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Text |
Quellenangaben |
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Exempel, dieses
Wort wird in
unterschiedener
Absicht gebraucht. |
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In der
Logic wird es mit zu denen Vernunfft-Schlüssen
gezählet. Es gehöret dieser
Schluß zur
ersten Figur, und nimmt man in demselben Stat
eines Haupt-Satzes einen
Satz, dessen
Subjectum ein Indiuiduum, oder eine eintzelne
Sache ist, und bejahet oder
verneinet etwas von
demselben, welches von der Specie, darunter das
Indiuiduum gehöret, überhaupt oder allgemein
geschehen kan.
Z.E. wenn Gläubige also
schlüssen: |
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Die Schrifft sagt: Abraham ist gerechtfertiget
worden, durch den Glauben an Christum; also
werden wir auch gerechtfertiget. |
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So hat dieser
Schluß seine
gute Richtigkeit,
denn sie und Abraham stehen unter einer Specie
nemlich derer Gläubigen, welchen allen das
Praedicatum der Rechtfertigung zukömmt. Es ist
dahero eben das als wenn die
Schrifft
sagte: |
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Die Gläubigen werden durch den Glauben an
Christum gerechtfertiget; Wir sind Gläubige; E.
werden wir gerechtfertiget. |
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Die Richtigkeit also zu schlüssen beruhet
darauf, daß diejenige Sache, worauf wir
schlüssen, mit dem Exempel, nach dem wir
schlüssen, übereinstimmen
müsse. Wo aber
dergleichen
Übereinstimmung
nicht ist, da läst sich auch nicht schlüssen. Als wenn einer
sagen
wolte: |
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Alexander hat die Soldaten mit Trutz vom
Aufruhr aufgehalten; Also soll ein jeder Feld-Herr
ein gleiches thun. |
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Denn als Kayser
Galba dieses unternehmen
wollte, verlohr er sein
Leben darüber. Die
Krafft
des Schlusses liegt eigentlich nicht in dem
Exempel: und da dasselbe vielen Sophistereyen
unterworffen ist, so muß man solches nur
sparsam gebrauchen. |
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Gleichfalls wird dieses
Wort in der
Moral
gebraucht. Man
redet darinne von dem
Nutzen
und Schaden derer Exempel und hält sie vor ein
Mittel, wodurch der
menschliche Wille Theils
verbessert, Theils verschlimmert werden kan. Die
Exempel sind entweder
wahrhafftige oder
erdichtete; von denen erdichteten wird unter dem
Titel
Fabel zu reden seyn. Hier handeln wir von
denen wahrhafftigen. |
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Der Nutzen, der |
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{Sp. 2329|S. 1196} |
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durch die Exempel hervorgebracht wird, ist
bekannt. Er erstreckt sich entweder auf den
Verstand oder auf den
Willen. Auf Seiten des
Willens dienen sie dazu, daß durch ihre
Vorstellungen das
Gemüthe sich leichte
einnehmen und
bewegen läst. Der Wille folgt dem
Verstande, und je lebhaffter die Vorstellungen
desselben sind, je mehr bewegen sie den
Willen. |
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Da nun die Exempel als
gantz leicht zu
begreiffende
Dinge die
Imagination einnehmen
können: so kan man daraus die
Krafft, welche die
Exempel über das menschliche Gemüthe haben,
schlüssen. Seneca
sagt:
longum iter est per
praecepta, breue et efficax per exempla; welcher
Ausspruch in Ansehung dererjenigen Stat findet,
die eine starcke und zwar sinnliche
Einbildungs-Krafft haben. Bey Leuten aber die ihre
Beurtheilungs-Krafft geschärffet, richtet man mehr
mit theoretischen Exempeln aus. |
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Die Menschen sind zur Nachahmung anderer
geneigt. Quintilianus Inst. Orator. …
spricht:
[sieben Zeilen lateinischer Text]. Diese
Neigung
rühret aus nichts anders her, als aus der
verderbten Ordnung der Natur, da man an Stat
weiter nachzudencken, sogleich ohne
Grund das
ergreiffet, worinne man andre
glücklich
siehet. |
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Die Alten haben die Krafft derer Exempel gar
wohl
gewust, weswegen sie also
geschrieben:
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Cicero pro Archia 6. [6 Zeilen lateinischer
Text]. |
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Plinius in Panegyr. 45. [3 Zeilen lateinischer
Text]. |
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Seneca Ep. 11. [3 Zeilen lateinischer
Text]. |
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Um der Kürtze des menschlichen
Lebens,
welche uns nur wenig Exempel
vorstellet, zu
Hülffe zu kommen, so ist der
Fleiß dererjenigen
nicht zu tadeln, welche die vergangenen Exempel
in ihren
Schrifften aufgezeichnet haben. Wir
haben dreyerley Schrifften in dieser
Art. |
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Die erste haben das Leben andrer, ohne auf
etwas weiters zu sehen, beschrieben. Geschiehet
dieses mit
Wahrheit und
Vernunfft, so ist solches
ein
Werck von grosser Wichtigkeit. |
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Andre haben nach
gewissen
Classen derer
Tugenden
Exempel zusammen gelesen, wie solches bey denen
Alten Valerius Maximus
gethan. Welchen hernach wieder gefolget |
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- Balthas. Exnerius in 9.
Büchern
Dictorum
factorumque memorabilium.
- Baptista Fulgosus in
9. Büchern Factorum Dictorumque memorabilium
ex omni historia veteri et recenti.
- Antonius
Cocceius Sabellicus in 10. Büchern exemplorum.
- J. Baptista Egnatius in 9. Büchern
de exemplis …
- Jo. Scheffer in Memorabilibus exemplis Suecicae
gentis.
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Die |
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{Sp. 2330} |
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dritten haben ihre
Moral durch Exempel
tractirt, als |
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- Simon Goulartius in Morum philosophia
Histor.
- Jo. Conrad Durrius in Ethica paradigmat.
- Brochmandus in specimine Ethices
Historicae.
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Es ist diese
Methode, wenn sie recht
angewendet wird nicht ohne
Nutzen. Ein Moraliste
kan die
Historie
nützlicher und
annehmlicher
machen, wenn er die moralischen
Principia
hinzusetzt. Und ein Historicus zeiget hinwiederum
durch die Exempel, daß die moralischen Sätze
nicht leere Grillen sind. |
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Haben die Exempel einen so grossen
Eindruck und zwar sonderlich bey denenjenigen,
welche auf keine andere als
sinnliche Art zu
schlüssen vermögend sind: so folget, daß
diejenigen, welche vor andern erhaben sind, und
also mehr in die Augen fallen, andere durch ihr
gutes Exempel ermuntern müssen. Marius
saget
also bey dem Sallustio in Jugurtha 85. gantz recht:
[7 Zeilen lateinischer Text]. |
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Selbst die
heilige Schrifft
befiehlet denen
Gläubigen, daß sie ihr
Licht leuchten
sollen lassen
vor denen Leuten, damit ihre gute Wercke
gesehen, und der
Vater im Himmel gepreiset
werden möge. |
Matth. 5, 16. |
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Es ist also eine besondere
Pflicht
dererjenigen, welche im
Ansehen stehen, zu
welchen sonderlich
Fürsten,
Lehrer und die
Eltern
gehören, durch ihre Exempel, denen welche ihnen
folgen, gute und richtige Lebens-Regeln
beyzubringen. Plinius hat dieses in der
angeführten Stelle von denen Fürsten
beygebracht, und Plutarchus erfordert solches von
denen Eltern, in dem
Buche, welches er von der
Erziehung derer
Kinder
geschrieben 15. |
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Es ist hiebey noch die
Frage, wie man sich
andrer Exempel müsse zu
Nutze machen?
Dasjenige, wodurch andre uns ein Exempel
geben, sind ihre
Reden und
würckliche
Thaten.
Diese
erkennen wir entweder auf eine gemeine
oder aber auf eine
gelehrte Art. Die gemeine Art
siehet nur auf dasjenige, was
unmittelbar in die
Sinne fällt: die gelehrte Art ist mit einem
Nachdencken verknüpfft, und
untersucht zugleich
den
Grund von dererjenigen
Handlung, welche wir
uns als ein Exempel
vorstellen. |
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Bey dieser letztern Art der
Erkenntniß ist der
Nutzen weit grösser, als bey der erstern. Man kan
leichte
beurtheilen, was nachzuahmen und was zu
verwerffen sey. Man kan auf diese Art aus denen
allerschlimmsten Exempeln einen
Vortheil ziehen,
und endlich kan man die Adplication leichter auf
sich machen, welches hingegen bey der
gemeinen Erkenntniß nicht so angehet, und
dahero bey vielen eintrifft, was Horatius sagt.
O
imitatorum stultum pecus! Es ist also
gut,
fleißig
historische
Bücher zu lesen, und erbare
Gesellschafften zu besuchen, welches letztere
wenigstens in Ansehung des Wohlstands, der sich
auf die eingeführte
Gewohnheit
geschickter Leute
gründet, unentbehrlich ist. |
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Von dieser
Materie können ferner
nachgelesen werden, |
- Bosius de comparanda Prudentia et
Eloquentia ciuili.
- Boecler. in Historia Schola
Principum,
- Casaubonus in der Vorrede des
Polybii.
- Paschius de variis modis moralia tradendi …
- Cellarius in Program. p.
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{Sp. 2331|S. 1197} |
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Endlich wird dieses
Wort in der
Didactic oder
Unterweisungs-Kunst
gebrauchet. Man erläutert
nemlich eine abstracte
Regel, wenn man sie auf
das sinnliche, oder auf Exempel zurücke führet.
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Dieses ist gleichfalls der Gebrauch von dem
Exempel in der Rede-Kunst. Man hat nichts mehr
dabey zu mercken als das, da das Exempel eine
Erläuterung seyn soll, man nicht entweder
ungewisser, das ist solcher, die nicht unter die
Regel
gewiß gehören, oder dunckler, die schwerer
zu begreiffen als die Haupt-Sache selber sind,
sich bedienet. |
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