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Zedler: Sprache (Hebräische) HIS-Data
5028-39-426-1
Titel: Sprache (Hebräische)
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 39 Sp. 426
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 39 S. 226
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Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text   Quellenangaben
  Sprache (Hebräische) Lingua Ebraica, ist diejenige, in welcher der H. Geist die Schrifft altes Testamentes hat aufzeichnen lassen, und deren sich die Israeliten vor der Gefangenschafft in Babylon bedienten.  
  Sie ist so wohl in Ansehung ihrer Wörter als auch der davon abstammenden Formarum bey weiten nicht so reich als die Lateinische, Griechische und unsere übrigen Abendländischen Sprachen. Daher haben sie, diesen Mangel einigermassen zu ersetzen, sich einer accuraten und benöthigten Falls nachdrücklichen dabey aber auch leichten und bequemen Aussprache beflissen.  
  Die Juden haben aus grosser Hochachtung für die Bibel und vornehmlich ihren Gesetze sich grosse Mühe gegeben, eine sehr genaue, behutsame und fast abergläubische Critic über dieselbe zu verfertigen.  
  Sie hat 22 Consonanten, und fünff lange nebst fünff kurtzen selbst lautenden Buchstaben, welche nicht, wie in den Abendländischen Sprachen gebräuchlich ist, zwischen die Consonanten sondern nur unter dieselben gesetzet werden. Und ob man gleich das Hebräische gar wohl ohne die Vo-  
  {Sp. 427|S. 227}  
  calen lesen und verstehen kan: So haben doch die berühmtesten Männer jederzeit dafür gehalten, daß niemand geschickt sey, den Hebräischen Text in allen Stücken recht zu lesen, wenn wir nicht diejenige Punctation hätten, die die Masorethen unter die Worte gesetzt, so wie man solche in der alten Jüdischen Kirche gelesen.  
  Die Hebräische Sprache hat wenig Stammwörter, deren Anzahl sich nicht viel über 200 erstrecken wird. Viele von denenselben sind verlohren gegangen, welche man insgemein aus der Arabischen, Äthiopischen und andern Morgenländischen Sprachen zu ersetzen suchet.  
  Was ihr Alterthum betrift; so haben sie viele zu der ersten und ältesten Sprache machen wollen; allein diese Meynung hat auch viele und wichtige Gegner gefunden. Wer hiervon mehr Nachricht verlanget, kan den allgemeinen Artickel von der Sprache nachsehen.  
  Einige haben sich in die Hebräische Sprache dermassen verliebt, daß sie solche für den Schatz aller Weisheit auszugeben sich nicht entblöden, und sogar in dem Buchstaben selber grosse, tiefe und ungemeine Geheimnisse, ja die wahre Ausdrückung aller und jeder Dinge, verborgen zu seyn, sich beredet; da sie doch bedencken sollten, daß Buchstaben weiter nichts als blosse Züge und Bildungen seyn, durch die wir unsre Reden und Gedancken uns und andern vor Augen stellen. Daher sie auch weder etwas göttliches noch übernatürliches, am allerwenigsten aber etwas tiefsinniges an sich haben, noch aus selbigen verborgene Geheimnisse auszugrübeln sind. Denn wenn ihre Meynung wahr seyn sollte: so würde aus allen und jeden Buchstaben, die in der gantzen Welt sind, etwas besonders gemacht und heraus geklaubet werden können.
  Wo die Hebräische Sprache ihren Nahmen herbekommen habe, ist auch ungewiß. Die meisten sagen, daß sie von dem Heber, dessen im 1 B. Mos. X. gedacht wird, herkomme, welcher bey Gelegenheit des Thurmbaues zu Babel keinen Theil daran nehmen wollen; dahero als der übrige Hauffen sich die Sprachen Verwirrung zugezogen, sey die vorige Sprache bey dem Eber rein und übrig geblieben, daher sie auch von ihm den Nahmen bekommen haben soll.  
  Man fragt auch ferner, ob die heutigen Buchstaben schon vor Mosis Zeiten in Gebrauch gewesen, oder von Mose erst erfunden worden? Ob sie nicht in der Babylonischen Gefängnis verlohren gegangen, und von Esra die heutigen Formae quadratae erfunden worden? Ob die heutigen Accente und Puncte schon Anfangs gewesen, oder nach der Zeit erst erfunden worden? Alle diese Fragen sind schwer zu beantworten, und werden ohne Zweifel niemahls gantz ausser allen Streit gesetzt werden. Schmeitzer. Vers. zur Hist. der Gelahrh. p. 277 u.ff.
     

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Stand: 4. Januar 2013 © Hans-Walter Pries