Titel: |
Phantasie |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
27 Sp. 1741 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
27 S. 884 |
Vorheriger Artikel: |
Phantasiasten |
Folgender Artikel: |
Phantasie, Phantasey |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben |
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Phantasie, Phantasia, ist ein
Griechisches
Wort, welches von den
Philosophen, wiewohl auf
verschiedene Art,
gebraucht wird. |
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Unter den
Alten machte Plato zwey Arten von
der Imagination, davon die eine sey eikastikē,
dadurch man solche Vergleichungen anstellete, die
ihren Grund hätten; die andere phantastikē, welche
mit Erdichtungen beschäfftiget wäre. |
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Die Stoici machten einen
Unterscheid unter
Phantasia und Phantasma. Denn jene
nennten sie
eine
vernünfftige lebhaffte
Vorstellung; dieses aber
wäre eine Vorstellung, die etwa im Traum, oder in
einer Raserey geschä- |
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{Sp. 1742} |
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he, |
wovon Gassendus de orig. et
variet. log. … und Stanley in histor. philosoph … zu
lesen. |
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Die Peripatetici halten insgemein dafür, die
Phantasie sey eine Art der innerlichen
Sinnen,
welche die
Ideen, die sie entweder von dem
gemeinen Sinne bekomme, oder sich selber mache,
länger behalte und
fleißiger betrachte. |
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Zu den neuern
Zeiten hat man dieses Wort auf
zweifache Art genommen. |
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Einmahl hat man sie als eine
Krafft der Seelen
angesehen, und eben das darunter
verstanden, was
man sonst Imagination oder die Einbildungskrafft
nennet, daher alles dasjenige, was oben im
Artickel:
Einbildungskrafft, im VIII
Bande, p. 533. u.ff.
davon
gesagt worden, hieher gehöret. |
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Vors andere verstehet man dadurch nicht so
wohl eine Krafft oder
Vermögen, als vielmehr eine
Würckung, die in einer Vorstellung
leiblicher und
sinnlicher Sachen bestünde, wie wohl sie andere so
enge nicht einschlüssen. Denn sie
meynen,
Phantasien wären solche Vorstellungen, da man
eine Sache lebhafft als was
gegenwärtiges und
reelles
vorstelle, daß das
Gemüth dadurch in eine
Bewegung gesetzet werde, und
theilen sie in
sinnliche und
judicieuse, wie schon in dem
gedachten Artickel von der Einbildungskrafft
angemercket worden. |
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