Titel: |
Prädicat |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
29 Sp. 37 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 29 S. 32 |
Vorheriger Artikel: |
Prädicat … Titul |
Folgender Artikel: |
PRAEDICATIO |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Prädicat, das Hinter-Glied,
Lat.
Praedicatum,
bedeutet in der
Logic bey der Lehre von den
Propositionen diejenige
Idee, welche gegen die
andere gehalten, und entweder derselben
beygeleget, oder von ihr abgesondert wird; oder
das Prädicat ist dasjenige
Wort des
Urtheils,
welches andeutet, was dem
Dinge zukommt. |
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Denn die Materialien eines
Satzes sind
eigentlich zwey Ideen oder Wörter, deren eine das
Subjectum, von welchem entweder was bejahet,
oder verneinet wird; die andere das Prädicatum,
so dasjenige ist, das vom Subjecto bejahet oder
verneinet wird, heisset. Z.E.
GOtt ist gerecht, in
welchem Satz GOtt das Subjectum; gerecht aber
das Prädicatum. |
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Titius hat in seiner
arte cogitandi … dem
Prädicate auch eine Quantität beylegen wollen,
und vermeynet, dadurch die Lehre von der
Conversion zu erleichtern, dawider
Rüdiger in
seinen instit. erudit. …
disputiret. Er setzet zum
voraus, daß das Prädicat ein Abstractum, so von
einer andern bekannten
Sache, nemlich dem
Subjecto, asseriret werde, worauf er sich noch
drey Postulata ausdingt: |
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- daß hier die so genannte quantitas discreta, oder die Anzahl
verstanden werde, und also
quidam und omnis eine Anzahl
bedeute;
- daß das
Subjectum nicht allezeit voran, und das
Prädicatum hinten stehe;
- und daß das quidam, so
fern es dem omnis entgegen stünde, wenigstens
in der
Zahl zwey bedeute, eines für die
Affirmation, und das andere für die Negation.
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Dieses zum voraus gesetzet, so beweiset er
nun seinen Satz, daß das Prädicat keine Quantität
leiden könne: |
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erstlich a priori, indem das Prädicat ein
Abstractum, ein jedes Abstractum aber eine
eintzige gemeine
Idee anzeige, und obschon an
statt des
Subjects auch ein Abstractum mit der
Quantität stünde, so müsse doch dasselbe
nothwendiger Weise
concretive für alle individua genommen werden, daß wenn man sage:
omnis
homo, so werde hier nicht der
Mensch überhaupt,
sondern alle Individua der Menschen verstanden,
dergleichen auch statt hat, wenn ein abstracter
Terminus zuweilen das Subjectum mit der
Quantität; zuweilen aber das Prädicatum ohne
derselben ausmache, daß solcher in der ersten
Absicht concretive für alle Individua zu nehmen; in
der andern Absicht aber bedeutet er das
Wesen
einer Sache, z.E. ein jeder Mensch (omnis homo)
ist ein Thier, welcher Satz den
Verstand hat, ein
jeder Mensch hat eine thierische
Natur; sagt man
aber, dieses oder jenes Thier (quoddam animal)
ist ein Mensch, so hat dieses den Verstand: ein
und das andere Individuum derjenigen
Substantzen, welche lebendige Geschöpffe sind,
hat wahrhafftig die menschliche Natur an
sich. |
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Hiernach beweist er auch solches, und nimmt
den Satz, z.E. omnis homo est animal quoddam,
da man denn durch das animal quoddam, kein
Genus
verstehen könnte, weil solches allezeit eine
eintzige
Sache, überhaupt
bedeute; noch eine
Speciem, angesehen sonst diese Proposition den
Verstand bey sich hätte: omnis homo est homo, noch ein Individuum, als
wol- |
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{Sp. 38} |
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te man sagen: omnis homo est Petrus. |
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Die
Scholastici haben
disputiret, wie das
Prädicatum und Attributum
unterschieden
wären, |
davon Chauvin in Lexic.
philosoph. … nachzulesen ist. |
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