HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Mittel HIS-Data
5028-21-563-3
Titel: Mittel
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 21 Sp. 563
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd.21 S. 299
Vorheriger Artikel: Mitte eines Circkels
Folgender Artikel: Mittel (Das)
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Mittel, Remedia, sind dasjenige, woraus die Würcklichkeit einer Absicht kan begriffen werden, oder dasjenige, welches den Grund in sich enthält, warum die Absicht ihre Würcklichkeit erreichet.  
  Z.E. wenn einer spatzieren reiten will, um sich dadurch ein Vergnügen zu machen; so ist das Vergnügen die Absicht; das Spatzieren-Reuten aber das Mittel. So ist bey einem Studenten, der sich des Studirens wegen auf Academien aufhält, das Studiren die Absicht; die Reise aber und die Verbleibung auf Academien das Mittel.  
  Es ist das genaueste Verhältniß zwischen einer Absicht und einem Mittel, daß keines ohne dem andern seyn kan. Der gröste Theil der Klugheit kommet auf diesem Punct von den Mitteln an, daß wir bey den menschlichen Handlungen solche Mittel zu erfinden und zu approbiren wissen, dadurch wir unsern Zweck erlangen. Es erfordert überhaupt die Klugheit,  
 
1) daß man bequeme und hinlängliche Mittel braucht, folglich lassen diejenigen eine Thorheit sehen, welche entweder den Endzweck ohne Mittel zu erreichen gedencken, oder zwar einige, aber doch untüchtige Mittel brauchen, oder zwar bequeme aber nicht hinlängliche aussuchen, oder nicht gebührend anwenden.
2) Daß man die leichte Mittel den schweren vorziehe, welches abermahl höchst vernünfftig, indem man mit leichterer Mühe zu seinem Zweck kommt etc. und also desto ehe sein Interesse befördern kan; doch ist die Rede von solchen leichten Mitteln, die zur Erhaltung des Endzwecks auch dienlich sind.
3) Daß man die sicheren Mittel lieber brauche, als die gefährlichen, weil bey diesen der glückliche Ausgang, einer
 
  {Sp. 564}  
 
  Sache viel ungewisser, als bey jenen.
4) Daß man überall auf alle und jede Umstände fleißig acht habe.
 
  Die Scholastici haben verschiedene Arten von dem Mittel gesetzet, als da ist medium quod, quo, sub quo und in quo, und von jeder eine dunckle und unzulängliche Beschreibung gemacht. Denn  
 
  • das medium quod soll dasjenige Mittel seyn, welches vorher die Würckungen einer würckenden Sache annehme, ehe sie an dasjenige komme, so sich leidend verhielte, z.E. die Lufft sey das Mittel zwischen den würckenden Feuer und der leidenden Hand, welches eben so viel, als wenn man saget: die Hand wird vermittelst der Lufft durch das Feuer warm:
  • das medium quo sey die Art und Weise, wie eine würckende Sache ihre Würckung herfür bringe, dergleichen Mittel, z.E. die Wärme sey, durch die das Feuer in die Hand würcke.
  • Das medium sub quo wird genennet, welches das Vermögen in solchen Stand setze, daß die Würckung daraus erfolge, z.E. das Licht, vermöge dessen das Auge etwas sehen könne,
  • das medium in quo aber sey, durch dessen Betrachtung man zur Erkenntniß einer andern Sache sehen könte,
s.
  • Micrälii Lexicon philosoph.
  • Velthems instit. metaphys. Th. I. …,
  • und Chauvins lexic. philos. …
     

HIS-Data 5028-21-563-3: Zedler: Mittel HIS-Data Home
Stand: 7. April 2013 © Hans-Walter Pries