Titel: |
Vorstellung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
50 Sp. 1283 [in der Vorlage falsch: 1383] |
Jahr: |
1746 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 50 S. 657 |
Vorheriger Artikel: |
Vorstellen, siehe Vorstellung |
Folgender Artikel: |
Vorstellung, (das Fest Mariä) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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Vorstellung, man hat überhaupt zweyerley
Vorstellungen. |
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- Einige geschehen durch die
Gedancken in die
Seele, welche nichts anders als die Ideen, davon
der
Artickel:
Idea, im
XIV
Bande,
p. 328.
nachzulesen, sind, siehe auch den Artickel:
Vorstellen, (sich);
- andere durch die
Rede, welche
in einem
Vortrag der Gedancken bestehe, wenn
man selbige andern durch die
Worte, als
äusserliche
Zeichen, zu
erkennen giebt.
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Diese letztere Vorstellungen können
entweder in Ansehung der
Sachen, die sie in sich
halten; oder der Art und Weise, wie sie
geschehen, betrachtet werden. |
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Denn was die Sachen betrifft, die man
vorstellet, so sind sie hier eben so mancherley, als
sie bey der
Erkenntniß sind. Sie lassen sich
füglich in zwey Classen, in gemeine, welche durch
die
Sinnen und Gedächtniß zu erkennen; und in
judicieuse, dazu ein Nachdencken vermittelst des
Judicii erfordert wird,
abtheilen.
Die letztern sind wieder entweder Theoretische oder Practische. |
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Alles, was ein
Philosophe erkennet und andern wieder vorstellet,
kommt darauf an: Er trägt judicieuse Wahrheiten,
so wohl Theoretische als Practische für; indem
aber selbige durch die Abstraction vermittelst des
Nachdenckens erkannt werden, so setzt dieses
die sinnliche Erkenntniß der eintzeln
Begebenheiten; oder die
Erfahrung vor aus. |
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Die Art, wie eine solche Vorstellung
geschehen kan, ist auch mancherley, in
judicieusen Sachen sind sonderlich drey
Eigenschafften wichtig und nöthig, als |
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- die Deutlichkeit, daß der andere unsere
Gedancken begreiffen, und den
Verstand der Rede
empfinden kan;
- die Gründlichkeit, wenn man
den
Grund, worauf eine
Wahrheit beruhet,
anzeiget und weiset, warum sich eine Sache so,
und nicht auf eine andere Art verhalte,
- und die
Lebhafftigkeit, daß der
Wille in eine
Bewegung
gebracht werde, und eine
Lust an den erkannten
Wahrheiten bekomme, welches nicht geschehen
kan, wo nicht
Bewegungs-Gründe des Willens mit
vorgestellet werden, so nur nach Befinden der
Sache selbst geschehen kan.
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Diese Lebhafftigkeit ist |
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Die erste Art, lebhafft was vorzustellen,
braucht man bey weisen und
vernünfftigen
Leuten; die andere bey denen, die sich von ihren
Vorurtheilen und Affecten
regieren lassen. Durch
die Deutlichkeit der Vorstellung wird die
Erkenntniß leichte, durch die Gründlichkeit
überzeugend, und durch die Lebhafftigkeit
practisch. |
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So haben wir dieses
Wort Vorstellung in
weitern
Verstande genommen, insbesondere
braucht man dasselbige vornemlich von
moralischen Sachen, wenn man einen zu etwas
lencken will, da man
sagt: ich will ihm die Sache
vorstellen; ich habe ihm solches vorgestellet. |
Walchs Philosophisches
Lexicon. |
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Wir wollen hier kürtzlich zeigen, wie
dergleichen Vor- |
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{Sp. 1284} |
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stellungen sollen beschaffen seyn. Wenn z.E.
ein Mensch auf
Ehre siehet, hält er für gut, was
Ehre bringet: hingegen für schlimm, was
Schande
bringet. Wenn er demnach darüber
zornig wird,
das ihm einer etwas zuwieder gethan, darinnen er
seiner Ehre zu nahe getreten zu seyn vermeynet;
so muß man ihn überführen, daß dasjenige,
worüber er eiffert, seiner Ehre keinen Eintrag thue,
und zwar aus eben dem
Grunde, woraus er
urtheilen wird, das seiner Ehre ein Eintrag
geschehe. Hierdurch wird sich der
Zorn legen, und
die Rache absonderlich nachbleiben, wenn man
ihn begreifflich machen kan, daß er dadurch
seiner Ehre mehr hinderlich seyn werde. |
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Käme man mit eben den Vorstellungen in
einem dergleichen Fall an einem Menschen, der
mehr auf
Geld als auf einen wahren Ruhm siehet,
und den Schein des Ruhmes zu einem
Mittel des
Erwerbes macht, der würde dadurch weder von
dem Zorne, noch der daraus erfolgenden Rache
zubringen seyn: ihm müste man zeigen, daß
durch die geschehene
Beleidigung weder seine
Ehre, noch sein Erwerb einigen Eintrag leide,
sondern vielmehr durch die Rache dergleichen zu
besorgen wäre. Und in dieser Absicht ist nützlich,
daß man die
Gemüther kennen lernet. |
Wolff von der Menschen
Thun und Lassen … |
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Wenn die Vorstellung etwas verfängt, und
ihre gehörige
Würckung hat, so heißt sie eine statt
findende und ersprießliche; wiedrigenfalls aber
eine nichtige und vergebliche Vorstellung. |
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Siehe |
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- Pflegung der Güte, im XXVII
Bande,
p. 1592.
- dergleichen Gütliche Handlung, im XI Bande,
p.
1299.
- wie auch Handlungs-Vorschläge derer
Privat-Personen, im XII Bande, p. 438. u.ff.
- nicht
weniger Verfahren, im XLVII Bande, p. 544. u.ff.
- so auch Vergleich, (glücklicher) ebenda p. 728.
u.ff.
- und Vergleich, (gerichtlicher) ebenda p. 727.
u.f.
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