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Leib,
Lat.
Corpus,
Frantz. Corps, ist ins
gemein ein aus gehöriger Vermischung derer
Elemente oder Unwesen gestalltetes
und mit
gewissen Theilen versehenes
Wesen, wodurch es tüchtig wird, die
Kräffte
der
Nahrung, der
Empfindung und der
Bewegung nach seiner Art auszuüben. |
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Ins besondere ist der
menschliche
Leib ein zusammen gesetztes Rüstzeug von
verschiedenen
Theilen und Gliedern,
welche fähig sind, durch einen
vernünfftigen
Geist
regiret zu werden. |
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Die Stücke, woraus derselbe zusammen gesetzet, sind sehr mannigfalltig, und
werden von denen Natur-Kündigern gesondert in |
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- feste und flüßige,
- innerliche und äusserliche,
- Haupt- und Neben-Theile.
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Die festen sind |
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- die Beine,
- das Fleisch,
- die Knorpeln,
- Adern,
- Sennen
- und dergleichen.
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Die flüßigen sind |
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- das Blut,
- das Ader-Wasser
- und viel andere Säffte mehr.
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Die innerlichen Theile sind |
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- das Hirn,
- das Hertz,
- die Lunge,
- Miltz,
- Leber
- und übrige Eingeweide.
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Die äusserlichen sind |
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- die Haut,
- die Glieder,
- das Haupt,
- die
Arme,
- Füsse
- und so weiter,
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derer jedes wieder seine verschiedenen Stücke und Theile hat, nicht nur |
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- äusserlich, als
- am Haupte sind
- die Augen,
- Ohren,
- die Nase,
- der Mund,
- an den Armen
- und so weiter;
- sondern auch innwändig, weil ein jedes dererselben aus
- Beinen,
- Knorpeln,
- Fleisch,
- Nerven,
- Adern,
- Drüsen
- und dergleichen
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bestehet. |
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Die Haupt-Theile des Leibes sind, ohne welche er nicht bestehen, noch beym
Leben bleiben kan, |
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- das Haupt,
- das Hertz
- und so weiter.
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Die Neben-Theile sind sie, so zu dem
Leben des
Menschen
nicht unumgänglich nöthig seyn. |
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Auf eine andere Weise wird der menschliche Leib abgesondert in gleiche und
ungleiche Theile. |
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- Die gleichen sind, welche durch und durch dem
Wesen und dem Ansehen nach
einerley sind;
- die ungleichen, die in Stücke, so dem Wesen und dem Ansehen nach nicht
einerley sind, zerleget werden können.
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Die von der ersten
Art sind dreyerley, |
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- fest und gediegen, wie die Beine;
- flüßig und
beweglich, wie
- das Blut,
- die Milch
- und andere Säffte;
- und weich, gleichsam das Mittel zwischen beyden vorigen, als
- das Fleisch,
- die Eingeweide,
- Adern und andere Gefässe, in welchen sich die Säffte enthalten.
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Die von der letzten
Art |
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{Sp. 1505|S. 764} |
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werden auch in drey Stücke gesetzet, |
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- den
Kopf,
- den Rumpf
- und die Glieder,
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Das
Leben des menschlichen Leibes bestehet in der
Bewegung. Dieselbe führet
er entweder selbst oder andern zu gute. Ihm selbst, entweder ohne
Veränderung des Ortes, und innwändig durch die Lebens-Kräffte zu seiner
Erhaltung und Wachsthum, oder äusserlich und mit Veränderung des Ortes, durch
die räumliche Bewegung. Anderen zu gute suchet er gleichsam sich selbst zu
verewigen durch die Fortzeugung. |
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Über solche
Bewegung herrschet der
vernünfftige
Geist, der in dem Leibe
wohnet, doch nicht über alle auf gleiche Weise. Denn
etliche dererselben sind nothwendig, denen hat der Geist entweder gar nicht oder
doch nur auf eine beschränckte Weise zu gebieten; die andern aber, so
willkührlich, stehen lediglich in seiner
Gewalt, und daher rühret alles
äusserliche thun und würcken des
Menschen. |
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Wenn nun alle diese
Kräffte in
dem Leibe ihr richtiges Ebenmaß haben, und weder durch Mangel, noch durch
Überfluß, noch durch Entstellung, noch durch Verletzung an ihrer ordentlichen
Bewegung gehindert werden, daß heiße man Gesundheit. Und wie die Anatomie
den menschlichen Leib in allen seinen Theilen zu
erkennen und zu
erforschen
bemühet ist; also ist der
Zweck der Artzney und Heil-Kunst, denselben in einem
solchen wohlgemäßigtem
Stande der Gesundheit zu erhalten, oder wenn er verrücket
worden, dieselben wieder herzustellen. |
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Die äusserliche Ebenmaß des menschlichen Leibes, und gehörige
Verhältniß
aller Theile gegen einander, macht neben der Farbe desselben Schönheit. Wo daran
etwas zu viel, zu wenig, ungeschickt, am ungerechten
Orte,
zu groß oder zu klein erscheinet, verursachet es eine Ungestallt, und wenn die
von der Natur
herrühret, heisset es eine Mißgeburt. |
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Die geschickte Verhältniß eines menschlichen Leibes hat Kircher
mit der Verhältniß der Arche oder des Kastens Noa verglichen, der
Gestallt, daß,
gleichwie an demselben die Breite in die Länge sechs und die Höhe zehen Mahl
enthalten gewesen, also auch der menschliche Leib in der Breite, wenn sie über
die Hüffte genommen wird, das sechste Theil, und in der Dicke, wenn sie durch
den Nabel genommen wird, das zehnte Theil seiner Länge haben soll. Eine genauere
Vermässung aller Theile eines Leibes hat den Mahlern und Bildhauern zu gute
Alb. Dürer gegeben, daran man noch wenig zu verbessern
gefunden, siehe auch
Mensch.
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