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Zedler: Articulus, ein Gelencke HIS-Data
5028-2-1721-16
Titel: Articulus, ein Gelencke
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 2 Sp. 1721
Jahr: 1732
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 2 S. 882
Vorheriger Artikel: Articulus
Folgender Artikel: Articulus, Articulatio
Siehe auch:
Hinweise:

  Text  Quellenangaben
  Articulus,  
 
  • ein Gelencke,
  • ein Glied,
  • ein Vers,
  • ein Absatz,
  • ein Punct,
  • ein Satz,
  • Position,
  • ein Stück,
  • Unterscheid,
  • Glaubens-Artickel.
 
  In jure sind Articuli nichts anders, als kurtze und concludirende Wort-Verfassungen, wodurch das zu beweisende Fundament der führenden Intention Stück-Weiß exprimiret wird. Martin. Comm. Forens. Tit. 20. §. 7. n. 5.
  Es wird aber bey Formirung derer Artickel requiriret,  
 
(1) daß sie adfirmative sollen gestellet seyn, mit dem Wort, Wahr, glaube wahr seyn; v.g. wahr, daß dieses oder jenes geschehen.
  • R.I. de an. 1654. zu welchem Ende. 49.
  • Ord. Cam. p. 3. tit. 15. § Zum andern,
  • Calvol. in Prax. Iud. §. articuli. Concl. 1. n. 10.
  • Brun. Proc. Civ. 17. n. 19.
 
(2) Sollen sie aus der Substantz und Gliedern des eingerichteten Libells genommen und demselben, nebst der vorgestellten Klage, conform stylisirt, folglich so formirt werden, daß sie der Principal-Sache directe oder indirecte zu Hülffe kommen.
  • Ord. Cam. p. 3. Tit. 14. §. Und sollen.
  • R.I. de an 1654. d. §. 49.
  • Gail. 1 O. 80. n. 5.
  • Carpz. proc. Tit. 13. Art. 4. n. 10. et P. I. d. 49. n. 13.
  • Ruland. P. III. L. I. c. 3. n. 7.
  {Sp. 1722|S. 883}  
 
  Dann wann das Klag-Libell und die Artickel diversorum generum sind, so können diese nichts probiren.
  • Fibig. Process. P. II. c. 2. m. 2. sect. I. §. 4. reg. 6. ibique Schvvend. n. 655.
 
  Dahero sie auch super facto, nicht aber super jure zu formiren sind.
  • L. ornamentorum 37. de aur. et arg. leg.
  • Myns. 5. O. 88. n. 4.
  • Vmm. d. 13. Θ 2 n. 5.
 
  allwo er Limitationes beybringet, wenn das Jus selbst controvers sey, oder die Quaestio über ein Statutum oder Gewohnheit versire.
 
 
(3) Sollen sie kurtz und succinct seyn, und das nöthigste, und nur ein membrum facti begreiffen.
  • d. R.I. §. 49.
  • Ruland. P. I. lib. I. c. 3. n. 3.
  • Carpz. proc. d. art. 4. n. 8. seq.
 
  Dann die Vielheit und Weitläuffigkeit derer Artickel und Interrogatorien helffen nichts zur Wahrheit, sondern verursachen nur eine Confusion und Obscurität.
 
 
(4) Sollen sie gewiß und schlüssend seyn, und die Intention des Articulanten fundiren, indem sie die Natur vorgebrachter Klage consideriren, und nur dasjenige begreiffen, was zu der angestellten Action nothwendig erfordert wird, und das, wo es probirt worden, die Intention des Actoris nach denen Rechten vor billig erklären, und den Beklagten zur Condemnation schuldig machen kan.
  • Gail. 1. O. 81.
  • Carpz. 3. Resp. 73. n. 6.
  • Klock. de contrib. c. 20. n. 3.
  • Calvol. d. §. Articuli. Concl. 1. n. 8. Text. in Prax. Jud. p. 1. c. 9. n. 5.
  • Mev. p. 3. d. 241. et. p. 4. dec. 21. n. 2.
 
  Dahero auch Articuli impertinentes nicht nur auf des Gegentheils exceptiones, sondern auch ex officio vom Richter, können verworffen werden.
  • Cothm. v. 2. C. 60. n. 204. sqq.
  • d. R.I. de an. 1654. §. Wenn nun der Beklagte.
  • Ruland. P. III. lib. I. c. 4. n. 1.
  • Carpz. de proc. d. art. 4. n. 16.
  • Brun. Cons. 75. n. 8.
  • Mev. P. III. d. 241. n. 1. et p. 5. d. 401.
  • Masc. C. 1177. n. 4.
  • Menoch. 1. A.I.Q. 701. n. 24.
  • Cothm. v. 2. cons. 59. n. 304.
  • Myns. 2. O. 90.
 
  Es werden aber impertinente Artickel genannt, welche weder aus der Substanz und Inhalt des Libells formirt, noch directe oder indirecte auf die Sache accommodirt werden können.
  • Gail. O. 81. n. 4.
  • Carpz. 3. Resp. 73. n. 10. et in proc. d. art. 4. n. 15.
  • Ruland. d.c. 4. n. 2.
 
  V.g. Wann über das Dominium litigirt wird, und man übergäbe Articulos probatorios über die Possession. Wenn sie aber gleichwol der Causae principali etwas Hülffe brächten, so soll man doch selbige, unter der clausula salvo jure impertinentium, lieber annehmen, als verwerffen, damit der modus probandi nicht verkürtzet werde.
  • Ruland. d.c. 4. n. 5. sqq.
  • Carpz. 3. Resp. 73. n. 17. et in proc. d. art. 4. n. 230.
  • Mev. p. 7. d. 117.
  • Brun. de Jur. Eccles. III. 4. §. 6.
 
  Sintemal sicherer ist, etwas überflüßiges, welches nicht schaden kann, in dubio admittiren, als was nöthiges unterlassen.
  • Arg. L. qui mutuam. 56. mand. L. 94. de R.I.
  • Fab. in C. lib. VIII. tit. 3. d. 8. n. 14.
  • Cothm. V. 3. c. 21. n. 122. sq. et cons. 59. n. 342.
  • Gail. I.O. 81. n. 11.
  • Ruland. d.c. 4. n. 7.
  • Mev. 3. d. 241. n. 4. sq.
 
  Und dieses ist nicht nur von denen Articulis impertinentibus, sondern auch von andern, die an einem offenbaren vitio laboriren, zu verstehen, wann sie z.E. negativi, contrarii, generales und dubii wären, welche alle weder zuzulassen noch zu dulden sind. Und zwar ist ratione derer negativ-Artickeln ein textus in Jure Canonico vorhanden,
  • c. 1. X. de Conf. et c. bonae de Electione.
  • Calvol. d. §. 17. c. 1. n. 10.
 
  Doch hat ein Richter oder Commissarius seine Prudentz dabey zu gebrauchen, daß er forsche, ob es eine solche negativa sey, welche probirt werden
 
  {Sp. 1723}  
 
  kann.
  • Francisc. de Herculan. de prob. neg. n. 2.
  • Pacian. de prob. p. 1. c. 31.
  • Menoch. de A.J.Q. cas. 485. n. 2.
  • Vmm. d. 13. n. 10.
  • Perez in C. de prob. n. 8. et 10.
 
  Wenn sich auch die Artickel auf die Probation eines Orts oder einer Zeit fundiren, so verschlägt es nichts, ob sie affirmative oder negative gestellet seyn.
 
  Und wenn die Intention des Articulanten sich auf die negativam gründet, wird die Probation admittirt.
  • Carpz. proc. Tit. 13. Art. I. n. 10.
 
  Um so mehr, wenn es eine negativa juris wäre, v.g. daß Titius nicht testiren könne.
  • L. 5. de prob. ibique Brunn. n. 1. et ad L. 11. C. Eod. n. 2.
  • Martin. Tit. 20. §. 1. n. 266. seqq.
  Aus dem, was gemeldet worden von denen Articulis impertinentibus, erhellet, daß hingen Articuli pertinentes seyn, welche nicht nur directe und principaliter zur Sache dienen, sondern auch, welche nur der caussae principali aliqualiter, wenn es auch nur mit einer geringen Praesumption geschehe, zu Hülffe kommen.
  • Gail. 1. O. 81. n. 4.
  • Ruland. P. III. lib. I. c. 4. n. 4.
  Also kann in possessorio retinendae ein Artickel über die Proprietät admittirt werden, nicht in dem Absehen, daß über die Proprietät oder Dominium soll gesprochen werden, sondern nur ad colorandum possessorium, um dem proponirten Interdicto zu succurriren; weil eine possessio titulata einer blossen possession vorgezogen wird.
  • Marant. P. IV. dist. 7. n. 19.
  • Ruland. d.I.n. 5.
  Also, wenn der Richter des Zeugens Aussage examiniret, ob es zur Sache gehörig, oder ungehörig sey, so soll er diejenige vor pertinent halten, welche etwas zu des Producenten propositum dienet.

 Gail. d. I. n. 7. seq.

  Articuli differiren von den positionibus, so hin und wieder im Röm. Reich üblich, folgender Gestalt: Auf Articul antworten Zeugen, auf positionen der Part, wider welchen geklagt wird, und gemeiniglich der Beklagte, bisweilen auch Kläger, wegen der vorgeschützten repositionen, verfaßten exceptionen: Denn wer beweisen muß, dem stehet auch die Freyheit positiones zu übergeben zu, wie nun der Beklagte excipiendo Klägers Stelle annimmt, mithin den Grund seiner exceptionen beweisen muß; also stehet ihm auch frey, positiones zu übergeben, damit er des Klägers Bekäntniß über die Wahrheit seiner Exceptionen herausbringen möge.  
  Die positiones werden auch negative, ingleichen de credulitate durch die Worte Nicht wahr; hingegen die articuli nur adfirmative, und zwar de veritate abgefasset, welches aus dem irrigen Principio, daß die negativa directe nicht probirt werden können, mag herflüssen. Dem Inhalt derer Positionen muß der Ponent mit sage wahr oder nicht wahr beantworten, nicht aber den Inhalt derer articulorum, nemlich deren Wahrheit ledigleich auf der Aussage derer Zeugen beruhet, jedoch zeiget dieses mehr eine Subtilität an.  Brunnem. in Proc. Civ. c. 17. n. 2.
  Articuli additionales sind Beweiß-Puncten, so nach den Beweiß- oder Gegenbeweiß-Articuln entweder innerhalb gebührender Frist, oder nach solcher, wenn neue Documenta gefunden, übergeben werden. Ferner werden bisweilen in peinlichen Sachen, wenn einer über die übergebene Defensional-Articul seine Unschuld noch besser beweisen will, dergleichen gemacht.  
  Articuli captiosi sind verfängliche oder solche Articul, dadurch einer gefangen wird, er bejahe, oder leugne sie gleich.  
  Articuli defensionales, Schirm-Articul, Hülff-Rede, sind die Artickel, welche derjenige, so einer Übelthat beschuldiget wird, zu seiner Defension oder Ver-  
  {Sp. 1724|S. 884}  
  theidigung übergiebet; oder die Schirm-Artikel sind diejenige, wenn der Beklagte auf die Articulos positionales seiner Widerparthey geantwortet hat, und nachmahln er selbst auch Artikeln übergiebt und einleget, und Zeugen darauf führet, damit seine Responsion zu vertheidigen, desselbigen Defensional-Artikel mag er mit derer Zeugen Sage beweisen und über einen jeglichen Artikel zusammen ziehen, was auf eines jeden Zeugen Sage dienlich, dergleichen ablehnen, was verweißlich und nachtheilig daran seyn mag, solches nennet man Probation-Schrifft, seu probationum defensionalium. Und also sagen wir Defensionalium defensiones, oder Additionalium additiones, davon siehe Gail. de Pace publ. I. 16.
  It. Hülffs-Rede und Ausflüchte.  Confer. Carpz. Pract. crim. part. II. q. 115. n. 77. et seq.
  Articuli elisiui sind Artikel, wormit die Articuli defensionales von dem Advocato fisci hintertrieben werden.  
  Articuli fidei, die Glaubens-Articul oder Puncta.  
  Articulus illativus, der Artikel, so vor sich selbst, oder aus andern schleußt.  
  Articuli inquisitonales sind die Puncte, so der Richter wider den, so eines Lasters beschuldiget wird, verfertigen, und solchen darüber vernehmen lässet.  
  Articuli probatoriales, die Beweiß-Puncten, so derjenige, dem der Beweiß zuerkennet ist, führet, und aus denjenigen Positionibus, so von dem Beklagten verneinet, durch Fragen heraus gezogen sind, oder auch sonst auf alle Weise, entweder durch Zeilen, oder briefliche Urkunden, die Wahrheit darzuthun, hergenommen sind.  Es wird auch zugleich Commission begehrt.  Jac. Blum. proc. Cam. tit. 68. num. 13. et seq.
  Oder die Beweiß-Artikel sind die Intention und Meinung und Materie, welche der Zeugenführer beweisen will.  Rut. Ruland. Part. II. Lib. I. c. 2. n. 12.
  Siehe Probatoriales Articuli.  
  Articuli reprobatoriales, die Gegenbeweiß-Puncten, dadurch jemand das Gegentheil zu behaupten suchet.  
  Articuli reprobatorii reprobatoriorum sind solche Artikel, die in gewissen Fällen wider die Gegenbeweiß-Artikel zugelassen werden.  
  In Articulo, alsbald. L. 2. C. de Offic. Comit. sacr. palat.
     

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Stand: 27. Oktober 2022 © Hans-Walter Pries