Titel: |
Stadt-Recht, Stadt-Berechtigung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
39 Sp. 826 |
Jahr: |
1744 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 39 S. 426 |
Vorheriger Artikel: |
Stadt-Rath |
Folgender Artikel: |
Stadt-Recht, oder Bürger-Recht |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Stadt-Recht, |
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- Stadt-Berechtigung,
- Stadt-Freyheit,
- Stadt-Gerechtigkeit,
- Stadt-Privilegien,
- Lat.
Jus oder Privilegia Civitatis,
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ist eigentlich nichts anders, als die von der
Hohen
Landes-Obrigkeit einem
gewissen
Orte
oder Platze ertheilte Vergünstigung, sich nicht allein einen
ordentlichen
Stadt-Rath zu
erwehlen,
sondern auch aller andern sonst nur denen mit besonderm Nachdrucke so
genannten
Städten vor denen
offenen
Flecken und
Dörffern
zuständigen
Vorzüge und Befreyungen zu
gebrauchen. |
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Es ist aber zuförderst, so viel insonderheit unser
Deutschland und
die darinnen befindlichen Städte nebst denen davon abhangenden
Rechten,
anbetrifft, zuförderst wohl zu mercken, daß, wie bereits unter dem
Artickel
Stadt
ausführlich gezeiget worden, vor uhralters, zu denen Heydnischen Zeiten, man in
dem disseits
Rheins belegenen Deutschlande von keinen Städten etwas gewust; ob
gleich die jenseits Rheins und in dem Striche zwischen der
Donau und den Alpen belegene Inwohner,
welche denen Römern und Galliern näher gewohnet, eher von denen alten Deutschen
Sitten abgewichen, und die Städte Trier,
Cölln, Mayntz, Straßburg, Speyer,
Worms, Augspurg viel ehender, als andere,
gebauet worden, |
besiehe Hertius in Notit. veter. German. popul.
… |
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auch bereits einige Wendische Städte an der Ost-See und in
Pommern bekannt gewesen, als auf der Insel Usedom die Uhralte, sehr grosse und
reiche Stadt Vineta, deren
Überbleibsel man noch im Meere, eine halbe Meile vom Ufer, bey hellem Wetter,
soll erblicken können, und soll der sichtbare Theil, und dessen Gassen, in der
schönsten
Ordnung so groß, als
Lübeck, seyn; ingleichen |
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{Sp. 827|S. 427} |
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auf Wollin, die Stadt Jutin oder Julium. |
Berckenmäyers curieuser Antiquarius … |
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Nach Einführung des Christenthums aber in Deutschland, sonderlich zu
Kaysers
Heinrich des Voglers Zeiten, hat man angefangen, hin und wieder
Städte zu
bauen, und die Wyke mit Mauren zu umgeben. |
Calroer in Saxon. … |
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Und sind die
Gedancken eines ungenannten
Schrifftstellers, vom
Ursprunge und
Unterscheid des Adelichen,
Bürger- und
Bauer-Standes in
Deutschland, eben nicht
ungereimt, wenn er
saget, daß bey Einführung der Christlichen Religion in
Deutschland die
Bischöffe, so aus Italien als Apostel abgeschicket worden, die
Deutschen von dem Heydenthum zu bekehren, an gute
Bequemlichkeiten in Häusern,
wie auch an die guten Italienischen Weine und andere Leckerbißlein, gewohnet
gewesen: |
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Da sie aber in dem rauhen Deutschlande, so wohl beym
Edelmann als den
Bauren, schlechte Hütten und elende gemeine Kost angetroffen, hätte man die
ersten
Städte hauptsächlich durch ihren Vorschub
gebauet, daher so gar folgends
die Frage entstanden: ob zu Anlegung und Erbauung einer neuen Stadt nicht auch
ein
Bischoff erfordert werde? Wie wohl die Bischöffe damahlen in denen Städten
noch nichts zu
befehlen hatten. |
Besiehe Paulini Philosophische Lust-Stunden … |
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Weil nun aus der Historie bekannt, daß die
Sächsischen Deutschen
Kayser sich
der Erbauung derer Städte hin u. wieder in
Deutschland sonderlich angenommen; so
wäre wohl die Frage zu untersuchen: ob das
Recht, einem
Dorffe oder
Flecken das
Stadt-Recht zu
verleihen, unter die
Käyserlichen
Reservate
gehörete? Doch es hat diese
Materie der berühmte Thomasius in einer
eigenen
Disputation de Jure statuum Imperii dandae Civitatis im
Jahre 1696 bereits abgehandelt. Und wenn man bey denen
Publicisten die
Erörterung dieser
Sache suchet; so findet sich daß die ältern, denen auch
Struv in der Deutschen Jurisprudenz … und
Germanus Philoparchus im klugen Beamten … desgleichen der Verfasser des
Deutschen Reichs-Staats … beypflichtet, dieses Recht unter die
Kayserlichen Reservate zählen; welchen aber die neuen Publicisten
wiedersprechen, und sich auf verschiedene Exempel beruffen, da einige
Stände des
Reichs neue Städte angeleget, und selbige mit dem Stadt Recht begabet, ohne
daß sie die Kayserliche Conceßion oder Confirmation deswegen aus gebeten hätten.
Wiewohl sich auch in denen alten Zeiten dergleichen Exempel finden, |
besiehe
Pfeffingers
Vitriar. illustr. |
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Und Leuckfeld in seinen Antiquitatibus Groningensibus c.
8. bringet ein Diploma bey, Krafft dessen der ein und dreyßigste
Bischoff zu
Halberstadt, Albrecht der dritte dieses
Nahmens, so eines
Ackermanns Sohn aus Rickmersdorff gewesen, der
Stadt Gröningen, im
Bißthum
Halberstadt an der Bode gelegen, das Stadt- oder nach damahliger Benennung, das
Weichbilds-Recht im Jahre 1371 mit Consens seines Capitels beygeleget hat. Es
lautet aber der alte Brief folgender
Gestalt: |
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„We Albrecht van der Gnade Goddes unde des |
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{Sp. 828} |
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Stols tho Rame, Bischop des Stiffts tho Halberstadt, bekennen oppenbahr in
düssen gegenwärtigen Breve, dat we met vorgedachten Mode, Rade unde Vulbort
unsers Capittels, Groninge, dat zwischen den Graven begrepen ist, da eine geit
van sünte Matthias Kercken an, wente an de Bode, unde de andere von sünde Marien
Magdalenen Kercken, wente an de Bode, hebbet tho einem Wieckbilde gemacket, unde
geven alle, die darinne wohnen, unde noch in kommen tho wohnende, Wieckbildes
Recht, unde ehr Recht scholle seyn, wie bey dem Wieckbilde tho Halberstadt,
uthgenommen, wat unse, unser Domheeren, Manne, unde ock unser Closter, friege
Hove syn, de schollen blieven, by also denen Rechten unde Freyheit, alse se vor
gewesen sind. |
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Unde hebben des tho einem Uhrkunde unse Ingeseegel an düssen Breev gehenget.
Unde we Ludewig von Hohnstein de Eldere, des Capittels unde dat gantze Capittel
tho Halberstadt gemein, hebben tho Uhrkunde dat alle dese verscrevene Dinge mit
unser Wetschoz unde Vulbort geschehen syn, unsers Capittels Ingeseegel by unsers
Ergenannten Herren Ingeseegel hengen laten, tho dessen Breve, de gegeben eß nach
Goddes Borth dritten hundert Jahr, in den ein und seventzigsten Jahre, in dem
achten Tage der Zwölfften.“ |
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Ein mehrers siehe
Stadt Recht ertheilen. |
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