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Text |
Quellenangaben |
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Juden, oder Jüden, ist der
Name
eines
eignen
Volcks, so ehemahls GOttes Volck,
ingleichen das Volck Israel
genennet wurde, und
von dem Patriarchen Jacob durch seine 12.
Sohne herstammte. |
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Im eigentlichen und genauern
Verstande zwar
kommet er nur denen Nachkommen Juda zu, und
ist, so lange noch das
gantze Volck bestanden,
wenig im
Gebrauch gewesen, obgleich bey der
Trennung, die nach des
Königs Sauls, ingleichen
nach Salomons
Tode entstunde, der aus
denen
Stämmen Juda und Benjamin bestehende
Theil des Volcks besonders die Kinder Juda
hiessen. Nachdem aber das Gedächtniß derer
andern 10. Stämme durch ihre Zerstreuung
erloschen, und
vornemlich seit der
Babylonischen Gefängniß, aus welcher die
Uberbleibsel des zerstörten
Reichs Juda zurück
kamen, ist das Volck mit diesem Namen beleget
worden. |
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Die Juden stammeten von Abraham her, mit
welchen
GOTT einen Bund gemachet, daß aus
seinem Saamen der Meßias
geboren werden, und
auch seine Nachkommen das Land Canaan
besitzen
sollten. |
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Sie haben mancherley Namen in der
Schrifft,
und heissen Ebräer, Israeliter, Israel, Kinder
Israel, am meisten aber Juden oder Jüden; doch
das ist ihr neuester Name. Man findet ihn zuerst 2.
Reg. 16, 6. und bekamen ihn daher: als zehen
Stämme nicht nur ein besonder
Königreich unter
Jerobeam anrichteten, sondern auch von dem
wahren GOttes-Dienste abfielen, so blieb dieser
mit dem Tempel bey dem Stamme Juda, welcher
nebst dem Stamme Benjamin auch ein besonder
Königreich ausmachte. Damit nun die letztern von
denen abtrünnigen Israeliten sich
unterscheiden
möchten,
nenneten sie sich Juden von dem
Haupt-Stamme Juda. Und weil nachmahls auch
die meisten, so aus der Babylonischen Gefängniß
zurücke kamen, aus diesem Stamme bestunden,
ist solcher Name allen, die zu dem Volcke Israel
gehöreten, erblich worden. |
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Es
fraget sich hierbey: ob die zehen
Stämme,
welche theils Thiglath Pilesser, theils
Salmanasser, die
Könige zu Assyrien, aus dem
Lande wegführeten, |
2. Reg. 15, 29. c. 17,
6. |
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auch mit unter denen Jüden, so wohl zur
Zeit
Christi, als jetzo, begriffen sind. |
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Es werden ohne
Zweifel die allermeisten das
heydnische Wesen angenommen
haben, zumahl, da sie schon in ihrem Lande den wahren GOttes-Dienst |
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{Sp. 1498} |
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verlassen hatten. Die sich aber bekehret, von
denen wird ein Theil nach geendigter
Babylonischen Gefängniß mit herausgezogen
seyn, anerwogen, Cyrus, der die gefangenen frey
gab, alle die Länder, wohin die zehen Stämme
waren gesetzet worden, beherrschete, und sein
Edict nicht auf den Stamm Juda und Benjamin
eingeschräncket, sondern es jedem, der des
Volcks GOttes, und an welchem
Orte er Fremdling
war, zu gute gestellet hatte. |
Esr. 1, 3. 4. |
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Dies wiederhohlete Arthasastha, |
c. 7, 13. |
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warum hätten die
Kinder der Gefängniß zwölf
Ziegenböcke, nach der
Zahl derer Stämme Israel
geopffert, wenn nur zwey Stämme allein zurück
gekommen wären? |
Esr. 6, 17. |
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Es werden deutlich unter ihnen
gezehlet
Männer zu Bethel, welches die
Haupt-Stadt in
Ephrim war, |
c. 2, 38. |
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es wird aber ihre Anzahl nicht gar groß
gewesen seyn. Vielen, wie es auch ihrer genung
von Juda u. Benjamin
thaten, wird es gefallen, in
fremten Landen zu bleiben, und daselbst ihre
Synagogen aufzurichten. |
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Inzwischen war es ihnen unverwehret, so
wohl den Tempel zu besuchen, als nach und nach
ins Land Israel zu kommen, und darinnen wieder
zu wohnen. |
Man lese, was von Ephraim, vom Hause Juda und Israel
stehet,
- Jer. 3, 11. - 14. 30, 3. 31, 8. 9. 18. 20. 27.
- Hos. 6, 4.
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so wird man nicht
sagen können, daß ihr
Gefängniß ewig währen
sollen. |
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Dieses aber kan man wohl sagen, daß sie
keine so deutliche und Special-Verheissung ihrer
Wiederkunfft gethan haben, als die gefangenen
aus Juda und Benjamin. Aber daher folget keines
weges, daß sie gantz und gar davon wären
ausgeschlossen gewesen. Christus war gesandt
zu denen
verlohrnen Schaafen vom Hause
Israel, |
Matth. 15, 24. |
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er war ein
Diener der Beschneidung, |
Rom. 15, 8. |
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wer
wollte aber
sprechen, daß bloß die
gemeynet würden, die von Juda und Benjamin
gewesen? |
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Zudem hatte man zu der
Zeit die Stamm
Rechnungen und Geschlecht-Register noch; zum
wenigsten wird der Hanna vom
Geschlechte Aser
gedacht, |
Luc. 2, 36. |
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ja,
schrieb nicht Jacob seine Episteln an die
zwölf Geschlechte? |
Jac. 1, 1. |
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ob sie wohl hin und her zerstreuet waren; |
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jedennoch ist aus dem allen zu erweisen, daß die zehen Stämme dazumahl mit
unter die Juden insgemein gerechnet worden, sie mochten nun im Jüdischen, oder
in andern Landen wohnen. Und dahero sind sie auch noch heute zu
Tage
mit darunter begrieffen, und die zwölff Stämme unter einander vermenget, daß
kein Jude
weiß,
aus welchem er eigentlich gebürtig ist. |
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Und das ist nicht ohne sonderbahren
Willen GOttes geschehen. Denn weil Meßias aus dem
Stamme Juda vom
Geschlechte Davids
geboren
werden sollte, kein Jude aber sagen kan, weder
wer zum Stamme Juda gehöre, noch ob Jemand
vom Geschlechte Davids übrig sey; als muß ihnen
dieses zur Uberzeugung dienen, daß der Meßias
sich schon längst müße eingestellet haben. |
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Vorhin waren die Jüden GOttes Erb-Volck, |
Deut. 7, 6. |
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nun aber haben sie diese
Ehre
verlohren, und
sind von
GOtt verworffen worden, welches schon
dazumahl geschehen, als sie JEsum
verwarffen, |
- Luc. 23, 18.
- Joh. 19,
15.
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auch da sie das Evangelium von sich
stiessen, |
Act. 13, 46. |
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denn dadurch waren sie schon nicht mehr
Juden, |
Apoc. 2, 9. c. 3, 9. |
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jedoch so lange GOTT den Tempel zu
Jerusalem noch hatte, und die Apostel auch noch
da- |
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{Sp. 1499|S. 783} |
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rinnen lehreten, hatte es noch einigen Schein
ihrer vorigen Herrlichkeit. Aber da war der Garaus
da, als diese Stäte zerstöret, mithin die
Sitten
geändert wurden, die Moses gegeben hatte. |
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So sind demnach die Juden nicht mehr ein Volck GOttes, wie sie weyland
gewesen sind, weder nach
geistlichen noch
weltlichen
Regimente,
GOTT hat Juda verworffen, und einen
Eckel an Zion. Er hat sie weggethan von seinem
Angesichte. Sie heißen Lo Ammi, nicht mehr sein
Volck.
Kinder des Teuffels sind sie, |
Joh. 8, 44. |
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und des Satans
Schule. |
Apoc. 2, 9. 3, 9. |
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So stecken sie denn in dem allergrösten
Verderben. War ehe dessen der rechte GOtt zu
Zion, |
Ps. 48. |
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zeigete er Jacob sein
Wort, |
Ps. 147, 19. |
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so ist jetzo bey ihnen lauter
falscher Gottes-Dienst, Irrsal und Abgötterey. |
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Ungeachtet sie noch die
heil. Schrifft A.
Testaments haben, des gewesenen Sacraments
der Beschneidung sich bedienen, und den GOTT
Abrahams, Isaacs und Jacobs anzuruffen
vermeynen; dennoch ist alle ihr Wesen vor GOtt
ein Greuel, und gehen sie mit denen
Heyden in
einem Paare; denn sie gehören JEsum nicht, und
dienen GOTT nicht im
Glauben an den
Namen
seines eingebohrnen
Sohnes. Niemand aber
kommet zum
Vater, ohne durch den Sohn, |
Jo. 14, 6. |
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wer den Sohn nicht ehret, der ehret auch den
Vater nicht, |
- Joh. 5, 23.
- Joh. 4, 3. 15. 2.
- Joh. v. 9.
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In
Erwegung dessen ist es
unmöglich,
daß die Juden den rechten Glauben und die
wahre
Religion haben, ob sie gleich bey ihren Vätern im
A. Testament gewesen ist. Besitzen sie gleich die
heil. Schrifft, so ist sie ihnen doch wie ein
versiegelt
Buch. Mit
Verstand und nach dem
Sinne des
Heil.
Geistes können sie selbige nicht
lesen; denn ihre
Sinnen sind verstocket, und die
Decke hänget über ihrem Hertzen. |
2. Cor. 3, 15. |
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Was könnte man
gutes in Auslegung der
Schrifft erwarten, da sie sagen, jedweder Vers in
der
Bibel könnte aufs sechshundert Manieren
erkläret werden; da doch nicht mehr als ein einiger
und einfacher
Wort-Verstand in einem Spruche
ist. |
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Ihren Talmud erheben sie weit über die Bibel, und achten ihn von solcher
Weißheit, daß auch
GOtt selbst noch darinnen
studiren müsse. |
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Ihr wichtigster
Articel ist die Erwartung des
Meßias. Allein da ihnen alle Sprüche und gesetzte
Merckmahle in der Schrifft deutlich sagen, daß er
schon gekommen seyn müsse; sind sie gantz
schwindelnd und verwirrt unter einander, daß sie
bald auf diese, bald auf jene
Meynung fallen, und
nicht
wissen, wo sich fussen sollen. |
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Dagegen die
Grund-Artickel, worauf der allein
seligmachende Glaube
gebauet ist, und den
Sohn GOttes, JEsum Christum, verlästern sie auf das
allergreulichste; wenn sie ihn
nennen, speien sie
aus, und legen ihn über dieses lauter Götzen-Titel
und alle Schand-Namen bey; dergleichen sie auch
uns
Christen thun, wie denn kein Läster-Name
zu ersinnen ist, den sie uns nicht aufzuhefften
pflegen. |
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Sie sind unsere geschworenen Feinde. Und
wie offt haben sie nicht Christen-Kinder
geschlachtet, gecreutziget, im Mörser zerstossen;
Sie sind die ärgsten Diebe, und Betrug ist ihr
eigentliches Wahrzeichen. Allemahl schwören sie
falsch, wenn sie gleich die entsetzlichsten
Eyde
ablegen
müssen. Denn sie kön- |
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{Sp. 1500} |
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nen bald von einem Rabbi, oder drey
Juden davon absoluiret werden. |
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Wie sie nun die göttliche Verwerffung in der
Religion fühlen; so auch im weltlichen Regiment.
Seit Jerusalem zerstöret worden, haben sie nie
kein Königreich, noch
Fürstenthum, noch
Republic
aufrichten können, wird auch in Ewigkeit nicht
geschehen. Sie müssen ihren Hals unter das Joch
fremder Obrigkeit beugen, und ihre Schultern
neigen zu aller Bürde, die ihnen harte
Herren
auflegen
wollen. |
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Ja, GOTT hat sie auch in der
Natur
gezeichnet; Gewiß, ein Juda hat etwas an sich,
daran man ihn bald
erkennen, und von andern
Menschen
unterscheiden kan. Sie sind einem ein Eckel und Grauen, und Stanck und Unflat
machet sie abscheulich, wie ihnen gedrohet
worden. |
Deut. 28, 37. 46. |
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Das härteste aber über die Juden ist dieses,
daß ihre Verwerffung ewig währet. Nicht sind sie
absolute von GOtt verstossen, daß er gar keinen
zu Gnaden annehmen wolle; |
Rom. 11, 1. 2. |
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GOtt hat noch welche darunter, die sich
bekehren. Denn allen, die an das Evangelium
glauben wollen, stehet die Gnaden-Thür und der
Eingang in das Reich Christi offen. So aber sind
sie verworffen und verstossen, daß sie
nimmermehr wieder GOttes-Volck werden, noch in
den
Stand der Gnaden und Seligkeit gelangen,
wie sie im A. Testament gewesen sind. Sie
machen sich zwar
mächtig breit mit ihren
goldenen Affen, und suchen einen
gewaltigen
Trost darinnen, |
Leu. 25, 44. |
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allein der Trost gehöret weiter nicht vor sie,
als in so ferne sie sich bekehren. |
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Inzwischen ists kein Wunder, daß sie unter
dem immerwährenden Fluche liegen. Ihre greuliche
Sünden der Abgötterey straffete GOTT nur mit
70jährigem Gefängniß. Da sie aber nun bey nahe
1700.
Jahre verstossen sind, müssen sie
unendlich grössere
Sünden, als ihre
Väter,
begangen haben. Freylich, denn sie haben den
Sohn GOTTES getödtet, und den HERRN der
Herrlichkeit gecreutziget. Dessen Blut drücket sie
noch, und erfüllet das
Urtheil, welches sie sich
selbst sprachen. |
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Sie rasen noch auf den heutigen
Tag wider
das Evangelium. Muß denn nun nicht solcher
beharrlicher und eingewurtzelter Unglaube die
Gerichte GOTTES täglich über sie führen? |
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Entsetzlich sind die Flüche, welche ihnen Ps.
69, 23. seq. gewünschet werden: Und daher ist
nichts schwerers, als die Bekehrung eines Juden.
Unter tausenden auch, die den
Christlichen
Glauben annehmen, bleibet kaum einer beständig.
Es wiederfähret ihnen das wahre Sprichwort: der
Hund frisset wieder etc. |
2. Pet. 2, 22. |
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Und ist daß seine vergebliche
Hoffnung, daß
noch vor dem jüngsten Tage eine allgemeine,
oder doch sehr merckliche, wunderwürdige
Bekehrung mit ihnen vorgehen soll; wie hertzlich
gern wollten wir ihnen das gönnen! aber daran zu
zweiffeln, machet ihre eingepflantzte Verstockung
und der so hart drückende Fluch. |
Neumeister Priesterliche
Lippen, … |
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Was aber nun die heutigen Juden anlanget,
so thei- |
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{Sp. 1501|S. 784} |
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len sie ihr
Gesetze
und Ceremonien in drey Gattungen ein: |
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- die erste Gattung begreiffet in sich alle Gebote des geschriebenen
Gesetzes, so in denen fünff
Büchern
Mosis enthalten;
- die andere hält in sich die Gebote des mündlichen Gesetzes, welche die
von ihren Rabbinen zusammen getragene Satzungen sind, die sie die Gebote
derer weisen Leute nennen, und im Talmud zu finden sind;
- die dritte Gattung fasset ihre
Gebräuche in sich.
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Unter diesen werden die zwey ersten
Gattungen von allen Jüden durchgehends
angenommen, sie seyn auch an welchem
Orte der
Welt sie wollen; was aber die
Gewohnheiten
betrifft, so sind sie darinnen nach denen Örtern,
da sie wohnen, von einander
unterschieden. |
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Ihr
gantzer Gottesdienst bestehet
heutezutage allein in
gewissen Gebeten, die sie in
ihren
Schulen
verrichten, gestallt sie nach der
Zerstöhrung ihres Tempels zu Jerusalem nicht
mehr opffern dürffen. |
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Sie erkennen sieben Grund-Articel ihres
Glaubens, welche folgende sind: |
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1) |
Daß
GOtt einig und ewig
sey. |
2) |
Daß dieser GOtt allein
anzubeten sey. |
3) |
Daß nicht nur allein
Propheten gewesen seyn, sondern auch derer
noch seyn können. |
4) |
Daß Moses der gröste
unter allen von GOtt
unmittelbar erleuchteten und
getriebenen Propheten gewesen, und daß sein
Gesetz nach allen Geboten von GOtt gegeben
worden. |
5) |
Daß ermeldtes Gesetz
unwandelbar sey, und daß man weder etwas dazu
setzen noch davon thun solle, auch nicht
könne. |
6) |
Daß ihr Meßias als noch
zukünfftig zu erwarten sey, welcher der
mächtigste unter allen
Königen auf
Erden seyn
werde. |
7) |
Daß GOtt am Ende der
Zeit die toden erwecken, und darauf sein
allgemeines
Gericht erfolgen
werde. |
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Es waren vor
Zeiten unterschiedliche Secten
unter denen Jüden, worunter die
vornehmsten die
Samariter, Essäer, Sadducäer und Pharisäer
waren. Heute zutage sind die
ansehnlichsten die
Rabbaniten und Caraiten. |
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In der Türckey giebet es zweyerley Juden,
nemlich solche, die im Lande
gebohren sind, oder
einheimische und fremde, welche letztere also
genennet werden, weil ihre Vorfahren aus
Spanien oder Portugall gekommen sind. Die
ersten unter diesen tragen Turbans oder Bünde
von
unterschiedenen Farben, wie die
Orientalischen Christen, und sind von selbigen an
nichts anders unterschieden, als an ihren
Schuhen, welche schwartz oder Violet-braun sind;
da hingegen die Christen rothe oder gelbe Schuhe
tragen. |
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Die ausländischen Juden tragen auf dem
Kopffe eine gewisse Mütze, die wie ein
Spanischer Hut aussiehet, aber keinen Rand hat.
Sie sind von denen andern in einigen Religions-Gebräuchen oder Ceremonien unterschieden, und
haben ihre sonderbaren Begräbniße. Diese
werden Hauffenweise in denen meisten
Türckischen
Städten gefunden, und sonderlich an
denen grossen
Handels-Örtern, als zu
Smyrna,
Aleppo, Grandcairo, Thessalonich u.a.m. |
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Sie sind mehrentheils Wechsler, Wucherer, Zöllner oder Gleits-Leute,
Mäckler, Apothecker,
Ärtzte
und Dollmetscher. Sie können einem von allen
Waaren, so
in einer Stadt anzutreffen, Nachricht geben, und deren Güte und Preiß gantz
eigentlich benennen. Die andern morgenländischen
Völcker,
als die Griechen und Armenianer, können sich hierein nicht so wohl
schicken, weswegen sie sich denn hierinnen derer Juden bedienen müssen. |
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Man findet einige Orte in der Türckey, da sie
die |
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{Sp. 1502} |
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Einwohner nicht leiden wollen, ungeachtet der
Groß-Sultan ihnen in allen Gegenden seiner
Herrschafft
zu wohnen erlaubet. Die
Ursache dieses Hasses
ist die unerhörte Grausamkeit, die sie an ihren
Schuldnern und Sclaven ausüben sollen. Ja die
Juden sind unter denen Türcken die
allerverachtesten, also, daß die, so Türcken
werden, denn auch unter denen letztern kein
Begräbniß bekommen. |
Ricaut Ottom. Pf. II.
… |
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Die Türcken und morgenländischen Christen
erzehlen insgemein von ihnen, daß sie alle Char-Freytage, um ihren Abscheu vor der christlichen
Religion an den
Tag zu legen, einen
christlichen
Sclaven ermorden, jedoch so, daß sie dieses sehr
geheim hielten, nachdem unterschiedliche mahl
wegen dergleichen abscheulicher
That
nachdrücklich gestraffet worden. Im Occident
haben sie öffters so wohl junge
Kinder, als
alte
Leute ermordet, absonderlich aber diejenigen, so
aus ihrem Mittel einige Liebe zum Christenthum
von sich blicken lassen. Das aber solches
gemeine Vorgeben nur
erdichtet sey, will
Wagenseil in denen Benachrichtigungen wegen
einiger die Judenschafft angehenden wichtigen
Sachen behaupten. |
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In Spanien wurden die Juden zu Ferdinandi
Catholici
Zeiten vertrieben, welches unter
Philippi
II.
Regierung auch in Portugall geschahe. Aber in
Franckreich, Italien, Teutschland, England, und
zumahl in Pohlen und Böhmen, werden sie
geduldet, ihnen auch ihre Synagogen
verstattet. |
- Josephus.
- Philo
Judaeus.
- Tacitus.
- Plutarchus.
- Buxtorff Synagog.
Jud.
- Gootwin. Mos. et Aaron.
- Mich. le Fevre
Theatre de Turquie.
- Simon. Hist. Crit. V.T.
- Galatinus in 8. Fortalit. Fidei III.
- Genebrord. IV.
- Lundius Jüd. Heiligth.
- Basnage Hist. des Juifs.
- Eisenmenger Entdeckt. Judenth. …
- Myller Reise-Beschr. …
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Im
Teutschen Reich heissen sie Kayserliche
Cammer-Knechte, und waren sonst dem
Kayser
zu besondern Schatzungen angewiesen. |
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Sie sind ihm auch noch, wenn er das
Reich
antritt, eine Cron-Steuer und Opffer-Pfennig
schuldig. |
Reinking
de Regim. Sec. et
Eccl. … |
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Sie stehen unter des Kaysers besondern
Schutze, und dürffen nach ihrem
Gesetze leben,
aber sich nicht unterstehen, jemand zu ihrem
Aberglauben zu bringen. Doch stehet es denen
Reichs-Ständen frey, sie anzunehmen oder nicht,
haben auch die Macht, ihnen Gesetze
vorzuschreiben, nach denen sie sich richten
müssen. Doch dürffen sie an denen
Orten, wo sie
von alten
Zeiten her gewesen, nicht leicht wieder
Willen vertrieben werden, wie sie denn, als es in
Worms und
Franckfurt geschehen, durch den
Kayser wieder eingesetzet worden. |
-
Limnaeus
Jur. publ.
…
- Knipschild de Privileg. Nobil. Immed. … de Jur.
et Privileg. Civit. Imper. …
- Fritsch de Reg. viar.
publ. Jure …
- Mager de Advocatia armata.
- Kreidenmann von des Teutschen Adels Stand,
Staat, Ehren, u.s.w.
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Wenn sie sich auf dem
Reichs-Tage
befinden, müssen sie von Reichs-Erb-Marschall
einen Geleits-Brief haben, und unter seiner
Jurisdiction stehen. |
- Sommer.
-
Carpzov.
- Thulemarius.
- Wagenseil.
- Welserus.
- Lünig. Reichs-Archiv. Part. Spec. Contin. II.
Abth.
VI.
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{Sp. 1503|S. 785} |
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