Titel: |
Dauerung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
7 Sp. 243 |
Jahr: |
1734 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 7 S. 143 |
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Dauern |
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Däufers |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Dauerung, es ist dieselbe eine Beschaffenheit
des
Dinges, nach der es nach seiner
Existentz
verbleibet, so daß wir nach unsern
Gedancken
empfinden, wie lange wir selbiges vor ein Ding
halten können. |
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Die Dauerung ist 2erley. Einmahl kömmt
selbige dem erschaffenen, das anderemahl dem
unerschaffenen
Wesen zu. Die Dauerung des
erschaffenen Wesens stellen wir uns also vor, daß
die Existentz einen Anfang hat, oder von seinem
ersten Puncte anfange, und durch viele auf
einander folgende Puncte fortgesetzet werde, und
endlich aufhören kan. |
Justi Gotth. Rahners
Diss. de
Duratione et Presentia rerum §. 4. Lips.
1708. |
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Die Scholastici haben mit einander gestritten,
ob die Dauerung etwas
würckliches sey, so, daß
dieselbe von der Existentz könne getrennet
werden oder nicht, oder ob nur in unserm
Verstande nach der
Abstraction zwischen diesen
beyden Dingen ein Unterschied angetroffen
werde, welche letztere
Meynung denn freylich vor
die wahrhafftige zu halten ist. |
Chauuin Lexic. Philos.
… |
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Man siehet, daß dieses mit demjenigen
Begriff übereintrifft, welchen wir, wenn wir ihn
nach einer gewissen Abmessung betrachten, die
Zeit nennen, wovon wir unter dem
Titel
Zeit zu
handeln, Gelegenheit finden werden. |
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Wenn wir Dinge in Ansehung ihrer Dauerung
gegen einander halten, so finden wir, daß die
Sachen entweder gleich, oder unterschieden sind.
Der Unterschied äussert sich, |
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{Sp. 244} |
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daß eine Sache entweder später oder eher
existiret; die Übereinstimmung aber ist, wenn sie
zugleich existiret. |
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Und da die Dauerung durch Momenta oder
Puncte geschiehet, so können sich bey der einen
mehr, bey der andern weniger befinden, welches
man sich auf nachstehende Weise vorstellen
mögte: |
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[Grafik] |
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Mit der Dauerung
Gottes hat es eine andere
Beschaffenheit, der
Grund derselben ist seine
Existentz, man kan auch gleichfalls von selbiger
sagen, daß sie fortgesetzet werde. Die
Fortsetzung aber geschiehet auf eine gantz
anderer Art und Weise als bey denen
Geschöpffen. GOtt ist nothwendig, also muß er
iederzeit gewesen, und allezeit seyn, bey der
Fortsetzung seiner Existentz ist also kein
Aufhören. Und da der erste Punct bey der
Existentz derer erschaffenen Dinge einen
aufhörenden Theil derselben ausmachet, so ist
bey GOtt kein Aufhören. GOtt existiret nicht in der
Zeit, sondern nur mit denen
Sachen, welche in der
Zeit sind, und die bey ihm vorübergehen; solches
kan mit einem Flusse verglichen werden, an
dessen Ufer wir stehen, da die Theilgen des
Wassers vorbeyflüssen, wir aber beständig auf
einem
Orte bleiben. |
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Clericus Ontolog. 3. schreibt gleichfalls der
Existentz GOttes eine Succession zu, man müsse
aber solche auf eine vollkommene Art
gedencken. |
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Die Scholastici theilen die Dauerung
gemeiniglich in 3.
Arten ein, als nemlich |
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1) |
in Aeternitatem, welche
keinen Anfang und kein Ende hat, und die GOtt
kan beygeleget werden: |
2) |
in Aeuiternitatem, Aeuum,
Sempiternitatem, da die Sache zwar einen
Anfang, aber kein Ende hat, wie wir selbiges von
denen Engeln glauben; und |
3) |
in
Tempus, welches die
Dauerung derer Cörperlichen
Dinge in dieser
Welt
ist. |
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- Scheibler Op. Phys. …
-
Donati Metaph. Vsualis …
- Hebenstreit. Philosophia …
- Clauberg in Ontosoph. …
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Andere theilen sie in die endliche und
unendliche, und diese letztere wieder in diejenige,
welche einen Anfang und kein Ende hat, welches
aber mit obigen einerley ist. |
Clericus l.c. |
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Einige theilen sie auch in die eingebildete und
würckliche, in die innerliche und äusserliche,
ferner in die
Philosophische und Philologische
ein. |
Weise Compend. Metaphys.
… |
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Wie die Dauerung derer Physicalischen Dinge
sehr unterschieden sind, lehret uns die
Erfahrung,
da wir den Untergang einer Sache eher als der
andern bemercken. |
Walch Lexic. Philosoph.
… |
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