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Quellenangaben
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Veränderung,
Lat.
Variatio, Mutatio,
wird in der
Philosophie auf dreyerley Art betrachtet, und zwar |
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1) |
1) Metaphysisch, |
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da man überhaupt und in Abstracto
untersuchet, was die Veränderung sey, und
wem solche, wie auch auf wie vielerley Art solche einer
Sache
zu komme? Sie zeiget diejenige
Wirckung
an, wenn etwas aus seinem
gegenwärtigen
Zustande und Beschaffenheit in einen
andern gesetzet wird; und wenn man
sagt, daß eine
Sache
veränderlich sey, so
bedeutet dieses eine solche Einrichtung derselben, daß sie einer Veränderung kan
unterworffen werden. |
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Ehe man aber die verschiedene
Arten der Veränderung genau bestimmen will,
muß man
billig vorher unterscheiden, was desfalls nach dem ordentlichen Lauff
der Natur wircklich geschiehet, und was nach der Allmacht
GOttes übernatürlich geschehen könnte, auch wohl bey dem
Ende der Welt geschehen dürffte, indem
disputiret wird, ob hier nur eine
Veränderung der ersten
Welt
in eine neue; oder eine Annihilation vorgehen werde, welches zwar nicht
auszumachen; bey der Frage aber selbst viel darauf ankommt, wie man das
Wort
Welt nimmt. |
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Inzwischen beobachtet man die Grentzen seiner
Vernunfft und bleibet bey dem, was nach dem gewöhnlichen
Lauf der Natur vorzugehen pfleget, da denn die eigentliche Veränderung nicht
einfache, sondern nur zusammengesetzte
Dinge
oder
Cörper betrifft, folglich sind die
Geister
derselben nicht unterworffen. Denn dieses bringet nicht nur die
Idee, oder die
Natur und das
Wesen dieser Veränderung mit sich; sondern wir sind auch dessen
durch die
Erfahrung gnungsam versichert wie unter andern die
menschliche
Seele
ihrem natürlichen Wesen nach weder wachsen, noch abnehmen kan, auch die
Grentzen ihrer Dauerung nicht aufhören, welches wir aus der Vernunfft
erkennen. |
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Und wenn etwa jemand aus den leiblichen Erscheinungen der
Geister
eine Veränderung derselben schliessen wolte, der müste entweder keinen rechten
Begriff
von der Annehmung eines
Cörpers,
darinnen ein Geist erscheinen kan, haben; oder doch an sich selbst einen gar
falschen
Schluß machen. Denn so wenig der
menschliche
Leib verändert wird, wenn
man ein Kleid anziehet; so wenig wird das
Wesen eines guten oder
bösen Engels
verändert, wenn derselbige einen aus der Lufft formirten Cörper annimmt. Es sey
dann, daß man das
Wort Veränderung in so weitem
Verstande brauchen wolte, daß
auch darunter die Veränderung in Ansehung der
Bewegung, wodurch eine
Sache von
einem
Orte in den andern kommt, gehöre, und in so weit ist nichts in der
Natur,
das vor der Veränderung befreyet sey. So verändern sich Sonne, Irr- und
Fix-Sterne in Ansehung ihrer Stelle und Bewegung, ohnerachtet sie in ihrem Wesen
von Anfang der
Schöpffung bis daher unverändert geblieben, auch so lange bleiben
werden, |
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{Sp. 26} |
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bis sich denselben die erhaltende
göttliche
Krafft entziehen wird. |
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Die Veränderung nun, die mit einem natürlichen Cörper fürgehen kan, ist zu
betrachten entweder in Ansehung der
Materie, oder der daran sich befindenden
Eigenschafften,
welche entweder Qualitäten oder Quantitäten, und bald wesentlich, bald
ausserwesentlich sind. Ein
Cörper kan verändert werden an seinen Eigenschafften, ohne
daß an seiner Materie selbst was veränderliches fürgehen solte, als wenn man ein
Stücke Wachs hat, so kan man darin bald diese, bald jene Figur drücken, ohne daß
die Materie selbst sich verändert, und ein Goldschmied kan aus einem Stücke Gold
allerhand
Gestalten
formiren, so daß die Masse des Goldes einmahl bleibt, wie vorhin. Und wenn auch
gleich ein Cörper verdirbet, und insonderheit ein lebendiger
stirbet; so kan
doch die Materie durch natürliche
Kräffte nicht dergestalt vernichtet werden,
daß nichts davon solte übrig bleiben. |
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Die
Eigenschafften
aber, die sich an einem
Cörper verändern lassen sind, wie schon gedacht, entweder
Quantitäten oder Qualitäten. In Ansehung der Quantitäten kan etwas grösser oder
kleiner werden; davon wir in der untern und vor uns nahe liegenden
Welt
Beyspiel gnug haben, wenn unter andern Flüsse, Bäche, Brunnen eintrocknen,
Kräuter, Thiere,
Menschen
und deren Theile zu- und abnehmen. Und ob wir schon an jenen grossen Welt-Kugeln
wegen allzugrosser Entfernung keine merckliche Ab- und Zunehmung verspüren, so
ist doch wahrscheinlich, daß dergleichen Veränderungen da eben sowohl, als wie
unten auf
Erden
sich zutragen, zumahl wenn man den neuen Sternen und Cometen, die so abnehmen,
bis sie sich aus unserem Gesichte
verlieren, unter die gedachten grossen
Welt-Kugeln rechnet. So hat man auch angemercket, daß die Sonnen- und Monds
Flecken bald grösser und breiter, bald dünner und kleiner werden; daß aber die
Planetischen Cörper selbst uns zuweilen grösser, zuweilen kleiner vorkommen,
rühret nicht daher, daß ihre würckliche Grösse zu- oder abnehme; sondern von
ihrer weitern Entfernung oder Annäherung zu der Erden. |
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Nicht weniger können in Ansehung der Qualitäten die
Cörper verändert werden, welche Veränderung so vielfältig
seyn kan als man
Arten von den sowohl
empfindlichen, als unempfindlichen
Beschaffenheiten, wie auch Grade derselben hat. Exempel nehmen wir nur täglich
in unserer Elementarischen
Welt
wahr, wenn sich in der Luft die Kälte, Wärme, Trockenheit, Feuchtigkeit; bey den
Kräutern, Blumen, Pflantzen, nach
gewissen Zeiten die
Gestalt,
der Geruch, das Blühen, daß Verwelcken; bey den lebendigen Geschöpffen die
Constitution des
Leibes
verändern. |
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Wie aber die
Eigenschafften
eines
Cörpers wesentlich und ausserwesentlich seyn können, so ist
kein Zweiffel, daß die ausserordentliche veränderlich seyn; mit den wesentlichen
aber hat es die Beschaffenheit, daß sie zwar dem
Wesen nach können verändert
werden, wenn sie verderben, oder
sterben, als wenn Kräuter und Blumen verwelken,
Thiere und Menschen durch den
Tod hingerafft werden, das Wasser in Dünste,
Dünste im Nebel, Schnee, Wolcken, und so weiter, sich verwandeln; es bleibt aber
der Cörper nicht derjenige mehr, der er vorher |
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{Sp. 27|S. 27} |
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gewesen. Denn der bekannte Canon: essentia rerum sunt aeternae, hat
auch in dem
Verstande seine Richtigkeit, daß das
Wesen
einer jeglichen
Sache
nach ihrer
Art so lange bleiben und dauren muß, bis die von
GOtt angeraumte Zeit herbey kommt, welcher, wie er allein
das Wesen der
Dinge
gesetzet, solches auch allein wieder aufheben kan. |
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Demnach muß man hier zwey Fragen aus einander setzen, einmahl: Ob gewisse
Arten der
natürlichen Dinge gäntzlich ihr
Wesen
verlieren können? Welches nach den natürlichen
Kräfften
nicht geschehen kan, und müssen wir hier eben erwarten, was
GOtt bey dem Ende der Welt thun werde, wohin der oben
angeführte Canon: essentiae rerum sunt aeternae gehöret, hernach: Ob
ein gewisses Individuum das Wesen seiner
Art verlieren kan? welches
billig zu
bejahen, doch so, daß die
Sache
nachmahls nicht mehr dasjenige ist, was es vorher war, dergleichen wesentliche
Veränderung sonderlich die kleineren
Cörper angehet. |
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Die Aristotelici kamen auf die
Gedancken,
daß der Himmel und himmlische Cörper unveränderlich und unverweßlich, welche
Meynung sich in viele
Schulen eingeschlichen, und lange Zeit
beybehalten worden. Nachdem man aber auf den Gebrauch der Ferngläser kam, so
bemerckte man allda allerhand Begebenheiten und Veränderungen, in dem
Cörper der Sonnen finstere Flecken, und unterschiedlich
leuchtende, oder flammende Theile; in dem Mond Berge, Thäler, Wasser, oder
tieffe Krüfften, und überall grosse Ungleichheiten, daher man auch von den
andern himmlischen Cörpern geurtheilet, daß sich auch an denselbigen viele
Veränderungen zutrügen, nur daß sie soweit von uns entfernet sind. |
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Ob man nun schon die von den Aristotelicis fürgegebene Unverweßlichkeit der
himmlischen Cörper heut zu Tage verwirffet; so ist doch dieses gewiß, daß diese
grosse Welt-Kugeln der Sonne und des Mondes, und übrigen Irr- und Fixsternen
beständig bleiben, und wenigstens vor
Untergang der Welt nicht zerstöhret werden. Gleiche Beständigkeit hat unsere
bewohnte
Erd-Kugel an sich, und scheinet nicht, dasselbige jemahls verwese, weil wir
sehen, daß kein Stäublein von ihr verlohren gehe, sondern alles, so von ihr in
die Höhe weggeworfen, wieder alsbald ihr zufällt. |
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Herrn Wolffen in seiner Metaphysick, sind die Veränderungen
(MODIFICATIONES, MODI RERUM), die sich in einem
Dinge
ereignen können, Abwechselungen seiner
Schrancken. Denn wir treffen in einem
Dinge weiter nichts an, als sein
Wesen,
und die Einschränckung dessen, was es in dem Wesen fortdauerndes hat. Das Wesen
ist an sich unveränderlich, und also bleibt nichts übrig, was verändert werden
kan, als die Schrancken dessen, was fortdaurend ist in einem Dinge. Und kan
demnach bey einer Veränderung nicht anders vorgehen, als dasjenige, was auf
diese Art eingeschräncket war, nur andere Schrancken erhält. |
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Dieses soll ein Exempel von einem zusammengesetzten
Dinge
erläutern. Die Ausdehnung des Wachses in die Länge, Breite und Dicke erhält
seine Schrancken durch die Figur, so man ihm giebet. Nachdem man nun diese
Schrancken abwechselt, so ändert sich die Figur des Wachses. Die alte höret auf
und die neue entstehet, ohne daß etwas zu der
Materie hinzu oder davon kömmt, oder |
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{Sp. 28} |
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auch etwas von der Materie unterschiedenes davon genommen, oder hinzu
gesetzet wird. Also wird in den Veränderungen der Dinge nichts vernichtet, auch
nichts von neuem herfür gebracht; als in unserm Exempel wird von dem Wachs
nichts vernichtet, ob gleich an statt der gegenwärtigen Schrancken andere
kommen, als an statt der gegenwärtigen Figur des Wachses eine andere Figur.
Solchergestalt müssen alle Veränderungen, die sich in einem einfachen Dinge
ereignen können, nicht anders als Abwechselungen der Grade seyn; jedoch muß eine
Abwechselung in die andere gegründet seyn, nehmlich die folgende in der
vorhergehenden. ¶ |
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Man kan nun die Veränderung |
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2) |
2) Physisch, oder nach der Natur-Lehre betrachten, da man
nicht nur die Application auf die besondern
Cörper, wie wir im jeglichen
Artickel
gethan haben, machet; sondern auch die
Ursachen
davon untersuchet. |
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Es ist sonst bekannt, wie man mit dem Aristoteles in der
Lehre von der
Bewegung nicht durchgehends zufrieden gewesen, indem er nicht nur
eine ungereimte Definition davon gegeben; sondern auch in der Anzahl und
Arten
der unterschiedenen Gattungen davon gar verwirret sich aufgeführet. Denn in den
Categorien setzet er folgende sechs
Arten: |
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- genesin, die Zeugung,
- phthoran, die Verderbung,
- auzesin, die Vermehrung,
- meiōsin, die
Verminderung,
- alloiōsin, die
Alteration, und
- tēn kata topon metabolēn,
die Veränderung des
Orts,
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de anima Lib. I. c. 3. aber gedencket er nur vier
Arten, und lässet
die Zeugung und die Verminderung weg, und Physic. L. V. … mercket er
an, ein anders sey die
Bewegung der Qualität, ein anders der Quantität, und ein
anders des Orts. |
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Diese Lehre ist, wie leicht zu erachten, vielen verwirrt vorgekommen. Andere
aber haben angemercket, daß Aristoteles das Wort
kinesis in so weitläufftigen
Verstande gebraucht, daß er darunter alle
Arten der
Veränderungen, die sich in den natürlichen
Cörper zutragen könnten, begriffen, und damit anzeigen wollen,
daß keine Veränderung ohne eine
Bewegung des
Orts
bey den innerlichen Theilen eines Cörpers geschehen könnte, welchem aber
vielleicht dieses noch im Wege stehet, daß Aristoteles den
motum loci den andern Gattungen der Bewegung entgegen setzet. |
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Dem sey, wie ihm wolle, so lehren die Mechanischen Physici, welche die
natürlichen Würckungen aus der Beschaffenheit der
Materie herführen, daß bey den Veränderungen ausser der
Bewegung die
Gestalt,
Figur, Grösse der Materie hier das ihrige thäten, welches deutlicher aus den
besondern
Artickeln
zu ersehen. |
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Bey der Veränderung, da ein
Cörper seyn
Wesen
verlieret und der vorige Cörper zu seyn aufhöret, wusten sich einige
Aristotelici nicht zu helffen, indem sie die
Formen
der Cörper als was Wesentliches ansahen. Damit wir aber alle Veränderungen,
welche sich in einem Cörper ereignen, desto besser begreiffen mögen; so müssen
wir ordentlich überlegen, worauf es eigentlich ankommt. Wann wir die
Materie überhaupt erwegen, ehe wir einen Unterscheid in
derselben annehmen; so treffen wir in den Theilen nichts als ihre Grösse, Figur
und Lage an. Derowegen wenn hier eine Veränderung vorgehen soll; so wird
entweder von der Materie etwas hinweg genommen oder hinzugesetzet, oder auch ein
Theil in die Stelle des andern |
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{Sp. 29|S. 28} |
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versetzet. Wenn etwas von einem Theile hinweg genommen wird, so wird es
kleiner: Wird etwas hinzugesetzet, so wird es grösser. Diese Änderung in der
Grösse ist allezeit gewiß. Hingegen entstehet nicht zugleich auch jederzeit eine
Änderung in der Figur; sondern es kan auch die Figur verbleiben, die ein Cörper
hat, indem etwas hinzugesetzet, oder davon genommen wird. Wenn die Figur bleiben
soll, die der Cörper hat, so kan es nur auf einerley Art geschehen, nehmlich
wenn die Theile ringsherum auf eine ähnliche Art hinzugesetzet, oder davon
genommen werden: Wenn sie aber verändert wird, geht es auf unzähliche
Arten an.
Und demnach wird in den meisten Vergrösserungen und Verkleinerungen der Cörper
zugleich die Figur geändert. |
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Was die Versetzung der Theile betrifft, so kan dadurch gleichfals in einem
Falle die Figur unverändert bleiben, nehmlich wenn ein ähnlicher Theil in die
Stelle eines ähnlichen gesetzet, d.i. zweyer ähnlicher Theile Stelle mit
einander verwechselt wird: Hingegen in allen übrigen Fällen kommt eine andere
Figur heraus. Da in der
Natur
zwey ähnliche Theile nicht seyn können: So ist es wohl wahr, daß der erste Fall
der Versetzung in der Natur nicht statt findet: Allein da wir gleichwohl nicht
allezeit auf eine völlige Ähnlichkeit sehen, auch wegen der dunckeln
Begriffe,
die wir von einigen
Dingen
haben, unterschiedliche Dinge für ähnliche ansehen können; so findet er
wenigstens dem Ansehen nach statt. |
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Wenn man die
Materie überhaupt betrachtet, in so weit noch kein
Unterscheid darinnen anzutreffen, so kan man auch einen Theil wegnehmen, und
einen andern wieder davor hinsetzen. Der Theil der hinzugesetzet wird, kommet
entweder in die Stelle dessen, der weggenommen ward, oder in eine andere. Wenn
ein ähnlicher Theil in die Stelle dessen gesetzet wird, den man weggenommen, so
geschiehet dadurch keine Änderung, sondern der Cörper bleibt wie vorhin.
Hingegen wenn ein unterschiedener Theil in die Stelle dessen gesetzet wird, den
man weggenommen, oder auch ein ähnlicher oder unähnlicher Theil in einen andern
Ort
angesetzet wird, und die Stelle, wo etwas weggenommen worden, bleibet leer: So
wird dadurch die Figur des
Cörpers geändert. |
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Wir dürffen nicht meynen, als wenn diese
Gründe
ohne
Nutzen
wären. Denn in der
Kunst
sehen wir gemeiniglich die
Materie, daraus ihre
Wercke
verfertiget werden, nicht anders an, als wenn in ihren Theilen kein innerlicher
Unterscheid wäre, und sie bloß der Stelle nach von einander sich unterscheiden
liessen. Derowegen wenn wir von allen Veränderungen, durch welche die Wercke der
Kunst hervorgebracht, oder auch erhalten und geändert werden, urtheilen sollen;
müssen wir auf diese Gründe Acht haben: Wie ein jeder leicht Exempel auf alle
Fälle vor sich finden wird, wenn er die Wercke der Kunst durchgehet, auch nur
diejenigen, die uns täglich vor Augen schweben. Allein auch in der
Natur
ereignen sich solche Fälle, der ihr den ferneren Unterscheid in der Materie
entweder nicht ansehen dürffen, oder auch nicht ansehen können, weil das übrige
in einander fället, daß wir keinen ferneren Unterscheid bemercken können. |
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Und alsdenn haben wir gleichfals auf |
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{Sp. 30} |
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die bisher erklärten Gründe zusehen. Wenn wir die
Materie der
Cörper nicht mehr überhaupt betrachten, und auf etwas
mehrers sehen als daß sie einen Raum erfüllet; so müssen wir in den Theilen
verschiedene
Arten der Materie mit einander vermischt annehmen, und alsdenn
ereignen sich noch andere Veränderungen als vorhin erklärt worden. |
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Nehmlich alsdenn können die
Materien von verschiedener
Art, die mit einander vermischt
sind, von einander geschieden, und einige davon, wenn sie geschieden sind, von
den übrigen abgesondert, auch neue entweder von eben der Art, oder von
verschiedener wieder dazukommen und mit ihnen vermengt werden. Wenn einige davon
geschieden, und abgesondert werden, keine aber wieder in deren Stelle kommet; so
wird dadurch die Art der Materie geändert, immassen dieselbe von dem
Unterscheide der Materien, die mit einander vermenget werden, und von der
Proportion, in welche sie mit einander vermenget werden, ihren
Ursprung nimmt.
Gleichergestalt wird aus eben der
Ursache die Art der Materie geändert, wenn an
die Stelle derjenigen, die abgesondert worden, eine andere von verschiedener
Art, oder auch eine von eben der Art, aber in verschiedener Proportion
darzukommt. Hingegen bleibet die Art der Materie ungeändert, wenn an die Stelle
derjenigen, die abgesondert worden eben wieder dergleichen, und in eben der
Proportion hinzukommet. |
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Da alle Materien der
Cörper, die wir kennen, aus Vermischung verschiedener
anderer entstehen; so hat man auf diese
Gründe
in Erklärung der Veränderungen, die sich in einem Cörper ereignen, hauptsächlich
zu sehen. Wir finden sie aber auch in der
Kunst
nützlich, wie einem jeden, der darauf acht hat, nicht schwer seyn wird, Exempel
zu finden. Man hat ferner zu erwegen, daß, da die fremde
Materie durch den Cörper sich frey durch bewegen kan,
dieselbe nicht allein sowohl von der beständigen als sonderlich der
veränderlichen Materie einige Theile in
Bewegung bringen kan. Da nun alle
Veränderungen durch die Bewegung geschehen; so können auch Veränderungen in der
fremden Materie Veränderungen in dem Cörper hervorbringen.
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Endlich betrachtet man auch die Veränderung |
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3) |
3) Moralisch, welche Betrachtung nur auf den
Menschen
gehet, der allein der Moralischen Natur theilhafftig worden, daß er seine
willkührliche Verrichtungen nach einer gewissen Norme einzurichten hat. |
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Es kan aber der
Mensch
hier auf eine zweyfache Art betrachtet werden: Einmahl nach seinem innerlichen,
hernach nach seinem äusserlichen
Zustande.
Durch den innerlichen Zustand aber
verstehet man die Disposition seiner
Seelen,
des
Verstandes sowohl, als des
Willens, welche beyde durch den weisen und
gütigen Schöpffer mit verschiedenen Fähigkeiten begabet, die auf vielfältige Art
unter einander gemischet sind, woraus verschiedene
Naturelle entstehen, die man
wieder auf zweyerley Weise betrachten kan. |
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Die eine Betrachtung beziehet sich auf die Lebhaftigkeit, nach welcher die
verschiedene
Kräffte
und Fähigkeiten auf einander folgen, indem bey manchen
Verstande
z.E. das Judicium oben an, in der Mitte das Gedächtnis, und zuletzt das In- |
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{Sp. 31|S. 29} |
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genium stehet, und bey dem
Willen zuerst kommt Ehrgeitz, darauf Wollust, und zuletzt
der Geldgeitz, und bey solcher Lebhaftigkeit kan eine Veränderung vorgehen, daß
eine lebhafte Fähigkeit schwach, und eine schwache lebhafft wird. Denn dieses
haben wir aus der
Erfahrung,
daß ein in der Jugend lebhafft gewesenes Gedächtnis, oder Ingenium bey
angegangenem Alter sich abgeleget, und ein vorher schwaches Judicium zugenommen,
nicht in dem
Verstande, als wenn die
Seele
selbst ab- und zunehmen kan, indem dazu die Disposition des
Leibes,
wodurch die Seele würcket, das meiste thut. Und bey dem Willen ist die
Sache
durch die Erfahrung auch bestätiget, daß bey manchen
Menschen
der starcke Hochmuth, die heftige Wollust ihren Graden nach gar sehr kan
geschwächet werden. |
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Die andere Betrachtung beziehet sich auf die
Göttliche Intention, wie die
Kräffte unserer
Seelen sollen
beschaffen seyn, daß im
Verstande Licht und
Wahrheit, im
Willen
Liebe und Tugend
wohnten: Weil nun durch den kläglichen
Sünden-Fall unserer ersten
Eltern diese
Kräffte gar sehr verderbet worden, daß wenn solche in dem blossen natürlichen
Stande gelassen würden, sie das von
GOtt gesetzte und zu des
Menschen
Glückseligkeit bestimmte Ziel nicht erreichen könnten; so müssen wir
billig auf
ihre Verbesserung bedacht seyn, wodurch eine neue Veränderung vorgehet, wenn wir
aus dem Verstande die Finsterniß und Unwissenheit nebst den Irrthümern zu
vertreiben, und den Willen von den
unordentlichen Neigungen, zu der wahren und
ordentlichen Liebe, folglich zur Tugend zu bringen suchen, welches durch
zweyerley Mittel geschehen kan. |
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Eines theils sind es natürliche Mittel, wodurch nur eine
Philosophische Veränderung geschiehet, die von sehr
schlechtem Werthe ist. Denn was dadurch ein
Mensch
insonderheit bey seinem
Willen ausrichten kan, kommt entweder darauf an, daß er
seine böse Neigungen und
Affecten im Zaum zu halten lernet, damit sie äusserlich
in
Reden und
Thaten nicht ausbrechen, wobey das böse
Ding doch allezeit im
Hertzen bleibet, und das Absehen gehet dabey nur auf eine äusserliche
Ehrbarkeit; oder man dämpft eine böse Neigung, einen unordentlichen
Affect,
indem man einen andern erreget, als wenn ein Wollüstiger durch den Ehrgeitz
seiner Wollust zu widerstehen, bemühet ist, und das heist: Einen Teuffel
austreiben, damit ein anderer Raum bekommen möge. |
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Andern Theils sind es
Gnaden-Mittel, wodurch eine geistliche Veränderung,
oder die wahre Bekehrung eines
Menschen
geschiehet, welches in die Theologie gehöret. |
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Vors andere kan der Mensch nach seiner äusserlichen Moralischen
Beschaffenheit angesehen werden, darinnen auch viele Veränderungen vorgehen, die
sonderlich auf drey Stücke ankommen: |
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a) |
Auf den
Stand
selbst, wenn mancher in der
Ehe, und darauf durch den
Tod seines
Ehegatten ausser derselben lebet; und einer, der bisher ausser der Ehe
gelebet, trit nun in den
Ehestand; dahin nun auch unter andern gehöret,
wenn ein Kind, ein
Vater oder
Mutter; ein Knecht oder Magd, ein Herr
oder
Frau wird; ingleichen wenn jemand zu einer Beförderung gelanget: |
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{Sp. 32} |
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lia, wodurch wir die
Ehre,
Commodität und das Haab und Gut
verstehen, worinnen die meisten
Veränderungen fürgehen, welche man, weil man diese Utilia für
Glücksgüter hält, dem Glücke zuzuschreiben, und zu sagen pflegt: Das
Glücke sey veränderlich. So sitzet mancher in grossen Ehren; er kommt
aber auch ziemlich wieder herunter, und mancher
Reicher wird
arm, und ein
Armer reich: |
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c) |
Auf den Wohlstand, oder
Gewohnheiten
geschickter Leute, nachdem man sich in seinem äusserlichen
Thun und
Lassen aus
Klugheit richtet, worinnen von
Zeiten zu Zeiten Veränderungen
geschehen, daß bald dieses bald jenes Mode ist. |
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Bey dergleichen Veränderungen muß ein jeglicher
Mensch
sehen: wie weit sie in seiner
Gewalt
stehen, oder nicht, und in Ansehung des erstern: Ob die Veränderung nützlich;
oder schädlich?
|
- Walchs Philosophisches Lexicon.
-
Wolffs Metaphys. …
- Ebendesselben Phys. Dogmat. I Th. …
- Sturms Natur-Lehre …
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