns zu einer Wehre wieder die vielen Anläuffe unserer Feinde dienet.
1. Thess. 5, 8.
  1. Joh. 4, 18.
 
  • Daß wir mit Freudigkeit am jüngsten Gerichte vor dem Richter-Stuhl Christi erscheinen können.
1. Joh. 4, 17.
  Sprüchw. Salom. 14, 30.
  Die Liebe des Nächsten ist auch nothwendig,  
 
  • weil der wahre Glaube niemahls ohne die Liebe des Nächsten kan gefunden werden, dahero Glaube und Liebe in der heiligen Schrifft öffters mit einander verbunden sind.
  • Gal. 5, 6.
  • Eph. 3, 17. C. 6, 23.
  • Col. 14.
  • 1. Thess. 1, 3. C. 3, 6.
  • 1. Tim. 1, 14.
  • 2. Tim. 2, 22. C. 3, 10.
  • Ep. Philem. 5.
 
  • Weil sie eine Pflicht ist, die wir dem Nächsten zu erweisen schuldig sind, und dir auch mit Recht und Fug von uns fordern kan.
  • Röm. 13, 8.
  • 1. Thess. 4, 9.
  • 1. Joh. 4, 11.
 
  • Weil ohne dieselbe alle andere geistliche Gaben dem Menschen nichts nütze sind, auch so gar der Glaube und die Wunder-Gaben.
1. Cor. 13, 1. seqq.
 
  • Weil ohne diese keine wahre Liebe GOttes seyn kan.
1. Joh. 3, 17. C. 4, 20. C. 5, 1.
  Diese Tugend ist auch vortrefflich,  
 
  • weil sie gar sonderbar von GOtt ihren Ursprung hat, auch keine mit dem Wesen GOttes so genau verknüpfet ist, als die Liebe.
1. Joh. 4, 7. 8.
 
  • Weil sie dem Gebote von der Liebe GOttes gleich ist, und demselben an der Seite stehet.
  • Matth. 22, 39.
  • Marc. 12, 31.
  Jac. 2, 8.
 
  • Weil sie alle
 
  {Sp. 959|S. 499}  
  andere Gebote und Christen-Pflichten in sich fasset.
  • Röm. 13, 8. 9. 10.
  • Matth. 22, 40.
  • Gal. 5, 14.
  • 1. Tim. 1, 5.
 
  • Weil sie allen Opfern und Brand-Opffern Altes- Testaments vorgezogen wird.
Marc. 12, 33. 34.
 
  • Weil sie in gewissen Stücken grösser ist denn Liebe und Hoffnung.
1. Cor. 13, 13.
  Sie ist aber grösser,  
 
  • theils in Ansehung der Ausbreitung über die gantze Welt, indem der Glaube nicht andern, sondern uns selbst dienet; die Liebe hingegen dienet nicht sich selbst alleine, sondern auch andern Menschen in der Welt;
  • theils in Ansehung der Offenbarung, nehmlich weil der Glaube im Hertzen verborgen lieget, und niemanden, denn GOtt alleine, unbetrüglich bekannt ist, so kan niemand unbetrüglich sagen, daß dieser oder jener den Glauben habe, weil er ihm nicht ins Hertze sehen kan; hingegen kan die Liebe von iedermann gesehen werden, und dienet auch uns selbst zur Erkänntniß des Glaubens:
  • theils auch in Ansehung der Dauerhafftigkeit. Der Glaube währet nicht länger, als dieses Leben, und nach diesem Leben höret er auf; Die Liebe aber erstrecket sich auch biß in jenes Leben, und wird in Ewigkeit nicht aufhören.
 
  Es ist aber die Liebe des Nächsten weiter nothwendig,  
 
  • weil sie besser ist, denn alles wissen.
1. Cor. 8, 1.
 
  • Weil sie grösser und höher ist, denn alle Würden und Amts-Gaben derer Lehrer und Prediger.
1. Cor. 12, 31. C. 13, 1.
 
  • Weil sie das Band des geistlichen Leibes JEsu Christi ist.
  • Eph. 4, 16.
  • Col. 2, 2. C. 3, 4.
  Desto schädlicher ist der Liebe Unterlassung.
  • Matth. 5, 22.
  • Gal. 5, 22.
  • 1. Joh. 3, 14. C. 4, 8.
  Die Unterlassung der Liebe ist auch schädlich.
  • 4. B. Mos. 31, 8.
  • Jos. 13, 22.
  • Esth. 7, 10.
  Die Liebe gegen den Nächsten befördert  
 
  • die Befleißigung der wahren Liebe GOttes.
1. Joh. 4, 21. C. 5, 1.
 
  • Die fleißige Betrachtung der unaussprechlichen Liebe GOttes und Christi, so wohl gegen uns als auch gegen unsern Nächsten:
  • Die Betrachtung, wie die Liebe unserer Natur so gar gemäß sey, und die innerliche Seelen-Ruhe sonderlich befördern helffe:
  • Die Vermeidung des Zorns, daß wir uns bey gegebener Gelegenheit nicht gleich lassen in Harnisch jagen:
  • Die zeitige Dämpfung des Zorns und Hasses, wenn er ja aufsteigen wolte, daß wir ihn nicht lange beherbergen:
  • Die Erkänntniß derer so wohl natürlichen als geistlichen Gaben, die GOtt dem Nächsten vor mir und andern geschencket hat:
  • Die Betrachtung des Nächsten an und vor sich selbst, wie er als ein Mensch oder auch als ein Christ ohne Absicht auf sein Wohl- oder Ubelverhalten gegen mich soll geliebet werden:
  • Die öftere Vorstellung, daß wir dermahleins im ewigen Leben einander beständig lieben werden:
  • Die tägliche Reinigung unserer Seele von der noch rückständigen unordentlichen Selbst-Liebe.
1. Petr. 1, 22.
  Die Hindernisse bey solcher Liebe des Nächsten sind z.E.  
 
  • die Ungleichheit derer Sitten; ein wahrer Christe aber muß durch die Gnade GOttes auch seine Natur überwinden, und iedermann allerley werden.
1. Cor. 9, 19. seqq.
 
  • Die in dem Nächsten verspürte Fehler, und vielmahls grobe Sünden und Bosheit wieder GOtt und den Nächsten;
 
  Nun soll ein wahrer Christ zwar wohl die Laster hassen, die Person aber lieben, theils weil sie GOtt nicht nur insgemein, sondern auch durch die Sendung seines Sohnes geliebet, theils weil sie ein  
  {Sp. 960}  
  Geschöpfe GOttes ist, theils weil sie von Christo theuer erlöset ist, theils auch weil sie von dem heiligen Geiste noch täglich in der christlichen Kirchen beruffen, durchs Wort zur wahren Bekehrung angelocket, und auch wohl durch solche Mittel bekehret und selig werden könne; Hiernächst haben wir nicht eben diese, haben wir doch vielleicht andere und offtmahls grössere Fehler und Sünden an uns: Daß wir aber nicht so grosse Sünden an uns haben, ist lediglich die Gnade GOttes Ursache: Ja, so lange wir leben, sind wir nicht von der Gefahr frey, in eben so grosse Sünden verführet zu werden.  
  Auch das ist nicht zu länglich, uns von der Liebe gegen den Nächsten frey zu sprechen, weil sich im gemeinen Wesen fast täglich ereignet, das uns unser Nächster beleidiget, denn das ist nun einmahl die menschliche Schwachheit, so müssen wir dem darüber entstehenden Zorne nicht seinen Lauff lassen, sondern bey Zeiten unterdrücken, zumahl da wir selbst nicht allezeit wollen, daß eine wiedrige Mine gleich von unserm Nächsten vor beleidigend soll angenommen werden.  
 
  • So ist auch eine grosse Hinderniß an Ausübung der Liebe gegen den Nächsten der Hochmuth derer Menschen, da einer immer höher als der andere seyn will.
Sprüchw. Salom. 13, 10.
  Dawieder saget Paullus Röm. 12, 10. Die brüderliche Liebe unter einander sey hertzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.  
 
  • So hindert auch offters die Liebe des Nächsten das bessere Glück des Nächsten, dessen man ihm unwürdig, sich aber würdig schätzet.
  • 1. Sam. 18, 8.
  • 1. B. Mos. 4, 15. C. 37, 6. 8. 11. 23. seqq.
  Dagegen heisset es Matth. 20, 15. Habe ich nicht Macht zu thun mit dem meinen, siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin.  
  Viele sind auch unleidlich, wenn man eine andere Meynung, als sie, heget. Ein rechtschaffener Christ giebt, soviel ohne Abbruch der göttlichen Wahrheit geschehen kan, nach, und befleißiget sich nichts desto weniger der Liebe auch gegen die wiedrig gesinneten. Röm. 9, 1. 2. 3. C. 10, 1. 2. C. 11, 28.
  Straffen will sich auch niemand von dem andern lassen.
  • Sprüch. Salom. 9, 8. C. 26, 25. 28.
  • 1. B. der König. 22, 8.
  • Amos. 5, 10.
  Solches wird man glimpflichen über sich ergehen lassen, wenn man die Liebe, die unter solchen verborgen, entdecket und erwecket, wie unser eigener Nutzen durch solche Bestraffung gesuchet werden.  
  Wer sich nun prüfen will, ob die wahre Liebe des Nächsten bey ihm sey, der wird bey sich mercken  
 
  • eine Empfindung der wahren Zuneigung des Hertzens, bloß und alleine, weil der Nächste ein Geschöpfe GOttes, von GOtt dem Vater geliebet, von Christo erlöset, und von dem heiligen Geiste zur Busse und Glauben täglich beruffen wird:
  • Die Empfindung der Zuneigung des Hertzens ohne Unterscheid, ausgenommen wo der wahre Glaube und das thätige Christenthum noch einen Vorzug in der Liebe des Nächsten erfordert.
  • Die Empfindung der Zuneigung des Hertzens zu dem Nächsten wegen des bey ihm verspührten lebendigen Glaubens und wahren Christenthums:
  • Die aufrichtige Zuneigung zu allem Menschen, zu aller Zeit, im Glücke und Unglücke, auch wenn er arm worden:
  • Die wahre und aufrichtige Liebe derer Feinde, welche nicht vom Fleische und Blute, sondern von dem heiligen Geiste ist:
 
  {Sp. 961|S. 500}  
 
  • Wenn man seine innerliche Zuneigung sehen lässet, und zwar zu der Zeit, da man weder Nutzen noch Ehre, noch Ruhm, sondern vielmehr das Gegentheil davor zu gewarten hat, auch wenn die That uns manchmahl nicht leichte, sondern sehr sauer ankommet:
  • Wenn wir auch diejenigen lieben, und ihnen allerhand gutes erweisen, die entweder solches nicht einmahl wissen, oder, wo sie es ja wissen, es doch vor keine Wohlthat annehmen, ja vielmehr vor eine Beleidigung erkennen, und uns deswegen hassen und verfolgen, wir aber dennoch nicht müde werden, solchen unsern Nächsten auch wieder seinen Willen zu lieben und gutes zu thun:
  • Wenn wir bey unterlassener Danckbarkeit oder wohl gar verspührtem Undancke dennoch in Zukunfft denselben beständig fort zu lieben uns angelegen seyn lassen:
  • Die Freude über des Nächsten geistliches und leibliches Wohl, wenn uns auch dabey etwas abgehen solte:
  • Die innerliche Betrübniß über des Nächsten geistlichen oder leiblichen Schaden, wenn mir auch daraus ein Vortheil zuwachsen solte:
  • Wenn man sich nicht leichte zum Zorn bewegen lässet.
  • 1. Cor. 13, 4.
  • Gräninger Sünden-Zeddel und Tugend-Regist. …
  • Müller Liebes-Kuß …
  • Spener von der Wieder- Geburt ... Lebens-Pflicht. … von der Natur und Gnade. … Predigt. über Arnds wahr. Christenth. …
  • Francisci Ruhe-Stunden … und in Anh. 4. Wandel- Stern …
  • Dorschaeus Theol. Moral. …
  • Reichard Tugend-System. …
  • Danhauer Catech. Milch …
  • Arndt wahr. Christenth. …
  • Mayer wahr. Christenth. …
  • Carpzov Tugend-Spr. …
  • Gerhard Schol. Pietat. …
  • Bauler florirend. Tugend-Gart. …
  • Bolsacci Moral. …
  • Dürr Compend. Theol. Moral.
  • Stisser Aret. Christ. …
  • Sperling Mos. inform. … Die 1. Tug. des 5. Gebots
  • Kunad Catech. Christ-Schmuck …
Arten Nachdem verschiedene Arten aber nun des Nächsten, nachdem giebts auch wieder besondere Arten der Liebe. So ist die eheliche Liebe, welche Ehe-Leute unter einander haben; so ist brüderliche und schwesterliche Liebe, welche Geschwister gegen einander haben; so ist die Liebe derer Eltern und Kinder, welche diese unter sich haben; so ist die Schul-Liebe, welche Lehrer und Lernende, und diese wieder unter sich haben, und was dergleichen mehr, davon aus denen Pflichten eines ieden solchen Gegenstandes gehandelt wird.  
     

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Stand: 17. Juni 2023 © Hans-Walter Pries