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Corpus, ein Cörper. |
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Diesen pfleget man auf zweyerley Art zu betrachten, entweder in so ferne er
lediglich der Ausmessung unterworfen ist; oder in so ferne er ausser dieser noch
andere
Eigenschafften hat, so von der Extension, die man ausmißt, nicht
dependiren. |
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Mit jenen hat der Mathematicus, mit diesen der Physicus
zu
thun; dahero hat man die Cörper in corpora mathematica, und
physica oder naturalia
eingetheilet. Beyde sind sorgfältig von
einander zu
unterscheiden, und keinesweges mit dem Cartesio vor
einerley zu achten; welches auch hier zu
untersuchen
nöthig ist. |
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Mathematischer Körper |
Durch einen mathematischen Cörper, welcher auch Solidum
genennet wird,
verstehen wir ein extensum secundum trinam dimensionem,
oder eine Grösse, so eine Länge, Breite und Dicke hat. Weil wir bey der
Ausmessung eines Cörpers lediglich auf dessen Extension zu sehen haben,
und nicht
fragen, ob er von Holtze, Bley oder einer andern
Materie sey, in dem
ein cubic-Zoll Bley, eben so groß als ein cubic-Zoll Holtz;
sondern nur darauf mercken, wie einen grossen
Raum ein Cörper einnehme; so hat
man auch bey der Betrachtung eines Mathematischen Cörpers auf nichts
anders zu sehen, als was aus der
Idee der Extension entspringet. Diese
involviret weiter nichts als eine continuitatem spatii, oder
eine Menge von
Theilen, die an einander dergestalt anliegen, daß keine von einer
andern
Art dazwischen liegen können, und die alle einander ähnlich sind; so daß
man in einem Raume nichts an ihnen unterscheiden könne, als was nur ihre Anzahl
anlanget; als welches der
Endzweck der Geometrie erfordert, die die
Verhältnisse zwischen denen Cörper der Grösse nach untersucht, welche aber nicht
als nur inter quantitates homogeneas, oder solchen, die von einerley
Art sind, statt finden kan. |
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wir stellen uns dahero einen Mathematischen Cörper als ein
corpus similare vor, welches aus lauter einförmigen Theilen bestehet, oder
da diejenige
Dinge, so den Cörper
constituiren, von einander nicht
können unterschieden werden. Hieraus flüsset von sich selbst, daß die Theile
eines solchen Cörpers, indem sie
würcklich nicht von einander unterschieden
sind, durch etwas äusserliches
müssen von einander distinguiret werden,
und daß es in eines iedweden Gefallen beruhe, wie viel Theile er in einem
solchen Cörper sich einbilden
will.
z.E. ich kan eine gegebene Linie in 4.
Schuhe, auch in 40. Zoll, oder auch in 400. Linien, und so ferner eintheilen;
die Grösse der Linie wird dadurch nicht
verändert. |
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Dieses Extrinsecum, so man zur Determination des
Unterschieds derer Mathematischen Cörper annehmen muß, kan in nichts |
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{Sp. 1348} |
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anders gesucht werden, als wo das continuum eines Cörpers aufhöret;
denn in dessen continuo selbst findet man nichts als partes
similares, das ist, solche Dinge, die nicht von einander können
unterschieden werden. Es höret aber das continuum eines Cörpers in
seinen extremis oder terminis auf, das ist, an denenjenigen
Orten, wo der
Raum, den der Cörper einnimmt, von einer determinirten
Grösse concipiret wird, dahero kan man auch die Mathematischen
Cörper durch nichts anders, als durch ihre Terminos unterscheiden. Ist
einer in weitere
Gräntzen als ein anderer eingeschlossen; so ist er auch grösser
als dieser, welches man durch einen dritten Cörper, den man vor die Einheit
annimmt, zu erforschen pfleget; wie aus dem
Titel: Cörperlicher
Innhalt zu ersehen. |
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Die Terminos eines Cörpers machen dessen äussere Flächen aus, und
stellet man sich in der Geometrie die Erzeugung eines Cörpers für,
indem man sich einbildet, daß eine Fläche motu aequabili sich bewege
und allenthalben Fußtapfen hinter sich zurücke lasse. z.E. Ein cubus
wird erzeuget, wenn ein Quadrat sich einförmig so lange in die Höhe
bewege und allenthalben Vestigia hinter sich lasse, bis dessen Höhe so
groß als eine Seite des Quadrats ist. Hieraus
erkennet man nun die
Eigenschaften eines Mathematischen Cörpers, daß nemlich derselbe nur in
abstracto betrachtet und nur auf dessen Extension reflectiret
werde; daß er ein corpus perfecte continuum und similare sey;
von nichts anders als nur durch den
Unterscheid derer Terminorum oder
Grentzen, keinesweges aber durch den Unterscheid derer
Theile oder deren
Composition distinguiret werden könne. |
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Wir gestehen
gantz gerne, daß ein solcher Cörper, wie ihn die
Mathematici concipiren, lediglich ein ens imaginarium sey, und
niemahls vor sich
würcklich existire; allein dieses hindert nicht, daß
man dergleichen nicht auch auf die natürlichen Cörper adpliciren
solte.
Denn ein ieder nimmt von diesen wahr, daß sie in
gewisse
Grentzen eingeschlossen
sind, die man in gemeinen
Leben, der Länge, Breite und Höhe nach von einander
unterscheidet. Ob man nun sich
vorstellet, diese Grentzen sind mit einer
Materie
erfüllet, die allenthalben nicht von einerley
Art ist, die poros hat,
u.s.f. wie wir dieses bey denen natürlichen Cörpern antreffen, oder man bildet
sich ein, in besagten Grentzen wäre ein vollkommen continuum, so aus
lauter partibus similaribus bestehe, eingeschlossen, so benimmt solches
der Grösse des Raums nichts, indem in beyden Fällen die Grentzen desselben
einerley verbleiben. |
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Es sind aber die Geometrae gezwungen worden, die letztere
Fiction anzunehmen, indem sie anders keine allgemeine
Regel ihrer
Ausmessungen hätten geben können. Die natürlichen Cörper differiren
nach ihrer Structur, Combination, ihrer
Theile, Menge derer
Pororum, Menge derer in ihnen enthaltenen
eigenthümlichen und fremden
Materie und so ferner auf unendliche Art. Wolte nun ein Mathematicus
auf alles dieses reflectiren, so würde er in ein Labyrinth
verfallen, aus dem er sich nicht würde heraus wickeln können. So aber
abstrahiret derselbige von allen diesen
Dingen, und ziehet nichts als die
Extension in Betrachtung, die er, aus einförmigen Theilen bestehend,
sich vorstellen
muß, da- |
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{Sp. 1349|S. 694} |
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mit er selbige nach Belieben in
gewisse Theile
theilen, und eine
Verhältniß
unter ihnen anordnen kan. Wenn nun ein Mathematicus einen natürlichen
Cörper,
z.E. ein Stück Bley, seiner Grösse nach abmißt, so erstrecket sich seine
Abmessung nicht auf dieses Stück Bley selbsten, sondern durch sein Facit
adsignirt er einen Mathematischen Cörper, der mit dem Bley in
einerley Grentzen eingeschlossen ist, und determiniret dessen
Verhältniß zu einer andern Mathematischen Grösse, die er vor eine
Einheit angenommen hat. |
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Durch diese Verhältniß wird uns der Cörperliche Innhalt des Bleyes bekannt,
den man hernachmahls in Vergleichung mit andern Eigenschaften eines natürlichen
Cörpers, dessen Volumen zu
nennen pfleget. z.E. in der Mechanic
wird demonstriret, daß die Massen der Cörper, das ist, die
Adgregata aller Theile, woraus die Cörper zusammen gesetzt sind, (allwo man
von deren Poris abstrahiret) dem Gewichte dererselben Cörper,
ingleichen denen Producten aus ihren Densitäten in die
Volumina, proportioniret sind; wenn nun ihre Dichtigkeiten einander gleich
seyn, z.E. wenn man zwey bleyerne Cörper mit einander vergleichet, so
verhalten
sich ihre Massen oder Gewichte, wie die Volumina; woraus man
erkennet, wie man auch durch die Schweren zu denen geometrischen
Abmessungen derer Cörper gelangen könne, und wie
nöthig es sey, auf eine solche
Art, wie wir angeführet, die Geometrischen Cörper sich einzubilden,
damit man so wohl eine allgemeine Abmessung derer Cörper habe, als auch
dasjenige, was in einem natürlichen Cörper so sehr
verschieden ist, auf das
genaueste voneinander
unterscheiden könne; und daß folglich diejenigen
unrecht
thun, welche diese Abstraction derer Mathematicorum, von aller
Materie mißbilligen, und nicht begreiffen können, wie aus der Fluxion
eines untheilbaren Puncts eine Linie, aus einer Linie eine Fläche, aus einer
Fläche ein Cörper erzeuget werden könne; wie Jo.
Christoph. Meinig. in
Diss. de non ente Mathematicorum puncto, linea et
corpore (Leipzig 1710. gethan |
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Denn man ist erst durch die mathematische Abstraction
eines Cörpers auf diese
Notiones derer Erzeugungen gelanget, indem man
durch die Terminos desselbigen auf die Notion derer Flächen;
durch die Terminos derer Flächen auf die Notion derer Linien;
durch die Terminos derer Linien alsdenn auf die Notion derer
Puncte gefallen; hernachmahls hat man, um denen Anfängern die Sache deutlicher
zu machen, a priori geschlossen, und aus der
Bewegung eines Puncts die
Erzeugung einer Linie; einer Linie die Genesin einer Fläche; und
endlich durch die Bewegung einer Fläche die Hervorbringung eines Cörpers
begreiflich gemacht; ungeacht man allerdings nicht begreiffen kan, wie aus der
Bewegung eines Mathematischen Puncts eine Linie könne erzeuget werden;
eben so wie man sich nicht concipiren kan, wie ein ens compositum
aus simplicibus zusammen gesetzt sey; da wir doch
wissen, daß die
entia simplicia in denen compositis existiren und nur
abstrahendo in ihnen können begriffen werden. |
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Mit einem
Worte die Mathematische Erzeugung eines Cörpers ist eine
Fiction, aber eine solche, die man durch die Abstraction und
Vernunfft-Schlüsse heraus gebracht, und zu einem solchen
Endzweck
geschickt
gemacht, daraus eine unendliche Reiche Geometrische
Wahr- |
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{Sp. 1350} |
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heiten können hergeleitet werden; wie aus dem
Titel, Cörperlicher
Innhalt erhellet, da man in den
Stand gesetzet worden ist, auch die
Cörper die von krummen Linien erzeuget werden, auszumessen. |
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Physikalischer Körper |
Wir wenden uns nunmehro zur Betrachtung des Physicalischen oder
natürlichen Cörpers, allwo keine solche Fiction, wie bey dem
Mathematischen statt findet, sondern wir
müssen uns dessen
Eigenschaften
bekannt machen, wie solche die Phaenomena unsern
Sinnen
vorstellen. Wir
sehen aber, daß in einem Cörper
Theile vorhanden sind, aus deren Verbindung und
Zusammenhange das
Gantze, nemlich der Cörper zusammen gesetzt ist; dahero
erhellet, daß ein natürlicher Cörper ein Ens compositum, und folglich
auch einer Extension fähig sey. |
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Wir finden ferner, daß die Art der Composition bey einen Cörper
anders als bey, dem andern, und folglich hier die Extension nicht so,
wie bey denen Mathematischen Cörpern, beschaffen sey weil wir solche
durch die Art der Verbindung von einander
unterscheiden können. Zu dem nehmen
wir an denen Theilen eines natürlichen Cörpers selbst eine wunderbare
Varietatem war, und zeigen die Chymischen Experimente,
daß nicht alle Theile von einerley Beschaffenheit sind, als durch deren Hülfe
man von einem Cörper vielerley andere
Materien absondern kan. |
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Ja der erstaunende
Unterscheid derer Cörper selbst leidet die
Vernunft auf
den Weg zu
schlüssen, daß auch nicht die Elemente, woraus die Cörper zusammen
gesetzt sind, einander ähnlich sind, wie wir solches durch das Principium
indiscernibilium
erkennen. Man hat dahero bey einem natürlichen Cörper,
ausser der Extension, noch auf die Art der Verbindung zu sehen; ja eben
hieraus erkennet man, daß die
würcklichen
Theile eines Cörpers determiniret
und von einander
unterschieden sind; Denn da sie würcklich existiren,
so nehmen sie auch einen
gewissen
Ort in dem Raume ein, den der Cörper erfüllet,
und leiden einen gewissen Wechsel von
Veränderungen, denen der Cörper
unterworffen ist; dahero auch einige zu
sagen pflegen; die würcklichen Theile
eines Cörpers geben die natürliche Phaenomena in einen
Raum und der
Zeit zu erkennen. Und hierinnen ist der natürliche Cörper von dem Mathematischen
sehr unterschieden, als bey welchen wir nur
mögliche Theile uns
vorstellen,
niemahls aber würckliche vorhanden sind, die voneinander actu
unterschieden wären. |
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Die Extension und Combination derer
Theile finden bey
allen Cörpern statt, und sind so beschaffen, daß man andere
Eigenschaften daraus
herleiten kan; dahero man gar leichtlich siehet; daß sie
wesentliche Stücke
eines natürlichen Cörpers seyn
müssen. Hierzu kommt noch die Soliditas,
oder nach dem Stilo derer Peripateticorum die
Impenetrabilitas eines Cörpers wodurch derselbe, wann er von andern von
allen Seiten her gedruckt wird, solche sich nicht durchdringen und mit ihm
einerley
Ort
einnehmen läßt; sondern seinen
Raum mit größter Force, gegen andern
Cörpern, die ihn daraus bringen
wollen, zu mainteniren sucht. |
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Es ist diese nichts anders als die Materialitas des Cörpers selbst,
wodurch ein Cörperlicher
Raum, von einem leeren und similari, wie man
ihm in der Mathematic zu betrachten pfleget,
unterschieden ist. Wenn
Euclides Elem. XI. 29. et 30. erweiset, daß
zwey Parallelepipeda die über einer- |
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{Sp. 1351|S. 695} |
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ley Basi stehen, und zwischen zweyen planis parallelis
enthalten sind, einander gleich wären, muß er in seiner Demonstration
annehmen, daß diese parallelepipeda einander penetriren und
ein
Theil von beyden zugleich an einem
Orte seyn können; wie solches gar wohl
bey einem Mathematischen Cörper, angeführter massen, statt finden kan.
Bey einem Physicalischen hingegen gehet dieses nicht an, in dem es
unmöglich ist, das zwey Cörper zugleich einerley Raum einnehmen können. |
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Die Cartesianer welche zu der
Natur
des Cörpers die Extension desselbigen alleine machen, nehmen keinen
andern
Raum als einen Cörperlichen an, und leiten auch daher aus der
Extension die soliditatem eines Cörpers her, |
Muys Elem. Phys. Sect. I. prop.
5. |
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Allein da wir die Extension ohne
Materie uns einbilden
können, auch in der Mathematic selbige sich solchergestalt einbilden
müssen; so würde man nicht methodice verfahren, wenn man die
Natur
eines Cörpers aus eines von seinen Attributis nemlich der Extension
herhohlen
wolte, von welchen ob es ihme alleine zukomme, wir nicht
gewiß genug
versichert sind. |
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Wenigstens flüsset aus der
Idee der Extension keinesweges
die Kraft,
womit ein Cörper seinen
Ort zu behaupten suchet wenn ein anderer ihn daraus
bringen will. Wenn man einen Cörper mit der Hand anstösset, um ihn aus seinem
Orte, wo er bisher geruhet hat, zu
bewegen, so findet man einen starcken
Widerstand, den der Cörper gegen die Hand ausübet. Dasjenige, womit der Cörper
dieses
verrichtet, muß eine Kraft seyn, weil sie der Kraft der Hand entgegen
gesetzt ist. und zwar
erkennen wir diese Kraft, unter diesen
Umständen, daß sie
sich bey einem Cörper äussere, wenn ein anderer ihn aus seinem statu quietis
bringen will. Daß ein jedweder Cörper einer
Bewegung fähig sey, ist ein
jeder durch die
Erfahrung überzeuget; und
nennet man diese Eigenschaft eines
Cörpers mobilitatem corporis. Aus der Notion der Bewegung
haben wir keinen andern
Begriff, als daß ein Cörper einen
Raum in der Zeit
durchlauffe. In dieser
Notion wird weder der Raum noch die Zeit
determiniret. |
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Wenn man einem Cörper auf einem unabgehobelten Brete eine
Bewegung giebt, so
wird dieselbe gar bald aufhören; auf einer Billard-Tafel wird eine
Bille einem weit grössern
Raum durchlauffen; und die Bewegung wird desto
länger dauren je glättiger die Fläche und die Kugel ist, worauf sich diese
beweget. Man siehet dahero daß der Bewegung lediglich durch etwas äusserliches,
als die Friction auf der Fläche welche durch die Schwere des
aufdrückenden Cörpers sehr vermehret wird, ingleichen der Widerstand der Lufft
und so ferner ein Einhalt geschehe, und die Zeit und Raum dadurch determiniret
werde. Wenn wir nun von allen diesen, was eine Bewegung turbiret,
abstrahiren und solche an und vor sich betrachten, so finden wir nichts in
der
Notion derselbigen, so die Grösse des Raums und der Zeit, darinnen
die Bewegung geschiehet, bestimmet; dahero muß ein Cörper, der einmal in
Bewegung gesetzt worden ist, dieselbe mit einerley Geschwindigkeit in
infinitum continuiren, woferne nichts vorhanden, so ihnen darinnen
verhinderlich fällt; in dem alsdenn ein Cörper ohne
Ursache
an einem
Orte seine Bewegung
verliehren, oder seine Geschwindigkeit
verändern
müste, contra principium rationis sufficientis. |
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In der
That geschiehet solches nicht in der Natur, indem hier eine unzehlige
Menge von Obstaculis vor- |
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{Sp. 1352} |
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handen, dadurch eine
Bewegung gehemmet wird. Wir müssen aber durch
dergleichen Vernunfft-Schlüsse eine Bewegung in abstracti betrachten,
damit wir die vielerley
Veränderungen, so sich darbey ereignen, genau von
einander
unterscheiden können. Wenigstens findet eine dergleichen Bewegung, die
man einförmig zu nennen pfleget, und darinnen die Geschwindigkeit keinen Abbruch
leidet, in denen kleinsten Theilgen des Spatii oder auch der Zeit,
statt. |
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Wenn ein Cörper A gegen einen andern gleichfalls bewegten Cörper
B anrennet, so entgehet dem Cörper A etwas von seiner
Bewegung; hingegen dem Cörper B wächset etwas davon zu. Wir betrachten
anitzo die Cörper in einer einförmigen Bewegung; indem hernachmahls alles das
übrige, was die Bewegung eines Cörpers nach einer geraden Linie (abstrahendo
a gravitate et viribus centri petis etc.) hindern kan, auf den statum
quietis oder motus uni formis eines Cörpers kan reduciret
werden. Der Cörper B setzte seine Bewegung einförmig fort, der Cörper
A rennete an ihn an und wolte ihn daraus bringen; er muste aber dabey
einen Wiederstand von B
erfahren und verlohr daher etwas von seiner
Bewegung, weil dieser Wiederstand seiner Direction entgegen gesetzt
war. Der Cörper A bewegte sich gleichfalls einförmig; er traf aber
unterweges den Cörper B an, welchen die Direction seiner
Bewegung entgegen stund; dieser muste einen Stoß von A erfahren,
welcher nach eben der Direction, nach welcher B sich bewegte,
gerichtet war; wodurch folglich dessen Bewegung wuchse. |
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Aus beyden Fällen ersiehet man, daß sowohl der Cörper A dem Cörper
B als der Cörper B den Cörper A aus seiner
einförmigen
Bewegung bringen wolte; beyde aber eine
Veränderung darinnen
erfahren musten; wodurch man
erkennet, daß sich bey einem Cörper eine
Kraft
äussere, wenn ihn ein anderer aus seinem statu motus vniformi bringen
will; wir haben aber oben gesehen, daß auch ein Cörper eine Kraft unter
dergleichen Conditionen habe, wenn er im statu quietis sich
befindet. Man eignet derowegen denen Cörpern eine Kraft zu, mit welcher sie
in statu quietis oder motus vniformis in directum perseveriren,
und solchen gegen diejenigen Cörper, welche sie aus diesem statu
bringen wollen, zu mainteniren suchen. Diese Kraft des Cörpers wird
vis corpori insita
genennet, und kommt nicht eher zur Action, als
in Conflictu mit andern Cörpern. |
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Wann ein Cörper durch den Stoß in eine
Bewegung gesetzet wird, die nach
einem
gewissen Grade der Geschwindigkeit fort
dauret; so ist dadurch die vis
insita limitiret worden, und mit der solchergestalt limitirten
Kraft verharret der Cörper in seiner Bewegung, und äussert sich durch eine
Action nicht eher, als bis der
Zustand der Bewegung von einem andern Cörper
verändert werden
soll. In dieser Kraft steckt sowohl die sonst so genannte
vis activa, als vis inertiae eines Cörpers, indem sie nur in
modo concipiendi von einander unterschieden sind. Denn in den obigen
Exempel, in so ferne der Cörper A an B anrennet, und des
letztern Bewegung vermehret; in so ferne legen wir dem Cörper A eine
vim activam, oder impetum bey. In so ferne aber B
etwas von der Bewegung des Cörpers A destruiret, in so ferne
sagen wir daß der Cörper B eine Vim inertiae habe; beyde
vires aber sind, wie erwiesen worden, unter der vi insita
begriffen. |
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Man siehet hieraus ferner daß |
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{Sp. 1353|S. 696} |
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wenn eine einförmige
Bewegung durch die Friction turbiret wird,
nichts anders, als die vires insitae der Protuberanzen der
Fläche, worauf sich ein Cörper beweget, daran
Schuld seyn, die nach und nach in
conflictum mit ihm kommen, und dadurch continuirlich etwas von
seiner Bewegung destruiren, bis selbige endlich gar consumiret
ist. Wodurch nunmehro die
Nothwendigkeit der abstrahirten einförmigen
Bewegung erhellet, um hinter die
wahre Beschaffenheit eines Cörpers zu kommen. |
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Eigenschaften |
Aus allen diesen ist nun klar, daß ausser der Extension unter dem
modo combinationis denen natürlichen Cörpern noch eine vis insita
müsse zugeschrieben werden; und daß wir hierdurch zu der
Notion
derer
wesentlichen
Eigenschafften eines natürlichen Cörpers gelanget sind, in so
ferne wir solchen überhaupt betrachten. Denn ob wohl noch viele andere
Eigenschafften und
Kräffte
den Cörpern zukommen, wie aus denen folgenden erhellen wird; so sind doch solche
Theils Attributa derer obigen, Theils sind sie nicht allen Cörpern
gemein, Theils können wir auch von den Kräfften noch nicht behaupten, ob solche
primitivae oder deriuative seyn. Wir können dahero einen
natürlichen oder physicalischen Cörper
definiren, daß er ein
Compositum und
Theil der
gantzen
Welt sey, so eine vim in sitam
hat; compositum hujus vniuersi vi insita praeditum; woraus man
zugleich, und aus dem andern bisher angeführten
erkennen kan, was vor ein
Unterscheid zwischen einem corpore mathematico und physico
statt finde; als von welchen der letztere partes, nec perfecte similares nec
perfecte continuas, nec eodem modo dispositas, wie ein mathematischer
Cörper hat, noch auch, wie dieser allein, aus der Extension bestehet,
sondern noch ausser solchen mit einer vi insita begabet ist. |
Jo. Conrad. Creilling. Diss. de
differentia corporis Mathematici et Physici. (Tübingen 1718. |
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Einige von denen neuern
Philosophen, als Leibnitz,
Wolff und andere, setzen die
Notion
eines natürlichen Cörpers aus dreyen Stücken zusammen, und betrachten daran
dessen
Wesen,
Materie und
Natur. |
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Das
Wesen eines Cörpers suchen sie in dem
Unterschiede derer
Theile und
deren Verbindung; durch die
Materie
verstehen sie ein extensum, das mit
einer vi inertiae oder solchen
Krafft,
die in einem Cörper resistiret, begabet ist; zu der
Natur aber des
Cörpers machen sie eine besondere Krafft, womit ein Cörper, wenn er in
Bewegung
gesetzet ist, begabet sey; mit welcher derselbe in andere Cörper, sie
mögen
ruhen oder gleichfalls beweget werden, agire und die sich so lange
thätig erweise, so lange ein Cörper beweget werde, und die ihme von einem andern
Cörper imprimirte Krafft in singulis spatii percurrendi punctis
gleichsam von neuem replicire, auch wenn der Cörper ja durch andere
Kräffte in Ruhe gesetzt worden, dieselbe dennoch ihren nisum in dem
Cörper continuire und verursache, daß die Materie in steter Bewegung
sey. Mit einem
Worte; sie ist die Entelechia des Aristotelis. |
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Der
Herr von Leibnitz hat solche wiederum in die
Philosophie
introduciren
wollen; worüber er aber mit
Jo. Christoph. Sturm und andern in Streitigkeiten gerathen, wie
die Acta Erud. Lips.
an. 1698, Mens. |
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{Sp. 1354} |
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Septembr. et ann. 1699. Mens. Majo und Recueil de
diverse pieces sur la Philosophie, la Religion naturale, l'Histoire, les
Mathematiques par Mr. Leibnitz, Clarke, Newton et autres Auteurs celebres,
bezeugen; wie sie denn auch von denen meisten heutigen
Philosophen
nicht angenommen wird; ob gleich ietzo
Wolff in seiner
Cosmologie sich sehr bemühet, deren
Existenz
darzuthun; und
sagt
Fontenelle im
Leben Leibnitii, daß
dieser zwar seinen Feinden behertzt geantwortet; man sähe aber doch nicht, daß
seine Meinung
die Oberhand behalten habe: die
Materie sey ohne
Krafft, wenigstens ohne eine
würckende Krafft und die Entelechia ungebraucht geblieben; und da ihr
der Herr von Leibnitz nicht habe aufhelffen können, würde sie allem Ansehen nach
wohl nicht wieder hergestellet werden. |
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Muys in Elem. Phys. p. 899 seqq.
923. seqq.
leugnet die Substantialität und
Existentz
dieser Krafft schlechterdings, und zeuget, daß die vis inertiae, in dem
Verstande, wie wir oben die vim insitam genommen
haben, suffisant sey, alle die von der vi actiua
dependirenden
phanomena in einer
Bewegung zu
erklären; alwo er auch einige
Argumenta, so man pro thesi Leibnitiana anführet, wiederleget. Und
in der
That ist oben deutlich genug gewiesen worden, daß die vis actiua
und vis inertiae nur modo concipiendi von einander
unterschieden, im übrigen aber einerley sind; wie solches die meisten
Philosophen und Mechanici auch noch ietzo annehmen. |
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besondere Eigenschaften und Kräfte |
Bisher haben wir von denen
wesentlichen
Eigenschafften eines natürlichen
Cörpers überhaupt gehandelt; ausser diesen treffen wir noch viele Eigenschafften
und Kräffte an, die entweder bey allen oder bey den meisten, oder auch nur bey
besondern Cörpern statt finden. Dergleichen sind die vires |
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- gravitatis,
- Elateris,
- Electricae,
- Magneticae,
- Cohaesionis et
- Fugae,
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welche ob sie primitiuae sind oder nicht; zur Zeit noch nicht genau
kan erwiesen werden. |
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Hernachmahls findet noch an ihnen statt, |
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- Densitas,
- Raritas,
- Durities,
- Mollities,
- Rigor,
- Fleoribilitas,
- Firmitas,
- Fluiditas,
- Tenacitas,
- Laxa cohaesio seu Visciditas,
- Opacitas,
- Transparentia,
- Color u.s.f.
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woraus hernachmahls die sogenannten Qualitates sensiles, von jenen
aber, nemlich den Kräfften die Qualitates insensiles erwachsen; und
daher die Cörper ihre besondere
Namen erhalten, und Corpora |
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- elastica,
- electrica,
- magnetica,
- dura,
- mollia
- und so weiter
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genennet werden, wie aus deren besondern
Titeln zu ersehen. |
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Kohäsion und Bewegung |
So viel ist noch schlüßlich zu
erinnern, daß der größte
Theil derer
natürlichen Cörper aus principiis activis bestehe, wie unter dem Titel:
Cohaesio ist
dargethan worden; ingleichen daß keine
Veränderung bey
einem Cörper sich ohne
Bewegung ereignen könne; woraus die unentbehrliche
Nothwendigkeit der Mechanic in der Physic erhellet, weilen man
in dieser den
Grund derer
Veränderungen in einem Cörper
untersuchet; in jener
aber dargethan wird, unter was vor conditionen derer principiorum
activorum eine Veränderung statt finden könne. |
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