|
Text |
Quellenangaben |
|
Stolle, (Gottlieb) ordentlicher
Professor der
Politick und
Moral zu
Jena, wurde 1673 den 3
Febr. zu Liegnitz, in Schlesien
gebohren. |
|
|
Nachdem er daselbst und zu Breßlau unter Hancken und dem
Gryphius, der ihm
zuerst die
Lust zur gelehrten Historie beygebracht,
den
Grund seines
Studirens geleget, so begab er
sich nach
Leipzig, allwo er die
Weltweißheit,
Geschichte und
Rechte
fleißig trieb. |
|
|
Als er wieder in sein
Vaterland gekommen
war, so fieng er an, theils vor
Gerichte zu
dienen,
theils aber sich bey
verschiedenen als einen
Hofmeister
gebrauchen zu lassen. Weil er aber in
seinem Vaterlande keine Beförderung vor sich
sahe, so wandte er sich 1700 in der Michaels-Messe nach
Halle, und hielt daselbst
Collegia
privatissima, bis er 1703 und 1704 eine
Reise nach
Holland und durch einen
Theil von
Deutschland
that. |
|
|
Nachher
lebte er theils wieder in Halle, theils
in Jena, bis er 1709
Magister wurde. Endlich
wurde sein Fleiß und seine
Geschicklichkeit
durch öffentliche Bedienungen belohnet und
geschmücket. Denn er wurde 1714 bey dem neu
aufzurichtenden
Gymnasio zu
Hildburghausen
Director und Professor
Primarius, von dannen
er nach dreyen
Jahren zurück nach Jena kam, allwo
er 1717 ordentlicher Professor der
Politick
wurde. |
|
|
Als sich im Jahr 1729 einige Liebhaber der
Deutschen Sprache zu Jena, nach dem
Exempel
der Deutschen Gesellschafft zu Leipzig, auch zu
einer eigenen
Gesellschafft in Jena vereinigten,
so
erwehlten sie den
Herrn Professor Stollen |
|
|
{Sp. 374} |
|
|
zu ihrem Aufseher in dessen Auditorio sie
auch ihre
ordentliche
Zusammenkünffte hielten,
welche noch bis ietzo alle Sonnabende von 2 bis 3 Uhr fortgesetzt werden. |
|
|
Im Jahr 1738 wurde er von denen
Durchlauchtigsten Nutritoribus der Jenaischen
Universität zum Inspector
der Universitäts-Bibliotheck ernennet, und nach dem
Tode des Professor
Lehmanns erhielte er zu der
Profeßion der
Politick, auch 1742 die Profeßion
der Moral. |
|
|
Seine
Collegien, die er zu lesen pfleget, sind
mehrentheils über die Philosophische, Gelehrten-
und Kirchen-Historie, auch über die Politick und
verschiedene Thomasische
Schrifften. Er hat den
Ruhm, daß er einer derer
Vornehmsten unter
denen ist, welche in den neuern
Zeiten die
Historie der Gelahrtheit leicht vollständig und
angenehm gemacht. |
|
|
Drey
Dinge scheinen bey ihm um den
Vorzug
zu streiten, eine schöne
Erkänntniß der
Literatur, ein freyer
Vortrag und ein grosser
Fleiß.
In Verfertigung
nützlicher
u. angenehmer
Schrifften ist er, ohnerachtet seines ziemlich
hohen
Alters, noch eifrigst beschäfftiget. |
|
|
Das Pro-Rectorat hat er zweymahl rühmlich
geführet, nehmlich das erste mahl 1730 vom 6
Februar an; und 1740 auch vom 6
Febr. an,
zum andern mahl. |
|
|
Seine
Schrifften sind ausser den Gedichten,
so den Schlesischen Helicon, (allwo selbige im ersten
Theil unter dem
Nahmen
G.S. im andern aber unter
dem Nahmen Leander, erschienen) dem neuen Hoffmannswaldau, ingleichen
der Sammlung Deutscher Gedichte, so Menantes
besorget und zu
Halle
heraus gekommen, der
Sammlung der Schrifften der Deutschen
Gesellschafft in Jena einverleibet worden; wie
auch den
Artickeln, die im
Allgemeinen
Historischen Lexico sich von ihm herschreiben,
folgende: |
|
|
1. |
Friedrich Gottwalds
(welchen untergeschobenen Nahmen er
angenommen) Widerlegung der Anmerckungen über Joh. Franc.
Buddei
Diss.
de moderamine inculpatae tutelae,
welche Herr Sebastian Ezardi in
Hamburg seiner
Untersuchung der Ursachen, derenthalben
Christoph Donawer die Calvinisten auf öffentlicher Cantzel
nicht verdammen wollen, beygefügt.
Jena
1708. |
|
|
|
2. |
Selecta Logica, ebend. 1712. |
|
|
|
3. |
Historie der Heydnischen
Moral. ebend. 1714.
in 4. |
|
Siehe Supplem. ad
Acta Erudit.
... |
|
4. |
Anleitung zur Historie der
Gelahrheit, denen, so den freyen Künsten und der
Philosophie obliegen, zu Nutze ausgefertiget.
Halle
1718.
in 8. vermehrter, Jena 1724.
in 4. zum dritten
mahl ebend. 1727. zum vierdten mahl
verbessert und
vermehret, ebend. 1736. |
|
|
|
|
Die Zusätze zu dieser
Anleitung zur Historie der Gelahrheit sind 1727
besonders, und 1736 wieder
gantz neue Zusätze
auch besonders
gedruckt worden.
M
Carl Heinrich
Lange, der ietzo Con-Rector zu
Lübeck ist, hat diese
Historie 1728
Lateinisch übersetzet. |
|
Siehe die Nachricht von den
Büchern der Stollischen Bibliotheck, II. Th. ... Verschiedene Lob-Sprüche, welche
D.
Heumann, Bierling und Colerus die- |
|
{Sp. 375|S. 201} |
|
|
|
sem
angenehmen und
wichtigen
Wercke beygeleget haben, stehen in
Göttens ietztlebenden Gelehrten Europa II Th. ... Siehe auch die
Recension dieses
Buchs in den
Deutschen
Act. Eruditor. ... |
|
5. |
Anleitung zur Historie der
Medicinischen Gelahrheit in 3
Theilen,
Jena 1731.in 4.
5
Alph. 11
Bogen. Den
gantzen Special-Theil
hierinn hat Herr Christian Wilhelm Kestner,
Doctor der
Medicin zu Jena, bis auf die Haupt-Stücke von
der Therapie und Diätetick verfertiget. Diese aber
nebst der allgemeinen Einleitung in die Historie
der Medicin überhaupt, der Herr Professor Stolle
selbst. |
|
|
|
6. |
Kurtze Nachricht von den
Büchern und deren Urhebern in der Stollischen Bibliotheck.
Jena in 4. Es kam das erste Stück 1733 heraus,
und ist mit den übrigen bis ietzo fortgefahren
worden, so, daß bereits davon 17 Theile heraus
sind: Acht Theile machen einen
Band aus, und
wird alsdenn solchen acht Theilen allemahl ein
nützliches und vollständiges Register
beygefüget. |
|
|
|
7. |
Aufrichtige Nachricht von
dem Leben, denen Schrifften und Lehren der
Kirchen-Väter der ersten vier Jahrhunderte. Jena
1733. in 4. 3 Alph. 4 Bogen. |
|
Siehe von diesem Buche
- die
Sammlung auserlesener Materien zum Bau des
Reichs GOttes, 19. Beytrag. ...
- Gelehrte Neuigkeiten
Schlesiens, das Jahr 1734. ...
- Leipz. Gel. Zeitungen, 1732.
...
- ingleichen den VII Th. der Auserlesenen Theol. Bibl.
(Coleri ...)
|
|
|
Götten im ietztlebenden
Gelehrten Europa, II Theil, ...,
saget von diesem
Buche unter andern: |
|
|
|
|
„Daß der Herr Autor
dem Barbeyrac in seinen Urtheilen von den Fehlern der
Väter gefolget. Er schreibe darinnen überhaupt
frey, und suche der Unpartheiligkeit wegen,
seinem Buche einen Vorzug vor dem Cave, Düpin und
Basnage beyzulegen.„ |
|
|
|
8. |
Anleitung zur Historie der
Theologischen Gelahrheit. ebend. 1739. in 4. 5 Alph. 2. B. |
|
|
|
9. |
Der moralische Unterricht
von den 3 Haupt-Affecten der Menschen, so 1713
zu
Leipzig ohne sein Vorwissen
herausgekommen. Es ist ein Stück eines
Collegii,
welches er zu
Halle
über die
Ethick gehalten; zu
welcher
Arbeit er sich aber so wenig bekennet, als
zu einem andern 1712 in Hamburg
nachgedruckten
Collegio, unter dem
Titel:
Die gantze Gelahrheit überhaupt. Doch hat ihm das
letztere Anlaß gegeben, seine Historie der
Gelahrheit selbst an das
Licht zu stellen. |
|
Siehe ein mehrers von dieser
Schrifft. Mylii Bibl. Anonymor. ... |
|
10. |
Anmerckungen über
D.
Heumanns Conspectum reipublicae litterariae.
Jena 1738. in 8. 3 Alph. 6 Bog. |
|
Siehe die Leipziger. Gel. Zeit. 1738. ... |
|
|
|
|
{Sp. 376} |
|
|
|
a. |
De splendida magis quam solida Ethnicorum
Philosophorum doctrina morali. Halle unter dem Präsidio
M.
Heinr. Meders, 1705. |
b. |
De virtute precibus ... Jena 1710. 5
Bog. |
c. |
An Homerus fuerit Philosophus moralis?
eb. 1712. |
d. |
De Epicuro creationis et providentiae divinae
assertore, ebend. 1714. |
e. |
De necessitate et efficacia precum,
ebend. 1713. |
f. |
De Curiositate, ebend. 1724. |
g. |
De vita, moribus et placitis Antisthenis
Cynici, 1724. 4 ½ Bogen. Wiewohl der
Autor
dieser
Disputation
ist Gottl. Lud. Richter, aus Altenburg. |
h. |
De decoro politico ..., 1725. |
i. |
De Vita Eremitica, 1729. in 4. |
k. |
De origine Exorcismi in baptismo, 1735.
Diese Dissertation ist nicht von ihm verfertiget, sondern nur unter
seinem Präsidio gehalten worden. |
|
|
|
|
12. |
Verschiedene Observationes, als: |
|
|
|
|
a. |
De colloquio Matthiae Flacii cum Jac. Colero
... |
|
|
Stehet in denen Miscell. Lips.
... |
|
|
b. |
De Timone, Misanthropo. |
|
|
Ist eben daselbst ... befindlich. |
|
|
c. |
Von der Meynung der Pythagoräer von dem
Athemholen der Welt, und den Griechischen Philosophen, so ihnen hierinne
widersprochen. |
|
|
Stehet in den Academischen Neben Stunden,
I Th. ... |
|
|
d. |
T. S. (diese Buchstaben bedeuten
Theophili Stolles)
Schreiben
an einen guten Freund den Herrn Poiret und die Madame
Bourignon betreffend . |
|
|
Stehet eben daselbst, II Th. ... |
|
|
e. |
Ob Spinoza aus der
Cartesianischen, oder Cabbalistischen Philosophie in die Atheisterey
verfallen? |
|
|
Ist eben daselbst befindlich im III Th. ... |
|
|
f. |
Kurtze Vertheidigung des Ciceronis, Socratis,
Epicuri, Platonis, Zenonis und seiner Nachfolger des Democriti, Horatii
und Pythagorä wider Lactantium. |
|
|
Stehet ebend. Art. 5 |
|
|
g. |
Schreiben an einen guten Freund von des
Senault Buche: de l'Usage des Passiones. |
|
|
Stehet ebend. IV Th. ... |
|
|
h. |
Von den verschiedenen Arten, die Morale zu
tractiren überhaupt, und von den Fabeln und deren Scribenten
insonderheit. |
|
|
Ist ebend. Art. 5. deren Fortsetzung im V
Th. Art. 2. befindlich. |
|
|
i. |
Untersuchtung zweyer Stellen Ciceronis, die so
genannten 7 Weisen des alten Griechen-Landes betreffend. |
|
|
Stehet ebend. Art. 6. |
|
|
k. |
Vom Ursprunge der Poesie. |
|
|
Steht in den Häll. Auserles. Anmerck. V.
Th. ... |
|
|
l. |
Daß die grösten Poeten die vortrefflichsten Diebe
seyn. |
|
|
Ist ebend. n. 7. befindlich. |
|
{Sp. 377|S. 202} |
|
|
Auch stehen seine Anmerckungen zu des Grotius Buche de
Ver. Rel. Christ. in der brauchbarsten
Auflage
desselben, nehmlich in der Köcherischen im 2 Theile. Er ists auch, der dem Herrn
M.
Köcher von seinem werthen Gönner dem Herrn
Geheimen Rath
Thomasius die
Conringischen
Anmerckungen zu diesem Buche verschaffet hat. |
|
|
|
|
|
|
a. |
vom Nutzen der Historiae und
Notitiae Litterariae, (deutsch) Hildburghausen 1714 in 4, welches
hernach der Historie der Gelahrheit beygefüget worden. |
b. |
De Politices post reformationem Ecclesiae
..., Jena 1717 in 4. |
c. |
De memoria saecular inventae artis typographicae,
welches er bey dem
Buchdrucker-Jubiläo
1740 zu Jena in
Folio,
als damahliger Prorector
drucken
lassen. |
|
|
|
|
14. |
Viele
Vorreden,
als |
|
a. |
Leanders Vorrede zu dem sechsten Theile der
auserlesenen Gedichte des Herrn von Hoffmannswaldau, und anderer
Deutschen, wider die Schmeichler und Tadler der Poesie. |
b. |
Zu Heinrich Kromayers ins
Deutsche
übersetzten Hermotimo Luciani, 1713 in 8. |
c. |
Von dem Unterscheide der Morale der alten und
neuen Christen, zu der deutschen Übersetzung von Placerte
geistlicher Moral, Jena 1719, in 4. |
d. |
Zu Provansals
Frantzösischer
Grammatick, ebend. 1720, in 8. |
e. |
Von dem Ursprunge und Fortgang der Lehre: daß
sich die Erde bewege, zu eines ungenannten klaren und schrifftmäßigen
Erörterung der Frage: Ob des Cartesius Meynung, daß die Sonne stille
stehe, und die Erde sich bewege, der heiligen Schrifft zuwieder lauffe,
1726, in 8. |
f. |
Zu den Schrifften der Deutschen Gesellschafft in
Jena, 1732, in 8. |
g. |
Zu Gottschäds seinem Buche: Von
den Flecken und Dörffern Deutschlandes, 1735, in 8. |
h. |
Frantzösische Vorrede zu dem
Tractat:
La veritable Politique, 1739, in 8. |
i. |
Zu Gundlings kleinen Schrifften,
1739, in 8. |
k. |
Lateinische
Vorrede zu des M. Mylius Bibl. Anonymor. et
Pseudonym. 1740, in 8. |
l. |
Zu des Thomasius
Jurisprudentia Legislatoria, Franckf. und
Leipzig
1740, in 8. |
m. |
Zu des M. Wohlfarths Epist.
select. lat. |
n. |
Zu D. Kestners Medicinischen
Gelehrten Lexico, 1740, in 8. |
|
15. |
Leanders ungebundene Gedancken von der Poesie,
welche ohne sein Vorwissen der fliegenden Bibliotheck der Schlesischen
Wohlredenheit beygefüget worden. |
16. |
Es sind auch die Akademischen
Neben-Stunden, welche zu Jena in VI
Theilen |
|
|
|
{Sp. 378} |
|
|
|
herausgekommen, von etlichen guten Freunden unter
seiner Aufsicht und Einrichtung verfertiget worden. |
|
Mylii Biblioth. Anon. ... |
|
17. |
So müssen wir auch noch des Bedenckens über die
Wolfische Philosophie gedencken, worbey der Herr
Professor
Stolle, und der Prof. Wiedeburg die
Feder gemeinschafftlich geführet haben. Es war dieses Bedencken, dem
Bedencken der
Theologischen und
Philosophischen
Facultät
zu
Jena
entgegen gesetzt, und man kan daraus
erkennen,
daß der Herr Profess. Stolle in allen
Dingen
sein unpartheyisches
Gemüthe habe erkennen lassen, und von der
Wahrheit mit seinem
Willen niemahls abgewichen sey. |
|
Ludovici
Wolffische Historie II Th. ... |
|
|
|