Titel: |
Welt-Weisheit |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
54 Sp. 1854 |
Jahr: |
1747 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 54 S. 940 |
Vorheriger Artikel: |
Weltweiser |
Folgender Artikel: |
Welt-Weisheit Befliessenen (Wechsel-Briefe der) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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Welt-Weisheit, es ist gar
gewöhnlich, daß wir
Deutschen
einen
Philosophen
einen Weltweisen
nennen, welche Benennung, weil sie einen geistlichen Hochmuth
zum
Vater,, und eine Verachtung dieses
Theils der
Gelehrsamkeit zur
Mutter habe,
einige gerne abgeschafft
wissen
wollen. |
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Heimann hat in der neuen Bibliotheck P. XXVII. p.
598 eine Anmerckung von dem
Worte Weltweisheit unter dem
Nahmen Gustav
Jansoni |
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{Sp. 1855|S. 941} |
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einrücken lassen, welche er nachgehends seinen Actis
Philosophorum P. II. p. 314 vermehrter einverleibet. Er meynt, es
hätten die Feinde der
Philosophie ihr keinen gefährlichern Streich versetzen
können, als daß sie ihr den garstigen
Nahmen der Weltweisheit beygeleget. Denn
dieses Wort mache jedermann gleich eine
Idee von einer falschen
Weisheit, so bey
Weltgesinnten Leuten anzutreffen, und welche zu ihrem Gegenstand
irrdische und
eitele
Dinge habe; da nun die Philosophie allerdings eine wahre Weisheit sey,
wenn sie gleich, wie alle andere
Sachen,
unvollkommen, so wäre es ja
unbillig, daß man ihr diesen garstigen Nahmen
beygeleget. |
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Es sey derselbige von den Kirchen-Lehrern eingeführet worden, die eine
Verachtung gegen die
Philosophie gehabt. Denn diese hätten die Philosophie
genennet SAPIENTIAM SECULAREM, wie aus dem Tertullianus,
Hieronymus, Sidonius, Apollinaris, Caßiodorus und Lactantius
zu ersehen, welcher letztere die
Philosophen
SAPIENTES HUJUS SECULI, und die Philosophie TERRENAM PHILOSOPHIAM
geheissen. Bey solchen Umständen sey nicht zu rathen, daß man den
Nahmen
der Weltweisheit behalte, weil der Concept, den das
Wort
Welt
mache, nicht leicht auszurotten, und doch der Philosophie sehr
nachtheilig. Es
sey am besten, daß man sich dieser Nahmen Weltweiser und Weltweisheit gar
enthalte, und sich mit gleicher
Freyheit,
wie vor Zeiten die Römer des
Griechischen
Namens Philosophus und Philosophia bediene. |
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Der
Ursprung dieses
Nahmens hat wohl seine Richtigkeit, daß er von
Welt u.
Weisheit zusammengesetzt. Es haben zwar einige gemeynet, daß Weltweisheit so
viel, als Wald-Weisheit bedeute, welche Bedeutung aber sich gar nicht auf unsere
Philosophen
schicket, weil sie nicht, wie die Druyden der alten
Deutschen
Britten und Gallier in
Wäldern zu philosophiren pflegten. Es ist auch nicht zu
leugnen, daß die Kirchen-Lehrer zum Theil mit vielen Vorurtheilen unter widrigen
Affecten wider die
Philosophie eingenommen gewesen, und kan seyn, daß sie aus
Verachtung selbige eine sapientiam secularem genennet, womit sie aber
gleichwohl nur auf die Heydnische Philosophie, die damahls Mode war, gezielet. |
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Doch weil bey denen
Wörtern alles auf den Gebrauch und deren durch
denselbigen bestätigte Bedeutung ankommt, so muß derselbige auch hier wohl den
Ausschlag geben. Nun aber sind die Wörter Weltweiser, Weltweisheit in solchen
Verstande üblich worden, daß man dadurch nichts
Böses
verstehet, sondern damit anzeigen will, es sey die Philosophie so viel, als eine
Weisheit, die sich nur auf menschliche
Vernunfft gründet, und in so weit der Göttlichen Weisheit,
oder der Theologie entgegen steht, so fern diese die Göttliche Offenbahrung der
Heil. Schrifft
zum
Grunde habe. |
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Das
Wort
Welt
ist selbst in einer zweyfachen Bedeutung bekannt. Denn einmahl nimmt man
selbiges vor diejenige Beschaffenheit einer Verrichtung, die auf blosse
menschliche
Krafft
beruhet; hernach zeigte es etwas
irrdisches und eiteles an: Man
sagt: Der
Mensch
studirt weltlich,
welches nicht so viel heissen kan, er studiret eitle und
irrdische Dinge. |
Walchs Philosophisches Lexicon. |
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Von der Sache selber, nem- |
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{Sp. 1856} |
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lich von der Philosophie oder Weltweisheit selbst, siehe den
Artickel:
Philosophie, im XXVII
Bande, p.
2012 u.ff. |
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