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Zedler: Mahomed HIS-Data
5028-19-482-5
Titel: Mahomed
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 19 Sp. 482-490
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd.19 S. 274-278
Vorheriger Artikel: Mahn-Öl
Folgender Artikel: Mahomed … 3 andere Araber
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben und Anmerkungen
  Mahomed,  
 
  • Mahomet,
  • Mohammed,
  • Muhammed,
 
  der Welt-beruffene falsche Prophet, wird insgemein von den Deutschen mit dem ersten Nahmen Mahomet beleget; auf Arabisch wird er eigentlich ohne Puncte oder Laute-Buchstaben also, Mhmmd geschrieben, welches Wort meistens alle berühmte Schreiber, welche die Arabischen Bücher verdolmetschet haben, einmüthiglich Muhammed oder Mohammed[1] übersetzen, und aussprechen.
[1] HIS-Data: korrigiert aus: Mohammmed
  Es bedeutet dieser Nahme einen höchst- preiß- und lobens-würdigen Mann. Denn beyde Arabische Wörter kommen her vom Arabischen Grund-Worte Hamada, welches so viel, als preisen und loben heisset.  
  Mohammed wird auch von den Seinigen Nour auf Arabisch genennet, welches Wort ein Licht und einen Erleuchter bezeichnet, weil er sie in ihrer Finsterniß erleuchtet hat. Denn also schrieibet er in der 12ten Surata (oder Hauptstück des Alkorans:) Wenn euch ein zweydeutig oder zweiffelhafftes Wort vorkommt, so wendet euch zu Gott und dem Propheten (nehmlich Mahomet.)  
  Unter denen Mahometanern selbst wird er selten mit seinem eigenen Nahmen Mahomet genennet, sondern zum öfftern auf Arabisch Nabi Allahi, das ist ein Prophet Gottes, und Rasoul Allahi, das ist ein Gesandter oder Apostel Gottes, und auch bloß Nabi und Rosoul. Nabi bedeutet sonst auch auf Arabisch einen Mann, der von einem nach dem andern Orte reiset, und Alnabi, wenn  
  {Sp. 483|S. 275}  
  nehmlich das Arabische Wort-Glied Al davor gesetzet wird, eigentlich einen solchen, der von Mecca nach Medina reiset. Weil nun Mahomet diese Reise gethan; so ist er auch vielleicht aus dieser Ursache von den Seinen also genennet worden.  
  Er wird auch von ihnen Alnadir und Almundir geheissen. Nadir oder Mundir ist so viel gesaget, als ein Einwohner, Prediger, Vorherverkündiger, Gesandter oder Apostel. Wenn aber das Arabische Wort-Glied Al davor kömmt; so wird dadurch eigentlich von ihnen Mahomet verstanden.  
  Er wird endlich auch in dem Alkoran Achmed genennet, welchen Nahmen unser Heyland selbst solle vorgesagt haben, als der Schreiber des Alkorans in folgenden Worten fälschlich zu verstehen giebet: JESUS der Sohn Mariä hat gesaget: O ihr Kinder Israel, ich bin der Gesandte GOttes zu euch, damit ich euer Gesetz bekräfftige und wahr mache, und den Apostel der nach mir kommen wird, verkündige, dessen Nahme wird Achmed heissen. Achmed ist so viel gesaget als Muhammed, nach der Erklärung des Beidavs, und bemercket ebenfals etwas preiß-würdiges. Ein anderer Mahometanischer Schreiber bezeuget, daß sein Nahme im Himmel Achmed, auf der Erden Muhammed, und im Paradies Alvarrazim heisse.  
  Es ist aber zu mercken, daß der bekannteste Nahme unter allen, nehmlich Mahomet oder Muhammed, unter den Mahometanern den Vorzug habe, nicht allein, weil selbiger dem Adam, Moses, Christus, Elias, und allen andern Propheten bekannt gewesen, (wie die Mahometaner vorgeben) sondern auch weil sie glauben, es sey ihm dieser Nahme mit GOtt gemein, gleichwie auch GOtt selbst zu Mose solle gesaget haben, nach Andeutung des Arabischen Schreibers Keeseus, der solches mit folgenden Worten zu verstehen giebet: O! Moses, ich habe kein herrlichers Geschöpffe, als den Mahomet geschaffen. Alle Gesandten die vor dir gewesen sind, haben an ihn geglaubet. Er ist der erste unter allen gemeldeten Propheten, der letzte unter denen die da sollen begraben werden, und der erste unter denen die wieder sollen aufgewecket werden. Er ist der beste unter denen Propheten; dessen Nahme, der von meinem Nahmen herkommen und gemachet, wird Muhammed heissen.  
  Wie Achmed des Josephs Sohn, aus andern Schreibern berichtet; so wäre dieser Mahomet der erste, der den Nahmen Mohammed oder Mahomet geführet hätte. Wenn man aber dem Ebn Chalikan Glauben beymessen will; so haben unter den Arabern noch drey andere, vor dem Propheten Mahomet, diesen Nahmen geführet, von welchen folgender Artickel nachzusehen ist.  
  Dessen ungeachtet setzen sie den Propheten jenen dreyen aus folgenden Ursachen vor. Sie glauben nehmlich festiglich, es sey in Ansehung seiner, der erste Vater der Menschen nicht eher Adam, als Abu Mahomet, das ist, Vater des Mahomets genennet worden, als dessen Licht, als der erstere Theil der erschaffenen Dinge, und des göttlichen Ursprungs dazumahl allbereit auf seiner Stirn schimmerte, eben als wie der Mond, wenn er seinen völligen Schein hat. Ja man  
  {Sp.484}  
  erzehlet, es habe Mahomet zum öfftern selbst diese Worte wiederhohlet: das erste Werck, das GOTT geschaffen hat, war mein Licht.  
  Dannenhero pflegen die Araber, wenn sie die Erschaffung des ersten Menschen beschreiben, zu sagen, es hätten die Engel den Mahomet und seine Vortrefflichkeit eher gekennet, als den Adam. Welches sie auch durch diese seine Worte bekräfftigen: Ich war ein Prophet da Adam noch zwischen Wasser und Leimen war.  
  Andere nennen Mahomet den ersten Propheten in der Schöpffung, und den letzten in der Absendung. Er führte auch den Zunahmen Albukasem.  
  Die Türcken geben den Mahomet diesen hochtrabenden Titel:  
  Sohn des Himmels von der Wahrheit; Herr der Gesandten und derjenigen, welche die heilige Schrifft geschrieben haben: Vollbringung der Propheten: Überwinder und Zerstörer der Abgötterey, und der Wiederspenstigen Höchster Platz der Gesandtschafft Kioska; Fülle des Mondes von der Prophezeyung Kertze der langen Nacht. Erhabner Platz von Sofa, wie auch der Freude und Vergnügung: Vortrefflichkeit des Mahomets. Daß GOttes Sieg und Heil bey ihm sey. Der die Ehre der Prophezeyung und erfüllung der Gesandtschafft ist, und um deswillen GOtt alle Geschöpffe gemacht hat.  
  Die Araber bringen den Ursprung des Mahometanischen Geschlechts auf Ismael, Abrahams Sohn, den er von der Hagar überkam, und wissen desselben Geschlechts-Baum von Abraham, bis auf ihn, sehr klug auszurechnen folgender Gestalt:  
 
1 Abraham
2 Ismael
3 Kedar
4 Selaman
5 Jesgab
6 Hemaisch
7 Jasch
8 Ader
9 Ad
10 Adnan oder Ednan
11 Moad oder Maad
12 Mzar
13 Modar
14 Alias oder Elias
15 Medriche
16 Chazaine
17 Rouane
18 Nodar
19 Malick
20 Fahir
21 Galib
22 Loway
23 Raab
24 Morrah
25 Kaleb
26 Kodai
27 Abdon Menaf
28 Haschim oder Haschem
29 Abdol-Mutleb
30 Abdolla oder Abdalla
 
  Dieser letztere war des Abatalibs und Abbasans  
  {Sp. 485|S. 276}  
  jüngster Bruder, der Emira, oder wie einige wollen Enima, zum Weibe hatte, von welchen endlich der Prophet Mahomet entsprossen.  
  Etliche Araber wollen aber doch in Ausrechnung des Stamm-Baums nicht über Maad, Adnans Sohn, hinauf steigen; zumahlen Mahomet selbst ihnen solches solle verboten haben, wie Achmed Ebn Jozef aus Almasud erzehlet.  
  Es bleiben ferner die Mahometaner deswegen allhier stille stehen, weil die Stamm-Baums-Rechner in der Ordnung derjenigen, welche zwischen dem Mahomet und Adnan gewesen, ohne einiges Wiedersprechen übereinkommen, und bejahen, daß Adnan ungezweiffelt aus Ismaels Nachkömmlingen gewesen sey; Die Anzahl derjenigen aber, welche zwischen Adnan und Ismael gewesen, wird von ihnen streitig gemacht, zumahlen derselben mehr als 40 andere aber nur 7 nahmhafft machen; Diejenige Rechnung aber ist die aller wahrscheinlichste, welche Abulfeda in Erzehlung ihrer Nahmen beobachtet.  
  Desgleichen schreibet Abu Abdallagh Alhafer, es sey der Stamm-Baum des Mahomets bis auf Adnan gantz richtig; im übrigen könne man auf nichts gründliches fussen. Gemeiniglich wird auch von den Arabern der Ertz-Vater Abraham des Mahomets Bruder genennet.  
  Wie die meisten Christlichen Schreiber bezeugen; so soll Mahomet von einem geringen Geschlechte entsprossen seyn, und arme Eltern gehabt haben, dessen Vater ein Heyde, und die Mutter eine Jüdin gewesen. Solches ist aber ein Gedicht, und zur Verachtung des Mahometanischen Geschlechts ausgestreuet worden. Es war zwar wohl Mahomet nicht von reichen, (welches die Araber gerne bekennen,) aber doch von vornehmen Eltern, indem er aus dem Arabischen Stamme der Koreishiter herstammete, welcher unter allen Arabischen der Vornehmste war.  
  Er wurde in der Stadt Mecca oder in dem steinigten Thale der Stadt Mecca gebohren, an einem Montag, des Morgens, den 28 Tag des ersten Arabischen Monats Rabia, im 881 Jahr Alexanders des grossen, im Jahr Christi 571. Abulfaray bringet Mahomets Geburt auf das 892ste Jahr des Königs Alexanders. Etliche Araber stellen zwischen unsers Heylandes und Mahomets Geburt eine Zeit von 570 Jahren. Andere melden er sey im Jagd Christi 580, noch andere 600, und noch andere 620 gebohren worden.  
  Der Arabische Schreiber Abu Masar suchet zu beweisen, daß Mohomet nothwendig zu Ende der Nachts-Zeit sey gebohren worden, als die Waage mitten im Himmel, und Zeichen des Stiers gegen Mitternacht gestanden. Denn sonst würde ihm das Propheten-Amt und die Herrschafft nicht zu Theil worden seyn.  
  Die Wunderwercke die bey seiner Geburt sollen vorgegangen seyn, sind weitläufftig in des Dappers Beschreibung von Arabien, allwo er auch von des Mahomets Geburt Leben und Thaten handelt, zu lesen.  
  Sein Vater starb 2 Monate vor, oder wie andere wollen, nach seiner Geburt, und im 6 Jahr seines Alters verlohr er auch seine Mutter. Dannenhero sein Groß-Vater Addalmo Jalleb ihn zu sich nahm, bis ins 8te Jahr und da auch dieser bald starb,  
  {Sp. 486}  
  kam er zu seines Vaters Bruder Abudaleb, dem er vor seinem Groß-Vater auf dem Tod-Bette war anbefohlen worden.  
  Wie andere schreiben; so war Mahomet der Halima zur Erziehung anvertrauet. Daß diese seine Säugamme gewesen, wird von den Mahometanern gewiß erzehlet, sie hätte in beyden Brüsten keine Milch gehabt, als sie aber solche dem Gesandten GOttes zum Munde dargereichet; so wäre die Milch geflossen.  
  Seine Jugend brachte er mit allerhand geringen Verrichtungen zu, hütete insonderheit der Cameele, und geben die Mahometaner vor, daß er gar nicht studieret, damit sie andere desto eher bereden mögen, daß er seine Weisheit unmittelbarer Weise von GOtt empfangen hätte.  
  Nun geschahe es, daß er bey einer reichen Wittwe Nahmens Chadiga, welche auch Cadiche und Tadiga genennet wird, und eine grosse Handlung hätte, in Dienste kam, und von derselbigen der Handlung halber nach Syrien geschicket wurde. Was dem Mahomet auf dem Wege soll begegnet seyn, erzehlet Abunazar weitläufftig: daß ihn nehmlich ein weiser Nebel oder Wolcke vor den Sonnen-Strahlen bedecket hätte; worauf er also zu einem Einsiedler gekommen wäre, der ihn vor dem Gesandten GOttes erkannt, und deswegen ein Zeichen seines Propheten Amts von ihm zu sehen verlanget hätte. Wie nun dieser seine Schuldern entblößet; so habe der Einsiedler darauf ein Prophetisches Merckzeichen voll göttlichen Vertrauens, Hoffnung und Versprechungen gefunden, gleich als wäre es mit einem glüenden Eisen dahin gebrennet worden. Als dieses der Einsiedler gesehen; habe er ihn nicht alleine verehret, sondern auch ein Opffer bringen wollen.  
  Einige geben vor, er wäre gar nicht nach Syrien gekommen. Erpen. Orat. de Ling. Arab. ...
  da doch alle Arabische Schreiber solches bejahen; und Aledis will behaupten, er sey 2mahl darinnen gewesen.  
  Als er wieder zur Chadigha kam, wuste er, durch seinen verschlagenen Köpff, schmeichlende Reden und angenehme Leibes Gestalt, sich so beliebt zu machen, daß sie sich entschloß, ihn zu heyrathen, da er 25 Jahr alt war. Bis hieher beschreibet Abunazar des Mahomets Leben.  
  Nach des Abulfaraj Bericht kam Mahomet im 26 Jahr seines Alters in Diensten, und heyrathete die ersterwehnte Chadige im 40 Jahre seines Alters. Und dieses traff ungefähr die Zeit, als eben anfieng, seine Lehre, die er bisher ausgesonnen, auszubreiten; erstlich zwar nur heimlich unter seinen Freunden und Schülern bald darauf aber auch öffentlich, nehmlich in dem 44 Jahre seines Alters.  
  Diese seine neue Religion hat er aus dem Judenthum und Christenthum, absonderlich aus verschiedenen Irrthümern der alten Ketzer, wie auch aus den Sitten und Gebräuchen der Koraischiten zusammen geschmiedet. Und dieses ist geschehen Montags, den andern Ta des ersten Monats Rabia, 608. Jahr nach Christi Geburt.  
  Man giebet zwar gemeiniglich vor, daß er sich der Hülffe eines Mönchen Sergius den etliche für einen Nestorianer, andere aber für einen Arianer halten, bedienet, wie auch eines andern Mönchens, den sie Johann, von Antiochien nennen, und eines Juden, Nahmens Abdias. Es ist aber alles dieses sehr unge-  
  {Sp. 487|S. 277}[1]
[1] HIS-Data: Spaltenzahl korrigiert aus: 287
  wiß, sonderlich was von dem Sergius berichtet wird, und wer derselbige gewesen. Dieses ist gewiß, daß Mahomet durch erdichtete Erscheinungen, und allerhand Betrügereyen ihm selbst und seiner Lehre ein Ansehen zu Wege zu bringen getrachtet, welches ihm auch glücklich von Statten gegangen.  
  Denn da er von Natur mit der fallenden Seuche behafftet war, gab er vor, diese Schwachheit zu verheelen, daß ihm solches wiederführe, wenn ihm der Engel Gabriel erschiene dessen hohen Glantz er nicht vertragen könne. Bey dem Kesseus steht ein gantz Gespräche (Fabel) welches der Engel Gabriel mit dem Mahomet soll gehalten haben.  
  Durch diese und dergleichen vorgeschützte Betrügereyen verblendete er sein Weib, daß sie nicht nur diese Kranckheit nicht merckete, sondern auch sich festiglich beredete, daß Mahomet göttliche Erscheinungen hätte. Wie er denn auch zu dem Ende selber vorgab, er sey von GOtt selbst angereizet und erwecket worden, seine Religion in der Welt auszubreiten, und er würde nichts vornehmen, was ihm GOtt nicht selbst offenbahrte. Einige fügen hinzu, er hätte eine Taube also gewöhnet, daß sie aus seinem Ohre ihre Speise gelanget; Dabey er vorgegeben, daß dieses der Heil. Geist wäre, der mit ihm redete, und ihm göttliche Dinge offenbahrte.  
  Dieses nun, daß er ein so grosser Mann wäre, wurde erstlich durch sein Weib den Einwohnern der Stadt kund gemacht. Seine Bedienten bemüheten sich auch nicht weniger, solches unter die Leute zu bringen, um ihm dadurch mehr und mehr Anhänger zu erwerben. Hernach aber offenbahrte er seinen Beruff auch selber, und befahl an einen einigen GOtt zu glauben, u.s.w. siehe Mahometanischer Glaube.  
  Diejenigen, welche sich hier zu nicht verstehen wolten, wurden von ihm bekriegt. Es begaben sich zu ihm so wohl Arabische, als andere Christen, Juden, Mohren, Heyden und andere Völcker.  
  Er zog so denn nach der Stadt Taifa, und nöthigte die Einwohner zu seiner Lehre. Allein sie wolten ihm nicht gehorchen. So zog er wieder nach Mecca und trachtete da unter dem Deckmantel, heimlicher Weise zur Regierung, als worauf auch wohl sein gantzes Absehen gieng, zu gelangen, seine Religion fortzupflantzen.  
  Hierdurch wurde in der Stadt Mecca eine ziemliche Bewegung, so, daß auch die Obrigkeit einen Aufruhr befürchten muste und daher den Mahomet wolte greiffen lassen, welcher aber, so bald er dieses erfuhr, sich mit der Flucht davon machte, und sich nach Medina begab, welche Stadt man darauf Medinatalnabi, das ist die Stadt des Propheten zu nennen pflegte. Beidavi erzehlet die Flucht des Mahomets weitläufftig und Abunazar noch weitläufftiger.  
  Diese Vertreibung erbitterte ihn dergestalt wider die Einwohner in Mecca, daß er 6 gantze Jahr hinter einander mit ihnen Krieg führte, und ohngeachtet eines auf 10 Jahr lang getroffenen Stillstandes, doch im andern Jahre nach desselben Schliessung mit 10000 Mann gegen die Stadt anruckte, und dieselber auch leicht einbekam.  
  Ubrigens geschahe diese Flucht den 16 Jul. 622, und von dar an führen die Mahometaner ihre Jahr-Rechnung, die sie davon  
  {Sp. 488}[1]
[1] HIS-Data: Spaltenzahl korrigiert aus: 288
  Higra oder Hesgira nennen.  
  Er wurde zwar von wenigen nach Medina begleitet; es fanden sich aber bald mehr bey ihm ein, sonderlich nachdem das Gerüchte von ihm in den benachbarten Provintzen erschallte; so daß in weniger Zeit eine ziemliche Menge zusammen kam, die ihn zu ihrem Ober-Haupte erwählten, nachdem er ihnen sehr grosse Versprechungen gethan.  
  Denn sein Schluß war, mit gewaffneter Hand sein Ansehen und seine Religion zubefestigen. Der erste Versuch da er seinen Vetter Haniza mit einer Parthey von 30 Mann ausschickte, war nicht glücklich; der andere aber im Jahr Christi 623 gieng desto besser von statten, indem er mit 319 Mann eine Caravans von 1000 Koraischiten schlug, und dadurch eine ansehnliche Beute erlangte. Hierbey büssete er nur 14 Mann ein, welche bey ihrer Parthey als Märtyrer geehret worden.  
  Nach diesem gieng er immer weiter, und verordnete zu seinen Generalen die er auch seine Apostel nennete, den Abubeker, Osmon, Omar, Ali, und Muavia, die ihm auch nachgehends in dem Regiment gefolget sind.  
  Im Jahr 624 überwand er die Juden, und wurde in einer Schlacht da der Berg Ohod bey Mediciner erobert wurde, Von dem Ochas mit einem Pfeil verwundet, welcher ihm die fördersten Zähne ausschoß und auch seine unterste Lippe verletzte. Abdalla Sichebals Sohn, verwundete seine Stirn, und überdieses wurde sein Oberkienbacken verletzet.  
  Im Jahr 625 geschahe die Schlacht mit Nadirs Söhnen, und die bey Badra. Im folgenden Jahre geschahe die Schlacht bey Chanadacka, das ist, die Verschantzung, und wurde zugleich mit dem Stamm Koraid Krieg geführet.  
  In eben diesem Jahre schlug er die Kinder Mustalack bey Siffin, und führte die Weiber gefangen hinweg, unter welchen eine Nahmens Glaweira war, die nahm er zum Weibe; und in dem geschahe auch die Hadiatische Schlacht. Weil zu derselbigen Zeit ein sehr verwirrter Zustand im Orient war, in dem der Kayser Heraclius mit dem Persischen Könige Chosroes in einem Krieg verfallen, war es dem Mahomet um so viel leichter, unterschiedene Städte und Provintzen sich zu unterwerffen und dadurch den Grund eines so grossen Reichs zulegen.  
  Er machte im Jahr 627 einen Stillstand der Waffen mit dem Koreishitern auf 10 Jahr und wurde in diesem Jahr zum Chalif oder Arabischen Kayser erwählet, als fast gantz Arabien, Palästina, Syrien, Ciclicien unter seine Bothmäsigkeit gebracht hatte. Die Wahl und Huldigung geschahe unter einem Baume. Im Jahr 628 eroberte er die Jüdische Stadt Chaibar, und viele andere Festungen und Städte, worunter auch Medina im Jahr 629 eroberte er die Stadt Mecca, weil die Koreishiter den Waffen Stillstand gebrochen hatten, und gewann auch die Schlacht 630 eroberte er die Griechische Landschafft Tabuk oder Tebuck.  
  In welchen glücklichen Zustand seiner Sachen er 632 oder wie andere lieber wollen, 633 im 63 oder, wie einige melden, im 73 oder 75 Jahre seines Alters an einem Fieber starb, und zwar zu Medina, wo selbst er auch begraben ist. Denn daß einige Vorgeben, als wenn er in Mecca begraben wäre, findet so wenig Grund, als was andere von der eisernen Küste erzehlen, dar-  
  {Sp. 489|S. 278}[1]
[1] HIS-Data: Spaltenzahl korrigiert aus: 289
  innen sich dessen Cörper befindet, und welche vermittelst eines gewölbes von Magnet-Steinen in der Moschee in der Höhe schweben soll, welches zwar von dem Laonicus Chalcondylas berichtet, aber von andern billig als eine Fabel verlachet wird.  
  Daß aber die Mahometaner eine Wallfahrt nach Mecca anstellen, solches hat Mahomet darum verordnet, weil dieses seine Geburts-Stadt, und das Geschlecht der Koraischiten, woraus er entsprossen, daselbst wohnhafftig.  
  Die Mahomedanischen Schrifft-Steller erzehlen zwar sehr viel Wunderwercke, von diesem ihrem falschen Propheten, welche aber um so viel weniger Beyfall erlangen werden, weil Mahomet selbst bekannt, er thue keine Wunder-Wercke, und indem er vielmehr bloß durch Gewalt der Waffen seine Lehre fortzupflantzen bemühet gewesen. Auch sind diese Wunderwercke so gar ungeräumt und übel ausgesonnen, daß sie den Mahomet mit seiner Religion viel mehr verächtlich machen, als ihm einigen Glauben erwecken können.  
  Daß er aber dennoch soviel Anhänger bekommen, ist theils seiner Listigkeit, theils seiner Gewalt, theils der Beschaffenheit seiner Religion zuzuschreiben, als welche mit den Lüsten und sündlichen Begierden des Fleisches, sehr wohl übereinkommt, und dadurch den Menschen angenehm wird.  
  Die Vielweiberey schickt sich sehr wohl für die Orientalischen Völcker, die zur Unzucht sehr geneigt sind, darinnen auch Mahomed seinen Glaubens-Genossen ein gutes Exempel gab, sintemahl er 21, oder wie andere wollen, 26 und nach andern nur 17 Weiber gehabt, und über den noch 4 Kebs-Weiber. Doch so lange die Catiche gelebet, hat er keine andere geheyrathet.  
  Mit dieser hat er 4 Söhne gezeuget, die alle in der Kindheit gestorben. Sonst hat er nur mit einem Weibe noch einen Sohn gezeuget, den er Ebrann oder Abraham enennet, der gleichfalls in der Kindheit verschieden, so daß er keine männlichen Erben hinterlassen. Mit der Catiche hat er auch 4 Töchter gezeuget, unter welchen Fatome, die an den Ali verheyrathet gewesen, bey den Mahometanern in grossem Ansehen ist.  
  Sonsten soll Mahomet kein Feind der Christen gewesen seyn, wie Elmacin ... berichtet sondern ihnen sehr viel gutes erwiesen haben. Und als einsmahls eine grosse Anzahl derselben zu ihm kamen und ihm um Sicherheit anfleheten; so legte er ihnen nur eine blosse Schatzung auf, und gab ihnen einen Versicherungs Brieff, sagte dabey zu Omar: Zeige ihnen an, daß wir ihre Seelen eben so hoch, als die unsrigen, und ihre Güter, wie unsere, auch ihre Zufälle, wie unsere eigenen Zufälle halten. Dieser Elmacin berichtet auch l.c. Daß, als ein vornehmer Christ vor ihn gekommen, er aufgestanden wäre, und ihm grosse Ehre erzeiget hätte.
  • Theophanes,
  • Cedrenus,
  • Zonaras,
  • Damascenus de haeresi,
  • Nicephorus Constantinop.
  • Paul Diacon.
  • Georgius Elmacin. in chron. oriental.
  • Leunclavius in hist. Muselmannorum.
  • Forbesius in instr. historico. Theolog. …
  • Galensis Anglus de origine et progressu Mahomedi.
  • Pocokius in notis ad Abulpharaium,
  • Hothinger in hist. orient.
  • Le Moyne in notis ad varia sacra
  • Andrea in confus. sectae Mahomed. …
  • Hornbek in summa controvers.
  {Sp. 490}[1]
[1] HIS-Data: Spaltenzahl korrigiert aus: 290
   
  p. 77. u.ff.
   
  • Maraccius in prodromo ad refutat. Alcorani.
  • d' Herbesot in Bibl. orient. voce Mahomed.
  • Prideaux im Leben Mahomeds.
  • Bayle
  • etc.
    Abunazar, Abulfaraj, beschreiben Mahomets Leben ingleichen Tapper in seiner Beschr. von Arabien ...
  Siehe auch besondere Artickel:  
 
  • Mahomedaner,
  • Mahomedischer Glaube,
  • Mahomeds-Fahne,
  • Mahomeds-Grab,
  • Mahomeds-Höhle,
  • Mahomeds-Kleider,
  • Mahomeds-Testament
  • und Bund.
 
     

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Stand: 18. August 2013 © Hans-Walter Pries