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Quellenangaben |
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Moral-Philosophie, oder schlechthin Morale,
wird bald in weiterem und bald in engerem
Verstande genommen. |
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In weitläufftigem Verstande begreiffet sie die
gesamte practische Philosophie, oder alle
diejenigen
Disciplinen in sich, welche von der
Einrichtung des
menschlichen
Thuns und Lassens
nach der
Vernunft, zu Beförderung und Erhaltung
seiner
Glückseeligkeit handeln. Sie wird daher in
diesem Verstande auch Philosophia activa und
Practica, wie nicht weniger Philosophia Moralis und
Morum, ingleichen Medicina Moralis
genennet. |
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Welche Disciplinen aber zu dieser practischen
Philosophie zu rechnen seyn, darüber haben sich
die
Gelehrten in
alten
Zeiten so wenig als in den
neuern Zeiten vergleichen können, sondern bald
mehrere bald wenigere dahin gerechnet; je
nachdem sie sich
unterschiedene
Begriffe davon
gemacht haben. |
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Denn so
redeten die alten
Philosophen vor dem
Aristoteles in ihrer Morale von nichts als von der
innerlichen Glückseeligkeit des
Gemüthes;
Aristoteles dagegen schwatzete nur von der
äusserlichen Glückseligkeit des Menschen: Selbst
in den Begriffen von der Glückseligkeit des
Menschen, waren sie von einander
unterschieden,
indem einer dieselbe in der
Wollust, der andere in
einer Unempfindlichkeit und Gleichgültigkeit, wieder
ein anderer in der Betrachtung göttlicher, oder wohl
gar natürlicher Dinge u.s.w. setzte. |
-
Stollens Historie der
Heydnischen Morale.
- Heumanns Acta philosophica
…
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Hieraus konte nun
nothwendiger Weise nichts
anders folgen, als dieses, daß einer zur practischen
Philosophie dasjenige rechnete, was der andere zu
der Instrumental- oder Theoretischen Philosophie
zählete; hingegen der andere wieder andere
Abtheilungen sothaner Philosophie machete. Und
eben daher ist es gekommen, daß die
Beschreibungen dieses
Theils der
Welt-Weisheit
bey dem einen so, bey dem andern anders
lauteten. |
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Kein besseres Aussehen hat die
Sache bey
den neuern
Welt-Weisen; angesehen von selbigen
bald mehr bald wenigere
Dinge zu dieser
practischen Philosophie gezogen, und folglich
dieselbe bald so bald wieder anders beschrieben
wird. Die
Ursache dessen ist, einmal, weil
verschiedene Gelehrte als Theile der practischen
Philosophie halten |
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1) die Ethic an sich |
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2) die Lehre vom
natürlichen Rechte |
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3) die
Politic und |
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4) die natürliche Theologie |
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Andere hingegen rechnen diese letztern zur
Metaphysic und machen aus der Ethic und Politic
nur eine Disciplin, mischen auch wohl gar das Recht
der Natur in die Ethic. Wieder andere aber rechnen
zu der Practischen Philosophie auch die
Oeconomie, und was dergleichen
Meynungen mehr
sind, welche alle anzuführen und mit
Exemp. zu
erläutern der |
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{Sp. 1487|S. 769} |
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Raum nicht zureichen mögte. Genug wird es
seyn, daß wir die Meynungen der grossen Welt-Weisen Christian
Thomasius, Andreas
Rüdigers
und Christian
Wolfs von der Practischen
Philosophie hier kürtzlich anführen; diejenigen aber,
welche von den unterschiedlichen Einrichtungen
und
Methoden der Moral-Philosophie
umständlich
unterrichtet seyn
wollen, auf die dahin gehörige
Schrifften selbst verweisen. |
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Jener
saget in der Einleitung zur Sitten Lehre
… die practische Philosophie sey nichts anders, als
die
Gelahrheit, die dem
Menschen weise, wie er
glücklich
leben
solle. Diese
Glückseeligkeit aber
müsse er vorher wohl und deutlich
verstehen,
worinn sie bestehe, und was ihm
Gott zu
thun
dieserwegen auferleget habe; hernach aber bedacht
seyn, wie er die Hindernisse aus dem Wege räume,
die ihn abhielten diese Glückseeligkeit zu erlangen.
Die Hindernisse kämen entweder von ihm selbst her
durch seine
Affecten, zu deren Bezähmung die
Ethic oder Sitten-Lehre dienete, oder von aussen
entweder durch
Mangel, welchen zu vertreiben die
Haushaltungs-Kunst sey, oder durch
Furcht für
äusserlicher
Gewalt und List, wider welche
Hinderniß die
Politic diene. |
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Rüdiger hingegen fasset die Ethic und Politic
zusammen unter der Lehre von der Klugheit zu
leben, welche entweder eine
Ethische oder
Politische sey. |
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Herr Wolf hat endlich seiner practischen
Philosophie 4
Theile zugeeignet |
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1) die allgemeine Practische Philosophie |
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2) die Sitten-Lehre |
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3) die
Haushaltungs-Kunst und |
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4) die Staats-Kunst. |
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Das Natur-Recht aber hat Herr Wolf nicht als
einen besondern Theil der Practischen Philosophie
angesehen, in dem er
meynet, daß wenn man das
Natur-Recht von der Practischen Welt-Weisheit
absondere, es eben so viel wäre, als wenn man die
Theorie von der Ausübung, oder die Lehr-Sätze von
den Aufgaben absondern wolle. Er hat also das
Natur-Recht mit den Practischen Theilen der
Philosophie d.i. die Lehre mit der Ausübung
durchgängig verknüpfet. |
Carl Günther
Ludovici
Historie der Wolffischen Philosophie ... |
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Am besten scheinen es diejenigen zu treffen,
welche zur Moral-Philosophie im weitläufftigem
Verstande genommen, oder zur practischen
Philosophie nur folgende Stücke, nemlich die Ethic,
oder
Tugend-Lehre, die natürliche Rechts-Gelahrheit und die Politic rechnen, und sie auf diese
Art zusammen hängen, daß jene gleichsam die
Vorbereitungs-Disciplin sey, welche den
Willen zur
tugendhafften Ausübung der vorgeschriebenen
Verrichtungen
geschickt mache; die andere aber
weise, was man nach dem natürlichen Gesetze thun
und lassen müsse; die letzte aber die Art und Weise
zeige, wie man sein Thun und Lassen so
einzurichten habe, daß man dabey seine
Glückseeligkeit befördere, welcher letztern endlich
die Haushaltungs-Kunst angehänget werden muß.
Von jeder wird unter besondern
Artickeln gehandelt
werden. |
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In engerm Verstande aber wird durch die
Moral-Philosophie nur ein Theil jener Morale
ausgedruckt, und zwar derjenige, welcher lehret,
welche
Handlungen des Menschen nicht allein recht
und
löblich sind, sondern auch zugleich zeiget, auf
was für Art und Weise man dieselben vollbrin- |
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{Sp. 1488} |
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gen, und die ihnen entgegen gesetzten
Laster
vermeiden kan; von welcher der Artickel
Sitten-Lehre nachzuschlagen ist. |
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Wie weit nun diese Moral-Philosophie von der
Moral Theologie unterschieden sey; solches ist
unter dem Artickel Moral-Theologie abgehandelt
worden. |
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Was den
Nutzen und
Nothwendigkeit dieser
Moral-Philosophie anbelanget: so ist nicht
nöthig
deshalben viele
Worte zu machen, weil kein
vernünfftiger Mensch, der nur eine Nachricht von
selbiger besitzet, denselben in
Zweiffel ziehen wird.
Diejenigen aber, welche diesen Punct dennoch
gerne ausgeführet sehen mögten, können sich
im |
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- Placcius de Fructu praecipuo Philosophiae
moralis.
-
Thomasius Cautel. …
-
Buddeus
Element.
Philos. Moral. … und in Isagoge …
- Winger
Dissert.
de neglectu philosoph. Moralis praecipuo
Jurisprudentiae Impedimento.
- Langens dreyfachen
Unterricht …
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Raths erhohlen. |
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Endliches auch noch von dem
Ursprung und
Fortpflantzung dieser Moral-Philosophie, ingleichen
von der Art und Weise ihres
Vortrages etwas zu
erinnern. |
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Daß die Moral fast eben so
alt sey, wie die
Menschen selbst, ist ausser allen Streit. Von der
Morale der Hebräer, der Chaldäer, Aegyptier,
Araber und überhaupt aller sogenanten Barbaren,
wie nicht weniger der Griechen und Römer handeln
besondere Artickel. Hier ist also nur noch der
Fortgang der Morale unter den
Christlichen
Völckern mit wenigem zu gedencken. |
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Unter den ersten Christen treffen wir demnach
insonderheit die Kirchen-Lehrer an, welche zwar
keine Philosophische Moral
geschrieben, gleichwol
in ihren
Schrifften
verschiedenes davon haben
einfliessen lassen. Daß aber diese ihre Moralische
Lehr-Sätze viele merckliche Fehler haben, ist ohne
Mühe daraus abzunehmen, indem sie eines Theils
den
Unterschied unter der
Natur und
Gnade nicht
deutlich aus einander gesetzet; andern Theils aber
von der Moralität dieser oder jener Handlung
offtmahls unrichtig
geurtheilet, und vieles für
sündlich ausgegeben, so es doch in der
That nicht
ist. |
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Es sind aber solche Fehler mehr zu
entschuldigen als zu
bestraffen, zumal wenn man
erweget, daß zu ihrer
Zeit die
Philosophie nicht sehr
im Schwange gegangen, und sie zur Aufnahme der
Christl. Lehre, wie
billig, es für besser gehalten
haben sich mehr um die Theologische als
Philosoph. Moral zu bekümmern, weshalben denn
auch Barbeyrac in seiner
Vorrede über des
Pufendorfs Natur- und Völcker-Recht ihnen durch
seine scharfe Verweise zu viel gethan, und daher
mit
Grunde von dem P. Ceillier in der apologie et la
morale des peres de l'eglise widerleget
worden. |
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Insonderheit aber hat sich Anicius Manlius
Torquatus Severinus Boethius durch seine
Bücher de Consolatione philosophiae des
Namens
eines guten Moralisten
würdig gemachet. |
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Was von der Morale der so genannten
Scholastischen Philosophen zu halten sey, davon
besiehe Moral-Philosophie (Scholastische). |
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Um und nach den Zeiten der
Reformation,
bekam endlich die practische Philosophie ein ander
Ansehen und ward endlich von der Barbarey der
Scholasticker immer mehr u. mehr gesaubert; ob
wol nicht zu
läugnen stehet, daß schon im XIV
Jahrhundert,
und also lange vor der Reformation der
berühmte Petrarcha in seinem Buche de
remediis utriusque fortunae die Mängel der
Scholastischen Morale ein- |
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{Sp. 1489|S. 770} |
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gesehen hat. |
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Diejenigen, welche nachhero, statt der
Scholastischen Morale des Aristoteles seine in ihrer
Reinigkeit vorzutragen und in Flor zu bringen
gesuchet, haben sich um diese Disciplin nicht
sonderlich verdient gemachet. Martin Luther hielt
mehr von des Cicero Büchern de Officiis und hätte
daher die Aristotelische Morale gerne
ausgemertzet gesehen. Philipp Melanchthon aber
hielt ihr den Rücken, und setzte so gar in
öffentlichen Schrifften: daß dieses
Heyden Lehre
von
bürgerlichen Sitten so
vollkommen sey, als man
sie verlangen könne. Seine Elementa Doctrinae
Ethicae haben vorlängst ihre Hochachtung
verlohren. Dennoch aber scheinen des Conrad
Hornejus Philosophia Moralis und Jacob
Thomasius in Tabellen verfaßte Philosophia
Practica lesens werth zu seyn. |
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In Italien es endlich Hieronymus Cardanus,
und in Franckreich Michael Montagne die ersten
gewesen, die mit Hindansetzung des Aristotelis
aus ihrem
Kopfe moralisiret haben. |
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Zu Ende des XVI Jahrhunderts hat unter den
Deutschen Abrah. Scultet auf Zureden zweyer
Schlesischen
Ritter seine zwey Bücher von der
Moral eclectisch ausgearbeitet und
heraus gegeben. Gleichfalls hat Barthold Keckermann in
seinem System. Ethic. sich an keine Secte
gebunden. Es hat aber dem allen ohngeachtet die
gemeine sectirische Morale dennoch die Oberhand
behalten, bis endlich Frantz Baco de Verulamio in seinem
Tractat de augmentis scientiarum die
Unvollkommenheit derselben nachdrücklich
vorstellete, und was zur
Verbesserung dieser
wichtigen Disciplin dienen mögte, nach seinem
Begriffe angezeiget. Denn man hält dafür, daß
Hugo Grotius hierdurch seine Bücher de Jure Belli
et Pacis zu schreiben bewogen worden. Eben
dieser Engelländer hat auch selbst Hand angeleget,
und sind seine Moralische Schriften oft
aufgeleget
worden. |
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Renatus des Cartes hat in der Morale wenig
gethan, und machen seine Regulae Morales, die
man in seiner Dissertation de Methodo lieset, ihn
noch zu keinem Moralisten. Das Buch de
passionibus aber gehöret fast mehr zur Physic als
zur Moral, und ist überdieß mit häufigen Fehlern
angefüllet. |
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Uberhaupt aber haben bis zu
Anfange des jetzt
laufenden Jahrhunderts die Moralisten sich nicht
viel um den Unterschied der verschiedenen
Disciplinen der Practischen Philosophie bekümmert.
Christian
Thomasius und Johann Frantz
Buddeus aber haben das
Recht der Natur von der
Ethic und
Politic unterschieden. Thomasius
insonderheit hat diesen Unterschied noch grösser
gemachet und in seinen fundamentis Juris Naturae
et Gentium die Regulas Justi, honesti und decori
recht deutlich unterschieden. |
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Friedrich Gentzke hat zu den besagten
Moralischen Disciplinen annoch die Lehre von der
natürlichen Gottesfurcht hinzu gethan, und
anfänglich einen kurtzen Begrif der Moral, unter
dem
Titul: kurtze Anleitung glücklich zu leben,
nachhero aber in seinem system. philosoph. eine
vollkommene practische Philosophie geliefert. So
hat auch Christoph Heinrich Amthor eine kurtze
Einleitung zur Staats- und Sitten-Kunst heraus
gegeben, welche ihrer Deutlichkeit wegen gelobet
wird. |
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Endlich haben des weitberühmten
Philosophen
Christian
Wolfs vernünfftige Gedancken von der
Menschen Thun und |
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{Sp. 1490} |
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Lassen zu Beförderung ihrer Glückseeligkeit
ein besonder Aufsehen gemachet, indem sie nicht
nur bey
Protestanten sondern auch bey
Catholicken
sehr gütig aufgenommen worden, wiewohl von
seinen Gegnern vieles dawider erinnert wird,
welches aber unter einem besondern Artickel von
der Wolffischen Philosophie gehöret. |
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So verdienet auch Martin Hassens synopsis
scientiae de prudentia morali universa, unter den
moralischen Schriften angeführet zu werden. |
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Wer mehr von dem Ursprung und Fortgang der
Moral-Philosophie wissen will, wird beym |
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- Gundling Hist. philos. Moral.
- Stollen Historie
der Heydnischen Morale und Historie der Gelahrheit
…
- Langen dreyfachen Unterricht etc.
- wie auch Kemmerich Academie der Wissenschafften III Theil
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hinlängliche Nachricht finden. |
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Diejenigen aber, welche ihren
Fleiß nur einer
gewissen
practischen Disciplin gewidmet, sind
unter besondern Artickeln zu suchen. |
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Die Art und Weise, nach welcher bisher die
Moral-Philosophie
vorgetragen worden, ist
unterschieden. Denn einige haben sich eines
verblümten, andere eines offenbaren Vortrages
bedienet. Zu jenen gehören diejenige, so ihre
Morale durch kurtze
Sätze, Bilder, und Fabeln,
vorgetragen haben. Zu diesen aber sind diejenigen
zu rechnen, die sich der
Historien, Gespräche,
Satyren, Caracteren und der systematischen
Ordnung bedienet haben. |
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1) |
Der kurtzen Sätze haben
sich Salomon und Syrach in ihren Sprüchen
bedienet. Es sind auch dergleichen Sprüche von
den 7 Weisen in Griechenland und andern alten
Schriften vorhanden, und zu den neuern Zeiten hat
man ebenfalls paränetische Schrifften, und
allerhand moralischen Maximen aufgesetzet,
welches sonderlich von den Frantzosen
geschehen. |
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2) |
Der
Lehr-Art durch Bilder
haben sich die Ägyptier bedienet, wie unter einem
besondern Artickel nachzusehen ist. Dahin gehöret
auch die Symbolische Lehr-Art, deren sich
Pythagoras, um auch darin was besonders zu
haben, bedienet hat. |
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3) |
Durch Fabeln haben viele
Völcker die Sitten-Lehre einzuschärfen sich
bemühet. Es sind aber der moralischen Fabeln
zweyerley
Arten, Poetische und Philosophische.
Jene, die man bey den Poeten antrift, haben viele
moralisch erklären wollen, wie denn Eschenbach
eine Ethicam mythologicam und Johann Christoph
Wolf Dissertationes de mythica moralia tradendi
ratione non antiqua geschrieben hat. |
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Daß die Indianer die Fabeln
des Pilpai haben, die Araber und Türcken aber sich
mit des Locmanns Fabeln tragen, ist am andern
Orte erinnert worden. So ist auch von den Fabeln
des Aesopus unter dem Artickel Moral-
Philosophie (Griechische) nachzusuchen. |
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Unter seinen Nachfolgern
aber sind verschiedene so wohl alte als neue,
welche Fabricius Bibliotheca graeca … angeführet
hat. |
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4) |
Die sehr
nützliche Methode
durch Historien und
Exempel die Morale zu lehren
hat unter andern insonderheit dem Joh. Conrad
Dürrius ethica paradigmatica, Erasmus
Brochmandus, ethicae historicae specim.
gefallen. |
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5) |
Die von Socrates und
Plato beliebte Methode ihre Lehren Gesprächs-Weise vorzutragen, ist von verschiedenen neuern
nachgeahmet worden. Insonderheit haben die
Frantzosen hierinnen ihre
Geschicklichkeit sehen
lassen. Von den Deutschen aber kan |
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{Sp. 1491|S. 771} |
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man ebenfalls einige
aufweisen, welche Meister-Stücke verfertiget
haben. |
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6) |
durch Satyren, oder
höhnische und lästerliche
Vorstellung der Laster
haben unter den Alten, wie gehöriges Orts
angemercket ist, Petronius, Horatius, Juvenalis u.
Persius, von denen neuern aber Moliere, Boileau
und viele andere, die Morale einzuschärfen
gesuchet, |
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7) |
durch gewisse Caracteres
und Abbildungen der
Tugenden und
Laster, die
Morale zu lehren, hat zu erst Theophr. Eresius, in
Ubung gebracht, wie denn dessen Caracteres
morum mehrmahls
Lateinisch und
Griechisch heraus
gegeben, auch so gar in die
Frantzösische Sprache
übersetzet sind. Diesem Exempel sind andere zu
den neuern Zeiten gefolget, als |
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- Ludwig Molinäus in morum
exemplar. et Caracter
- Carl Paschalis virtutum ac
vitiorum caracter.
- Joachim Pastorius, caracter.
virtut.
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So sind auch viele
Frantzös. Bücher unter dem Titul: caracteres,
heraus gekommen, von welchen man ein
Verzeichniß in Fabricius Bibliotheca graeca …
findet. |
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8) |
Die system. Lehr-Art,
welche nicht allein Aristoteles und seine
Schüler,
sondern auch die mehresten Röm. und Scholast.
Philosophen, sich bedienet haben, und noch bis
jetzo gebräuchlich ist. Es würde zu weitläuftig fallen
auch nur die fürnehmsten, so nach dieser Lehr-Art
geschrieben, anzuführen, weshalben man selbige
wohl bedächtl. mit Stilleschweigen übergehet;
diejenigen aber, so mehrere Nachricht zu haben
verlangen, auf Georg Paschen Tractat de variis
modis moralia tradendi und
Stollens Hist. der
Gelahrheit II Th. IV. Cap. verweiset. |
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Nur dieses wird zu erinnern nöthig seyn, daß
sich heutiges
Tages die demonstrativ. Lehr-Art so
beliebt gemachet hat; daß sie nicht allein allen
andern Methoden die Moral zu lehren den Preis
streitig gemachet, und bey nahe von den neuern
keine andere
gebrauchet wird. |
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Der erste, der die
Möglichkeit die Geometr.
Methode auch in Ansehung der Moral, ins
Werck zu
stellen eingesehen hat, ist eigentl. zu sagen, wohl
Joh Locke gewesen, wiewohl auch vor ihm schon
einige gewesen, die gewisser massen in ihren
Moral-Schrifften der Lehr-Art durch
Schlüsse sich
bedienet haben. |
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