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Zedler: Lübeck HIS-Data
5028-18-1057-6
Titel: Lübeck
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 18 Sp. 1057
Jahr: 1738
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 18 S. 546
Vorheriger Artikel: Lübachau
Folgender Artikel: Lubecenses Athenae
Siehe auch:
Hinweise: Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

Stichworte Text  
  Lübeck, Lat. Lubeca oder Lubecum, ist eine grosse freye Reichs-Stadt in dem Nieder-Sächsischen Creyse, die vornehmste unter allen Hansee-Städten,  
  {Sp. 1058}  
  und liegt an dem Flusse Trave in dem Holsteinischen.  
Ursprung ihres Namens Den Ursprung ihres Namens kann man so eigentlich nicht wissen, und beruhet derselbe auf blossen Muthmassungen. Sie soll vor Zeiten Trena geheissen haben, wie Cluuerius schreibet. Einige sagen, Lübeck solle so viel heissen, als eine Liebe Ecke; einige meynen, es heisse so viel als Lob-Ecke, und beruffen sich auf die alten Verse:
Quae longe reliquas superat, quas vidimus, vrbes,
   Lubeca est Codani fama decusque sinus.
Angulus haec laudis dicta est vrbs nomine prisco,
   Nulla quod ad Codanum sit mage clar sinum.
Noch andere sagen, der Name komme aus der Wendischen Sprache her, und zwar von dem Worte Liubka, welches eine Braut heisset. Die Fischer zu Lübeck aber wollen dieses durchaus nicht zugeben, sondern sie sagen: Es ist ein Fischer, Namens Luba, zu Lübeck gewesen, der hat die Stadt zur Zeit des Krieges defendiret, und ihm zu Ehren hat die Stadt den Namen angenommen, deßwegen wir das Bildniß dieses Luba in unsere Fenster machen lassen, und seinen Gürtel bis auf diesen Tag als ein grosses Heiligthum in unserer Fischer-Gesellschafft verwahren.
Lage Sonsten ist sie kaum 2. Deutsche Meilen von der Ost-See ablegen, an welcher sie einen grossen und sichern Hafen hat, der Travemünde heißt. Der Fluß Trave umgiebt die Stadt wie ein Teich, geht auch mitten hindurch, und trägt grosse Schiffe nach ietztbesagten Travemünde.
Stadtbefestigung Die Stadt ist sehr schön, ist mit starcken Mauern, hohen Thürmen, festen Wällen und tiefen Graben umgeben. Sie hat 4 Thore, nemlich
 
1. das Burg-Thor, gegen Norden,
2. das Hürster-Thor, gegen Osten,
3. das Mühlen-Thor, gegen Süden, und
4. das Holsten-Thor, gegen Westen:
 
Und über dieses noch 90. Wasser-Pforten.
Brücken, Gassen, Häuser Es sind auch über die Trave drey bequeme Brücken geschlagen. Die Gassen sind schöne, breit und ordentlich, an der Zahl zum wenigsten 80. In denenselben stehen lauter steinerne Häuser mit grossen Dielen, räumlichen Kellern, und langen Böden: Die Haus-Thüren sind von solcher Höhe, daß man mit einem Fuder Heu hinein fahren kann; hinter den meisten Häusern aber ist eine Orangerie, oder sonst ein angenehmes Garten-Werck.
Kirchen Unter den Kirchen sind die schönsten und prächtigsten der Dom zu St. Iohannis und St. Nicolai, die Stiffts-Kirche zu unserer lieben Frauen, nebst der St. Iacob, St. Aegidii und Peters-Kirche. Den ansehnlichen Spital samt der Kirche zum Heiligen Geist haben die letztere aus dem Geschlechte der Morgenweger und Morkerker mit grossem Einkommen gestifftet.
Weltliche Gebäude Unter den weltlichen Gebäuden pranget das Rath-Haus mit dem Archiu der Hansee-Städte. Das Zeug-Haus ist mit allerhand kleinem und groben Geschütz gar wohl versehen, und der Wasser-Thurm, vermittelst dessen das Wasser aus der Wageritz durch Canäle in die Stadt geleitet wird, ist gleichfalls merckwürdig.
Regierung Was die Regierung dieser Stadt anlanget, so ist selbige eine lange Zeit unter Hertzog Heinrich dem Löwen zu Sachsen, denen Grafen von Holstein-Schaumburg, wie auch unter der Cron Dänemarck gestanden, bis sie 1227. unter Kayser Friedrich II. zur Reichs-Stadt gemacht worden, davon 
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  das Gedächtniß noch an der Mühl-Pforte daselbst soll zu sehen seyn, von welcher Zeit an die Stadt durch eigene Bürgermeister und Rath regieret worden.  
Ursprung Im übrigen kan man, wenn sie eigentlich erbauet worden, so genau nicht wissen, und müssen wir einen Unterscheid zwischen dem Alten und Neuen Lübeck machen, welche eine gute halbe Meile von einander gelegen haben. Das alte hat an dem Wasser Swartau gestanden, und wird deswegen in den alten Lateinischen Scribenten Lubeca Svartoviana genannt, und mag wol von den Cimbris seyn erbauet worden; das neue Lübeck aber liegt zwischen der Trave und Wackenitz, auf der kleinen Insel Bucu, und heißt deswegen in den alten Lateinischen Historien-Schreibern Lubeca Bucoviana.
Geschichte Einige melden, daß der König Godschalck in Wenden, dieses 1040. aufgerichtet, als sie aber von dem Fürsten Razo in Rügen 1134. zerstöhret worden, habe sie der Graf Adolph II. in Holstein 1140. wieder erbauet, und erstlich mit dem Stadt-Recht begabet; als sie nun hierauf 1158. gantz verbrannt worden, habe sie Hertzog Heinrich der Löwe zu Sachsen, wider aufgerichtet, und zugleich den Dom daselbst gestifftet.
  Hierauf ist sie 1181. von dem Kayser Friederich I. zum Reiche gebracht, von Heinrich dem Löwen aber demselben wieder entzogen worden, worauf sie in Holsteinische, und nachmals in Dänische Hände verfallen. Doch als sie unter den Dänen gar hart mitgenommen worden, schickte sie an Kayser Friederich II. eine Gesandtschafft, und bath ihn, daß er sie von diesem Joch befreyen möchte, welches auch 1227. soll geschehen seyn. Die Dänen unterliessen zwar keine Gelegenheit, diese Stadt wieder unter ihre Bothmäßigkeit zu bringen; allein sie richteten nichts aus, ja sie musten geschehen lassen, daß die Lübecker selbst in Dänemarck einbrachen, und überall grossen Schaden verursachten, und weil die Stadt zu unterschiedenen malen, absonderlich aber 1276. grosse Feuers-Brunst erlidten, wurde selbige in dem letzt gemeldetem Jahre herrlich wiederum wie sie anietzo ist, aufgebauet; 1350. riebe die Pest unsäglich viel Menschen auf, wie Paulus Langius berichtet, so daß 90000. Personen daran gestorben.  
1422. verfiel die Stadt abermal mit Dänemarck in einen Krieg, welcher 13. Jahre gewähret, der Cron Dänemarck aber bey weiten nicht so schädlich gewesen, als derjenige, so sich 1509. angesponnen, indem derselbe nicht wenig beygetragen, daß Schweden von Dänemarck abgerissen, König Christiernus verjagt, und Gustavus 1523. König in Schweden worden, dessen Bauer-Kleid, in welchem er zu den Lübeckern, aus der Dänischen Gefängniß entrunnen, noch in Dom zu Lübeck vorhanden seyn soll.
Im Jahr 1531. war grosser Aufruhr wider den Rath zu Lübeck, so etliche Zeit gewähret hat, bis 1531. Georg Wollenweber, als der Redels-Führer, mit der Flucht sich salviret, aber gefangen, und nach Wolffenbüttel geführet, daselbst beym Hertzoge von Braunschweig, vom Rath zu Lübeck angeklagt, und darauf geviertheilet worden ist.
1563. verbande sich die Stadt mit König Friederich II. in Dänemarck wider König Erichen in Schweden, da sie denn viel Schiffe und Kriegs-Leute ausgerüstet. 1629. wurde hier der bekannte Lübeckische Friede zwischen dem Kayser und dem Könige in Dänemarck geschlossen, vermöge dessen dieser alles in dem Holsteinischen wie-
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  der bekam, was die Kayserlichen eingenommen, doch mit dem Bedinge, daß die Dänen hinfüro der Protestanten in Deutschland sich nicht weiter annehmen sollten; auch wurden hier 1651. zwischen den Schweden und Pohlen viele Monat nach einander vergebene Friedens-Tractaten gepflogen.  
Endlich aber ward Lübeck, wie schon oben gemeldet, im Jahre 1181. von Kayser Friedrich dem I. und nachmals 1227. von Kayser Friedrich dem II. vor eine freye Reichs-Stadt erkläret, und in dieser edlen Freyheit hat sich dieselbe nunmehro schon über 500. Jahre bis auf diesen Tag erhalten.
Hanse Ihr grosses Aufnehmen hat sie dem Hanseatischen Bunde zu dancken, davon sie die Haupt-Stadt gewesen. Es hat auch dieses gar viel zu ihrem Wachsthum beygetragen, weil im XII. Jahrhundert 3. grosse Städte in der Nachbarschafft, nemlich Julin in Pommern; Mecklenburg in Mecklenburg; und Bardewick im Lüneburger Lande ihren fatalen Periodum erreichet haben.
Rat Der Rath daselbst bestehet aus 20. Personen, das sind 4. Bürgermeister, und 16. Raths-Herren, so theils Patricii, theils Gelehrte, und theils Kaufleute sind; darzu kömmt noch ein Syndicus, ein Protonotarius, und 4. Secretarii. Die gesamten im XVII. Jahrhundert erwehlte Lübeckische Bürgermeister sind folgende:
Bürgermeister
Herr Jacob Bordingus, J.U.D.
Cord Germers.
Heinrich Brockes.
Laurentius Müller, J.U.D.
Matthäus Cossen.
Johann Finhagen.
Heinrich Köhler.
Christoph Gerdes, J.U.D.
Henrich Wedenhoff.
Johann Kampfferbeck.
Otto Brocks.
Anton Köhler, J.U.D.
Hermann von Dorne.
Gotthard von Hövelen.
Gottschalck von Wickeden.
Johann Marquard, J.U.D.
David Gloxin, J.U.D.
Matthäus Rodde.
Johann Ritter, J.U.L.
Bernhard Dietrich Brauer, J.U.D.
Heinrich Kirchring.
Conrad Schinckel.
Bernhard Frese.
Johann Siricius, J.U.L.
Gotthard Marquard.
Anton Winckler, J.U.D.
Hieronymus von Dorne.
Gotthard Kirchring.
Christian Alb. Niemann.
Rathaus Das Rath-Haus ist, wie schon oben gedacht, ein sehr prächtiges Gebäude, mit verschiedenen Thürmen. Unten ist die sogenannte Audienz, das ist ein wohl-meublirtes Zimmer, darinnen der Rath alle
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  Wochen ordentlich dreymal zusammen kömmt. Oben aber ist der grosse Hansee-Saal, worauf sich vor diesem die Abgeordneten des Hanseatischen Bundes zu versammlen pflegten. Der Raths-Wein-Keller ist gut, und die Börse, so 1673. neu erbauet worden, macht auch eine schöne Parade.  
Bürgersprache Viermal im Jahre, nemlich am Tage Petri, Jacobi, Martini, und Thomä, wird die sogenannte Bürger-Sprache, Lateinisch Ciuiloquium, vom Rath-Hause durch den regierenden Bürgermeister abgelesen, darinnen vermuthlich die Statuta enthalten sind.
Bürgerschaft Die gantze Bürgerschafft bestehet aus 12. Collegiis, davon ein iedes bey ihren Bürger-Conventen sein besonderes Votum hat. Das vornehmste darunter ist die Junckern-Compagnie oder Circkel-Gesellschafft, darunter lauter Patricii gehören, die von alten Zeiten her einen Circkel im Wappen führen.
Religion Die Religion in dieser Stadt ist durch und durch Lutherisch. Das Reuerendum Ministerium bestehet aus 21. Predigern, und das Ober-Haupt hat den Titul eines Superintendens. Der ietzige, der 1730. von Leipzig dahin ist beruffen worden, heißt Johann Gottlob Carpzov, und ist ein Sohn des seeligen Herrn D. Samuel. Benedicts, welcher Churfürstlicher Hof-Prediger, und Kirchen-Rath in Dreßden war.
Kirchen In der Stadt sind 5. Haupt-Kirchen, die oben schon sind genennet worden, nebst etlichen Neben-Kirchen.
Die Dom-Kirche hat 2. Patrone, nemlich den heiligen Johann und Nicolaus. Es ist ein Gebäude von ungemeiner Länge, welches Hertzog Heinrich der Löwe zu Sachsen schon 1170. hat bauen lassen, nachdem kurtz vorher das Bisthum von Oldenburg nach Lübeck war verlegt worden, von welchem, der folgende Titel zu sehen ist. Er hat den Dom-Herren zum Wappen ein gelbes Creutz im rothen Felde gegeben. Die Dom-Herren haben 12. Curien bey der Kirche; ihre Dörffer aber liegen nahe bey Lübeck. Vor diesem stund ein Altar darinnen,daran waren hinten die Worte der Einsetzung des Heiligen Abendmahls mit dieser Unterschrifft: Lyck dat aff, düvel bist du quat.
Es hat aber der Herr von Wederkop diese Kirche, darinnen er hat wollen begraben seyn, mit einem kostbaren neuen Altare beschencket. Es sind gar viel sehens-würdige Antiquitäten in diesem Dom, und unter andern auch ein wunderschönes Marien-Bild aus Steinen gehauen. Wenn ein Dom-Herr sterben soll, so höret man allemal ein Gepolter in der Dom-Kirche, das machet ein alter Dom-Herr, mit Namen Rabund, oder Habund, welcher darinnen begraben lieget.
Marienkirche Die Haupt-Kirche ist sonst zu unser lieben Frauen, ein herrliches Gebäude, darinnen viel merckwürdige Dinge sind: Z.E. ein rarer Altar mit einem künstlichen Uhrwecke, eine ungemein grosse Orgel und sehr viel kostbare Epitaphia.
Totentanz Am merckwürdigsten ist die Capelle mit dem Todten-Tantze. Es tantzet nemlich der Tod auf diesem Gemählde mit Personen von allerhand Ständen, welche solche Kleider tragen, die etwan vor 300. Jahren in der Mode gewesen sind. Bey iedweden stehet ein artiger Vers; als zum Exempel:  
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Zum Kayser spricht der Tod:
Auf! grosser Kayser! auf! gesegne Reich und Welt,
Und wisse daß ich dir den letzten Tantz bestellt;
Mein alter Bund gilt mehr als Apffel, Schwerdt und Bullen,
Wer mir Gesetze schreibt, macht eitel blinde Nullen.
Der Kayser giebt zur Antwort:
Was hör ich? trägt der Tod vor Göttern keine Scheu?
Sind Kayser-Cronen nicht vor seiner Sichel frey?
Wohlan! so muß ich mich, o hartes Wort! bequemen,
Und von der dürren Hand des Reiches-Abschied nehmen.
2) Zu einen reichen Geitz-Halse sagt der Tod:
Ich fodre deinen Rest, als meinen Zinß von dir.
Zahl ab, und laß die Last des schweren Beutels hier.
Kein Geitz-Halß hat noch nie den Geld-Sack mitgenommen.
Warum? weil kein Cameel durchs Nadelöhr kan kommen.
Der Geitz-Halß antwortet darauf:
Wahr ists, ich liebe nichts als Wucher und Gewinn,
Und mercke, daß ich arm beym Reichthum worden bin:
Mein Capital ist fort, die Zinsen sind zerstoben!
Ach hätt ich einen Schatz im Himmel aufgehoben.
Zum Kauffmann sagt der Tod:
Denck an den Banquerot, den Adam längst gemacht,
Der setzte dich in Schuld, und hat mich hergebracht;
Zahl aus, und lieffre mir den Antheil meiner Waare
So viel ich fassen kan auf einer Leichen-Bahre.
Darauf spricht der Kauffmann:
Der letzte Mahner kömmt mich trotzig angerennt,
Doch bin ich nicht fallit, hier ist mein Testament:
Den Geist vermach ich GOtt: das Guth den rechten Erben,
Dem Satan meine Schuld, den Leib dem Tod im Sterben.
Das Compliment des Todes an eine schöne Jungfer.
Ich halte, wie die Welt, von Complimenten nicht,
Muß! heißt mein hartes Wort, das Stahl und Eisen bricht.

{Sp. 1063|S. 549}

Und warum wollt ihr mir den letzten Tantz versagen?
Die Jungfern pflegen sonst kein Täntzgen abzuschlagen.
Das Gegen-Compliment der Jungfer.
Ich folge weil ich muß, und tantze wie ich kan;
Ihr Schwestern, nehmet euch bey Zeiten einen Mann,
So reichet ihr die Hand dem Bräutigam im Leben,
Die ich dem Tode doch muß halb gezwungen geben.
Klöster In der Stadt waren vier Clöster
  1. zu St. Johannis,
  2. zu Marien Magdalenen,
  3. zu St. Catharinen, und
  4. zu St. Annen.
In dem Closter St. Johannis sind noch ietzo 22. Evangelische Closter-Jungfrauen, unter einer Domina. Aus dem Mariä-Magdalenen-Closter ist ein grosses Armen-Haus gemacht worden. In dem Closter St. Annen ist heutiges Tages ein Zucht-Haus, welches auch ein Pertinentz-Stücke von einer wohlbestallten Republick ist. Aus dem St. Catharinen-Closter ist die heutige berühmte Schule von sieben Classen gemacht worden. D. Joh. Bugenhagen hat sie im Jahr 1531. eingeweihet, und 1620. ist die schöne Bibliothec darzu kommen. In den Programmatibus wird es Athenaeum Lubecense genennet, und ist allemal mit gelehrten und fleißigen Schul-Männern besetzet gewesen.
Armenpflege In dem grossen Hospital zum Heiligen Geiste werden täglich viel arme Männer und Weiber gespeiset; dergleichen geschiehet in dem Gast-Hause; in dem Waysen-Hause; und in dem Pocken-Hause. Ausser dem sind noch vierzehn Elends-Häuser, und fünff Armen-Convente. Hierzu kommen noch ausser der Stadt, ein Pest-Hof, ein Toll-Haus, und vier Krancken-Häuser; deswegen man den Lübeckern wohl nachsagen kan, daß sie an ihren Armen grosse Barmhertzigkeit erweisen.
Besitz außerhalb der Stadt Ausser der Stadt haben sie erstlich den Hafen Travemünde, zwey Meilen von Lübeck, mit einer Schantze, die den Hafen bedecket. Es lieget ein Capitain darinnen, und am Ufer stehet ein Thurm von 22. Klafftern hoch, welcher die Leuchte genennet wird, und davon man etliche Meilen in die Ost-See sehen kan.
Darnach haben sie das Städtlein Bergedorf und die sogenannten Vier-Lande mit den Hamburgern gemeinschafftlich, davon wir die Nachricht bis in den folgenden Artickel versparen wollen.
Ferner haben sie
 
  • das Amt Ritzenau,
  • das Amt Behlendorff,
  • und das Amt Woltersdorff,
 
  welche im Hertzogthum Sachsen-Lauenburg liegen, und zu einem iedweden gehören etliche Dörffer.  
An den Gräntzen von Holstein haben sie auch verschiedene schöne Güther, als
 
  • Crummesse,
  • Cronsfohr,
  • Niemarck,
  • Rundshagen,
  • Castorf,
  • Bliestorf,
  • Grünau.
 
  Im Jahr 1660. hatten sie noch acht Dörffer an der Trave, zwischen Oldeslo und Lübeck, die heissen:  
 
  • Meußling,
  • Niendorff,
  • Recke,
  • Mory,
  • Eckhorst,
  • Steckelsdorf,
  • Grossen-Steinrade,
  • Trenthorst.
 
  Sie haben sich aber unter den Schutz des Königs in Dänemarck begeben.  
Wappen Die Stadt führet im Wapen einen halb goldnen und halb schwartzen Adler, so sie vom Kayser bekommen hat.
Angeln Die
  {Sp. 1064}  
  Schwäbischen Angli, von welchen noch heutiges Tages Engeland den Namen führet, haben vor Zeiten hierum gewohnet.  
Kirchengeschichte Was die Lübeckische Kirchen-Historie anbelangt, so haben dieselbe peculiariter beschrieben, Moller und Starcke.
     

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Stand: 22. Januar 2014 © Hans-Walter Pries