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Zedler: Subject HIS-Data
5028-40-1545-6
Titel: Subject
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 40 Sp. 1545
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 40 S. 786
Vorheriger Artikel: Subiano
Folgender Artikel: Subject, das einem andern unterthan
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Subject, Lat. Subjectum, dieses Wort kommt erstlich in der Logick bey der Lehre von den Sätzen oder Propositionen für, welches subjectum praedicationis, und bey den Ramisten subjectum axiomaticum heisset.  
  Ein jeder Satz bestehet aus einer gedoppelten Idee, davon die erste heisset: Subjectum, Deutsch der Ober-Theil, und diejenige ist, davon etwas gesaget wird; die andere aber ist das Prädicatum, oder dasjenige, so von dem Subjecte prädicirt, oder gesaget wird: Z.E. GOTT ist ein unendliches Wesen, in welchem Satze GOtt das Subject; das unendliche Wesen aber das Prädicat ist. Aristoteles nennete solches hypokeimenon, welches unter seine Philosophischen Kunst-Wörter gesetzet wird; beyde aber, das Subject sowohl, als das Prädicat, heisset er horous, terminos, lib. I. prior. analyt. cap. I.
  Die Grammattici und Scholastici haben es auch Suppositum, und Herr Wolff in den Gedancken, von den Kräfften des Verstandes, im Deutschen das Vörder-Glied; das Prädicat aber das Hinter-Glied genennet.  
  Es theilen einige dieses Subject in primarium und secundarium, z.E. wenn es hieß: GOtt, welcher allmächtig ist, hat Himmel und Erde erschaffen, so sey hier GOtt das Subjectum primarium; der allmächtige aber das Subjectum secundarium.  
  Hernach wird auch in der Metaphysick von dem Subject geredet, davon die gemeine Lehre hierauf ankomt. Man nennet erstlich dasjenige, daran sich was befindet, und mit demselbigen vereiniget ist, das Subject, auch sonst materiam in qua, materiam subjectivam, und bey einigen heisset es im Deutschen der Unterwurff; dasjenige aber, so sich daran befindet, und mit demselben verknüpffet ist, nennet man Adjunctum.  
  Ein solches Subject, wie es jetzo erkläret worden, wird insonderheit subjectum inhaesionis, im weitern Verstande zum Unterscheide des Subjecti praedicationis in der Logick genennet,  
  {Sp. 1545}  
  und dieses sey die Logische Bedeutung, weil davon in der Lehre von der Logick gehandelt wird. Man theilet selbiges in unterschiedene Arten ab, als  
 
1) in subjectum in rigore tale, in das eigentlich also genannte Subject, welches dasjenige sey, so etwas an sich habe, daß zu seinem Wesen nicht gehöre; und in subjectum analogice dictum, welches nur, unserm Begriffe nach, etwas Ausserwesentliches an sich habe, so man auch subjectum inexistentiae nennet.
 
 
2) In subjectum inhaesionis, in engern Verstande, so auch internum, das innerliche heisset; und in subjectum adhaesionis, oder externum, in das Äusserliche. Jenes sey diejenige Sache, die etwas innwendig und würcklich an sich habe, z.E. die Wand, in Ansehung ihrer Weisse: das Gesicht in Ansehung der rothen Farbe.
 
 
Dieses wird wieder getheilet,
 
 
  • erstlich in adaequatum, in das Gleiche, wenn das Subjectum und Adjunctum in gleichem Grade stünden, daß eines von dem andern könne gesaget werden, z.E. der Mensch in Ansehung des Vermögens zu reden, zu lachen; GOtt, in Ansehung seiner Allmacht;
  • und in inadaequatum, in das Ungleiche, da zwischen dem Subjecto und Adjuncto kein gleicher Respect sey, und sich entweder das Subjectum, oder das Adjunctum weiter erstrecke.
 
 
Dieses sey entweder primarium, welchem vornehmlich und seiner Würde wegen etwas zukomme, z.E. GOTT, in Ansehung der Unsterblichkeit; oder secundarium, so von etwas nur im andern Grad Antheil nehme, z.E. der Engel, in Ansehung der Unsterblichkeit.
 
 
Vors andere theilet man dieses subjectum inhaesionis in subjectum quod, oder denominationis, welches diejenige Sache sey, daran sich etwas vornehmlich als an dem Grunde befindet, welches auch subjectum totale, radicale, fundamentale heisset; und in subjectum quo, oder informationis, wodurch das subjectum quod etwas an sich nehme, auch partiale genennet wird, und entweder mediatum, ein mittelbares, oder immediatum, ein unmittelbares sey, z.E. die Gelehrsamkeit, dessen subjectum quod sey der Mensch; das subjectum quo mediatum sey die Seele; immediatum aber der Verstand.
 
 
Das subjectum adhaesionis aber nennet man dasjenige, dem etwas von aussen anhange, z.E. der Mensch, in Ansehung seiner Kleidung; der Kopff, in Ansehung des Huts. Wird etwas von einer Sache gantz umgeben, wie der Leib von den Kleidern, so sagt man subjectum circumjacentiae; ist aber nur einiger massen eine Sache um etwas, so heisset es: subjectum adjacentiae, wie der Reichthum, in Ansehung des Reichen,
S. Donati metaphys. usual.
 
Andere nennen das subjectum inhaesionis, in engern Verstande, subjectum proprie tale; und das Subjectum adhaesionis, oder adhaerentiae subjectum, kat analogian, und das subjectum quod theilen sie in universale und particulare, welches eben das, was oben subjectum adaequatum, und inadaequatum war.
 
 
3) In subjectum substantiae und acidentis, soferne nehmlich das Adjunctum eine Substantz, oder ein Accidens sey. Sey es eine Substantz, so sey das Subject der Ort, darinne sich dasselbe befinde, wie das Subject des Buches das Bücher-Fach; das Subject einer Person das Zimmer, oder der Platz, darinne
 
  {Sp. 1547|S. 787}  
 
sie angetroffen werde.
 
 
Der Ort sey entweder ein allgemeiner Ort, da viel Personen, viel Bücher u.d.g. Raum hätten; oder ein eigentlicher Platz, welcher von der Substantz allein erfüllet würde. Sey aber das Adjunctum ein Accidens, so sey das Subject die Substantz selbst, wie sich z.E. die Wärme in der Hand, die Gestalt des Bechers im Golde aufhalte.
 
  In moralischen Dingen sehe man sonderlich auf die Personen, in welchen die Rechte und die Verbindlichkeiten zu finden, wie man auch dannenhero das subjectum activum, das Würckende habe wenn die Person das Recht besitze, einem andern etwas abzufordern, und das Subjectum passivum, das Leidende, wenn eine Person verbunden sey, einem andern etwas abfordern zu lassen. So dürffte auch in moralischen Dingen nicht allemahl eine eintzelne Substantz gesucht werden, sondern eine gantze Versammlung stelle offt gleichsam eine Person für, und heisse ein Subject, als wenn man sage, dieses Rechts-Collegium, diese Universität, diese Armee hat verschiedene Verrichtungen.  
  Zum andern nennet man das Subjectum in der Metaphysic auch diejenige Sache, damit man umgehet, welches zum Unterscheide des Subjecti inhaesionis im weitern Sinne subjectum traditionis und occupationis, sonsten aber auch objectum genennet wird. Man theilet es in subjectum cognitionis, welches diejenige Sache sey, damit eine Disciplin oder Wissenschafft umgienge, und die man in derselben erkenne, z.E. ens sey das Subject der Metaphysic; die Klugheit das Subject der Politic; und in subjectum operationis, welches eine jede Sache wäre, darein etwas gewürcket würde. Siehe mit mehrern
  • Scheiblers opus logic. …
  • Hebenstreits philos. prim. …
  • Velthems instit. metaphysic.
  • Schertzers Manual. phil. …
  • Clerici Ontolog. …
  Wer diese gemeine Lehre etwas genauer einsiehet, der befindet gar leichte, daß unterschiedenes daran zu verbessern sey. Der Herr D. Rüdiger hat in seiner Ontologie … sich die Sache in vielen Stücken anders fürgestellet, und verstehet durch das metaphysische Subject ein Ens, so eine andere Sache bey sich vereiniget habe, es beruhe nun diese Vereinigung auf eine mechanische, oder natürliche, oder übernatürliche, oder moralische Art, da denn dasjenige, so nach einer dieser Manieren mit dem Ente, als dem Subjecto vereiniget wäre, das Adjunctum sey.  
  Er theilet das Subjectum in die Substantz, wenn das Subjectum mit seinen Kräfften und deren Würckungen, so in dem Subjecto subsistirten, betrachtet werde; und in das subjectum in specie, wenn die Sache, die mit einer andern Sache vereiniget, etwas anders sey, als eine Facultät, oder dessen Würckung.  
  Die Substantz theilet er wieder in GOtt und in die Natur, und die Natur in das Element und in den Geist. Unter andern lehret er auch, daß man das Subjectum inhaesionis deutlicher die Substantz; das Subjectum inhaesionis adaequatum die Substantz mit dem Proprio, und das inadaequatum die Substantz mit dem Accidente nennen könnte, und handelt also bey dieser Lehre von dem Subjecto und Adjuncto  
  {Sp. 1548}  
  zugleich von der Substantz und dem Accidente. Walchs philosophisches Lexicon.
     

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Stand: 20. Februar 2013 © Hans-Walter Pries