Titel: |
Existentz |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
8 Sp. 2338 |
Jahr: |
1734 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 8 S. 1200 |
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Exischios |
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Existimatio |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Existentz, ist diejenige Beschaffenheit einer
Sache, nach welcher eine Sache
ist, oder nach welcher sie kann gedacht werden. |
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Im
Teutschen wird es das Seyn einer Sache
genennet. |
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Einige
nennen es die
Würcklichkeit,
und Erhard Weichel in Existentia diuina demonst. bey dem Tugend-Spiel
spricht, daß
die Existenz die
That sey, wornach das
Ding
im
Wercke und ausser unsern Dencken in der
Welt
vorhanden. |
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Andre
erklären sie also: Existentia est, per quam aliquid est extra suas
caussas. Viele tadeln diese
Definition deßwegen, seil sie von
GOtt, der von keiner andern
Ursache
ist, nicht kann
gesagt
werden. Doch
meynet Scheibler Metaphysic. I. 15.
p. 187. sie könne noch Stat finden, wenn die
Worte extra caussas nur in
verneinendem
nicht aber bejahendem
Verstande angenommen würden. |
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Noch andre
sagen: Existentia est id, per quod aliquid desinit esse intra
suas caussas. Es ist aber hierbey auszusetzen, daß eine
Sache nicht erst durch
ihre Existenz, sondern durch ihre Hervorbringung, die eher als die Existenz ist,
zwischen ihren
Ursachen
zu seyn aufhöret. |
Glauberg in Ontosoph. p.
297. |
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Von denen
Scholasticis wird sie Actus entitatiuus
genennet, weil durch sie etwas in der
That vorhanden sey. |
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Das
Wort Essentz wird zuweilen in eben dem
Verstande wie Existenz genommen, doch muß dieses
von jenem, wenn es das
Wesen einer
Sache
bedeutet, wohl
unterschieden werden. Es ist eine andre
Frage, was
eine
Sache
und ob eine Sache sey; Weichel
l.c. hat dieses also
erkläret: wie solches jener Goldschmied
erfahren, dem
ein Bauer nur das
Wesen eines Gold-Stückes, das eines Eyes groß, mit Worten
vorgetragen, und
gefraget, wie theuer doch benanntes Goldstück sey? der Goldschmied meynt, der
Bauer habe ein so grosses Goldstück
würcklich in seiner Existenz bey sich, es zu
verhandeln, bringt ihm derowegen einen Rausch zu, um solches wohlfeiler von ihm
zu erhandeln, fragt endlich, wo er es habe? dem der Bauer
sagt: er habe keines,
doch wenn er einmahl eines fände,
mögte er gerne
wissen, was es werth sey. |
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Die
Metaphysici
sagen, daß Essentz und Existentz
von einander unterschieden würden ratione ratiocinata. In der That
könne die Existentz ohne die Essentz nicht seyn, noch diese
ohne jene; in denen
Gedancken
aber könnten sie von einander abgesondert, Vermöge der Abstraction
betrachtet werden. Doch
muß hierbey das
Wort Essentz in weiterm
Verstande, daß man hierdurch nicht nur die
Ursache,
wodurch es ist, sondern die
Dinge,
welche derselben
eigen sind,
verstehe, angenommen werden. |
- Cler. in Ontolog. c. 4.
- Chauvin Lex. Philos. p. 228.
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Ferner so fast die
wahre
Idee von der Exsistenz nicht
zugleich eine wahre Idee von der Essenz in sich, als wenn |
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{Sp. 2339|S. 1201} |
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man
sagen wollte: Spinosa hat die Exsistenz
GOttes zugegeben, also hat er auch einen wahren
Begriff von
dem göttlichen Wesen gehabt. Wir wissen offtermahl
gewiß, daß etwas ist, aber
was es eigentlich ist, oder von dem
Wesen desselben, haben wir noch keine
deutliche
Erkenntniß. Wenn sich die
Vernunfft den Begriff von der Exsistenz
recht
vorstellen
will, so muß sie
nothwendig bey der
Sache, welcher die
Exsistenz zukommen
soll, den
Ort und die Zeit betrachten. Ausser diesen kann man
die
Dinge
nicht von einander unterscheiden, und also kann man auch nicht sagen, daß das
Ding ein Ding, oder etwas anders sey, als das andere, welches zugleich mit ihm
exsistiret. |
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In Ansehung des
Ursprungs ist ein
Unterschied unter der Exsistenz
GOttes, und derer Creaturen, indem jene nothwendig und independens,
diese aber von dem freyen
Willen Gottes herrühret, folglich nicht nothwendig, daß also GOtt von
nichts gezwungen worden, die
Welt
zu erschaffen. Inzwischen nachdem er einmahl den
Schluß gefasset die Welt zu
erschaffen, so müste solches geschehen, und da
dependirten die
Exsistentien von seiner Allmacht. Daß aber solche nach vollbrachter
Schöpffung zum
Theil fortgepflantzet, zum Theil erhalten, rühret von
seiner Allmacht und Gütigkeit zugleich, oder von seiner göttlichen Vorsorge her. |
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