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Quellenangaben
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Lehrer
nennet man in weitläufftigem
Verstande einen jeden, der dem andern von einer
ihm bisher noch unbekannten
Sache Nachricht
giebt. |
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So mancherley nun die Sachen in der
Welt,
so mancherley ist auch der
Unterricht, und so
mancherley
Arten Lehrer giebt es auch. In gemein
ist die Sache
gut oder
böse, in welcher
Betrachtung einer ein Lehrer zum guten, der andere zum
bösen ist. Die Sachen sind
nöthig und
nützlich
oder
unnöthig und unnützlich, welche
Eintheilung
denn auch den Lehrern zukommet. |
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Ein Lehrer hat seine Absicht auf den
Leib, der
andere auf die
Seele, weil
GOtt in beyde Theile
des Menschen
Kräffte geleget, die durch
Anführung zur Fertigkeit zu bringen sind, nur daß
ersterer im Teutschen üblicher
Meister, die
andern aber Lehrer oder Lehr-Meister genannt
werden. |
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Wenn nun aber das einen Lehrer abgeben
heisset, einem von einer ihm bisher unbekannten
Sache Nachricht geben, so folget schon von
selbst, daß man eine ihm selbst noch unbekannte
Sache andern nicht lehren könne. Daraus ist nun
klar, daß er andere lehren will, erst selbst lernen
muß. Hat einer dieses mit gehörigem Fleisse
gethan, wird er zu jenem desto
geschickter
seyn. |
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Soll nun unser Lehrling von uns lernen, muß
er so beschaffen seyn, daß unsere Lehren bey
ihm anschlagen. Hat er kein Geschicke, es zu
fassen, und fehlet ihm der
Wille, es zu erlernen,
wird unser lehren vergeblich seyn, und wäre
alsdenn die höchste
Unbilligkeit, dem Lehrer
beyzumessen, daß der Lernende in seiner
Unwissenheit stecken blieben. Doch wollen wir
den Lehrer nicht in allen Fällen von aller Schuld
frey sprechen. |
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Sollen wir einen andern unterrichten, muß es
auch so vorgetragen seyn, daß ers begreiffen kan.
Das nennet man eine gute
Lehr-Art. Der
Unterricht
endiget sich nicht in des lehrenden
Person,
sondern in dem Lernenden, dem es also muß
beygebracht werden, daß ers lernen kan. Man
ersiehet hieraus, wie solches auch die tägliche
Erfahrung bestärcket, daß viele gelehret, und
doch kein Lehrer seyn können. |
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Der Lehrling richtet sich nicht nach dem
Lehrer, denn wenn er das könnte, wäre er schon
gelehrt, sondern dieser nach jenem. Vor zarte
Lämmer gehöret also Milch- und vor starcke
starcke Speise. Beobachtet dieses ein Lehrer
nicht genau, ist alle seine Mühe vergeblich. Es ist
also freylich eine Sache, die nicht alle können,
allen allerley zuwenden. |
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Gleichwohl kommts in
Unterweisung darauf
alles an, welches aber freylich nicht so gut
angehet, wenn man einen Hauffen von
verschiedener Art zu seinen Schülern hat. Das ist
das, was man vorlängst an denen öffentlichen
Schulen ausgesetzet. Da sietzet bald ein träger,
bald ein munterer, bald ein fleißiger, bald ein
fauler, bald ein wollüstiger, ehrgeitziger,
geldgeitziger u.s.w. Alle auf eine Art lassen sich
nicht gewinnen, und einen jeden auf ein Mahl
zugleich läst sich auch nicht thun, daher freylich
die
Würckungen eines an sich öffentlichen Lehrers
bey denen Lernenden recht sehr unterschiedlich;
dahin gegen ein Priuat-Lehrer, so etwa nur einen
Schüler hat, sich gäntzlich nach demselben
richten, und ihn desto weiter bringen könnte, wenn
nur nicht da- |
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{Sp. 1499|S. 761} |
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gegen die gemeinschafftliche Aufmunterung
fehlte, und die wenigsten einen Priuat-Lehrer
besolden können, zu Mahl in Erlernung höherer
Wissenschafften, welches bey öffentlichen
Lehrern so wohl in hohen als niedrigen
Schulen
wohlfeiler. |
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Das Amt eines Lehrers ist also sehr wichtig
und mühsam. Werden der
Obrigkeit
Befehle aus
Furcht der in den
Gesetzen bestimmten
Straffe
sich theilhafftig zu machen beobachtet, so lässet
sichs bey lernenden Theils nicht allezeit mit
Straffen thun, Theils werden dieselben des Wegen
noch nicht würcklich in der vorhabenden Sache
unterrichtet. Die tägliche Erfahrung lehret dieses
auch zur Gnüge. Da ist ein Lehrer, der immer
seinen Schülern vom Prügel, Schilling, Carcer,
Relegation, u.d. vorredet, und doch wollen seine
Lehren nichts fruchten; ein anderer hingegen
überzeugt die seinigen, daß er aus wahrhaffter
Absicht zu ihrem besten sie lehre, welches in
derer Schüler Gemüther eine Gegen-Liebe
würcket, durch welche sie getrieben werden, nach
möglichster Sorgfalt des Lehrers Lehren
nachzukommen, und denselben ja nicht gegen
sich aufzubringen. |
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Dagegen ist nun auch eines rechtschaffenen
Lehrers Schuldigkeit, es aufrichtig mit seinen
Schülern zu meynen. Das sind keine
rechtschaffene Lehrer, die, um nur desto länger
einen Genieß von ihren untergebenen zu zühen,
sie aufhalten, und durch unnöthige Umwege erst
dahin führen, wohin sie viel eher und leichter
kommen können. Solche Lehrer haben eine
grosse Verantwortung auf sich, da sie denen
ihrigen einen so unschätzbaren Zeit-Verlust
verursachen, welchen sie bey dem so kurtzen
menschlichen
Leben auf alle Weise zu vermeiden,
und ihren Schüler nur desto mehr zu weitern
Wissenschafften beförderlich seyn sollten. Hierher
gehöret, wenn Lehrer ihren Schülern die
Vortheile
derer zu erlernenden
Künste und Wissenschafften
nicht recht heraus sagen, welches einem Lehrer
wohl nichts schändlichers. Ist er ein berufener
Lehrer, so ist er dazu bestellt, die unwissenden zu
unterrichten. Dieses nun zu erhalten, müssen alle
Mittel hervor gesuchet, und also nichts weniger als
selbige vorenthalten und verstecket werden. |
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Es würde dieses auch von sich selbst
wegfallen wenn zwischen Lehrern und lernenden
so eine genaue Liebe, als zwischen denen
leiblichen
Eltern und
Kindern wäre. Lehrer würden
sich desto mehr bemühen, auch ihr Hertze denen
lernenden auszuschütten, und diese würden desto
begieriger auf ihrer Lehrer Lehren seyn, weil sie
zur Gnüge überzeuget, daß ihre Lehrer es
wahrhafftig gut mit ihnen meynten, so wiedrig sie
ihnen auch zu Weilen schienen. |
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Sollten indessen die Lehrlinge ihrer Lehrer
Hirten-Stimme nicht alle Zeit hören und ihre folgen
wollen, so wisse du Lehrer, ruffe laut, schone
nicht. Du bist dazu beruffen, denen unwissenden,
auch denen widerspänstig-unwissenden zu
bedeuten, was er zu thun schuldig, wo man nicht
seine
Seele von deiner Hand fordern soll, welches
dir unerträglich seyn dürffte. Ein Lehrer muß auch
da nicht zu weich seyn. Siehet er wohl, daß
Verdruß, Verfolgung, Trübsal und
Bande seiner
warten, nur getrost, sein Amt erfordert es. |
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Wer sollte nun wohl bey solchen Umständen
noch zweifeln, daß einem rechtschaffenen Lehr-Meister ein gleichgültiger Lohn vor seine Mühe
könnte gegeben werden? |
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{Sp. 1500} |
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Denn wie ist danckbarer Schüler
Wiedervergeltung? Nur leiblich, das empfangene
aber grösten Theils geistlich. Und wollen wir auch
davon nicht ein Mahl reden, so ist so viel gewiß,
daß ein Lehrling seinem Lehrer nie Mahls soviel
wiedergeben wird, als er von diesem durch
dessen mitgetheilten Unterricht Kräffte, Geld zu
verdienen, erhalten. |
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Man setze z.E. den Fall, ein junger Mensch
dänge sich bey einem
Kauff-Manne auf, dem er
davor, daß er bey ihm die
Kauffmannschafft
lernen möchte, 500. Thaler bezahlt. Nun falle man
aus einem Kauff-Manne auf dessen Handlung, so
geringe auch als sie immer sey, wenn er nun sein
Werck recht
verstehet, ob derselbe nicht in
seinem gantzen Leben, wo er wohl in einem
Jahre, ja Monathe mehrers, als gedachte Summe
beträgt, erlange. |
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Gleichwohl ist den meisten Leuten unserer
Zeit immer noch zu schwer, ein geringes dem
Lehr-Meister derer ihrigen zu gönnen, und
deuchtet vielen wohl keine Ausgabe unnützlicher,
als die denen Lehrern, besonders derer freyen
Künsten und Wissenschafften, zuflüsset, die doch
gemeiniglich kaum soviel gekommen, was andere
nur zum Überfluß verthun. Aber so grosse
Vergeltung wir unsern treuen und rechtschaffenen
Lehrern schuldig sind; so kann dagegen vor böse
Lehrer keine so grosse Straffe erdacht werden,
deren sie nicht würdig. Denn so gut die guten
Lehrer an dem Vortheile ihrer Lehrlinge Ursache
sind, so gut sind es die bösen an denen bösen, so
von ihren Schülern begangen, und sie
betriefft. |
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Über Haupt sind Lehrer, und zwar gute, so
nöthig in einem
gemeinen Wesen, als unmöglich
es ist, ohne Anleitung gute Fertigkeiten zu
erlangen, des Wegen man alle Zeit bemercken
wird, daß löbliche
Fürsten auf gute Lehrer jeder
Zeit ein besonderes Auge gehabt, und geschickte
Leute durch gnädige Belohnungen zu diesen
sauern Verrichtungen aufzumuntern gesuchet;
dagegen man aber auch bemercket, daß solche
Länder desto glücklicher worden. |
- Joh. Sturm de
Litterarum Ludis recte aperiendis.
- Io. Caselius de
Lude litterario recte aperiendo.
- Scioppius Consult.
de Scholarum et Studiorum Ratione deque
Prudentiae et Eloquentiae parandae Medis.
- Mechouius de recta institutione Iuuentutis
scholasticae.
- Richerius Obstetr. Animarum.
- Gesner Instit. Rei scholasticae.
- Gottfried Hofmann vom Schul-Wesen.
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