Titel: |
Christen |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
5 Sp. 2204 |
Jahr: |
1733 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 5 S. 1027 |
Vorheriger Artikel: |
Christelius, (Barthol.) |
Folgender Artikel: |
Christen von S. Thomas |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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Christen, Christiani, sind die Leute in
Antiochien zuerst
genennet worden die
JEsum vor den
versprochenen Heyland der
Welt, seine Lehre
also vor göttlich und
wahr, sich aber
verpflichtet
gehalten, derselbigem in einem danckbarem
Vertrauen zu ihm anzuhangen und zu folgen. |
Act. 11, 26. |
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Man war
gewohnt unter denen
Heyden, die
Jünger eines Weisen nach dem
Namen ihres
Meisters zu
betitteln, daß also vom
Aristotele
die Aristotelici, vom Pythagora die Pythagoraei,
und auf solche Weise die Christen von Christo
ihre
Benennung empfangen, da sie bisher noch
unter dem Haupt-Namen derer
Jüden mit
hingegangen, und vor eine Secte oder Parthey dererselbigen gehalten worden waren. |
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Nunmehro ergab sich zu Antiochia was anders, die aus dem
Jüden- und Heydenthum an Christum sich
Ergebende erhielten einen
gantz neuen, nemlich
den Christen-Namen, und wurde der alte
abgeleget. Wohin Es. 65, 15. nach Anmerckung alter und neuer
Lehrer gezielet, |
- Poli Synopsis critic.
- l.c. Es.
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und diese Be- |
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{Sp. 2205|S. 1028} |
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gebenheit lange zuvoraus
gesaget hat mit
diesen
Worten:
Die Knechte des HErrn wird man
mit einem andern Namen nennen. |
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Der Name Christen ist ja wohl einerley mit
dem
Titel derer Gesegneten des HErrn, auf
welchen der Prophet Es. 65, 23. gezielet haben soll, |
Vitringa in l.c. |
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da er gesalbete Leute
bedeutet, die eben in
und an der Salbung des
Heil.
Geistes den Segen
haben, |
wie Paullus Galat. 3, 13.
14. zeiget. |
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Es scheinet allerdings, daß dieser in Antiochia zuerst
aufgekommene Name derer Christen
anderweitig nicht so gleich bekannt worden, oder im Brauch gekommen, vielmehr
das zu Christo bekehrte
Volck noch eine Weile hier und dar mit
unter denen
Jüden begriffen und
verstanden
worden sey. |
Huetius l.c. ... |
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bis sich das Christenthum mehrers unter
denen Heyden ausgebreitet, und die Jüden überall
mit ihren boßhafftigen Verfolgungen und Aufhetzungen derer Heyden
selbst wider die Bekenner Christi bekannt
genug gemacht haben, daß sie mit
denenselben nichts zu
thun haben, noch sie unter
sich leiden, noch vor die Ihrigen
erkennen
wolten,
die dann auch sie verlassen
müssen, auch sich
von ihnen zu
unterscheiden. |
Vitringa de Synagoga Vet.
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destomehr
Ursach gehabt, je verhaßter sie
sich durch ihre Halsstarrigkeit und Rebelliren
gegen die Römer allenthalben gemacht. |
- Act. 13. 49. 50. 14, 2. 5. 19. 17, 5. 8.
- 1. Thess. 2, 15. 16.
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Dermassen wurde der Christen-Name
mehrers bekannt, und ein besonderer Titel
eigener sich zu der Lehre JEsu, als des Christi
oder Heylands der
Welt, haltenden Leute. |
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Zu denen
Zeiten
des Kaysers
Neronis hieß man sie
also in Rom selbsten, wie Tacitus erzehlet, und
wurde demnach die Benennung durchgehends
gemein, zumal da sich die
Zahl derer damit
bemerckten Leute gegen das Ende des ersten
und Anfang des zweyten Jahr-Hunderts nach Christi
Geburt dergestalt mit Bekehrung einer grossen
Menge
Heyden vergrösserte, daß der
jüngere Plinius Epist. ... in seinem von denen Christen an Kayser
Trajanum abgestatteten Bericht aus Bithynien einfliessen lassen: Es wäre
derer Christen so ein grosser Hauffe, daß nicht
nur
Dörffer, sondern auch
Städte sich damit
besetzt fänden, der öffentliche GOttes-Dienst
derer Heyden gute Zeit gar abgestellet, die
Tempel nicht mehr besuchet, und fast kein Käuffer
der Opffer mehr gefunden worden. |
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Das tugendhaffte
Leben derer Christen
selbiger Zeit
bewegte die Leute gewaltig wie
ihnen denn ihre Feinde dessen Zeugniß gaben,
und Plinius, wenn er alles genau, auch durch
Peinigung und Marter
untersucht hatte,
sagen
muste, es lieffe
ihr
Thun dahinaus: |
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„Daß sie an bestimmtem Tage
zusammen kämen, Christum als einen GOtt mit
Gebet und Singen zu preisen, und sich untereinander so gut als eidlich verbinden, nicht zu stehlen,
nicht zu rauben, nicht zu ehebrechen, nicht zu
betrügen, das ihnen anvertraute Gut nicht zu
verläugnen; worauf sie aus einander giengen,
aber wieder zusammen kämen, gemeine Mahlzeit
auf gantz unsträffliche Weise zu halten etc.„ |
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Ob sie gleich von verschiedenen Kaysern
verfolget worden sind, haben doch andere in
Betrachtung Ihres tugendhafften
Wesens
dergleichen zu thun, oder zu verhängen
Bedencken getragen, auch wohl diejenige
gestraffet, welche einen Christen blos seines
Christenthums halber, und da er sonst niemanden
was
Unrechts gethan, an- |
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{Sp. 2206} |
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bringen
wollen, |
- Tertullianus.
- Eusebius. Hist. Eccles. ...
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Ordentlicher Weise blieb es bey der vor
Alters
schon gemachten und denen
Heyden zu
Gemüth
geführten Anmerckung, |
Melito apud
Euseb. Hist. Eccl. ... |
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daß ungerechte und blutrünstige Printzen die
Christen verfolget, gerechte und löbliche aber sie
geschirmt, oder wenigstens
gedultet hätten. |
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Seit dem Ubertritt derer
Kayser zur
Christlichen Religion, hat sich derer Christen
äusserliche
Zahl, aber wohl nicht ihr
rechtschaffenes innerliches Wesen vergrössert;
Hingegen hat der Mahomet mit seiner Lehre und
Gewalt den Christen-Hauffen um ein Ziemliches
vermindert, auch bey abgenommener innerlichen
Krafft und wahrer Glaubens-Frömmigkeit, sich seit
der Zeit, durch bekehrte Heyden, wenig oder gar
nicht zahlreicher gemacht. |
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Dessen ungeachtet ist es doch ein groß Wunder, daß ehemahls derer
wahren Christen so
viel geworden, und daß die Christliche Religion in
alle Theile der Welt gekommen, auch noch in
selbiger zu finden ist, welches Grotius de
Veritat. Relig. Christ. ... wohl
ausgeführet hat. |
- Andr. Sennertus in
Scrutin. Relig. III.
- Baronius.
- Kortholt in Pagano Obtrect.
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