Stichworte |
Text |
Quellenangaben |
|
Liebe, ist diejenige Gemüths-Neigung, nach
welcher man sich des geliebten Wohl als sein
eigenes zu befördern angelegen seyn lässet. |
|
|
Sie ist entweder des erschaffenen oder
unerschaffenen. Wie diese nun
unterschieden, so
unterschieden
muß auch deren Liebe seyn, so wohl
was dessen thätliche als leidende Art ist. |
|
Liebe Gottes |
GOtt liebet, und wird geliebet: Die Creatur
liebet, und wird geliebet. Der
Unterscheid darinnen
ist sehr groß. GOtt ist unendlich, also auch seine
Liebe; GOtt ist allmächtig, so auch seine Liebe;
GOtt ist
gerecht, so auch seine Liebe; GOtt ist
heilig, so auch seine Liebe: GOtt ist eher als die
Creatur, drum liebet er dieselbe eher, als sie ihn
liebet. GOtt ist
vollkommen, so auch seine Liebe.
GOtt ist allwissend, dahero liebet er seine
Creaturen, ehe sie ihn auch wohl darum bitten. GOtt
hat keine
Begierden, deswegen ist seine Liebe ohne
eitele Absichten, wie gemeiniglich derer
Menschen
ihre Liebe. GOtt bedarff keines
Dinges, dahero ist
seine Liebe nicht eigennützig. |
|
|
So vollkommener nun GOtt seine Geschöpffe
liebet, so vollkommene Gegen-Liebe sind diese ihm
schuldig. Da nun der Mensch von GOtt vor allen
andern Geschöpffen mit dem
Vermögen, GOttes
Liebe unter desselben andern unaussprechlichen
Vollkommenheiten zu
erkennen und zu
empfinden,
begabet ist, folget, daß auch GOtt von dem
Menschen vor allen andern habe wollen geliebet
seyn, aber nicht allein geliebet, sondern auch, weil
seine Liebe in allen Stücken vollkommen, von
gantzer
Seelen, von gantzen
Kräfften, und, weil
GOtt das höchste, auch über alles. |
|
|
Folgt dieses nun schon aus
natürlichen
Gründen, wie grösser wird also die Verbindung
eines
Christen seyn. Denn da ist die Liebe GOttes
eine Krafft und
Würckung GOttes des
heiligen
Geistes in dem geheiligten eines gläubigen und
wiedergebornen Christen, da- |
|
|
{Sp. 951|S. 495} |
|
|
durch er den dreyeinigen GOtt, und sonderlich
seinen Erlöser JEsum Christum über alles hoch und
theuer schätzet, allezeit
fleißig an denselben
gedencket, sich ie mehr und mehr mit demselben zu
vereinigen suchet, dessen heiligen
Willen und
Befehl
täglich mehr und mehr zu erkennen, und
demselben nach Vermögen nachzuleben sich
eifrigst bemühet, über die aus Unwissenheit und
Schwachheit geschehene
Beleidigung sich inniglich
betrübet, ihn alsobald durch
wahre Busse und
Glauben wiederum zu versöhnen suchet, und sich
in Zukunfft nach allem Vermögen vor dergleichen
Beleidigung hütet, die von andern seinem GOtt
angethane Unehre und Beleidigung empfindet er
mehr, als wenn es ihm selbst wiederfahren wäre, er
betrübet sich darüber innigst, und eifert so viel möglich wieder seine
Beleidiger vor dessen
Ehre:
hingegen freuet er sich über die Ausbreitung der
göttlichen Ehre und Wachsthum des thätigen
Christenthums, und, so viel an ihm ist, suchet er
überall Gottes Herrlichkeit und Vollkommenheit bey
andern bekannt zu machen, und sie zu dessen
aufrichtigen Liebe anzureitzen. |
|
|
Im
Glücke und
Unglücke, in
Freude und Leide,
im
Leben und
Tode bleibet er beständig an seinem
GOtt und JEsu, und weil er diesen seinen GOtt und
JEsum nicht nach Wunsch in seinem geheiligten
Hertzen wegen der annoch anklebenden
Sünde
genüssen kan, so wünschet und verlanget er, daß
ihn sein JEsus durch einen seligen Tod ie eher ie
lieber, doch nach göttlichem Willen, von dem
Leibe
dieses Todes und der Sünden auflöse, und mit ihm
vereinigen möge. |
|
|
Dieser nun beschriebenen Liebe GOttes
Ursprung ist der
heilige
Geist. |
- Gal. 5, 22.
- 2. Tim. 1, 7.
- 2. Thess. 2, 8.
- Röm. 5, 5. C. 15, 30.
- 2. Cor. 13, 11.
- Epist. Jud. 2.
- Esa. 57, 16.
|
|
Bey unwiedergebornen und fleischlich
gesinnten findet sie sich nicht. |
- Röm. 8, 7.
- Joh. 3, 20.
- Luc. 14, 18.
- Jac. 4, 4. 1.
- Joh. 2,
16.
|
|
Sondern alleine bey denen gläubigen und
wiedergebornen Seelen. |
|
|
Wer GOtt von gantzem Hertzen lieben
soll,
dem
muß GOtt erstlich sein Hertz beschneiden, ihn
geistlich wiedergebären, und ihm den heiligen Geist
schencken. |
- Gal. 5, 6.
- 5. B. Mos. 30,
6.
- Psal. 31, 24.
- Hos. 10, 12.
- Hohe Lied Salom. 1, 4.
- Joh. 8, 42.
- 1. Tim. 1, 5.
|
|
Es lieben aber solche Kinder Gottes insgemein
den dreyeinigen GOtt. |
- Psal. 5, 12.
- Psal. 40,
17.
- Psal. 56, 6.
- Psal. 69, 37.
- Psal. 70,
6.
|
|
Insonderheit aber JEsum. |
1. Cor. 16, 22. |
|
Die Kennzeichen der
wahren Liebe GOttes
sind: |
|
|
- Wenn ein Mensch etwas bloß deswegen thut,
weil es der Wille seines himmlischen Vaters ist, es
sey übrigens seinem Fleische und Blute schwer oder
leichte.
|
- 1. B. Mos. 22, 12.
- 1.
Joh. 2, 5.
|
|
- Wenn man in allen Dingen bloß GOttes Ehre
suchet ohne Heucheley und Nebenabsicht auf sich
selbst.
|
Philipp. 1, 18. |
|
|
Ebr. 11, 26. |
|
- Wenn man allezeit eine
Freude an göttlichen
Dingen hat.
|
- Psal. 52, 10. 11.
- Psal.
43, 5.
- Psal. 63, 6.
- Psal. 73, 28.
|
|
- Die Betrübniß und der Eifer über die
Beleidigung GOttes bey andern, wenn solche auch
die liebsten wären.
|
- Ps. 119, 136. 139. 155.
- Psal. 139, 21.
- 5. B. Mos. 33, 91.
- Luc. 14, 26.
- Matth.
10, 37.
|
|
- Das hertzliche Betrübniß über die annoch
anklebenden
Sünden, ob sie gleich
wissen, daß
ihnen solche nicht zugerech-
|
|
|
{Sp. 952} |
|
|
net werden, so betrüben sie sich doch darüber,
weil sie noch etwas an sich haben, welches ihren
lieben
GOtt beleidigen kan. |
Röm. 7, 24. |
|
- Die willige Aufnehmung des Creutzes.
|
- Mich. 7, 9.
- 5. B. Mos.
26, 41.
|
|
- Die gedultige Ertragung des Creutzes um JEsu
Willen.
|
- Röm. 5, 3.
- Matth. 5, 10.
11. 12.
- Jac. 1, 2.
- Ebr. 10, 34.
- Ap. Gesch. 5,
41.
|
|
- Das sinnliche Verlangen nach einer genauen
Vereinigung mit GOtt im
Glauben, Liebe und
Gehorsam, besonders aber nach einem seligen
Ende und der annoch anklebenden Sünde loß zu
werden, und der Liebe GOttes
völlig zu geniessen,
dabey aber doch auch ein Verlangen, länger zu
leben, wo man durch selbiges das Reich GOttes
noch ausbreiten könne.
|
Philip. 1, 23. |
|
|
1. Joh. 4, 20. C. 5, 1. |
|
Die
Eigenschafften aber einer rechtschaffenen
Liebe zu GOtt sind: |
|
|
1.) |
Daß die Liebhaber Gottes
GOtt und JEsum über alles hoch und werth achten,
und dagegen alle
Ehre,
Reichthum und
Wollust
dieses
Lebens nichts achten. |
|
|
|
|
Denn wenn ein
Mensch
erkennet, in welchem Elende er vor seiner
Bekehrung sey, nehmlich unter dem Fluche des
Gesetzes, und wenn er sich zugleich den seligen
Zustand und die unschätzbaren
Güter
vorstellet, in
welche er durch die zugerechnete
Gerechtigkeit
seines JEsu, durch die Kindschafft, durch den
Frieden mit GOtt ist gesetzet worden, wenn er sich
zum voraus die Süßigkeit des ewigen Lebens
vorhält, dessen Vorschmack er schon in diesem
Leben hat, so kan es
unmöglich anders seyn, es
muß sich bey ihm eine Hochachtung GOttes und
seines JEsu finden, welche alle andere Liebe
übertrifft. |
|
- Psal. 73. 25. 26.
- Philipp. 3, 8.
- Joh. 1, 27.
- Matth. 3, 14. C. 13, 44. 45.
45.
- Psal. 63, 4.
|
|
2) |
Daß sie öffters und
fleißig
an ihren GOtt und JEsum
gedencken, wie sie ihm
alleine und nicht der
Welt gefallen
mögen. |
|
- Psal. 63, 1. 2. 7.
- Ps.
16, 8.
- Jer. 2, 32.
- Matth. 6, 21.
- 1. Cor. 8, 32. 33.
- 2.
Cor. 5, 9.
- 1 Thess. 4, 1.
- Col. 1,
10.
|
|
3) |
Daß sie sich immer ie mehr
und mehr mit ihnen zu vereinigen, und dessen
Süßigkeit und Seligkeit
vollkommen zu genüssen
suchen. |
|
- Ps. 42, 1.
- Psal. 63, 1.
2.
|
|
4) |
Daß sie sich nach allen
Kräfften
GOttes Willen und Gebote ie mehr und
mehr zu erkennen und zu erfüllen bemühen. Denn
deme, den wir lieben,
wollen wir, daß nichts zu
wieder geschehe. |
|
- 2. B. Mos. 20, 6.
- Nehem 1, 5.
- Dan. 9, 4.
- Jos. 22, 5.
- Joh. 15, 10.
- Ps.
97, 10.
- Joh. 14, 15. 21. 23. 31.
- 1. Thess. 1, 3.
- Ebr.
6, 10.
- 1. Joh. 2, 5. C. 5, 3. 2.
- Joh.
6.
|
|
5) |
Daß sie sich über die aus
Unwissenheit und Übereilung begangenen Fehler
inniglich betrüben. |
|
Röm. 7, 23. 24. |
|
6) |
Daß sie den beleidigten
GOtt unverzüglich durch wahre Busse zu
versöhnen suchen, es damit nicht lange anstehen
lassen, sondern nicht eher ruhen, als biß sie der
Gnade GOttes wieder versichert sind. |
|
Luc. 7, 37. 38. |
|
7) |
Daß sie sich hinfort vor der
geschehenen Beleidigung und begangenen Fehler
aufs fleißigste hüten, und in allen auch an sich
unschuldigen Dingen behutsam aufführen. |
|
Es. 38, 15. |
|
8) |
Daß sie das von andern
ihrem GOtt und JEsu angethane
Unrecht und
Sünde schmertzlich empfinden, und zwar mehr, als
wenn es ihnen selbst wiederfahren wäre. |
|
- Ps. 119, 136. 158.
- 2.
Cor. 11, 29.
- Ez. 9, 4.
- Ap. Gesch. 17, 16.
- 2. Petr. 2,
7.8.
|
|
|
|
|
{Sp. 953|S. 496} |
|
|
|
Beleidiger ihres GOttes
nicht nur ernstlich hassen, sondern auch wieder
dieselben gebührend eifern. |
|
- Luc. 19, 45.
- Hohe Lied
Salom. 8, 6.
- Sprüchw. Salom. 6, 32. 33. 34.
- 4. B.
Mos. 25, 7. seqq.
- Sirach 45, 28.
- Ps. 69, 10.
- Ps. 119,
139.
- 1. B. der Könige 19, 10.
- 1. Cor. 11,
2.
|
|
10) |
Daß sie sich über die
Ausbreitung der göttlichen Ehre hertzinniglich
erfreuen, und solte es auch mit ihrer
Schande und
Schaden geschehen. |
|
- Joh. 4, 5. seqq.
- 4. B.
Mos. 11, 27. seq.
- Philipp. 1, 18.
|
|
11) |
Daß sie nicht alleine ihr
selbsteigenes Vergnügen an GOttes Herrlichkeit
haben, sondern auch selbige bey andern
auszubreiten und bekannt zu machen suchen. |
|
- Ps. 22, 23.
- Ps. 51, 15.
- Röm. 15, 19. 20.
|
|
12) |
Daß sie in ihrem Leiden
beständig bey GOtt aushalten, und mit ihrem GOtt
zufrieden seyn, es gehe ihnen dabey, wie es
wolle. |
|
- Hohe Lied Salom. 8, 6.
7.
- Hiob. 13, 15.
|
|
13) |
Daß sie sich nach einem
seligen Ende sehnen, um dadurch GOtt und JEsum
und desselben Gnade vollkommen zu genüssen,
weil sie sehen, daß sie mit ihren noch anklebenden
Schwachheits-Sünden ihren JEsum noch öffters
betrüben, und also hier ihres GOttes nimmermehr
vollkommen
theilhafftig werden können. |
|
- Philipp. 1, 23.
- Hohe
Lied Salom. 2, 5.
- Röm. 8, 23.
- 1. Cor. 1, 7.
- Philipp. 3,
20.
- 1. Thess. 1, 10.
- Tit. 2, 13.
- 2. Tim. 4, 8.
- 2. Petr. 3,
12. 13. 14.
- Ebr. 9, 28.
- Off. Joh. 22, 17.
20.
|
|
Es muß aber diese Liebe nach denen
Regeln
der
Klugheit eingerichtet seyn, so daß man darinnen
nicht weiter gehe, als uns GOtt Kräffte gegeben. So
mißbilligte unser Heyland Petri unternehmen, da er
aus unzeitiger Liebe bey der Gefangennehmung
JEsu mit dem Schwerde darein schlug. |
- Luc. 22, 49. seqq.
- Joh.
18, 10.
|
|
Auch müssen wir uns in acht nehmen, daß wir
aus Liebe nicht über die Vorschrifft GOttes gehen,
als welches ihn mehr beleidigen als gefallen
würde. |
- Matth. 15, 8. 9. 13.
- 1.
Sam. 15, 21. 22.
|
|
Es ist aber
nothwendig, GOtt zu lieben. GOttes
Güte wäre schon groß genug gewesen, wenn er
uns nur erlaubet, ihn zu lieben, so aber, da er es
uns so gar
befiehlt, vor eine desto grössere
Ehre
sollen wir solches halten. |
- Matth. 22, 37.
- 5. B.
Mos. 6, 5. C. 10, 12. C. 21, 1.
- Jos. 22, 5. C. 23, 11.
- Mich. 6, 8.
- Marc. 12, 30.
- Luc. 10, 27.
- Ps. 31. 24.
- Ep.
Jud. 21.
- Joh. 15, 9.
|
|
Ohne Liebe ist auch der Glaube nicht. |
|
|
Die Liebe GOttes ist vortrefflich, |
|
|
- weil GOtt
nichts so sehr als die Liebe fordert,
|
- Matth. 22, 37.
- Marc.
12, 33.
|
|
|
- Hohe Lied Salom. 8, 7.
- Luc. 11, 42.
|
|
- Weil GOtt selbst die Liebe ist.
|
- Sir. 1, 10. 11.
- 1. Joh. 4,
7. 8.
|
|
- Weil sie die Haupt-Summe des
Gesetzes
ist.
|
1. Tim. 1, 5. |
|
Die Liebe GOttes ist auch
nützlich, so wohl im
geistlichen als
leiblichen. |
Sprüchw. Salom. 8,
21. |
|
Sie versichert uns die Vergebung der
Sünden. |
- Luc. 7, 47.
- 1. Cor. 8,
3.
|
|
Sie machet geistliche Freude |
- Ps. 5, 12.
- 1. Joh. 4,
17.
|
|
GOtt wohnet in uns. |
- 1. Joh. 4, 16.
- Ps. 69,
37.
|
|
GOtt wendet sich zu uns, und ist uns
gnädig. |
Ps. 119, 132. |
|
Er behütet uns. |
Ps. 145, 20. |
|
Er liebet uns
gantz besonders. |
- Sprüchw. 8, 17.
- Joh.
14, 21. C. 16, 27.
|
|
Er offenbahret sich uns gantz besonders. |
Joh. 14, 21. |
|
Die gantze heilige Dreyeinigkeit vereiniget sich
mit uns. |
- Joh. 14, 23.
- 1. Cor. 6,
17.
- 1. Joh. 4, 16.
|
|
Alles muß uns zum besten dienen. |
Röm. 8, 28. |
|
{Sp. 954} |
|
|
Wir haben die Göttliche Gnade. |
Eph. 6, 24. |
|
Sonderbare Aufsicht GOttes. |
Sirach 34, 19. |
|
GOtt bringet seine Verheissungen in der
Erfüllung. |
- Neh. 1,
- 5. B. Mos. 7, 9.
- Dan. 9, 4.
- B. d. Weißh. 3, 9.
|
|
Wir haben davor, doch nicht aus
Verdienst,
|
|
|
|
- 1. Cor. 2, 9.
- Jac. 1, 12.
C. 2, 5.
|
|
|
Ps. 119, 159. |
|
|
Eph. 6, 24. |
|
|
Philipp. 1, 17. |
|
- GOtt giebt Früh-Regen und Spat-Regen.
|
5. B. Mos. 15, 13. 14. |
|
|
5. B. Mos. 11, 22. 23. |
|
- Erweiset unsern Nachkommen
Barmhertzigkeit.
|
- 2. B. Mos. 20, 6.
- 5. B.
Mos. 5, 10. C. 7, 9.
- Nehem. 1, 5.
- Dan. 9,
4.
|
|
- Vermehret unsere Lebens-Jahre.
|
5. B. Mos. 3, 6. 10.
20. |
|
Es ist
billig, daß wir GOtt lieben, |
|
|
- weil ihm solches gefället.
|
- 3. B. Mos. 6, 12.
- Hos.
6, 6.
|
|
- Weil uns GOtt vorher geliebet.
|
1. Joh. 4, 19. |
|
Solches erhellet |
|
|
- aus der Erwählung zum ewigen Leben.
|
|
|
- Aus der Schöpfung, indem er uns als
vernünfftige Creaturen zum ewigen Leben
erschaffen.
|
Sirach 7, 32. |
|
- Aus der Erhaltung, weil er uns so viele
Wohlthaten erzeiget.
|
Hos. 11, 4. |
|
- Aus der Erlösung und Sendung seines
Sohnes.
|
- Joh. 3, 16.
- 1. Joh. 3,
16. C. 4, 9. 10.
- 2. Cor. 5, 14.
|
|
- Aus der Bekehrung und Erneurung.
|
Röm. 5, 5. |
|
- Aus der Annehmung zur Kindschafft,
|
1. Joh. 3, 1. |
|
So sind auch alle heiligen GOttes Liebhaber gewesen,
z.E. |
|
|
|
- 2. B. der Chron. 20, 7.
- Sirach 47. 24.
|
|
|
Ps. 18, 2. |
|
|
1. B. der Könige 3, 3. |
|
|
Joh. 3, 29. |
|
|
Luc. 7, 47. |
|
|
2. Cor. 5, 14. |
|
|
Joh. 21, 15. 16. |
|
|
1 Petr. 1, 8. |
|
So abscheulich und
schädlich ist dagegen der
Haß gegen GOtt. |
|
|
Denn solches
thun nur unwiedergeborne. |
- Joh. 3, 20.
- Röm. 1, 29.
C. 8, 7.
- Col. 1, 21.
- Gal. 5, 20.
|
|
Er bringt mit sich den
Tod. |
- 2. B. Mos. 20, 5.
- 5. B.
Mos. 5, 9. C. 7, 10. C. 32, 41.
- Ps. 21,
9.
|
|
Die GOtt hassen, |
|
|
|
- 1. Cor. 16, 22.
- Philipp.
3, 19.
- Offenb. Joh. 2, 4. 5.
|
|
- Werden von allen Liebhabern GOttes
gehasset
|
- Psal. 139, 20.
- 2. B. der
Chron. 19, 2.
|
|
- Wieder sie beten die frommen.
|
- Ps. 68, 2. 3.
- Ps. 74, 2.
3.
- Ps. 81, 16.
- Ps. 83, 1. 2.
- Ps. 139, 19. 20.
- Es. 63,
8.
|
|
- Der Herr Meßias klaget über sie.
|
Ps. 69, 5. |
|
- Sie werden von GOtt gestürtzet.
|
- 2. B. Mos. 15, 6. 7.
- 5.
B. Mos. 32, 16. seqq.
- Es. 6, 11. C. 59, 18. C. 66,
6.
|
|
- GOtt rächet sich an ihnen.
|
Jer. 46, 10. |
|
- GOtt leget sie zu seinem Fuß-Schemel.
|
Psal. 110, 1. |
|
|
- B. der Richt. 5, 31.
- Psal. 92, 20.
|
|
|
- 1. Sam. 30, 29.
- Ps. 37,
20.
|
|
|
Ps. 66, 3. |
|
- Ihr
Kopf wird zerschmissen.
|
- Ps. 68, 22. 24.
- Ps. 78,
67.
- Ps. 97, 3.
- Ps. 109, 29.
- Esa. 26, 11. C. 42, 13.
14.
|
|
Die Liebe zu GOtt erreget |
|
|
|
- 5. B. Mos. 6, 4.
- Ps. 16,
24.
- Ps. 73, 25. 26.
- Hohe Lied Salom. 1, 3.
- Matth.
19, 17,
|
|
- Die Betrachtung derer göttlichen Wohlthaten,
als die Schöpfung und Erhaltung, die Erlösung, wie
Christus mit lauter Liebe so viel leiden
ausgestanden.
|
- Eph. 3, 19.
- 2. Cor. 5,
14.
- 1. Joh. 3, 16.
- Joh. 15, 13.
|
|
- Die Wiedergeburt, Rechtfertigung und
Erneuerung: Kein Mensch aber wird zu finden seyn,
der nicht gantz besondere Wohlthaten von GOtt
genossen, die ihm bey genauerer Überlegung
nothwendig eine danckbar
|
|
|
{Sp. 955|S. 497} |
|
|
Liebe einflößen müssen. |
- Ps. 103, 2. seqq.
- Luc.
7, 47.
|
|
Auch befördert die Liebe gegen GOtt |
|
|
- das aufrichtige und redliche Verlangen, GOtt
inbrünstig zu lieben.
|
Es. 26, 8. 9. |
|
- Weiter ein andächtiges Gebet.
|
2. Thess. 3, 5. |
|
- Die
fleißige Lesung und Betrachtung göttlichen
Worts,
- der fleißige Umgang mit eifrigen und
brünstigen Liebhabern GOttes,
- die Abschaffung
aller irdischen und sündlichen Welt-Liebe.
|
- Matth. 6, 24.
- Luc. 10,
23.
- 1. Joh. 2, 15. 16.
|
|
An solcher Liebe aber gegen GOtt hindert die
Menschen die Unwissenheit GOttes und göttlicher
Dinge, die, wo sie nicht recht kennen, kein
Verlangen und also auch keine Liebe haben. Eine
rechtschaffene Erkänntniß in dererselben und des
herrlichen Nutzens des Creutzes, als unter welchem
allezeit eine besondere Vater-Liebe verborgen
lieget, wird solche Hinderniß am besten heben. |
|
|
So hindert auch ein
böses
Gewissen, daß
GOttes Straffe wegen begangener Ubelthat
erwartet. |
1. Joh. 4, 18. |
|
Solche Furcht hebet eine rechtschaffene
Bekehrung. Die Kaltsinnigkeit derer Menschen in
der Liebe GOttes hebt am besten die Betrachtung
der überschwenglichen Liebe GOttes gegen die
Menschen. Der hochmüthige
will auch gerne GOtt
nichts
schuldig seyn. Dieses wird eine genauere
Erkänntniß eigener Schwachheit und Nichtigkeit
heben, und zu GOtt ziehen. |
- Ap. Gesch. 17, 28.
- 2.
Cor. 3, 5.
- Ahasv. Fritsch
- die in JEsu gantz
verliebte und die Welt verschmähete Samaritin;
- goldenes Kleinod, oder wie man den Herrn JEsum
recht lieben und gottselig leben solle;
- ingleichen
vortreffliche Mittel, den Herrn JEsum recht lieb zu
gewinnen;
- herrliche Mittel, den HErrn JEsum immer
im Gedächtniß zu halten;
- hundert andächtige
JEsus-Gedancken; andächtige JEsus-Seuffzer;
auserlesene JEsus-Sprüche und Betrachtungen;
heilige Liebes-Gedancken, Seuffzer und Lieder von
der Liebe JEsu:
- Liebes Schrifft über die Worte:
Simon Johanne hast du mich lieb; über die Worte:
Mein Freund ist mein; Büchlein von der Liebe JEsu;
daß GOtt und Christum lieben das herrlichste Werck
sey;
- Medidat deuotiss. de Amore Christi.
- Casp.
Löscher der durch die Liebe thätige Glaube.
Zwickau 1682.
in 8.
- Lorichius von der Liebe GOttes.
Freyberg 1594. in 12.
- Spener von der
Wiedergeburt. … Glaubens-Trost. Th. II. …
Evangelische Lebens-Pflicht. Th. II. … Natur und
Gnade. … Lauterkeit. Th. I. … Predigten über
Arndts wahres Christenthum. …
- Danhauer Catech.
Milch …
- Reinhard Tugend. System. …
- Arndt wahr.
Christenth. …
- Mayer wahr. Christenth. …
- Gerhard
Schol. Piet. …
- Mengering Informat. Consc. Euang.
…
- Francisci Ruhe-Stunden … Wandel-Stein …
- Mindel hochw. Kindsch. derer Gläubigen … Christ
wieder Christ …
- Bauler florirend Tugend-Garte …
- Stisser Arethalog. Christ. …
- Groß Virtut. max. Carit.
…
- Otto Tugend-Steg und Laster-Weg …
- Jenichen
Tugend-Postille …
- Mauritius Laster-Weg zur Reinig.
Erleucht. und Heiligung …
- Scriver Seel. Sch.
…
|
|
{Sp. 956} |
|
|
|
- Müller Evang. Schluß-Kett. …
- Teller christl.
Lebens-Pfl. …
- Korthold Vorbereit. zur Seligk. …
- Scheibler Aurifod. Theol. …
- Molinaeus von der
Liebe GOttes, oder göttliche Liebes-Gedancken
Magd. 1690. in 8.
- Fr. von Sales 12. Betrachtung von
der Liebe GOttes Cölln 1668. in 4.
- Landsberg
Pharetr. diu. Amor.
Cölln 1602. in 12.
- Barthol
Sallustius Schola diu. Amor. Cöln. 1610. 1634 in
12.
|
Liebe der Kreaturen |
So viel von der Liebe GOttes. So höher nun
GOtt über alles, so wenig kan hierinnen zu viel gethan
werden. Da hingegen alle Creaturen unter göttlicher Hoheit stehen, darff
derselben durch die Liebe derer Creaturen kein Eintrag geschehen.
Diese hat also ihre
Grentzen. Die Liebe derer
Creaturen stehet unter der Liebe GOttes. Diese
gehet über alles, jene aber stehet unter dieser.
Siehet also jene auf diese, so ist das nicht
sündlich,
die Creatur zu lieben, das ist, nach der von GOtt
vorgeschriebenen
Ordnung. |
|
|
GOtt hat allen Creaturen solche
Eigenschafften
gegeben, welche andern, besonders denen
Menschen,
nützlich sind. Diese machen ihnen einen
Werth, und folglich eine Liebe von demjenigen, der
sie nutzen kan. Je grösser nun der
Vorzug einer
Creatur vor der andern, desto grösserer Gnade der
Liebe ist sie fähig. Wir lieben einen Hund, wir lieben
einen Menschen, wenn die Liebe rechter
Art ist, mit
grossem
Unterscheide. Wir
reden hier von der
rechten Art der Liebe, nicht wie sie insgemein ist.
Denn da hat freylich mancher sein Pferd lieber als
seine
Frau, seinen Vogel lieber als sein
Gesinde,
die Frau ihr Schooß-Hündgen lieber als ihren
Mann,
u.s.w. Da doch dergleichen
Dinge des Menschen
wegen geschaffen, nachdem sie also als
Mittel
anzusehen. |
|
|
Umso viel edler aber nun der Mensch vor
denen
unvernünfftigen ja gar leblosen Creaturen ist,
um so viel mehr gebühret ihm von jenem Liebe, und
je grösser der Werth des einen Menschen vor dem
andern, je grössere Hochachtung und daher
fliessende Liebe gehöret ihm. |
|
|
Wenn wir aber hier von denen Staffeln der
Liebe reden,
wollen wir deswegen nicht eine
Verachtung und Haß desjenigen, das in der Liebes-Rolle einen geringern Platz hat. Deswegen, weil wir
die andern Creaturen nicht über die Menschen
lieben
sollen, deswegen sollen wir sie nun nicht
hassen oder gar wieder sie seyn. Damit wäre so
gut
als mit jenem wieder
GOttes Willen gesündiget.
Einen Menschen, der an Vorzügen dem andern den
Rang lassen muß,
müssen wir deswegen nicht
hassen. Wir können ihn so wohl lieben, ob wohl im
geringern Grade. Die Beschaffenheit unsers
Wesens weiset uns selbst dazu an. |
|
|
Alle Liebe suchet seines Gegenstandes Wohl,
folglich muß sie thätig seyn. Allenthalben nun ihr
seine Liebe zu bezeigen, reichen unsere
Kräffte
nicht zu, oder wir können auch öffters nicht zu
gleicher
Zeit diesem und jenem einen Leibes-Dienst
erweisen, also müssen
gewisse Grade der Liebe
seyn, wodurch der eine in Liebes-Bezeugungen
vorgehet, der andere aber das Nachsehen haben
muß. |
|
Eigenliebe |
Nun ist ein jeder sich die erste Liebe
schuldig.
Denn nachdem unser Heiland uns vor das gröste
Gebot erkannt: Du solt lieben GOtt deinen HErrn
von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen und von
gantzem Gemüthe; so füget er dem das andere bey:
Du solt deinen Nächsten lieben als dich selbst; |
- Matth. 22, 39.
- Marc.
12, 31.
- Luc. 10, 27.
|
|
Wie letzteres auch |
|
|
|
|
|
{Sp. 957|S. 498} |
|
|
- Matth. 19, 19.
- Röm. 13, 9.
- Gal. 5, 14.
- Jac. 2, 8.
|
|
|
eingeschärffet ist. |
|
|
Sollen wir nun unsern Nächsten lieben als uns
selbst, so muß unsere
Eigen-Liebe die Vorschrifft
fremder Liebe seyn, folglich jene dieser vorgehen.
Welches nun die rechte Eigen-Liebe, davon ist
Tom.
VIII. p. 510. seqq. zulänglich gehandelt
worden. |
|
Nächstenliebe |
Hier ist also noch übrig, die Liebe gegen den
Nächsten zu betrachten. Selbige ist nun so
unumgänglich
nöthig, als iedweder sich selber
liebet. Der
Mangel eines ieden Menschen leitet ihn
in die menschliche
Gesellschafft, allwo des andern
Uberfluß seinen Mangel ersetzen kan. Den man nun
hasset, dem
dienet man nicht, also, soll uns der
andere dienen, muß er einen zulänglichen
Grund
der Liebe haben, die ihn uns zu dienen
beweget.
Diese Liebe nun bey jenen auf uns zu ziehen, ist
keine andere, als liebe jenen. |
|
|
Wir lieben also unsern Nächsten aus einer
Eigen-Liebe. Geschiehet sie aus unvernünfftigen
Absichten, so wird sie unter dem
Nahmen eines
interessirenden Bezeigens verworffen; geschiehet
sie aber aus
vernünfftigen
Ursachen, billiget man
dieselben. Die geoffenbarte Religion giebt die
sicherste Anleitung, welches die rechte Liebe des
Nächsten, nemlich, daß sie diejenige
Tugend sey,
da ein ieder seinem Nächsten, er sey wer er wolle,
vornehmlich aber denen Mit- und Neben-Christen
nicht allein von Hertzen wohl will, sondern auch
äusserlich durch freundliche Gebärden, liebreichen
Zuspruch, und durch thätige Liebes-Wercke, sein
hertzliches Wohlwollen beweiset, desselben
Nutzen
allezeit zu befördern, den
Schaden aber zu
verhüten trachtet, im Mangel und
Noth willig und
kräfftig beyspringet, das aus Übereilung,
Unvorsichtigkeit oder Schwachheit begangene
Unrecht ihm zu gute hält, im übrigen alles dasjenige
thut, was er
will, daß ihm andere wieder thun
sollen,
auf daß er also das
Gesetz seines Heilandes erfülle,
auch endlich mit demselben in hertzlicher Liebe in
Ewigkeit vereiniget werde. |
|
|
Der Qvell dieser Tugend ist GOtt der
heilige
Geist. |
Gal. 5, 22. |
|
Derselben
Verbindlichkeit ist allgemein; ein
ieder soll seinen Nächsten lieben. |
- 3. B. Mos. 10, 19. C.
19, 15. 18.
- Matth. 22, 39.
|
|
Er soll aber lieben insgemein alle Menschen,
keinen eintzigen ausgenommen, auch so gar die
Feinde. |
- 2. B. Mos. 23, 4. 5.
- 3.
B. Mos. 19, 18.
- Sprüchw. Salom. 25, 21.
- Matth. 5,
44. C. 22, 39.
- Marc. 12, 31.
- Luc. 6, 27.
- Röm. 12, 30.
C. 13, 9.
- Gal. 5, 14.
- Jac. 2, 8.
|
|
Insonderheit die Blutsverwandten, als
Vater,
Mutter, Bruder,
Schwester,
Kinder u.d. |
1. Tim. 5, 8. |
|
Am allermeisten aber die
wahren gläubigen,
welche auch vor denen nächsten mehr zu lieben
seyn, wo dieselbe nicht auch wahre Glieder Christi
seyn. |
- Gal. 6, 10.
- 2. Petr. 1,
7.
|
|
Wer nun seinen Nächsten recht liebet, derselbe hat eine wahrhaffte, redliche und aufrichtige
Zuneigung gegen seinen Nächsten, wenn ihm auch
Gelegenheit und Kräffte fehlten, seine Liebe ihm in
der
That zu bezeugen. |
- 1. Petr. 1, 21. 22. C. 4,
8.
- Röm. 12, 9. 10.
- Philipp. 2, 1.
- Eph. 4, 15.
- 1. Cor.
13, 4. 5.
- Col. 3, 12. 14.
- Tit. 2, 2.
|
|
Von aussen hat man gegen seinen Nächsten
liebreiche Gebärden. |
- 1. Cor. 12, 26.
- 1. Cor.
13, 4. 5.
- Röm. 12, 17. 20.
- Luc. 15, 6. seq.
- Eph. 4,
32.
|
|
Man begegnet ihm mit liebreichen, holdseligen
und freundlichen
Worten. |
- 1. Sam. 26, 24. seqq.
- Es. 50, 4.
- 1. Thess. 5, 14.
|
|
Man weiset aber auch seine Liebe in der
That. |
- Röm. 12, 9.
- 1. Cor. 10,
24.
- 1. Joh. 3, 18.
- Jac. 2, 18.
|
|
{Sp. 958} |
|
|
Wir sollen unsern Nächsten lieben |
|
|
- vor allen Dingen zur
Ehre GOttes.
|
Matth. 5, 16. |
|
- Hierauf zu des Nächsten
Nutzen.
|
- 1. Cor. 10, 24.
- 2. Cor.
12, 14.
|
|
|
- 2. Petr. 1, 7, 10.
- 1. Joh.
2, 10. C. 3, 23. C. 4, 7. 16. 17.
|
|
Bewegen soll uns zur Liebe gegen den
Nächsten |
|
|
- GOttes ausdrücklicher
Wille und Befehl.
|
- 3. B. Mos. 19, 18.
- Mich.
6, 7.
- Joh. 15, 34.
- Röm. 13, 8.
- 1. Cor. 14, 1. C. 16,
14.
- Gal. 5, 13.
- 1. Joh. 3, 11. 23. C. 4, 7. 12. 17.
- Ebr.
10, 24. C. 13, 1.
|
|
|
- Matth. 5, 44. 45.
- Eph.
5, 1. 2.
- 1. Joh. 4, 11.
|
|
- Das Exempel Christi selbst.
|
Joh. 13, 13. 14. 15.
34. |
|
- Das göttliche Wohlgefallen an der Liebe des
Nächsten.
|
Hos. 6, 6. |
|
- Die allgemeine Verwandtschafft derer
Menschen, weil wir in Adam alle eines
Geschlechtes sind.
|
- 1. B. Mos. 3, 10.
- Es. 5,
7. 8.
- Malach. 2, 13.
- Ap. Gesch. 17, 26.
- Eph. 5,
25.
|
|
- Besonders aber die
geistliche allgemeine und
christliche Verwandtschafft, da wir in Christo
einander verwand sind wegen der allgemeinen
Gnade und Liebe des himmlischen Vaters, wegen
der Erlösung JEsu Christi und wegen der Antragung
des Glaubens durch das Evangelium GOttes des
heiligen Geistes.
|
Eph. 4, 4. 5. 6. |
|
Hiernächst auch wegen der Zueignung,
Mittheilung und Schenckung derer geistlichen
Gnaden-Güter, welche die wahren Gläubigen mit uns
gemeinschafftlich besitzen. |
1. Petr. 1, 22. 23. |
|
An vorher beschriebener Liebe des Nächsten
erkennen wir, daß wir der wahren Wiedergeburt und
des seligmachenden Glaubens nebst der
Kindschafft GOttes
gewiß versichert seyn. |
- Joh. 13, 35. 36.
- 1. Joh.
3, 10. 14. C. 4, 12.
|
|
Die Liebe des Nächsten nutzet uns dazu, |
|
|
- daß wir dadurch eine weit grössere Erkänntniß
JEsu Christi erlangen.
|
2. Petr. 1, 3. seqq. |
|
- Daß sie uns zu einer Wehre wieder die vielen
Anläuffe unserer Feinde dienet.
|
1. Thess. 5, 8. |
|
|
1. Joh. 4, 18. |
|
- Daß wir mit Freudigkeit am jüngsten Gerichte
vor dem Richter-Stuhl Christi erscheinen
können.
|
1. Joh. 4, 17. |
|
|
Sprüchw. Salom. 14,
30. |
|
Die Liebe des Nächsten ist auch
nothwendig,
|
|
|
- weil der wahre Glaube niemahls ohne die Liebe
des Nächsten kan gefunden werden, dahero Glaube
und Liebe in der
heiligen Schrifft öffters mit einander
verbunden sind.
|
- Gal. 5, 6.
- Eph. 3, 17. C.
6, 23.
- Col. 14.
- 1. Thess. 1, 3. C. 3, 6.
- 1. Tim. 1, 14.
- 2. Tim. 2, 22. C. 3, 10.
- Ep. Philem.
5.
|
|
- Weil sie eine
Pflicht ist, die wir dem Nächsten
zu erweisen schuldig sind, und dir auch mit
Recht
und Fug von uns fordern kan.
|
- Röm. 13, 8.
- 1. Thess. 4,
9.
- 1. Joh. 4, 11.
|
|
- Weil ohne dieselbe alle andere geistliche
Gaben dem Menschen nichts nütze sind, auch so
gar der Glaube und die Wunder-Gaben.
|
1. Cor. 13, 1. seqq. |
|
- Weil ohne diese keine wahre Liebe GOttes
seyn kan.
|
1. Joh. 3, 17. C. 4, 20. C. 5,
1. |
|
Diese
Tugend ist auch vortrefflich, |
|
|
- weil sie gar sonderbar von GOtt ihren
Ursprung
hat, auch keine mit dem Wesen GOttes so genau
verknüpfet ist, als die Liebe.
|
1. Joh. 4, 7. 8. |
|
- Weil sie dem Gebote von der Liebe GOttes
gleich ist, und demselben an der Seite stehet.
|
- Matth. 22, 39.
- Marc.
12, 31.
|
|
|
Jac. 2, 8. |
|
|
|
|
{Sp. 959|S. 499} |
|
|
andere Gebote und Christen-Pflichten in sich
fasset. |
- Röm. 13, 8. 9. 10.
- Matth. 22, 40.
- Gal. 5, 14.
- 1. Tim. 1,
5.
|
|
- Weil sie allen Opfern und Brand-Opffern Altes-
Testaments vorgezogen wird.
|
Marc. 12, 33. 34. |
|
- Weil sie in gewissen Stücken grösser ist denn
Liebe und Hoffnung.
|
1. Cor. 13, 13. |
|
Sie ist aber grösser, |
|
|
- theils in Ansehung der Ausbreitung über die
gantze
Welt,
indem der Glaube nicht andern, sondern uns selbst dienet; die Liebe hingegen
dienet nicht sich selbst alleine, sondern auch andern Menschen in der Welt;
- theils in Ansehung der Offenbarung, nehmlich weil der Glaube im Hertzen
verborgen lieget, und niemanden, denn GOtt alleine, unbetrüglich bekannt
ist, so kan niemand unbetrüglich
sagen,
daß dieser oder jener den Glauben habe, weil er ihm nicht ins Hertze sehen
kan; hingegen kan die Liebe von iedermann gesehen werden, und dienet auch
uns selbst zur Erkänntniß des Glaubens:
- theils auch in Ansehung der Dauerhafftigkeit. Der Glaube währet nicht
länger, als dieses Leben, und nach diesem Leben höret er auf; Die Liebe aber
erstrecket sich auch biß in jenes Leben, und wird in Ewigkeit nicht
aufhören.
|
|
|
Es ist aber die Liebe des Nächsten weiter
nothwendig, |
|
|
- weil sie besser ist, denn alles
wissen.
|
1. Cor. 8, 1. |
|
- Weil sie grösser und höher ist, denn alle
Würden und
Amts-Gaben derer
Lehrer und
Prediger.
|
1. Cor. 12, 31. C. 13,
1. |
|
- Weil sie das
Band des geistlichen Leibes JEsu
Christi ist.
|
- Eph. 4, 16.
- Col. 2, 2. C.
3, 4.
|
|
Desto
schädlicher ist der Liebe
Unterlassung. |
- Matth. 5, 22.
- Gal. 5, 22.
- 1. Joh. 3, 14. C. 4, 8.
|
|
Die Unterlassung der Liebe ist auch
schädlich. |
- 4. B. Mos. 31, 8.
- Jos.
13, 22.
- Esth. 7, 10.
|
|
Die Liebe gegen den Nächsten befördert |
|
|
- die
Befleißigung der wahren Liebe GOttes.
|
1. Joh. 4, 21. C. 5, 1. |
|
- Die fleißige Betrachtung der unaussprechlichen
Liebe GOttes und Christi, so wohl gegen uns als
auch gegen unsern Nächsten:
- Die Betrachtung, wie
die Liebe unserer
Natur so gar gemäß sey, und die
innerliche Seelen-Ruhe sonderlich befördern helffe:
- Die Vermeidung des
Zorns, daß wir uns bey
gegebener
Gelegenheit nicht gleich lassen in
Harnisch jagen:
- Die zeitige Dämpfung des Zorns
und Hasses, wenn er ja aufsteigen wolte, daß wir
ihn nicht lange beherbergen:
- Die
Erkänntniß derer
so wohl natürlichen als geistlichen Gaben, die GOtt
dem Nächsten vor mir und andern geschencket hat:
- Die Betrachtung des Nächsten an und vor sich
selbst, wie er als ein Mensch oder auch als ein
Christ ohne Absicht auf sein Wohl- oder
Ubelverhalten gegen mich soll geliebet werden:
- Die
öftere
Vorstellung, daß wir dermahleins im ewigen
Leben einander beständig lieben werden:
- Die
tägliche Reinigung unserer
Seele von der noch
rückständigen unordentlichen
Selbst-Liebe.
|
1. Petr. 1, 22. |
|
Die Hindernisse bey solcher Liebe des Nächsten sind
z.E. |
|
|
- die Ungleichheit derer
Sitten; ein wahrer
Christe aber muß durch die Gnade GOttes auch
seine Natur überwinden, und iedermann allerley
werden.
|
1. Cor. 9, 19. seqq. |
|
- Die in dem Nächsten verspürte Fehler, und
vielmahls grobe
Sünden und
Bosheit
wieder GOtt und den Nächsten;
|
|
|
Nun soll ein wahrer Christ zwar wohl die
Laster hassen, die
Person aber lieben,
theils weil sie GOtt nicht nur insgemein, sondern
auch durch die Sendung seines
Sohnes geliebet,
theils weil sie ein |
|
|
{Sp. 960} |
|
|
Geschöpfe GOttes ist, theils weil sie von
Christo theuer erlöset ist, theils auch weil sie von
dem heiligen Geiste noch täglich in der christlichen
Kirchen beruffen, durchs Wort zur wahren
Bekehrung angelocket, und auch wohl durch solche
Mittel bekehret und selig werden könne; Hiernächst
haben wir nicht eben diese, haben wir doch
vielleicht andere und offtmahls grössere Fehler und
Sünden an uns: Daß wir aber nicht so grosse
Sünden an uns haben, ist lediglich die Gnade
GOttes Ursache: Ja, so lange wir leben, sind wir
nicht von der Gefahr frey, in eben so grosse Sünden
verführet zu werden. |
|
|
Auch das ist nicht zu länglich, uns von der
Liebe gegen den Nächsten frey zu sprechen, weil
sich im
gemeinen Wesen fast täglich ereignet, das
uns unser Nächster beleidiget, denn das ist nun
einmahl die menschliche Schwachheit, so müssen
wir dem darüber entstehenden Zorne nicht seinen
Lauff lassen, sondern bey
Zeiten unterdrücken,
zumahl da wir selbst nicht allezeit wollen, daß eine
wiedrige Mine gleich von unserm Nächsten vor
beleidigend soll angenommen werden. |
|
|
- So ist auch eine grosse Hinderniß an Ausübung
der Liebe gegen den Nächsten der Hochmuth derer
Menschen, da einer immer höher als der andere
seyn will.
|
Sprüchw. Salom. 13,
10. |
|
Dawieder saget Paullus Röm. 12, 10. Die
brüderliche Liebe unter einander sey hertzlich. Einer
komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. |
|
|
- So hindert auch offters die Liebe des Nächsten
das bessere
Glück des Nächsten, dessen man ihm
unwürdig, sich aber
würdig schätzet.
|
- 1. Sam. 18, 8.
- 1. B.
Mos. 4, 15. C. 37, 6. 8. 11. 23.
seqq.
|
|
Dagegen heisset es Matth. 20, 15. Habe ich
nicht Macht zu thun mit dem meinen, siehest du
darum scheel, daß ich so gütig bin. |
|
|
Viele sind auch unleidlich, wenn man eine
andere
Meynung, als sie, heget. Ein rechtschaffener
Christ giebt, soviel ohne Abbruch der göttlichen
Wahrheit geschehen kan, nach, und befleißiget sich
nichts desto weniger der Liebe auch gegen die
wiedrig gesinneten. |
Röm. 9, 1. 2. 3. C. 10, 1. 2. C.
11, 28. |
|
Straffen will sich auch niemand von dem
andern lassen. |
- Sprüch. Salom. 9, 8. C.
26, 25. 28.
- 1. B. der König. 22, 8.
- Amos. 5,
10.
|
|
Solches wird man glimpflichen über sich
ergehen lassen, wenn man die Liebe, die unter
solchen verborgen, entdecket und erwecket, wie
unser eigener Nutzen durch solche
Bestraffung
gesuchet werden. |
|
|
Wer sich nun prüfen will, ob die wahre Liebe des Nächsten bey ihm sey, der
wird bey sich mercken |
|
|
- eine
Empfindung der wahren Zuneigung
des Hertzens, bloß und alleine, weil der Nächste ein
Geschöpfe GOttes, von GOtt dem Vater geliebet,
von Christo erlöset, und von dem heiligen Geiste
zur Busse und Glauben täglich beruffen wird:
- Die
Empfindung der Zuneigung des Hertzens ohne
Unterscheid, ausgenommen wo der wahre Glaube
und das thätige Christenthum noch einen Vorzug in
der Liebe des Nächsten erfordert.
- Die Empfindung der Zuneigung des Hertzens
zu dem Nächsten wegen des bey ihm verspührten
lebendigen Glaubens und wahren Christenthums:
- Die aufrichtige Zuneigung zu allem Menschen, zu
aller Zeit, im Glücke und Unglücke, auch wenn er
arm worden:
- Die wahre und aufrichtige Liebe derer
Feinde, welche nicht vom Fleische und Blute,
sondern von dem heiligen Geiste ist:
|
|
|
{Sp. 961|S. 500} |
|
|
- Wenn man seine innerliche Zuneigung sehen
lässet, und zwar zu der Zeit, da man weder Nutzen
noch Ehre, noch
Ruhm, sondern vielmehr das
Gegentheil davor zu gewarten hat, auch wenn die
That uns manchmahl nicht leichte, sondern sehr
sauer ankommet:
- Wenn wir auch diejenigen lieben,
und ihnen allerhand
gutes erweisen, die entweder
solches nicht einmahl wissen, oder, wo sie es ja
wissen, es doch vor keine Wohlthat annehmen, ja
vielmehr vor eine Beleidigung erkennen, und uns
deswegen hassen und verfolgen, wir aber dennoch
nicht müde werden, solchen unsern Nächsten auch
wieder seinen Willen zu lieben und gutes zu thun:
- Wenn wir bey unterlassener Danckbarkeit oder wohl
gar verspührtem Undancke dennoch in Zukunfft
denselben beständig fort zu lieben uns angelegen
seyn lassen:
- Die Freude über des Nächsten
geistliches und leibliches Wohl, wenn uns auch
dabey etwas abgehen solte:
- Die innerliche
Betrübniß über des Nächsten geistlichen oder
leiblichen
Schaden, wenn mir auch daraus ein
Vortheil zuwachsen solte:
- Wenn man sich nicht
leichte zum
Zorn bewegen lässet.
|
- 1. Cor. 13, 4.
- Gräninger Sünden-Zeddel und Tugend-Regist. …
- Müller Liebes-Kuß …
- Spener von der Wieder-
Geburt ... Lebens-Pflicht. … von der Natur und
Gnade. … Predigt. über Arnds wahr. Christenth. …
- Francisci Ruhe-Stunden … und in Anh. 4. Wandel-
Stern …
- Dorschaeus Theol. Moral. …
- Reichard
Tugend-System. …
- Danhauer Catech. Milch …
- Arndt wahr. Christenth. …
- Mayer wahr. Christenth.
…
-
Carpzov Tugend-Spr. …
- Gerhard Schol. Pietat.
…
- Bauler florirend. Tugend-Gart. …
- Bolsacci Moral.
…
- Dürr Compend. Theol. Moral. …
- Stisser Aret.
Christ. …
- Sperling Mos. inform. … Die 1. Tug. des
5. Gebots
- Kunad Catech. Christ-Schmuck
…
|
Arten |
Nachdem
verschiedene
Arten aber nun des
Nächsten, nachdem giebts auch wieder besondere
Arten der Liebe. So ist die
eheliche Liebe, welche
Ehe-Leute unter einander haben; so ist brüderliche
und schwesterliche Liebe, welche Geschwister
gegen einander haben; so ist die Liebe derer
Eltern
und
Kinder, welche diese unter sich haben; so ist
die
Schul-Liebe, welche
Lehrer und Lernende, und
diese wieder unter sich haben, und was dergleichen
mehr, davon aus denen
Pflichten eines ieden
solchen Gegenstandes gehandelt wird. |
|
|
|
|