Titel: |
Freyheit |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
9 Sp. 1870 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 9 S. 958 |
Vorheriger Artikel: |
Freyhan |
Folgender Artikel: |
Freyheit, darzu wir beruffen |
Siehe auch: |
|
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
|
|
Text |
|
|
Freyheit. Dieses
Wort wird gemeiniglich in zweyerley
Verstande genommen, entweder im weitläufftigern, oder im genauern Verstand. |
|
|
Nehmen wir es in weitläufftigem Verstande, so ist es aller Hinderung und
Beschränckung entgegen gesetzet, und kan sowol von
lebenden als leblosen
Dingen
gesagt werden: Dann
z.E. das
Wasser hat seinen freyen Lauff, wenn ihm kein Wehr
oder Schleusse vorgebauet ist: ein Pferd hat seine Freyheit, wenn es nicht
angebunden, oder eingesperret ist. |
|
|
Im genauern
Verstande gehet selbige nur den
Menschen an, und da ist sie
entweder der
Nothwendigkeit, oder dem äusserlichen Zwange, oder der
Dienstbarkeit, oder dem Unvermögen entge- |
|
|
{Sp. 1871|S. 959} |
|
|
gen gesetzt. |
|
|
Der Nothwendigkeit wird sie entgegengesetzt, wann man zu einer
Sache durch
ein anderes
Principium nicht determiniret ist, sondern nach
eigenem Gefallen was vornehmen kan. |
|
|
Dem äusserlichen Zwange stehet sie entgegen, wann man durch kein
äusserliches Mittel genöthiget wird, dieses oder jenes zu
thun. |
|
|
Der
Dienstbarkeit stehet sie entgegen, wann man niemanden zu Gebote stehen
darff: Also hat ein
Knecht oder
Magd seine Freyheit nicht, dann er stehet unter
seinem
Herrn. |
|
|
Dem Unvermögen wird sie entgegen gesetzt, wenn z.E. ein Krancker nicht die
Freyheit hat, auszugehen, sich aufzurichten, und so ferner. |
|
|
|
|