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Text |
Quellenangaben |
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Satz,
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ist in der Logick die
Rede,
dadurch wir zu verstehen geben, daß einen
Dinge
etwas zukomme, oder nicht. Und also sagen wir
ein
Urtheil aus. Daher ein Satz auch erkläret wird
durch ein mit
Worten ausgesprochenes
Urtheil. |
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Die Lehre von den Propositionen, oder
Sätzen, ist eine der wichtigsten in |
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{Sp. 247|S. 137} |
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der Logick, worinnen von der
Wahrheit und
deren
Erkenntniß gehandelt wird. Wie aber zu der
Wahrheit so wohl das Materiale, welches die
Ideen sind, als auch das Formale, oder die
Relation der Ideen unter einander erfordert wird,
also gehören zu dem letztern theils die sätzliche;
theils die Vernunfftschlüßige Wahrheit. |
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Jene, als die veritas enunciativa, bestehet
aus zweyen Ideen, da etwas von dem andern
geurtheilet wird, welches Urtheil in Ansehung, daß
man solches durch Worte andern zu verstehen
giebet, Proposition heist, auch sonst noch andere
Namen hat, dergleichen sind
Enunciation, wiewohl
einige zwischen Enunciation und Proposition
einen Unterscheid gesetzet, siehe Enunciatio, im
VIII
Bande,
p. 1330; ferner AXIOMA, von azioun,
das ist gedencken, meinen, welcher Name bey
den Stoischen und Ramistischen Philosophen
gewöhnlich war; siehe Axioma, im II Bande
p.
2301. auch Interpretation, wie denn Aristoteles
sein
Buch von der Enunciation
peri hermēneias
überschrieben hat, ingleichen PRONUNCIATUM,
EFFATUM, PRAELOQUIUM, anderer zu
geschweigen. |
siehe
- Scheiblern in
opere logico …
- Chauvin in Lexic. philosoph. …
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Wie überhaupt Aristoteles und seine
Nachfolger den rechten Kern der Logischen
Weisheit niemahls recht gezeiget haben, so hat
auch diese Lehre insonderheit kein sonderliches
Glück unter ihnen gehabt.
Aristoteles schrieb das
schon gedachte Buch peri hermēnaias, oder von
der Auslegung, welche
Schrift zwar
Andronicus
Rhodius ihm absprechen wollen; andere
hingegen, als Alexander Aphrodisäus, Aminonius,
Boethius nebst vielen andern, haben ihn als den
eigentlichen Urheber davon erkannt. Inzwischen
ist dieses
Werck nichts anders als eine logische
Grammatick, |
siehe Rapins reflex. sur la
logique … |
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Und wenn wir die
Gedancken der
Aristotelischen Philosophen hierüber ansehen, so
befinden wir, daß die Lehre von den Propositionen
mehr grammatisch als
philosophisch fürgestellet,
das ist, sie haben wohl den äusserlichen Wort-Unterscheid; nicht aber die innerliche
Beschaffenheit der Sätze gewiesen, wie wir nach
einander zeigen, und deswegen eine doppelte
Betrachtung der Sätze oder Propositionen, eine
logische und grammatische, anstellen wollen. |
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Bey der logischen Betrachtung werden die
Sätze als
Wirckungen des
Verstandes, und als
besondere
Arten der gantz gewissen
Wahrheit
angesehen. Eigentlich bestehet ein Satz aus 2
Haupt-Ideen, davon eine das Subjectum, die
andere das Prädicatum genennet wird. Jenes ist
die Idee, von der man was saget; dieses aber die
Idee der
Sache, die der ersten Idee entweder
beygeleget oder abgesprochen wird. Zuweilen kan
es geschehen, daß eine von diesen Haupt-Ideen
eine Neben-Idee bey sich hat. |
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Der
Grund, worauf die Wahrheit der Sätze
beruhet, ist dreyerley. Denn in unserm Urtheilen
gründen wir uns entweder auf die
unmittelbare
Empfindung und
Erfahrung, z.E. das Feuer macht
warm, der Schnee ist kalt, u. das sind gemeine
Sätze (PROPOSITIONES VULGARES), oder auf
die Natur der I- |
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{Sp. 248} |
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deen, z.E.
GOtt ist gerecht, welches
philosophische Sätze (PROPOSITIONES
PHILOSOPHICAE) sind, darauf wir hier sonderlich
zu sehen haben; oder auf das göttliche Zeugniß,
welches unbetrüglich, z.E. Christus ist GOtt, so
theologische Sätze (PROPOSITIONES
THEOLOGICAE, PROPOSITIONES
REVELATAE) oder Wahrheiten. |
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In Ansehung des Zusammenhangs der
beyden Ideen, kan man alle Sätze eintheilen in
bejahende, verneinende und vermischte. |
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Ein bejahender Satz (PROPOSITIO
AFFIRMATIVA) ist, wenn etwas von dem andern
gesaget wird, z.E. das
Haus ist schön, mithin zeigt
die Bejahung allezeit an, daß zwischen den
beyden Ideen eine Verwandtschafft sey. |
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Ein verneinender Satz (PROPOSITIO
NEGATIVA) ist, wenn etwas dem andern
abgesprochen wird, z.E. das Haus ist nicht schön,
folglich ist hier zwischen den beyden Ideen eine
Abweichung. |
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Je genauer man solches
Verhältniß der Ideen
in Sachen, die nicht äusserlich in die
Sinne
fallen, weiß; je accurater kan man urtheilen,
weswegen man die Definitionen derselben zum
Grund legen muß. Solche Sätze lassen sich
abfassen bey
Eigenschafften, die von einer Sache
mit Gewißheit können
gesagt werden, hingegen
geht dieses nicht an |
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a) |
bey denjenigen Fragen,
welche die
Existenz einer Sache betreffen, z.E. ist
ein Vogel Phönix in der
Welt? und wo ist das
Paradieß gewesen? indem, wenn man davon
völlig überzeuget werden will, so muß solches
durch die Empfindung geschehen; ausser dem
Fall procediret man nach den
Regeln der
Wahrscheinlichkeit, dahin aber die Definition nicht
gehöret; |
b) |
bey den
wahrscheinlichen
Fragen, z.E. ob der Mond bewohnt sey oder nicht? weil die Wahrscheinlichkeit auf
gantz andern Gründen ruhet, und mit den Sätzen, die aus den Definitionen entstehen, nichts zu thun
hat, welche zur Demonstration gehören; |
c) |
bey den Fragen, die man
von gantz unbekannten Dingen anstellet, z.E.
wenn der jüngste Tag kommen werde? ob die
Welt gäntzlich im Feuer untergehen werde? wo
die Hölle sey? |
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wovon zu lesen
Rüdiger de sensu veri et
falsi … |
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Diese Beschaffenheit der Sätze, so fern sie
entweder bejahend oder verneinend sind, wird
qualitas genennet, deren Unterscheid Aristoteles
durch die zwey
Griechische Präpositionen apo
und kata erkläret, daß man durch jenes die
Verneinungen, durch diese aber die Bejahungen
erkennen soll, worinnen er aber sich mehr
grammatisch, als philosophisch aufgeführet. |
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Die Scholastici suchen den Unterscheid der
Sätze in Ansehung ihrer
Form in drey Classen zu
bringen, daß man nehmlich fragen könte? quae?
qualis? quantae? Nach der ersten Frage sey die
Proposition entweder categorisch (PROPOSITIO
CATEGORICA) oder hypothetisch (PROPOSITIO
HYPOTHETICA) nach der andern entweder
bejahend oder verneinend; und nach der dritten
entweder allgemein oder besonders. |
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Die vermischten Sätze (PROPOSITIONES
MIXTAE) stehen gleichsam in der Mitten zwischen
den bejahenden und Verneinenden, indem sie
sowohl was von der Bejahung als Ver- |
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{Sp. 249|S. 138} |
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neinung an sich haben, das ist, sie bestehen
aus subordinirten und diversen
Ideen, welches
denn eben die Propositionen sind, die man
insgemein RESTRICTIVAS, oder LIMITATAS,
LIMITATIVAS, eingeschränckte, nennet. |
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In der peripatetischen Schule erkläret man
dergleichen Sätze abermahls nur grammatisch,
daß solche auf die
Wörter
quatenus, secundum,
per se, per accidens, und so weiter ankämen, da
man vielmehr hätte zeigen sollen, worinnen die
Sache selbst beruhe. Es gehen aber die
Restrictiones das Subjectum an, indem die Idee
desselben nicht schlechterdings die Idee vom
Prädicato subordiniret ist, folglich wird solches
durch die Restriction oder Limitation
eingeschräncket, damit die
Verknüpffung
desselben mit dem Prädicato angehe, zum
Exempel: Der
Mensch, so fern er
glaubt, wird er
selig, in welcher Proposition die Idee des
Menschen und die Idee der Seligkeit nicht
schlechterdings mit einander verwandt sind; wenn
man aber insonderheit einen gläubigen Menschen
verstehet, so geht die Verknüpffung der beyden
Ideen an. |
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Dieses giebet nun zu erkennen, daß die
Restriction, nur in universal, oder allgemeinen
Sätzen statt hat. In Particulär-Propositionen ist in
Ansehung der
Wahrheit dergleichen Restriction
nöthig, indem sie allezeit wahr bleiben, sie mögen
eingeschräncket seyn oder nicht, z.E. Etliche
Menschen werden selig, etliche Menschen, so
ferne sie glauben, werden sie selig. |
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Aber es fragt sich, wie die Restrictiones
geschehen müssen? ist die restringirende Idee ein
Genus vom Subjecto, so kan das Prädicatum nicht
das Genus dieser Idee seyn, sonst wäre auch die
Restriction nicht nöthig. Z.E. ein jeder Mensch, so
fern er ein lebendig Geschöpff ist, ist eine
Substantz. Da ich denn auch schlechterdings
sagen kan: Ein jeder Mensch ist eine Substantz, in
welchem Fall das Prädicatum auch keine Species
in Ansehung der restringirenden Idee seyn kan,
als wenn man sagen wolte: Ein jeder Mensch so
fern er ein lebendig Geschöpffe, ist
vernünfftig, in
welchen Exempel die restringirende Idee das
Genus, das Prädicatum aber die Species
wäre. |
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Demnach muß das Prädicatum sich als eine
Differentz, oder Proprium verhalten, welches auch
geschiehet, wenn gleich die restringirende Idee
eine Differentz vom Subjecto; ist sie aber eine
Species vom Subjecto, so kan das Prädicatum
das Genus dieser Idee seyn, z.E. eine jede
Substantz, welcher ein Mensch ist, ist ein
lebendiges Geschöpff; sie kan aber auch eine
Differentz oder Proprium seyn. |
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Ist die restringirende Idee eine Species, oder
ein Genus vom Subjecto, so nennet man
dergleichen Satz PROPOSITIONEM
SPECIFICAM, ist sie aber eine Differentz; oder ein
Proprium, so heist sie, wiewohl in unbequemen
Sinn,
REDUPLICATIVA, welche eben so nöthig
nicht ist, z.E. eine Jungfer, so fern sie eine Jungfer
ist, kan nicht gebähren; welcher Satz auch ohne
die Restriction wahr wäre; jene ist nöthig, z.E. alle
Gesetze im
bürgerlichen Recht, so fern es
natürliche Gesetze sind, verbinden einen
Fürsten,
indem, wenn die Restriction nicht da gewesen
wäre, die Universalität nicht würde statt haben
können. |
Rüdiger de sensu veri et falsi
… |
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{Sp. 250} |
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... nebst dem, was er noch in
Instit. erud. … erinnert hat. |
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Dieser Haupt-Arten der Sätze können nun
wieder auf verschiedene Weise betrachtet und
eingetheilet werden, und zwar erstlich in
Ansehung des Umfangs des Subjecti, oder wie die
Aristotelici sagen, in Ansehung der Quantität, da
wir sie eintheilen in DEFINITAS und
INDEFINITAS. |
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Jene sind, deren Quantität im Subjecto
ausdrücklich bestimmet ist, von denen wir
dreyerley haben, als |
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- allgemeine (PROPOSITIONES
UNIVERSALES)
- besondere (PROPOSITIONES
PARTICULARES)
- und eintzelne
(PROPOSITIONES SINGULARES).
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Die universales und particulares oder
allgemeine und besondere Sätze werden
abermahls von denen Aristotelicis mehr nach der
Grammatick, als wahren Logick erkläret. Denn sie
sagen, ein allgemeiner Satz sey, da ein
allgemeines
Wörtgen für stünde, als
OMNIS oder
NULLUS; ein besonderer aber, wenn sich vor dem
Subjecto ein solches Wörtgen befände, welches
nicht alle angehe, als QUIDAM, QUIDAM
NON. |
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Wie nun dieses an und vor sich nur
grammatische Kennzeichen sind; also kan sich
auch noch überdiß nicht einmahl jemand darauf
verlassen. Denn man hat Sätze, da dergleichen
Wörter nicht für stehen; in der
That aber
allgemeine Sätze sind, z.E. ein
Unterthan muß
seinem
Regenten gehorchen, welches eben so
viel, als, alle Unterthanen müssen dem Regenten
gehorsam seyn, welche Propositionen zwar
definitae genennet werden; der Unterscheid aber,
den man in den Aristotelischen Logicken zwischen
den propositiones quantitativis und indefinitis
macht, ist nicht reell, sondern nur
grammatisch. |
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Überdiß ist ja eine propositio disjunctiva an
sich particulär, wenn sie gleich ein allgemein
grammatisches Zeichen für sich hat, in dem das
Prädicatum verschiedene Stücke hat, die dem
Subjecto nicht zugleich zukommen können: Alle
Affecten sind entweder
böse oder
gut, dahero
muß hier billig der
wahre
Grund gezeiget werden,
welcher bey den philosophischen Sätzen ebenfalls
in der Natur der
Ideen, so fern sie sich entweder
wesentlich, oder zufällig gegen einander
verhalten, beruhet. |
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Nehmlich ein allgemein bejahender Satz, (PROPOSITIO UNIVERSALITER AFFIRMANS)
geschicht, wenn das Prädicatum eine wesentliche
Idee vom Subjecto ist, daß sie sich gegen
demselben verhält entweder als ein Genus, z.E.
alle Menschen sind lebendige Geschöpffe; oder
als eine Differentz. Z.E. alle wahre
Gelehrsamkeit
bestehet in einer judicieusen
Erkänntniß der
Wahrheit; oder als ein Proprium, z.E. alle Hunde
bellen. Denn wenn die Idee wesentlich ist, und
also ein gewisses
Wesen einer
Sachen anzeigt,
so muß sie auch allen, deren Wesen dadurch
angedeutet wird, können beygeleget werden. |
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Ein besonders bejahender Satz (PROPOSITIO PARTICULARITER AFFIRMANS)
aber ist, wenn das Prädicatum eine zufällige Idee
vom Subjecto in sich fasset, z.E. einige Menschen
sind schön,
reich,
gelehrt, indem dieses solche
Eigenschafften sind, die mit dem Wesen des
Menschen keine Gemeinschafft haben. |
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Hingegen ein allgemein verneinender Satz (PROPOSITIO UNIVERSALITER NE- |
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{Sp. 251|S. 139} |
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GANS) beruhet auf Ideen, die wesentlich von
einander unterschieden, z.E. kein Mensch ist
allwissend, kein lasterhaffter Mensch lebet
vernünfftig. Sind aber die Ideen nur zufälliger
Weise von einander unterschieden, so geschiehet
die Particulär-Verneinung. Z.E. einige Menschen
sind nicht reich, einige sind nicht schön. |
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Hieraus ist zu
erkennen, daß zwey
allgemeine einander entgegen gesetzte Sätze
niemahls zugleich
wahr seyn können; wohl aber
zwey Particulär-Propositionen, wenn sie einander
entgegen gesetzet werden, daß wenn man z.E.
saget: einige Menschen sind reich, einige
Menschen sind nicht reich, so ist beydes wahr.
Denn bey jenen sind die Ideen wesentlich, bey
diesen aber nur zufällig, da eine Sache diejenige
Sache bleiben kan, die sie ist, wenn gleich solche
Eigenschafften nicht vorhanden sind. |
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Zwischen den allgemeinen und besondern
Sätzen stehen die vermischten, welches die
PROPOSITIONES EXCEPTIVAE, oder
EXCLUSIVAE, die ausnehmende Sätze sind, da
zugleich eine Universalität und Particularität
fürkommt, wenn nehmlich der
Verstand Sätze
antrifft, die zwar allgemein, aber gleichwohl noch
ein und der andern Instantz unterworffen sind. Sie
sind |
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- entweder bejahend, wenn der Satz allgemein
bejahend ist, und eine particuläre verneinende
Instantz hat, z.E. alle
Affecten, ausgenommen der
Neid, sind an und vor sich indifferent;
- oder
verneinend, wenn eine particulär bejahende
Instantz da ist, z.E. kein Mensch wird selig,
ausgenommen die Gläubigen, in welchen
Propositionen denn allezeit eine Bejahung und
Verneinung zugleich mit vorkommt; daß eine auf
den Satz, die andere aber auf die Instantz
gehet.
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Die Aristotelici raisoniren hier abermahl
grammatisch, das ist, sie weisen, durch was vor
Wörter man die Sätze erkennen möge, und
machen noch darzu einen Unterscheid unter der
propositione exclusiva und exceptiva. Jene sey,
da etwas allein entweder dem Subjecto oder
Prädicato zukomme, und dabey die Wörter
SOLUS, UNICUS TANTUM anzutreffen, z.E. der
Glaube allein, oder der eintzige Glaube macht
gerecht. Petrus spielet nur; diese aber wäre, da
das Subjectum, oder Prädicatum von einigen
Sachen, die auch darunter könnten begriffen
werden, abgesondert werden, und dazu dienten
die Wörter PRAETER, NISI u.d.g. |
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Aber das ist nur ein grammatischer und kein reeller Unterscheid, wie man
denn gar leicht eine exclusivam in eine exceptivam, und diese
in jene ohne Verletzung des Verstandes verwandeln kan. Z.E. der Mensch allein
ist
vernünfftig,
ausser dem Menschen hat niemand eine
Vernunfft, welche beyde Sätze einerley
Verstand haben, und gleichwohl macht man in den
Schulen einen Unterscheid unter denselben. |
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Die eintzelnen Sätze (PROPOSITIONES
SINGULARES) sind, wenn das Subjectum ein
Individuum, oder eine eintzelne Sache ist, z.E.
Paulus war vor seiner Bekehrung ein grosser
Verfolger der Christlichen Kirchen, wiewohl
dergleichen Sätze besser zu den schlechterdings
bejahenden oder verneinenden Propositionen
mögen gerechnet werden. |
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Die PROPOSITIONES INDEFINITAE aber
heissen diejenigen, deren Quantität nicht
ausdrücklich bestimmet ist, wie diejenigen |
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{Sp. 252} |
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sind, da man einer Ursach eine besondere
Würckung beylegt, dahin auch die
moralischen,
und einige metaphysische gehören; doch liegt
darinnen der
Krafft nach allezeit eine
Quantität. |
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Vors andere sind die bejahende und
verneinende Sätze in Ansehung des Objecti
entweder
philosophische (PROPOSITIONES
PHILOSOPHICAE) oder mathematische
(PROPOSITIONES MATHEMATICAE) welcher
Unterscheid darauf ankommt, daß die
philosophischen eine philosophische Sache, so
eine
Substantz oder Qualität; die mathematischen
aber eine Quantität betreffen. Dorten gehöret die
Quantität zum Subjecto, und das Prädicatum
zeiget eine Qualität an; hier aber ists umgekehrt,
indem die Quantität zum Prädicato gehöret. |
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Die erstern sind entweder metaphysisch
(PROPOSITIONES METAPHYSICAE) wenn das
Prädicatum ein allgemeiner Concept; oder
physisch (PROPOSITIONES PHYSICAE) wenn
das Prädicatum entweder eine
Ursache oder eine
Art zu würcken, oder eine
Würckung anzeigt; oder
practisch (PROPOSITIONES PRACTICAE) wenn
das Prädicatum entweder einen
Endzweck oder
ein Mittel betrifft. |
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Die andern, als die mathematischen, sind
überhaupt zweyerley, entweder schlechterdings mathematisch
(PROPOSITIONES ABSOLUTE
MATHEMATICAE). Z.E. der
Mensch ist drey Ellen
lang, oder vergleichend-mathematisch (PROPOSITIONES COMPARATIVE
MATHEMATICAE) welche die Propositiones
comparativae sind, die in Ansehung der
Comparation, so allezeit auf eine Quantität
beruhet, durchgehends mathematisch sind; da
aber in der Comparation eine Vergleichung
angestellet wird, so geschicht diese Vergleichung
entweder mit einer Gleichheit, z.E. diese Linie ist
so lang, als jene; oder mit einer Ungleichheit,
wenn unter zweyen
Dingen, worunter eine
Vergleichung angestellet wird, von einem etwas
grössern, folglich von dem andern im geringern
Masse gesaget wird, z.E. die
Atheisterey ist
schädlicher als der Aberglaube. |
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Bey diesem letztern Sätzen kommen für die
termini comparandi, deren wenigstens zwey seyn
müssen, wie in dem angeführten Exempel die
Atheisterey und der Aberglaube, und da wird
einem mehr, dem andern aber weniger
beygeleget; hernach der terminus comparans, worinnen man die Vergleichung selbst machet,
welcher in dem Exempel der Schade war. |
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Inzwischen kommt das Prädicatum, welches
einem Subjecto in geringern Grad zukommt,
demselben doch
würcklich zu, daß wenn gleich
der Aberglaube nicht so schädlich als die
Atheisterey, jener dennoch auch schädlich
ist. |
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Hiernächst ist die propositio comparativa entweder SIMPLEX, wenn die Vergleichung ohne
ein oder der andern Absicht geschicht; oder
PROPORTIONATA, wenn bey der Vergleichung
eine bedungene Proportion zum voraus gesetzet
wird, z.E. das Gehirn eines Sperlings ist grösser
als das Gehirn eines Menschen in Ansehung der
Proportion des
Leibes von einem Sperling gegen
die Proportion eines menschlichen Leibes. |
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Jene ist entweder physisch, wenn die
Vergleichung von physischen Dingen handelt, und
wenn man zum z.E. untersucht: ob der Mond
grösser, oder kleiner, als |
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{Sp. 253|S. 140} |
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die Erde sey? ob die
Cörper, je näher sie zu
ihrem Centro kommen, schwerer würden, oder
nicht? oder
moralisch, wenn man von moralischen
Dingen eine Vergleichung macht, so fern etwas
gut oder
böse, theils überhaupt, theils
insonderheit, was die besondern Arten des Guten
und Bösen betrifft, da denn zuweilen eine gute
Sache gegen die andere, und eine gute gegen die
böse verglichen wird. |
Rüdiger de sensu veri et falsi
… und in instit. erud. … |
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Drittens sind die bejahende oder verneinende
Sätze entweder einfach (SIMPLICES) wenn sie
aus einem Subjecto und einem Prädicato
bestehen, oder zusammen gesetzet (COMPOSITAE) wenn entweder mehr als ein
Subjectum da ist, z.E. mein
Leben und mein
Tod
steht in
Gottes Händen; oder mehr als ein
Prädicatum vorhanden, z.E. ein
geschickter Poet
sucht so wohl nützlich als
angenehm zu seyn,
oder zugleich mehrere Subjecta und Prädicata
sind. Zum Exempel, der
Geitzige und
Hochmüthige sind an
Verstand und
Willen
verderbt. |
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Bey dieser
Art von Propositionen findet man
in den gemeinen Logiken wiederum viele Verwirrungen und Unrichtigkeiten, denn
man theilet die zusammengesetzte Sätze in PROPOSITIONES |
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- EXPLICITAS, deren
Zusammensetzung offenbahr,
- und IMPLICITAS,
da die Zusammensetzung verborgen, welche auch
EXPONIBILES heissen, weil sie dem
Sinn nach
nur gedoppelt und also einer Erklärung
bedörffen.
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Zu jenen rechnet man die propositionem |
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- copulativam,
- disjunctivam,
- conditionalem,
- causalem,
- relativam
- und die discretivam,
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unter denen aber nur die beyden ersten eigentlich hieher gehören. |
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Denn die PROPOSITIO CONDITIONALIS, oder der bedingende Satz
ist vielmehr ein Vernunfft-Schluß, in dem eine Proposition aus der
andern gezogen wird, oder eigentlicher zu
reden,
ein Hypothetisches Enthymema, da ein Satz fehlet: z.E. wenn ein GOtt ist, so ist
auch eine göttliche Vorsehung; oder ist GOtt für uns, wer mag wider uns seyn?
Welches eben so viel, als wenn man sagte: GOtt ist für uns, E. kan uns
niemand schaden, wie denn das vorstehende Wörtgen, wenn wofern, oder SI
nicht vermögend seyn wird, aus diesen Vernunftschluß eine Proposition zu machen. |
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Eben dieses ist auch bey der
PROPOSITIONE CAUSALI zu erinnern, wenn
man den
Beweis eines Satzes beyfüget, z.E. selig
sind, die geistlich
arm sind, denn ihnen ist das
Himmelreich, indem diese ebenfalls ein Vernunfft-Schluß, und zwar ein absolutes Enthymema. |
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Die PROPOSITIO RELATIVA wird
genennet, wenn zwischen dem Subjecto und
Prädicato eine Relation sey in Ansehung |
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- des
Ortes, z.E. wo
Krieg ist, da ist Noth;
- der
Beschaffenheit, z.E. wie der
König, so sind die
Unterthanen;
- der Grösse, z.E. so grossen
Reichthum die
Menschen haben, so stoltz werden
sie dabey;
- der
Zeit, z.E. bist du
glücklich, so hast
du viele Freunde;
- der Anzahl, z.E. so viel
Köpffe,
so viel
Sinne;
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man hat aber damit ohne Noth eine neue
Gattung von Sätzen aufgebracht. Denn bey allen
Propositionen ist eine Relation, nehmlich
zwischen dem Subjecto und dem Prädicato, und
die angeführten Exempel, die man hier giebt,
gehö- |
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{Sp. 254} |
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ren zum Theil nicht unter die
philosophischen
Sätze, sondern sind gemeine Propositionen und
Sprich-Wörter. |
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Die PROPOSITIO DISCRETIVA ist in den
gemeinen Logicken diese, da entweder im
Subjecto oder Prädicato zwey einander entgegen
gesetzte Ideen fürkämen, davon eine bejahend,
die andere aber verneinend würde, z.E. die gute
Kriegs-Disciplin, und nicht die Anzahl der Soldaten
machte, daß die Römer so glücklich bey ihren
Waffen waren; welche Sätze aber auch keine
besondere Art ausmachen können, indem dieses
nicht zum
Wesen des Satzes gehöret, ja vielmehr
als ein
Schluß anzusehen, daß wenn man sagt:
Das
Judicium, und nicht das Gedächtniß ist die
Hauptfähigkeit bey der
wahren
Gelehrsamkeit, so
wird daraus geschlossen: Ergo ist das Gedächtniß
nicht, als die Hauptfähigkeit dabey
anzusehen. |
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Dahero bleiben von den erzehlten Gattungen
der zusammen gesetzten Sätzen, nur die
propositio copulativa und disjunctiva übrig, als die
gegründet sind, und ihren
Nutzen haben; unter
sich aber einander entgegen stehen. |
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Denn die PROPOSITIO COPULATIVA oder
der verbindende Satz bestehet darinnen, daß man
entweder im Subjecto oder Prädicato zwey Ideen
mit einander verknüpfft, welche Ideen eine
Relation unter einander haben, und also in einen
gemeinen
Begriff mit einander übereinkommen
müssen, z.E. der
Reichthum und die
Ehre machen
einen hochmüthig; oder der Reichthum macht
einen hochmüthig und liederlich. Die Ideen,
welche hier verknüpfft werden, müssen sich nicht
als Genus und Species, oder als ein Gantzes und
ein Theil verhalten, daß man demnach nicht
sagen kan:
Armuth und Creutz macht den
Menschen demüthig, oder der menschliche
Leib
und die Füsse sind von dem Schöpffer sehr
weißlich gemacht, indem dasjenige, was vom
Genere oder Gantzen gesagt wird, auch von der
Specie und Theile zu sagen ist, zumahl da die
Natur des
Generis allezeit in der Specie liegt.
Doch nutzen solche verbindende Sätze nicht viel
zum Vernunfft-Schluß. |
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Die PROPOSITIO DISJUNCTIVA oder der
absonderende Satz bestehet darinnen, daß im
Prädicato verschiedene
Ideen, die von einander
abgesondert werden, fürkommen; wenn man aber
in den Aristotelischen
Schulen das Wesen
derselben in dem Wörtgen aut suchet, so ist
dieses abermahls grammatisch, und nicht
philosophisch gedacht. Es kommen diese
verschiedene Ideen dem Subjecto entweder
zugleich zu, und diß mit einer Gewißheit, z.E. der
menschliche
Verstand leidet entweder oder
würcket, in welchem Fall nöthig ist, daß die
verschiedenen Ideen richtig berühret, und von
einander unterschieden werden; oder nicht
zugleich zu, und diß mit einer Ungewißheit, z.E.
die Menschen werden entweder selig oder
verdammt. Sie ist vielerley, |
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- entweder metaphysisch und
logisch (METAPHYSICA ET LOGICA) welche aus
dem Genere und Speciebus bestehet, z.E. ein
lebendiges Thier ist entweder eine Bestie oder ein
Mensch;
- oder physisch, (PHYSICA) wenn die
Ideen gewisse
Würckungen und deren
Ursachen
anzeigen, z.E. fremde
Sprachen
reden, geschicht
entweder natürlicher oder übernatürlicher Weise;
- oder
moralisch
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{Sp. 255|S. 141} |
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(MORALIS) wenn von dem
Endzweck
und den dazu gehörigen
Mitteln
einer
Verrichtung die
Rede ist, z.E. wer Geschichte wissen will, muß entweder
solche aus
Büchern;
oder aus der eignen
Erfahrung
haben; |
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- oder mathematisch
(MATHEMATICA) welche aus dem Gantzen und
aus den ergäntzenden Theilen bestehet, z.E. das
Haus ist entweder von puren Holtz, oder von
Steinen.
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Was die zusammen gesetzte Propositionen,
welche implicitae auch exponibiles genennet
werden, anlanget, so rechnen man dahin die
propositionem |
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- exclusivam,
- exceptivam,
- restrictivam,
- comparativam,
- inceptivam,
- continuativam
- u.
desitivam.
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Von denen vier erstern haben wir schon oben
gehandelt, und sie an ihren gehörigen
Ort
gebracht, die drey letztern aber
verdienen nicht
einmahl berühret zu werden, indem sie den
Innhalt der Sätze angehen. Denn |
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- die INCEPTIVAM heissen sie diejenige, wenn
im Subject oder Prädicat vom Anfang einer
Sache
die Rede sey, z.E. die Römische Monarchie hat
unter dem Kayser Augusto ihren Anfang
genommen;
- die CONTINUATIVA wäre, wenn von
der Fortsetzung die Rede sey, z.E. unter der
Regierung des Augusti ist die
Lateinische Sprache
in ihrer Reinigkeit geblieben,
- und die DESITIVA,
wenn von der Endschafft eines
Dinges gedacht
werde, z.E. von der
Zeit, da so viele Fremde das
Römische Bürger-Recht bekommen, hörte man
auf die reine Lateinische Sprache zu treiben.
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Auf solche Weise hätte man ja nöthig, noch
viele
Arten von Propositionen zu machen, wenn
man bey den Eintheilungen nicht darauf sehen
wolte, daß man vermittelst derselben hinter
mehrere
Wahrheiten komme; daher sich auch
Clericus, der solche aus der arte cogitandi in seine
Logick gebracht, vergangen, und deswegen von
dem P. Buffier in seinen principes du raison … mit
Grund getadelt wird. |
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Viertens sind die bejahenden und verneinenden Sätze |
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- entweder PROPOSITIONES
ABSOLUTAE, absolute Sätze, wenn die
Verknüpffung des Subjects und Prädicats
schlechterdings angezeigt wird;
- oder MODALES, modalische Sätze, wenn man zugleich mit anzeigt,
wie diese Verknüpffung beschaffen, die nehmlich
gantz gewiß, oder nur
wahrscheinlich.
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Die Peripateticker setzen vier Arten, wie die
letztern Sätze geschehen könnten, als |
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- NECESSE, z.E. es muß nothwendig
Krieg in
der
Welt seyn;
- CONTINGIT, z.E. es kan sich zu
tragen, daß wir künfftig
Jahr Krieg im
Lande
haben;
- POSSIBILE, z.E. es ist möglich, daß ich
heute sterbe;
- IMPOSSIBILE, z.E. es ist
unmöglich, daß ich ewig auf
Erden lebe,
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davon sie auch noch vieles unnützes
Geschwätz machen, daher man sich die Sache
besser und accurater fürstellet, wenn man sagt,
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- das necesse gehört zu der gantz gewissen
Wahrheit,
- das contingit zu der
wahrscheinlichen
Wahrheit,
- das possibile zu der wahrscheinlichen
Unwahrheit,
- und das impossibile zu der gantz
gewissen Unwahrheit;
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und auf solche Weise nennet man |
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- das erstere das gantz gewisse wahre,
- das
andere das wahrscheinliche wahre;
- das dritte das
wahrscheinliche falsche;
- und das vierte das gantz
gewisse falsche.
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Rüdiger instit. erud.
… |
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Wie wir nun bishero die Sätze nach ihrem
eigentlichen und innerlichen |
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{Sp. 256} |
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Wesen angesehen haben, so folget nun die
grammatische Betrachtung, da wir sie in
Ansehung der
Worte, womit sie ausgedruckt
werden, und also nach der äusserlichen
Gestalt in
Erwegung ziehen, deren
Nutzen sich sonderlich in
der Hermenevtik, oder Auslegungs-Kunst
äussert. |
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Denn erstlich findet man bey denen
Materialien, oder Subjecto und Prädicato, daß in
der
Rede nicht allezeit das Subjectum voran, und
hernach das Prädicatum stehet, welches
vielmahls umgekehrt ist, z.E.
GOtt war das Wort,
an statt das Wort war GOtt. |
Joh. I, 1. |
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ingleichen die
Gnade GOttes ist das ewige
Leben, das ist, das ewige Leben ist ein
charisma,
ein Gnaden-Geschenck GOttes, |
Röm. VI, 23. |
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Vors andere wird in der Rede nicht allezeit die
Verbindung oder Abweichung des Subjects und
Prädicats durch ein besonderes Wörtgen
angezeiget, als wie sonsten, wenn man sagt: GOtt
ist gerecht, sondern steckt mit im Prädicato, z.E.
die Demuth steht einem Christen wohl an, wie
denn auch offtmahls das Prädicat nicht
ausdrücklich durch ein besonderes Wort
ausgedrucket wird, z.E. ich bin, welches so viel ist
als, ich bin ein Wesen, dergleichen ebenfalls mit
dem Subjecto und Prädicato zugleich zu
geschehen pfleget, z.E. veni, vidi, vici. |
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In Erwegung dessen haben die Aristotelico-
Scholasticker dreyerley Sätze bemercket. |
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- Der erste wird genennet, PROPOSITIO DE
TERTIO ADJACENTE, wenn Subjectum,
Prädicatum und Copula in drey besondern
Wörtern fürgestellet werden, und also das
Verbum: Est oder Sunt nur an statt des
Verknüpffungs-Worts stehet, folglich das
Subjectum und Prädicatum zusammen hänget,
z.E. GOtt ist ein
Geist, die Engel sind erschaffen;
- die andere PROPOSITIO DE SECUNDO
ADJACENTE, wenn in dem Verbo bald das
Prädicatum, bald das Subjectum läge, oder in
welcher das Verbum: Est oder
Sunt, welches
sonst nur das Verbindungs-Wort des Subjects und
Prädicats ist, selbst das Prädicat ausmachet, und
mithin so viel als
Existit bedeutet, z.E. Deus est,
Angeli sunt;
- Die dritte DE PRIMO ADJACENTE, wenn in dem Verbo das Subjectum und
Prädicatum stäcke.
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Drittens sind die Sätze, welche eine Quantität
haben, nicht allezeit nach den
Worten zu
verstehen. Denn einmahl hat man Propositionen,
die den Worten nach particulär; in Ansehung der
Krafft aber und des
Verstandes universal sind,
z.E. viele, so unter der Erden schlaffen liegen,
werden aufwachen, |
Dan. XII, 2. |
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Das ist, alle, wie solches Christus Joh. V, 28
selber erkläret; ingleichen sind viele beruffen das
ist, alle, |
Matth. XX, 16. |
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Hernach ist mancher Satz den Worten nach
allgemein, der aber particulär zu verstehen, zum
Exempel, da riß alles
Volck seine güldene Ohren-
Ringe von ihren Ohren, das ist, der meiste Theil
des Volcks, |
Exod. XXXII, 3. |
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ingleichen beym Esaia am II, 2. alle
Heyden
werden herzu lauffen, das ist, viele Heyden, wie
aus dem gleich darauf folgenden Vers zu ersehen
ist. |
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Ferner findet man eintzelne Sätze (PROPOSITIONES SINGULARES) die entweder
particu- |
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{Sp. 257|S. 142} |
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lär, oder universal zu verstehen z.E. Abraham
weiß von uns nichts, und Israel kennet uns
nicht, |
Esaia 63, v. 16. |
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das ist, kein eintziger Ertz-Vater, oder
Patriarche; dahin auch 1. Cor. 3. v. 6. zu ziehen:
ich habe gepflantzet, Apollo hat begossen,
welches von allen rechtschaffenen Dienern des
göttlichen Worts zu verstehen. |
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Uber dis hat man bey der Auslegung und dem
Verstand der Sätze noch zu bemercken, daß
zuweilen gewisse Beschreibungen hinzugesetzet
werden, bald zum Subjecto, z.E. Alexander,
welcher der tapfferste
Herr war, hat den Darium
überwunden; bald zum Prädicato, z.E. Alexander
hat den Darium überwunden, welcher ein
König
der Perser war, bald zum Subjecto und Prädicato
zugleich, zum Exempel, Herennius, welchen
Antonius abgeschickt hatte, brachte Ciceronem
ums
Leben, der zu seiner
Zeit für den Beredtesten
gehalten wurde, dazu auch noch einige
dergleichen bey der Copula statuiren, z.E. die
Tugend erfordert, daß man die irdischen Dinge
verachte, als der Autor artis cogitandi … welches
aber Titius in arte cogitandi …
billig tadelt. |
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Sonsten setzen die Aristotelicker noch vier
Eigenschafften der Sätze, als die |
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- Subalternation,
- Opposition,
- Conversion
- und
die Aequipollentz,
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davon die drey erstern aber eigentlich
gewisse
Arten des Vernunfft-Schlußes sind; die
letztere aber ist eine pur grammatische Grille, die
bloß auf die
Erkänntniß der
Sprachen beruhet, wie
an gehörigen Ort gewiesen worden. |
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Es können von dieser
Materie alle logische
Schrifften nachgelesen werden, und handeln die
Aristotelicker in ihrer Logic in dem andern Theil
derselben davon, nachdem sie im ersten die
Lehre von Terminis, und im dritten von dem
Syllogismo fürstellen. |
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Insonderheit lese man |
- artem cogitandi …
- Lange in addit ad logic. Weis. …
- Ulmann in
Synopsi logic. …
- Hobbesium in comput. …
-
Clericum in Logic. …
- Crousatz in Systeme de
reflexions …
- Büffier dans les principes du
raisonnement. …
- Syrbium in instit. philos. rational.
…
- Lange in medicina mentis in append. poster. …
-
Buddeum in observat. in elementa philosophiae
instrumentalis …
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Wolffen von den Kräfften des
menschlichen Verstandes und in Philosophia
Rationali.
- Walchs philosophisches
Lexicon.
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