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Zedler: Stolle, (Gottlieb) HIS-Data
5028-40-373-3
Titel: Stolle, (Gottlieb)
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 40 Sp. 373
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 40 S. 200
Vorheriger Artikel: Stolle, (George)
Folgender Artikel: Stolle, (Joachim)
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Stolle, (Gottlieb) ordentlicher Professor der Politick und Moral zu Jena, wurde 1673 den 3 Febr. zu Liegnitz, in Schlesien gebohren.  
  Nachdem er daselbst und zu Breßlau unter Hancken und dem Gryphius, der ihm zuerst die Lust zur gelehrten Historie beygebracht, den Grund seines Studirens geleget, so begab er sich nach Leipzig, allwo er die Weltweißheit, Geschichte und Rechte fleißig trieb.  
  Als er wieder in sein Vaterland gekommen war, so fieng er an, theils vor Gerichte zu dienen, theils aber sich bey verschiedenen als einen Hofmeister gebrauchen zu lassen. Weil er aber in seinem Vaterlande keine Beförderung vor sich sahe, so wandte er sich 1700 in der Michaels-Messe nach Halle, und hielt daselbst Collegia privatissima, bis er 1703 und 1704 eine Reise nach Holland und durch einen Theil von Deutschland that.  
  Nachher lebte er theils wieder in Halle, theils in Jena, bis er 1709 Magister wurde. Endlich wurde sein Fleiß und seine Geschicklichkeit durch öffentliche Bedienungen belohnet und geschmücket. Denn er wurde 1714 bey dem neu aufzurichtenden Gymnasio zu Hildburghausen Director und Professor Primarius, von dannen er nach dreyen Jahren zurück nach Jena kam, allwo er 1717 ordentlicher Professor der Politick wurde.  
  Als sich im Jahr 1729 einige Liebhaber der Deutschen Sprache zu Jena, nach dem Exempel der Deutschen Gesellschafft zu Leipzig, auch zu einer eigenen Gesellschafft in Jena vereinigten, so erwehlten sie den Herrn Professor Stollen  
  {Sp. 374}  
  zu ihrem Aufseher in dessen Auditorio sie auch ihre ordentliche Zusammenkünffte hielten, welche noch bis ietzo alle Sonnabende von 2 bis 3 Uhr fortgesetzt werden.  
  Im Jahr 1738 wurde er von denen Durchlauchtigsten Nutritoribus der Jenaischen Universität zum Inspector der Universitäts-Bibliotheck ernennet, und nach dem Tode des Professor Lehmanns erhielte er zu der Profeßion der Politick, auch 1742 die Profeßion der Moral.  
  Seine Collegien, die er zu lesen pfleget, sind mehrentheils über die Philosophische, Gelehrten- und Kirchen-Historie, auch über die Politick und verschiedene Thomasische Schrifften. Er hat den Ruhm, daß er einer derer Vornehmsten unter denen ist, welche in den neuern Zeiten die Historie der Gelahrtheit leicht vollständig und angenehm gemacht.  
  Drey Dinge scheinen bey ihm um den Vorzug zu streiten, eine schöne Erkänntniß der Literatur, ein freyer Vortrag und ein grosser Fleiß. In Verfertigung nützlicher u. angenehmer Schrifften ist er, ohnerachtet seines ziemlich hohen Alters, noch eifrigst beschäfftiget.  
  Das Pro-Rectorat hat er zweymahl rühmlich geführet, nehmlich das erste mahl 1730 vom 6 Februar an; und 1740 auch vom 6 Febr. an, zum andern mahl.  
  Seine Schrifften sind ausser den Gedichten, so den Schlesischen Helicon, (allwo selbige im ersten Theil unter dem Nahmen G.S.  im andern aber unter dem Nahmen Leander, erschienen) dem neuen Hoffmannswaldau, ingleichen der Sammlung Deutscher Gedichte, so Menantes besorget und zu Halle heraus gekommen, der Sammlung der Schrifften der Deutschen Gesellschafft in Jena einverleibet worden; wie auch den Artickeln, die im Allgemeinen Historischen Lexico sich von ihm herschreiben, folgende:  
 
1. Friedrich Gottwalds (welchen untergeschobenen Nahmen er angenommen) Widerlegung der Anmerckungen über Joh. Franc. Buddei Diss. de moderamine inculpatae tutelae, welche Herr Sebastian Ezardi in Hamburg seiner Untersuchung der Ursachen, derenthalben Christoph Donawer die Calvinisten auf öffentlicher Cantzel nicht verdammen wollen, beygefügt. Jena 1708.
 
 
2. Selecta Logica, ebend. 1712.
 
 
3. Historie der Heydnischen Moral. ebend. 1714. in 4.
Siehe Supplem. ad Acta Erudit. ...
 
4. Anleitung zur Historie der Gelahrheit, denen, so den freyen Künsten und der Philosophie obliegen, zu Nutze ausgefertiget. Halle 1718. in 8. vermehrter, Jena 1724. in 4. zum dritten mahl ebend. 1727. zum vierdten mahl verbessert und vermehret, ebend. 1736.
 
 
Die Zusätze zu dieser Anleitung zur Historie der Gelahrheit sind 1727 besonders, und 1736 wieder gantz neue Zusätze auch besonders gedruckt worden. M Carl Heinrich Lange, der ietzo Con-Rector zu Lübeck ist, hat diese Historie 1728 Lateinisch übersetzet.
Siehe die Nachricht von den Büchern der Stollischen Bibliotheck, II. Th. ... Verschiedene Lob-Sprüche, welche D. Heumann, Bierling und Colerus die-
  {Sp. 375|S. 201}  
 
 
sem angenehmen und wichtigen Wercke beygeleget haben, stehen in Göttens ietztlebenden Gelehrten Europa II Th. ... Siehe auch die Recension dieses Buchs in den Deutschen Act. Eruditor. ...
 
5. Anleitung zur Historie der Medicinischen Gelahrheit in 3 Theilen, Jena 1731.in 4. 5 Alph. 11 Bogen. Den gantzen Special-Theil hierinn hat Herr Christian Wilhelm Kestner, Doctor der Medicin zu Jena, bis auf die Haupt-Stücke von der Therapie und Diätetick verfertiget. Diese aber nebst der allgemeinen Einleitung in die Historie der Medicin überhaupt, der Herr Professor Stolle selbst.
 
 
6. Kurtze Nachricht von den Büchern und deren Urhebern in der Stollischen Bibliotheck. Jena in 4. Es kam das erste Stück 1733 heraus, und ist mit den übrigen bis ietzo fortgefahren worden, so, daß bereits davon 17 Theile heraus sind: Acht Theile machen einen Band aus, und wird alsdenn solchen acht Theilen allemahl ein nützliches und vollständiges Register beygefüget.
 
 
7. Aufrichtige Nachricht von dem Leben, denen Schrifften und Lehren der Kirchen-Väter der ersten vier Jahrhunderte. Jena 1733. in 4. 3 Alph. 4 Bogen.
Siehe von diesem Buche
  • die Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reichs GOttes, 19. Beytrag. ...
  • Gelehrte Neuigkeiten Schlesiens, das Jahr 1734. ...
  • Leipz. Gel. Zeitungen, 1732. ...
  • ingleichen den VII Th. der Auserlesenen Theol. Bibl. (Coleri ...)
 
Götten im ietztlebenden Gelehrten Europa, II Theil, ..., saget von diesem Buche unter andern:
 
 
„Daß der Herr Autor dem Barbeyrac in seinen Urtheilen von den Fehlern der Väter gefolget. Er schreibe darinnen überhaupt frey, und suche der Unpartheiligkeit wegen, seinem Buche einen Vorzug vor dem Cave, Düpin und Basnage beyzulegen.„
 
 
8. Anleitung zur Historie der Theologischen Gelahrheit. ebend. 1739. in 4. 5 Alph. 2. B.
 
 
9. Der moralische Unterricht von den 3 Haupt-Affecten der Menschen, so 1713 zu Leipzig ohne sein Vorwissen herausgekommen. Es ist ein Stück eines Collegii, welches er zu Halle über die Ethick gehalten; zu welcher Arbeit er sich aber so wenig bekennet, als zu einem andern 1712 in Hamburg nachgedruckten Collegio, unter dem Titel: Die gantze Gelahrheit überhaupt. Doch hat ihm das letztere Anlaß gegeben, seine Historie der Gelahrheit selbst an das Licht zu stellen.
Siehe ein mehrers von dieser Schrifft. Mylii Bibl. Anonymor. ...
 
10. Anmerckungen über D. Heumanns Conspectum reipublicae litterariae. Jena 1738. in 8. 3 Alph. 6 Bog.
Siehe die Leipziger. Gel. Zeit. 1738. ...
 
11. Verschiedene Dissertationen, als:
 
  {Sp. 376}  
 
 
a. De splendida magis quam solida Ethnicorum Philosophorum doctrina morali. Halle unter dem Präsidio M. Heinr. Meders, 1705.
b. De virtute precibus ... Jena 1710. 5 Bog.
c. An Homerus fuerit Philosophus moralis? eb. 1712.
d. De Epicuro creationis et providentiae divinae assertore, ebend. 1714.
e. De necessitate et efficacia precum, ebend. 1713.
f. De Curiositate, ebend. 1724.
g. De vita, moribus et placitis Antisthenis Cynici, 1724. 4 ½ Bogen. Wiewohl der Autor dieser Disputation ist Gottl. Lud. Richter, aus Altenburg.
h. De decoro politico ..., 1725.
i. De Vita Eremitica, 1729. in 4.
k. De origine Exorcismi in baptismo, 1735. Diese Dissertation ist nicht von ihm verfertiget, sondern nur unter seinem Präsidio gehalten worden.
 
 
12. Verschiedene Observationes, als:
 
 
 
a. De colloquio Matthiae Flacii cum Jac. Colero ...
Stehet in denen Miscell. Lips. ...
 
 
b. De Timone, Misanthropo.
Ist eben daselbst ... befindlich.
 
 
c. Von der Meynung der Pythagoräer von dem Athemholen der Welt, und den Griechischen Philosophen, so ihnen hierinne widersprochen.
Stehet in den Academischen Neben Stunden, I Th. ...
 
 
d. T. S. (diese Buchstaben bedeuten Theophili Stolles) Schreiben an einen guten Freund den Herrn Poiret und die Madame Bourignon betreffend .
Stehet eben daselbst, II Th. ...
 
 
e. Ob Spinoza aus der Cartesianischen, oder Cabbalistischen Philosophie in die Atheisterey verfallen?
Ist eben daselbst befindlich im III Th. ...
 
 
f. Kurtze Vertheidigung des Ciceronis, Socratis, Epicuri, Platonis, Zenonis und seiner Nachfolger des Democriti, Horatii und Pythagorä wider Lactantium.
Stehet ebend. Art. 5
 
 
g. Schreiben an einen guten Freund von des Senault Buche: de l'Usage des Passiones.
Stehet ebend. IV Th. ...
 
 
h. Von den verschiedenen Arten, die Morale zu tractiren überhaupt, und von den Fabeln und deren Scribenten insonderheit.
Ist ebend. Art. 5. deren Fortsetzung im V Th. Art. 2. befindlich.
 
 
i. Untersuchtung zweyer Stellen Ciceronis, die so genannten 7 Weisen des alten Griechen-Landes betreffend.
Stehet ebend. Art. 6.
 
 
k. Vom Ursprunge der Poesie.
Steht in den Häll. Auserles. Anmerck. V. Th. ...
 
 
l. Daß die grösten Poeten die vortrefflichsten Diebe seyn.
Ist ebend. n. 7. befindlich.
  {Sp. 377|S. 202}  
  Auch stehen seine Anmerckungen zu des Grotius Buche de Ver. Rel. Christ. in der brauchbarsten Auflage desselben, nehmlich in der Köcherischen im 2 Theile. Er ists auch, der dem Herrn M. Köcher von seinem werthen Gönner dem Herrn Geheimen Rath Thomasius die Conringischen Anmerckungen zu diesem Buche verschaffet hat.  
 
13. Programmata, als
 
 
 
a. vom Nutzen der Historiae und Notitiae Litterariae, (deutsch) Hildburghausen 1714 in 4, welches hernach der Historie der Gelahrheit beygefüget worden.
b. De Politices post reformationem Ecclesiae ..., Jena 1717 in 4.
c. De memoria saecular inventae artis typographicae, welches er bey dem Buchdrucker-Jubiläo 1740 zu Jena in Folio, als damahliger Prorector drucken lassen.
 
 
14. Viele Vorreden, als
 
a. Leanders Vorrede zu dem sechsten Theile der auserlesenen Gedichte des Herrn von Hoffmannswaldau, und anderer Deutschen, wider die Schmeichler und Tadler der Poesie.
b. Zu Heinrich Kromayers ins Deutsche übersetzten Hermotimo Luciani, 1713 in 8.
c. Von dem Unterscheide der Morale der alten und neuen Christen, zu der deutschen Übersetzung von Placerte geistlicher Moral, Jena 1719, in 4.
d. Zu Provansals Frantzösischer Grammatick, ebend. 1720, in 8.
e. Von dem Ursprunge und Fortgang der Lehre: daß sich die Erde bewege, zu eines ungenannten klaren und schrifftmäßigen Erörterung der Frage: Ob des Cartesius Meynung, daß die Sonne stille stehe, und die Erde sich bewege, der heiligen Schrifft zuwieder lauffe, 1726, in 8.
f. Zu den Schrifften der Deutschen Gesellschafft in Jena, 1732, in 8.
g. Zu Gottschäds seinem Buche: Von den Flecken und Dörffern Deutschlandes, 1735, in 8.
h. Frantzösische Vorrede zu dem Tractat: La veritable Politique, 1739, in 8.
i. Zu Gundlings kleinen Schrifften, 1739, in 8.
k. Lateinische Vorrede zu des M. Mylius Bibl. Anonymor. et Pseudonym. 1740, in 8.
l. Zu des Thomasius Jurisprudentia Legislatoria, Franckf. und Leipzig 1740, in 8.
m. Zu des M. Wohlfarths Epist. select. lat.
n. Zu D. Kestners Medicinischen Gelehrten Lexico, 1740, in 8.
15. Leanders ungebundene Gedancken von der Poesie, welche ohne sein Vorwissen der fliegenden Bibliotheck der Schlesischen Wohlredenheit beygefüget worden.
16. Es sind auch die Akademischen Neben-Stunden, welche zu Jena in VI Theilen
 
  {Sp. 378}  
 
  herausgekommen, von etlichen guten Freunden unter seiner Aufsicht und Einrichtung verfertiget worden.
Mylii Biblioth. Anon. ...
 
17. So müssen wir auch noch des Bedenckens über die Wolfische Philosophie gedencken, worbey der Herr Professor Stolle, und der Prof. Wiedeburg die Feder gemeinschafftlich geführet haben. Es war dieses Bedencken, dem Bedencken der Theologischen und Philosophischen Facultät zu Jena entgegen gesetzt, und man kan daraus erkennen, daß der Herr Profess. Stolle in allen Dingen sein unpartheyisches Gemüthe habe erkennen lassen, und von der Wahrheit mit seinem Willen niemahls abgewichen sey.
Ludovici Wolffische Historie II Th. ...
     

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries