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Zedler: Mühe HIS-Data
5028-22-60-4
Titel: Mühe
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 22 Sp. 60
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 22 S. 43
Vorheriger Artikel: Muiginli
Folgender Artikel: Müheln
Siehe auch:
Hinweise:

  Text Quellenangaben
  Mühe, oder Mühwaltung, Lat. Cura, Labor, Negotium, heist in denen Rechten überhaupt alle auf Vollendung einer auszuführenden Handlung verwandte Sorge, Fleiß und Vorsicht, nebst Erdultung aller deshalben zu übernehmenden Unkosten, Reisen, Versäumniß, und anderer gleichmässigen Beschwerung.  
  Ob und in wie fern nun solche einem, der in eines andern Namen oder auf dessen ausdrückliches Geheiß und Vollmacht etwas auszuführen übernommen, nach dessen völliger Endschafft wieder gut zu thun sind, davon siehe Negotium Gestio, ingleichen Vollmacht.  
  In der Heil. Schrifft heisset Mühe so viel, als  
  1) allerley Beschwerung, Widerwärtigkeit und  
  {Sp. 61|S. 44}  
  Verdrüßlichkeit, welche die tägliche Amts-Geschäffte mit sich bringen, oder einem von diesem oder jenem in seinem Stande zugefüget wird.  
  So lieset man 2 B. M. XVIII, daß als Jethro und die Seinigen zu Mose in die Wüsten an dem Berg GOttes, da er sich gelagert hatte, gekommen waren, Mose seinem Schwäher dem Jethro alles erzehlet habe, was der Herr Pharao und den Egyptern gethan habe, Israels halben; und unter andern auch alle die Mühe, die ihnen auf dem Wege begegnet war, v. 8.
  das ist, alles Ungemach und Widerwärtigkeit, so sie im Auszug aus Egypten haben ausstehen müssen.  
  Desgleichen sagte Mose zu dem Volck: wie kan ich allein solche Mühe von euch ertragen? 5 B. M. I, 12.
  das ist, solche Beschwerniß, indem ihr mir den gantzen Tag, von Morgen an biß auf den Abend, auf dem Halse lieget, eine Streit-Sache nach der andern fürbringet, die ich richten und schlichten muß. Bes. 2 B. M. XVIII, 13.
  In eben dem Verstande stehet es auch Malach. I, 13, da die Jüden über den Gottesdienst klagten: siehe, es ist nur Mühe, oder, was nutzet denn solche Mühe? Das Ebr. [ein Wort Hebräisch] ist zusammen gesetzet von [ein Wort Hebräisch] quid, und [ein Wort Hebräisch] labor, molestia: wie denn das [ein Wort Hebräisch] offt mit dem folgenden in eins gezogen wird, z.E. [ein Wort Hebräisch] vor [ein Wort Hebräisch] was ist das? 2 B. M. IV, 2.
  [ein Wort Hebräisch] vor [ein Wort Hebräisch] was ist euch? Es. III, 15;
  hiesse also [zwei Wörter Hebräisch] worzu ist solche Mühe.  
  Was sonsten der Verstand dieser Worte sey, darüber haben die Ausleger nicht einerley Gedancken. Unter andern nimmt sie Coccejus in diesem Sinn an: Christus solte mit seiner Ankunfft das mühsame Opffer-Wesen hinweg thun, und denen Juden desfalls Ruhe anbieten, wie beym Esaia Cap. XVIII, 12. und im LV Cap. v. 1-4. gesagt worden. Allein die Priester hätten solchen sich widersetzet und gesagt: was sagt ihr, ist Mühe bey den Opfern? Sehet, da ist gar keine Mühe bey; vielmehr hätten sie sagen wollen, dienen die Opffer zu unserer Ruhe, zumalen sie dadurch nicht etwan, Versöhnung der Sünden, oder geistliche Erlösung von dem Messias, sondern bloß alleine leibliche Wohlthaten von GOtt erwarteten.  
  Es soll also nach der Meynung Cocceji in diesen Worten vorher gesaget seyn, wie die Priester zukünfftig gegen die Abstellung der Opffer sprechen, und nicht dulten würden, daß das Opffer-Wesen Mühe genennet, und abgethan würde; zumahlen sie keine Beruhigung von dem Messias, sondern von ihren Opffern zu haben hoffeten. Nun ist es zwar wahr, daß die Priester Christo widersprochen, und den Mosaischen Gottesdienst, welchen sie vor keine Mühe, sondern Ruhe hielten, durchaus erhalten wollen; indessen scheinet doch diese Meynung Cocceji der Sinn des Propheten nicht zu seyn,  
 
1) weil hier nicht im geringsten der von Christo angebotenen Ruhe gedacht wird;
2) weiset der gantze Zusammenhang der Worte an, daß Gott hier auf die Beybehaltung des ceremonialischen Gottesdienstes, nach seinem Befehl scharff dringet, und daß er die Jüden über der Verachtung desselben bestraffet;
3) So haben auch die Juden, welche auf die Haltung des Mosaischen Gesetzes sehr drungen, niemals geläugnet, daß der Levitische Gottesdienst nicht eine mühsame beschwerliche Last wäre, so wohl dem Volck,
 
  {Sp. 62}  
 
  mit der Darbringung der vielen Opffer, als auch ins besondere denen Priestern. Denn sie musten ihr Amt mit Schlachten, Opffern, Räuchern, und vielen andern Dingen den gantzen Tag stehend verrichten.
Siehe hiervon Vitringa de Synagoga vetere,
  Und obgleich ein Priester dergestalt von seiner Arbeit gantz ermüdet war, daß er hätte niederfallen mögen, so war ihm doch währender seiner Amts-Verwaltung im Tempel den gantzen Tag nicht vergönnet, sich niederzusetzen, um auszuruhen. So war auch die Mühe, die sie bey Besichtigung der Opffer-Thiere hatten, nicht gering, denn sechs und viertzig Fehler warens, welche ein zum Opffer gewidmetes Vieh konten verwerfflich machen; Bes. Lundii Jüd. Heiligth. Th. I,
  wo sie eins derselben an sich hatten, taugten sie nicht zum opffern; dahero die Priester bey genauer Besichtigung des gebrachten Viehes viele Mühe hatten.  
  Aller dieser Mühe wären einige gerne überhoben gewesen. Dahero ist davor zu halten, daß Gott an dem obgedachten Orte die Klage der Juden vorstellet, wie nemlich das Darbringen des Opffer-Viehes, zu der Zeit, als sie aus Babel zurückkommen, von Vieh entblößt, und durch viel Elend, so ihnen ihre Feinde anthaten, gedruckt waren, ihnen sehr beschwerlich und mühsam sey: denn das Grund-Wort bedeutet durch schwere Arbeit ermüdet werden,
  • 2 B. M. XVIII, 8.
  • 4 B. M. XX, 14.
  oder es bezeichnet auch wohl die Mattigkeit, so auf schwere Arbeit folget. Klagl. Jerem. III, 5.
  Indeß war doch diese Klage der Jüden höchst unbillig, weil es ihnen ja so gar nicht mühsam war, wenn sie ihre eigene Häuser bauen solten, Hagg. I, 4.
  Oder man kan auch diese Worte in solchem Sinn fassen, daß die Priester, indem sie solche magere und nichtige Opffer-Thiere dargebracht, dennoch aus Heucheley geruffen: Sehet doch, welche Mühe hat man, solch Vieh zu tragen, gleich als ob es fett und schwer gewesen.
  • Noordbeeks Erklär. Maleachi,
  • Brandani Henr. Gebhardi Haggaeus Zacharias et Malachias enucleati,
  Sonst findet sich auch das Wort Mühe in obangeführtem Verstande noch an andern Orten der H. Schrifft; als da Salomo in seinem Prediger-Buch c. I, 6. saget: es sey alles Thun so voll Mühe, daß niemand ausreden kan. Und im 13 v. Solche unselige Mühe hat GOtt den Menschen Kindern gegeben; nach dem Ebr. occupationem, afflictionem malam, diese böse Plage, diese Verricht. die voller grosser Plage ist, diese unglückliche Mühe und Arbeit, Plage und Beschwerlichkeit; molestum proprie, quod hominem affligit, erklärets Buxtorff im Lex. Dieses beschwehrliche Thun, das den Menschen so plaget und quälet.  
  Desgleichen sagt Moses von dem menschlichen Leben: wenns köstlich gewesen ist, so ists Mühe und Arbeit gewesen, Ps. XC, 11.
  Robham stehet im Ebr. so man sonst nirgends in der Bibel findet. Rohabh kommt her von rahabh, starck seyn, ziemlich Vermögen haben, und auch wohl über solch Vermögen stoltz werden: wie das reiche und stoltze Egypten den Namen Rehab davon bekommen.  
  Heist also von Wort zu Wort: ihr (der Jahre) stärckstes, ihre Krafft ist nichts, denn Mühe und Arbeit: oder wie es auf gut Deutsch lautet: wenn es köstlich gewesen ist. Und fast auf solche masse haben es auch die Ebr. Ausleger erkläret: und  
  {Sp. 63|S. 45}  
  zwar Aben Esra legt es aus von der Stärcke und Krafft, die wir in unsern Jugend-Jahren haben; welches aber auch zu enge gespannet, wenn man allein die Mühe und Arbeit dahin wolte ziehen.  
  Darum gehet David Kimchi weiter, auf die Stärcke der Tage oder Jahre, als hieße es: Wenn gleich jemand in stoltzer Ruhe, seine besten Jahre zubringe, so werden sich doch Mühe und Arbeit genung darinnen finden. Anderer Auslegung zu geschweigen.  
  Bleibet also dieß der Verstand der Worte Mosis: unsere Jahre sind nicht nur kurtz, sondern auch, wenn man das köstlichste darinnen ansiehet, wann man, so zu reden das Fett davon abschöpffet, so kommt nichts als [zwei Wörter Hebräisch], Mühe und Arbeit heraus. Amal bedeutet Mattigkeit, Abmattung und Unlust, die auf grosse Arbeit und Mühe zu erfolgen pfleget. Aven bedeutet Unbilligkeit, Ungerechtigkeit, Verdruß, Unwillen, sowohl der einem von andern gemacht wird, als auch den man in und über sich selbst hat, wegen Leibes-Beschwehrung und Unglück, und was dergleichen verdrüßliches Dinges mehr ist.  
  Wie denn auch die Mühe und Arbeit unterschiedlich ist; da giebt es Sünden-Arbeit, der man billig gantz müssig gehen soll, aber sich gutwillig doch darein menget; es giebt Amts-Arbeit etc. etc. Es wird auch die Mühe und Arbeit unterschieden nach dem Alter; eine andere Mühe und Arbeit hat man in der Jugend; eine andere, wenn man nunmehr erwachsenen und zum Manne worden; andere ereignet sich im Alter etc. Da giebts auch viel vergebliche Mühe und Arbeit, damit andere Mühe und Unlust verursachet wird,
  • Ps. X, 7.
  • Ps. LV, 11.
  • Geiers Leich-Pred. Th. II. …
  2) Heist es so viel, als vergebliche Gedancken, Grämen und Sorge.  
  Als Pred. Salom. I, 17, da Salomo, nachdem er von seiner Herrlichkeit und Bestrebung, Weisheit, und Thorheit, und Klugheit zu kennen, geredet, endlich sagt: er sey gewahr worden, daß solches auch Mühe sey; [zwei Wörter hebräisch] (welches Pagninus giebt, Confractio spiritus; Arias Montanus und Schindlerus übersetzen es, Cogitatio spiritus; Lutherus braucht das Wort Mühe,) das ist, vergebliche Gedancken, unnütze Sorge.  
  Sintemahl das Ebr. Wort [ein Wort Hebräisch] nicht allezeit bedeutet einen Hauch und Wind, sondern auch verblümter Weise die Eitelkeit. Also heist es im V Capitel des Pred. Buches, im 15 Vers: Was hülffts ihm denn, daß er in den Wind gearbeitet hat? [ein Wort Hebräisch] in ventum, hoc est, in vanum; wie denn Lutherus in seinem Comment. über den Pred. Sal. dieses ausgelegt, umsonst, er hat umsonst gearbeitet, es ist verlohrne Arbeit.  
  So auch Hiob XV, 2. [Hebräischer Text] Pagnin. Scientia venti, hoc est, vana. Lutherus, aufgeblasene Worte, die nemlich vergeblich und umsonst sind, die einen grossen Schein von aussen haben, aber nichts dahinder ist. Werden derowegen an obgedachtem Orte durch die Worte [zwei Wörter Hebräisch] verstanden, vanae cogitationes, vergebliche und unnütze Gedancken, damit man sich bemühet, kräncket und schläget, und doch nichts damit ausrichtet.  
  3) Allerley Unglück, Schmertzen, Elend und Traurigkeit.  
  Als wenn Jacob sagt: GOtt hat mein Elend und  
  {Sp. 64}  
  Mühe angesehen, das ist, meinen elenden, betrübten und mühseligen Zustand, welcher in vorhergehenden v. 38. u.ff. beschrieben wird.  
  So sagt auch Salomo, Sprüchw. X, 22. der Segen des Herrn machet reich ohne Mühe; nach dem Ebr. nec apponit dolorem ei, der Herr wird dem Segen keinen Verdruß oder Mühe beylegen, es soll sie nicht sauer und schwer ankommen: wie denn das Ebr. Wort [ein Wort Hebräisch] eine solche verdrüßliche Mühe und Arbeit bedeutet, dabey man allerhand Kummer, auch wohl Schmertzen fühlet, wie etwan  
 
  • die Mühe und schmertzliche Arbeit schwangerer Frauen, die mit Kummer Kinder gebähren,
1 Chron. IV, 9.
 
  • der Jammer, das Leid und harte Dienst der Gefangenen,
Es. XIV, 3.
 
  • das vergebliche Fasten der Heuchler, damit sie ihrem Leibe wehe thun,
Cap. LVIII, 3.
  Dahero in den angeführten Worten Salomons denen Müßiggängern nicht das Wort geredet wird, sie in ihrer Trägheit zu stärcken, oder von der ordentlichen Beruffs-Arbeit abzuhalten; (denn lässige Hand machet arm, Sprüchw. X, 4. und ist dem Menschen nichts schädlicher als der Müssiggang;) sintemahl Salomo durch die Mühe nicht verstehet die rechtmässige Beruffs-Arbeit, sondern vielmehr, wie gedacht, die überflüssige und überdrüssige, unnöthige Abmattung und Ausmergelung, da ihrer viele alles mit ihrem eigenen Fleiß und Schweiß zuwege bringen wollen.  
  Ferner findet sich dieses Wort in obgemeldetem Verstande Sprüchw. XXII, 8. da Salomo sagt: wer Unrecht säet, wird Mühe erndten, das ist, allerley Unglück und Elend. Denn es haben die Sünder und Gottlosen keinen andern Gewinn und Vortheil von ihrer Bosheit, als Mühe, und alles Unglück und Ubel selbst. Wer andern Leuten hilfft zu Unglück rathen, der ladet auf sich der Beleidigten Seuffzer, anderer Leute Feindschafft und Nachrede, und hat viel zu thun, wenn er seinen bösen Rath beschönen und vertheidigen will; zu geschweigen, daß die Reue nicht aussen bleibet, und kommt ihm auf andere Weise gedoppelt wieder ein, was er andern Leuten angethan hat. Wer andern eine Grube gräbet, fället selbst hinein. Und Christus spricht: mit dem Maaß, da ihr mir messet, wird man euch wieder messen, Luc. VI, 38
  Eben diesen Verstand hat es im X Cap. des Buchs der Weisheit, v. 9. da es heist: die Weisheit errettet aus aller Mühe, so sich an sie halten, das ist, aus allem Unglück und Elend.  
  Und Eliphas sagt Hiob V, 6. Mühe gehet nicht aus der Erden, und Unglück wächset nicht auf dem Acker. Was er sonst mit diesen Worten gemeynet, erkläret Lutherus in der Rand-Glosse; und wenn demnach gefraget wird, woher allerley Straffen, Plagen und Elend, welche die Menschen in diesem Leben betreffen, ihren Ursprung haben? so giebet Eliphas hierauf zur Antwort: daß sie nicht von sich selbst aufgehen, wie das Graß auf dem Felde: also werden sie durch die Sünden der Menschen verursachet; denn wenn keine Sünde auf der Welt wäre, so würde freylich auch keine Mühe und Unglück auf Erden seyn. Gleichwie die Erde nicht Schuld daran war, daß Gott den Fluch auf sie legte, sondern es geschahe um des Menschen und seiner Sünde willen, 1 B. M. III, 17.
  {Sp. 65|S. 46}  
  Und ob es wohl nicht nothwendig folget, daß diejenigen, welche in Elend und Unglück gerathen, solches vor andern mit groben und wissentlichen Sünden verschuldet haben müssen; so ist doch das allerdings gewiß, daß die Mühe nicht aus der Erden aufgehe, und Unglück nicht auf dem Acker wachse, sondern um der Sünde willen die Frommen in Gnaden, die Gottlosen aber im Zorn von GOtt mit allerley Mühe und Unglück heimgesuchet werden.  
  Daher die Menschen bey ihrer Mühe und Unglück nicht Ursache haben, wider GOtt zu murren, sondern vielmehr über ihre eigene Sünden, Klagl. Jerem. III, 39,
  denn sie bringen sich selbst in Unglück, Hos. XIII, 9,
  und empfangen, was ihre Thaten werth sind. Ittigs Jeremias-Pred. Th. II,
  4) Christi unschuldiges bitteres Leiden und Sterben für unsere Sünden.  
  So spricht Christus selbst: Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten, Es. XLIII, 24,
  da er denn von seinem Leiden redet, und zwar in Praeterito, als wenn er dazumahl bereits, als Esaias gelebet, das Leiden ausgestanden hätte, da ist doch noch zukünfftig war: Und solches thut er theils um der unfehlbaren Gewißheit willen, daß er nemlich so gewiß für uns leiden würde, als wenn es allbereit verrichtet wäre; theils die Krafft seines Leidens anzudeuten, die sich auch auf die vorige Zeit von Anfang der Welt erstrecke; allermassen er das Lamm, das erwürget ist vom Anfang der Welt, Offenb. XIII, 8.
  Er nennet aber sein Leiden eine mühselige Arbeit; sintemahl seine Seele gearbeitet, Es. LIII, 11,
  und er die Kelter des Zorns alleine getreten etc. Cap. LXIII, 3, besiehe auch
  • Luc. XXII, 44,
  • Es. L, 6 etc.
  solche schwere Arbeit und Mühe verrichtete er nicht um seinet willen, sondern uns Menschen zu gute, damit wir nicht mit ewiger Mühe und Arbeit wegen unserer Sünden müsten beleget werden.  
  Darum spricht er auch: Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten. In der Grund- Sprache klingt es von Wort zu Wort; du hast mich dienend gemacht in deinen Sünden, und arbeitend in deinen Missethaten. Da denn das Wort dienend, nicht andeutet, als ob JEsus der Sünde hätte gedienet, oder würcklich Sünde gethan und begangen; denn er war der Allerheiligste, welcher, wie er ohne Sünde empfangen und gebohren, also auch ohne Sünde gelebet, so daß kein Betrug in seinem Munde erfunden worden, 1 Pet. II, 22,
  ihn auch niemand einer Sünde zeihen können, Joh. VIII, 46;
  sondern Christus hat gedienet unserer Sünden halber, GOtt seinem himmlischen Vater, und der göttlichen Gerechtigkeit einen Abtrag zu thun, auf daß er mit solchem Dienst, der beydes in seinem Leben und Sterben bestanden, den Fluch des Gesetzes möchte abthun, für die Sünden büssen, GOttes Zorn stillen, und hergegen die himmlischen Güther, so wir verlohren, wieder bringen. Kunads Catech. Christen- Schmuck, Th. I,
  5) Sünde, Ungerechtigkeit, Lügen etc. damit die Gewissen der Menschen bemühet und beschweret, ja bis in den Tod und Verzweiffelung abgemattet werden.  
  Als Ps. X, 7 wird von einem  
  {Sp. 66}  
  Gottlosen gesagt: seine Zunge richtet Mühe und Arbeit an; (machet die Gewissen irrig und unruhig). Pagninus: sub lingua ejus [zwei Wörter Hebräisch] labor et iniquitas. Desgleichen Ps. LV, 11, [zwei Wörter Hebräisch] Pagnin. et iniquitas et labor in interiori ejus. Ar. Mont. et iniquitas et perversitas in medio ejus. Lutherus: Es ist Mühe und Arbeit drinnen, das ist, wie er es in der Randglosse ausleget, eitel Bosheit, damit sie sich und andere beschweren.  
  Eben diesen Verstand hat es auch, wenn Es. LIX von denen falschen Lehrern gesagt wird.: mit Unglück sind sie schwanger, und gebähren Mühe, v. 4;
  ihr Werck ist Mühe, und in ihren Händen ist Frevel, v. 6;
  ihre Gedancken sind Mühe, ihr Weg ist eitel Verderben und Schaden, v. 7.
  In dieser Meinung spricht auch Hiob von einem Gottlosen: Er gehet schwanger mit Unglück, und gebiehret Mühe, Hiob XV, 35.
  So auch Habac. I, 3, , warum lässest du mich sehen Mühe und Arbeit? und Zachar. X, 2, die Götzen reden eitel Mühe.  
  6) Abgötterey und falsche Lehre.  
  Als 4 B. Mose XXIII, 21. Pagnin. Non aspexit [ein Wort Hebräisch] iniquitatem (Targ. [zwei Wörter Hebräisch] cultores idolorum) in Jacob, et non vidit [ein Wort Hebräisch] laborem (Ar. Mont. in marg. praevaricationem) in Israel. Lutherus: Man siehet keine Mühe in Jacob, und keine Arbeit in Israel; und in seiner Randglosse: Mühe und Arbeit heist die Schrifft Abgötterey, oder falschen Gottesdienst, und was ohne Glauben geschicht. Vet. Bibl. kein Abgott ist in Jacob, noch das Bilde wird gesehen in Israel.  
  Desgleichen Es. I, 13, Ar. Mont. Calendas, et Sabbathum, et convocationem solennitatis non possum ferre [ein Wort Hebräisch] iniquitatem et retentionem. Luther. der Neumonden und Sabbath, da ihr zusammen kommet, und Mühe und Angst habt, der mag ich nicht; und in der Randgl. Mühe und Angst, das sind die zwey Stricke des Teuffels, Lügen und Mord, oder falsche Lehre, und unrechter Bann.  
  Ferner Es. XXIX, 20, Pagnin. Omnes invigilantes [ein Wort Hebräisch] iniquitati. Luther. Alle die, so wachen Mühe auszurichten; in der Randgl. Mühe, das ist falsche Lehre und Werck.  
  So auch Cap. XLI, 29, Pagnin. En omnes ipsi [ein Wort Hebräisch] iniquitas, hoc est, iniquae idololatriae cultores. Luther. Es ist alles eitel Mühe, das ist, Abgötterey und Götzen- Dienst.  
     

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Stand: 26. August 2023 © Hans-Walter Pries