Titel: |
Meinen |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
20 Sp. 328 |
Jahr: |
1739 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.20 S. 173 |
Vorheriger Artikel: |
Meinecke, (Johann) |
Folgender Artikel: |
Meiner, (Johann) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen,
Bibel
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben |
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Meinen, ist so viel als sich eine
Sache nur
einbilden, es also dencken, und nicht eben so
scharff darnach fragen; wie also das
Griechische
Wort
nomizō
gebraucht wird von einer Sache, die
man nicht
gewiß
weiß, sondern sich bloß auf sein
Gutdüncken gründet, und finden wir es |
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- von den
Eltern JEsu, die da meineten, er
wäre unter den Gefehrten,
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Luc. II, 44. |
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- von den
Jüdischen
Volck, die da meineten,
und also nicht weiter nachfrageten, JEsus sey ein
Sohn Joseph,
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Cap. III, 23. |
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- von dem halbtodten Paulo, da die Juden
meineten, er wäre
gestorben,
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Ap. Gesch. XIV, 19. |
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- von dem Kercker-Meister, der, weil er die
Gefängniß-Thüren offen sahe, meinete, die
Gefangenen wären entflohen,
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Cap. XVI, 27. |
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wenn aber Jos. V, 39. von einem meinen
geredet wird, da Christus
sagt: Suchet in der
Schrifft, denn ihr meinet, [ein Wort Griechisch] ihr
habt das ewige Leben darinnen; so
bedeutet es
da nicht eine bloße
Einbildung, die da betrügen
kan, sondern es zeiget etwas an, deßen man
gewiß ist, |
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- wie Paulus gewiß war, daß er den Geist
GOttes habe, und solches durch das, ich halte,
zuerkennen gab,
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1. Cor. VII, 40; |
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- oder wie von Jacobo, Cepha und Johanne
stehet, daß sie für Säule angesehen waren, indem
sie es wahrhafftig waren,
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Gal. II, 9. |
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Also billigt demnach Christus hier die
Meinung
der Jüden, daß sie darinnen nicht geirret, sondern
gar recht und wohl dafür gehalten, und fest
gegläubet, daß sie in der
Schrifft zum ewigen
Leben angeführet würden, denn ausser derselben
sey kein ewiges Leben zu suchen, weil sie allein
von Christo zeuget, ausser welchen kein ander
Heil und auch kein ander
Nahme dem
Menschen
gegeben ist, darinnen sie sollen selig
werden, |
Ap. Gesch. IV, 12. |
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Drum
befiehlet er ihnen auch: suchet in der
Schrifft; denn dieses ereunate kan gar wohl der
Imperativus seyn, wie es auch die Syrische,
Arabische, Persische und Äthiopische Bibel
übersetzet, auch etliche Väter, als Chrysostomus,
Augustinus, Theophylactus, Euthymius es also
genommen, ja etliche Papisten selbst, die sonst
darwider streiten, als Tirinus und Maldonatus, es
auch Dietenberg und Eccius also behalten; worzu
noch weider dienet, daß sich im Context alles
wohl schicket, in dem JEsus die Jüden ihre
Blindheit, da sie ihn vor ihren Meßiam nicht
erkennen
wollten, zu überführen, nach langen
Disput auf die Schrifft verweiset, und so viel
saget:
Ihr haltet ja dafür, und das mit allem
Recht, daß
ihr das ewige Leben in der Schrifft findet; wohlan,
so sucht doch darinne recht
fleißig nach, so
werdet ihr finden, daß ich der Heyland sey, denn
sie ists die von mir zeuget. |
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Jedoch kan es auch der Indicativus seyn: Ihr
suchet; denn nicht eben nöthig, daß [ein Wort Griechisch]
(welches etliche der Unsrigen urgiren) dabey
stehen müße, maßen wir es auch Joh. XIV, 1,
nicht lesen, und ist doch der Indicativus pistenete,
glaubet ihr an
GOtt, so glaubet ihr auch an mich.
Und solches kommt mit dem Context auch wohl
überein, als ob er sagte: Ihr sucht in der Schrifft,
und doch seyd ihr verstockt, daß ihr wider ihr
klares Zeugniß nicht wollt zu mir kommen, daß ihr
das Leben haben möchtet. |
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Wir wollen aber doch lieber das erste
wehlen,
weil die
Worte im gantzen Context desto beßer
und deutlicher fließen. |
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|
Das |
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{Sp. 329|S. 174} |
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Wort ereunan aber haben die LXX.
Dollmetscher gebraucht an statt des
Ebräischen,
welches durchsuchen heisset, |
- 1. B. Mose XXX, 35.
- 1. Kön. XX, 6.
- Sprüchw. II, 4;
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also stehets im Neuen Testamente |
- Joh. VI, 52.
- 1. Pet. I,
10;
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liegt also darinnen |
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theils intentio, ein gutes Absehen, daß man
nicht aus Neugierigkeit lese, |
Ap. Gesch. XVII,
21. |
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sondern auf seine Erbauung sehe, damit man
im Glauben mehr gegründet, und im Leben
heiliger werde; |
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theils attentio, eine gute Aufmerckung, daß
man nicht obenhin, sondern mit Sorgfalt und
Fleiß,
Lust und
Begierde, ehrerbietig, andächtig,
beständig lese, und sich der
Mittel bediene, durch
welche man den rechten
Verstand erreiche, auf
den Hauptzweck sehe, alle Worte erwege, und mit
dem vorhergehenden und nachfolgenden
überlege. |
Carpzov Tugend-Sprüche
… |
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