Titel: |
Bewegungs-Gründe |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
3 Sp. 1633 |
Jahr: |
1733 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 3 S. 832 |
Vorheriger Artikel: |
Bewegungen, widernatürliche |
Folgender Artikel: |
Bewegungs-Kunst |
Siehe auch: |
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Ersch/Gruber:
Sect. 1 Th. 9 (1822) S. 378: Bewegungsgründe
- Wikipedia: fehlt
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben
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Bewegungs-Gründe sind die
Gründe des
Wollens, oder Nichtwollens: oder die
Vorstellungen des
guten, oder
bösen, wodurch wir
bewogen werden, dasselbe entweder zu
begehren, oder zu vermeiden. |
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Der
Wille
thut nichts ohne dem
Verstand, und
daher muß iederzeit eine
Erkänntniß oder ein
Grund in dem Verstande seyn, wodurch der Wille
beweget wird. So verborgen auch manchmahl die
Bewegungs-Gründe sind, so sind sie doch
vorhanden, wenn man genau darauf mercket,
zum Exempel: Es werden zwey Ducaten, die von
gleichem Schlage und gleich wichtig sind, ja
überhaupt, zum wenigsten dem Ansehen nach,
gäntzlich ähnlich sind, auf den Tisch geleget, und
Titius soll einen davon nehmen. Titius hat beyde
genau vorher betrachtet, und nicht den geringsten
Unterschied darbey wahrgenommen;
unterdessen
nimmt er einen davon hinweg, und man bildet sich
ein, er ziehe einen dem andern ohne Bewegungs-Grund vor. Ob nun zwar gleich kein Bewegungs-Grund in der
Sache selbst anzutreffen ist, so
findet sich doch einer in dem Verhalten gegen
denjenigen, der die
Wahl anstellet.
Fragt man
Titium, warum er diesen und nicht jenen ergriffen,
so ist die Antwort: er habe den ersten den besten
genommen. Ist also die
Bequemlichkeit
im Ergreiffen
der Grund seiner Wahl gewesen. |
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Die Bewegungsgründe bestehen entweder nur in der Wiedervorstellung der
Sache, oder sie sind mit einer Bestimmung der
Beurtheilungs-Krafft
verknüpft. Die ersten befinden sich bey denen gewöhnlichen
Thaten, wie essen und
trincken, ohne an einen Bewegungs-Grund zu
gedencken, weil die
Seele ihr
Urtheil schon durch
die
Gewohnheit befestiget hat, so reflectiret sie
nicht mehr darüber, daher sie den von den
Gedancken keinen so starcken Eindruck
empfängt, als wenn sie bey einer andern
Sache
eine genaue
Untersuchung anstellet. |
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Ferner sind die Bewegungs-Gründe entweder
vernünfftig oder
unvernünfftig, nachdem wir
entweder
wahre oder
falsche
Begriffe von dem
guten u.
Bösen haben. |
Wolfens vernünfftige
Gedancken von GOtt, der Welt und der Seelen.
… |
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Im übrigen, wie man sich bey denen
Bewegungs-Gründen, welche man andern
beybringen
will, zu verhalten habe, siehe
Wolff in
vernünfftigen Gedancken von der Menschen Thun
und Lassen. Th. II. … |
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Was Wolff Bewegungs-Gründe
nennet,
heissen bey andern die
Endzwecke. |
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