Titel: |
Freude |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
9 Sp. 1827 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 9 S. 937 |
Vorheriger Artikel: |
Fretum |
Folgender Artikel: |
Freude haben |
Siehe auch: |
-
Ersch/Gruber:
Sect. 1 Th. 49 (1849) S. 170: Freude s. Vergnügen [nicht erschienen]
- Wikipedia:
Freude
|
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
|
|
Text |
|
|
Freude, ist eine
angenehme
Vorstellung eines
denen
Sinnen
vorgestelten
Gutes. |
|
|
Es kan solches Gut entweder in der
That
gegenwärtig seyn, oder zum wenigsten
muß es
vor denen Sinnen durch
ingenieuse und
judicieuse
Phantasien als gegenwärtig schweben, durch
welche Vorstellung hernach eine angenehme
Empfindung erreget wird, welche wir Freude
nennen. Und in solchen
Verstande nehmen es
auch diejenigen, die da
sagen, das höchste
Gut
bestehe in der Freude, oder
Lust, welches ihnen
einerley ist. |
Müllers Ethic. … |
|
In einen andern Verstande aber wird die
Freude bey denen
Weltweisen als ein
Affect
angesehen, welcher durch ein Verlangen einer
Sache, die wir uns angenehm
vorstellen, zu
genüssen, beschrieben wird. Ist der Genuß einer
solchen Sache schon gegenwärtig, so gehet das
Verlangen auf eine beständige
Dauer dieses
Genusses, ist sie aber noch zukünfftig, so ist das
Verlangen auf den zukünfftigen Genuß
gerichtet. |
|
|
Betrachten wir in diesen letztern Verstande
die Freude nach ihrer
Physischen Natur, so
können wir sie füglich in eine mäßige und eine
hefftige
eintheilen. Diese letztere hat offtmahls,
sonderlich wenn sie unvermuthet entstehet,
grosse Macht in dem
menschlichen
Cörper. |
Schelhammer de Animi
Adfectibus … |
|
und findet sich sonderlich bey
Wollüstigen
und
Geitzigen. |
Müllers Ethic. … |
|
Nach ihrer
moralischen Natur könnte man sie
in eine
vernünfftige und
unvernünfftige eintheilen.
Jene ist, wenn man sich über
warhafftig
gute
Sachen freuet, und zwischen den Werth
derselben, und der daraus entstandenen Freude
eine genaue Proportion hält; diese aber ist
entweder unvernünfftig in Ansehung des
Objecti.
oder der Sache, darüber man sich freuet, oder in
Ansehung der |
|
|
{Sp. 1828} |
|
|
Maße und Art, wie man sich freuet. In
Ansehung des Objecti ist die Freude
unvernünfftig, wenn man sich über Schein-Güter
u. kurtze Zwischen-Annehmlichkeiten freuet,
welches sonderlich von Wollüstigen und Geitzigen
geschiehet, und wohin auch die Schaden-Freude
zu rechnen ist. Unvernünfftig ist die Freude in
Ansehung des Maßes und der Art, wie man sich
freuet, wenn man über ein geringes Gut sich
allzusehr freuet, und mehr als es die Proportion
der Sache erfordert. |
|
|
Die Stoischen
Welt-Weisen
unterschieden
diese zwey
Bedeutungen der Freude sorgfältig,
indem sie lehreten: ein weiser
Mann könne allezeit
freudig, keinesweges aber frölich seyn. Durch die
Freude verstunden sie die angenehme Vorstellung
eines Guten, durch die Frölichkeit aber den Affect
der Freude, welchen sie in einen weisen Mann,
Vermöge ihres Lehr-Satzes, daß man alle Affecte
ausräuten solle, nicht dulten konten. |
Lipsius Philosoph. Stoic. … |
|
|
|