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Sachsen,
Lat.
Saxonia, wird jetzo das Stück
von Deutschland
genannt, so an |
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stösset, obgleich das
alte
Sachsenland
gantz andere
Grentzen
gehabt. |
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Kayser
Maximilian I hat auf dem
Reichs-Tage
zu Augspurg die in obbeschriebenen
Grentzen
begriffene Länder bey seiner
Eintheilung des
Deutschlandes in die Kreyse im
Jahr 1500 in einen
Kreys verfasset und solchen den Sächsischen
genennet; er hat aber, nachdem er 1512 noch
mehrere Länder darzugeschlagen, 2 Kreyse
daraus gemacht, und einen den
Ober-Sächsischen, den andern aber den
Nieder-Sächsischen benamet. |
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Obersächsischer Kreis |
Der Ober-Sächsische Kreys,
Lat.
CIRCULUS
SAXONICUS SUPERIOR, gehöret mit unter die
Zahl der zehn Kreyse des heiligen
Römischen Reichs,
grentzet |
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und begreifft |
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- das
Churfürstenthum Sachsen,
- Marggrafthum
Meissen,
-
Landgrafschafft
Thüringen,
- die
Stiffter
- die
Fürstenthümer
- Coburg,
- Querfurt,
- Anhalt;
- die
Abtey Quedlinburg;
- die
Grafschafften
- Barby,
- Mansfeld,
- Schwartzburg,
- Stollberg,
- Hohnstein,
- Grafen Reussen, etc.
- die Chur- und
Marck
Brandenburg, mit den secularisirten
Bißthümern
- das
Hertzogthum
Vor- und Hinter-Pommern, etc.
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Der Kreys-Director ist der
Churfürst von
Sachsen. |
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Niedersächsischer Kreis |
Der Nieder-Sächsische Kreys,
Lat.
CIRCULUS SAXONICUS INFERIOR, grentzet |
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- gegen Osten an den Ober-Sächsischen Kreys,
- gegen Süden eben an denselben und an Hessen,
- gegen Westen an
Westphalen und das
Deutsche Meer,
- gegen Norden aber an Jütland und an die Ost-See.
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Zu diesem Kreys werden gerechnet |
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Die Directores in diesem Kreyse sind der
König von
Preussen als
Hertzog von Magdeburg,
und der Churfürst von Braunschweig, als Hertzog
von Bremen, auch
Krafft eines Vertrags mit der
Hertzoglich-Wolfenbüttelischen Linie, als Hertzog
von Braunschweig. Als Hertzog von Bremen
alterniert dieser letztere mit dem Könige von
Preussen. |
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Von der Be- |
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{Sp. 237|S. 132} |
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schaffenheit dieses
Landes mercken wir
folgendes an: Es ist selbiges mit Korn, Wein und
Öl, und mit allen, was zur
Nothdurfft und
Vergnügung des
menschlichen
Lebens zu
brauchen ist, in Uberfluß begabet. Es hat einen
solchen Zuwachs an denen
nöthigsten
Lebens-Mitteln, daß es auch die Nachbarschafft,
der es daran fehlet, zugleich mit versorgen kan. Die
Obst- und Kohl-Gärtner versorgen die Küchen und
Speise-Kammern mit
angenehmen Früchten.
Diese Länder sind mit Wein gesegnet, und wer die
Gegend des Meißner-Landes, der Elbe und Sale
hat kennen lernen, der wird die Abbildung eines
gesegneten Canaans für sich sehen. |
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Sachsen hat Saltzwercke, welches sonst allen
Ländern nicht gegeben ist; das neue Saltzwerck
zwischen
Leipzig und Merseburg ist gegen andern
curieux anzusehen, indem das wilde Wasser von
der Saale, in den so genannten Gradir-Häusern,
wenn es von oben her aus einem Canal
herabtreuffelt, durch die Lufft weggeblasen, jene
aber aufgefangen und zu Salze gekocht wird. |
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Es ist eine Stadt in Sachsen, deren Gegend
ein lustiges Eden, und die schönen Gärten wegen
der ausländischen und kostbaren Gewächse,
Blumen und Früchte, ein klein Italien oder das
Paradieß von Deutschland herstellet. |
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In den grossen Heiden, als der Dreßdnischen,
Torgauischen und Dübischen und andern
Gegenden, enthält sich eine ziemliche Menge von
dem besten Roth- und Schwartz-Wildpret. An
allerley Geflügel und Federvieh ist kein
Mangel.
Und es wäre kein Wunder, wenn man auf die
Gedancken käme, es regnete in Ober-Sachsen
Lerchen, wie dort in der Wüsten Wachteln, weil
ausserdem, was sie selbst um diese
Zeit
verzehren, eine ziemliche Parthie denen
Auswärtigen zugeschickt wird. |
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An Fischen hat die Elbe, die Molde, die Bare
und die Sale keinen Mangel. Und obgleich, wie in
den See-Städten oder niedrigern
Landen, so gar
viele Sorten von Fischen nicht können vorgesetzt
werden, so fehlt es doch nicht an delicaten Aalen,
Schmerlen und Forellen u.s.w. die in den edelsten
Flüssen dieses Landes gefischt werden. Der
grossen Teiche bey Torgau, Merseburg, Zittau und
vielen andern
Orten zu geschweigen. |
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Eine unschätzbare Wohlthat sind die
Bergwercke dieser Lande, davon diese Gegend
des edlen Sachsen-Landes ja den
Namen führet
und von allerley Ertz mit recht das Ertzgebirge
heisset. Besonders sind die Silberbergwercke zu
Schneeberg und Zwickau, vornehmlich zu
Churfürst
Ernsts
Zeiten, ungemein gesegnet
gewesen, und haben jährlich viele Tonnen Goldes
eingetragen. Es wurde des Silbers so viel aus den
Gruben gebracht, daß man den Gewercken kein
gemüntzt
Geld gabe, sondern nur das Silber in
Klumpen zuwoge. Ja man hat 1477 zu Schneeberg
in einer Schacht, St.-Georgen-Zeche genannt, eine
Tafel und Bäncke von einer gediegenen
Silber-Stuffe aushauen lassen, und den
Churfürsten sammt seinen Hofleuten daselbst
unter der
Erde Tafel zu halten eingeladen, der
darüber sich höchstens verwundert und gesagt: Er
könne sich wohl rühmen, daß er viel herrl. als der
Römische Kayser Mahlzeit gehalten. Aus dieser
Stuffe sollen über 400 Centner Silber gemacht
worden |
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{Sp. 238} |
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seyn. |
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Eine Meile von Seida ist ein Fluß, so die
Arnsbach heist, zwischen dem Porstein und
Kemmerwalda, in welchem Goldkörner gefunden
werden, deren 1 Pfund 5 Gülden gelten. Noch
näher dem Porstein ist ein Wasser, das heist die
Flöhe, so zwar dergleichen Körner auch, aber
soviel nicht wie die Arnsbach führet. Es gehöret
diese Gegend einem
Herrn von Schönberg. Es
sind Italiäner dahin kommen und haben
dergleichen viel mitgenommen, so ihnen aber
verboten worden. |
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Die warmen Wässer und Bäder, die Sachsen
hat, sind eine recht grosse Wohlthat, und so gut als
die Wasser Amana und Parphar zu Damascon. Die
Elster, die auch Leipzig begrüsset, führet an einem
Orte Perlen; es ist auch eine Gegend bekannt, da
Edelsteine, Demante, Magnete und Amethisten
u.s.w. gefunden werden. Der kostbare Stein, der
sonst nur über ein weites Meer in andere
Länder
muß gebracht werden, wächst im Lande, und was
China und Indien, nechst diesen nur Holland an
sonderbarer
Erde für sich hat, das hat Sachsen in
seinen Visceribus unwissend seiner
Einwohner
gezeuget: Denn Rochlitz bricht Marmor, und
Dreßden giebt Porcellan und Crystall, wovon
künstliche und
nützliche Gefässe, wie auch zarte
und delicate Gläser zur Bewunderung anderer
hoher
Landesherren fabriciret werden, und zu
billigen
Kauf vor Augen liegen. |
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Und wie diese Fabriken so gar lange nicht zu
Stande kommen, so sind gleichergestalt auch
Alaunwercke zu Schemsal, und noch an einem
andern
Orte dieses Landes erfunden und
angebauet worden. |
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In Roth- und Zobel Färben hat
Leipzig vor
andern
Städten das
Glücke, daß die
Materialien
nur daselbst am besten angewandt werden.
Wiewohl Lufft und Wasser auch einen grossen
Einfluß in allen
Dingen hat. Und wer
wolte alle
Wohlthaten und die
Glückseligkeit des
Sachsen-Landes nach
Würden beschreiben. |
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Die Einwohner, vornehmlich in Meissen,
haben die Ehre, daß die
Deutsche Sprache in ihrer
Gegend am besten
geredet werde. |
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Die Galanterie wird bey denen
Sachsen aus
zwey
Ursachen wohl unterhalten. Erstlich floriret
durch die Stadt
Leipzig die
Kauffmannschaft
dergestalt, daß viel curiöse Leute daselbst
zusammenkommen und die Sitten der Einwohner
höflich machen. Darnach sind die 3
Universitäten,
Leipzig,
Wittenberg und
Jena, vor andern also
starck und
berühmet, daß der Geschmack der
Gelehrsamkeit durch alle Städte mit sonderbaren
Lobe der
Unterthanen zu dringen pfleget. |
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Ein Sachse überhaupt ist tapfer, wahrhaftig
und beständig. Die
Sachsen haben in den
Türckischen und Frantzösischen
Kriegen ihre
Schuldigkeit allezeit wohl in acht genommen. Wien,
Ofen, Mayntz, Ryssel, Dornyck, und Dovay
müssen ihnen ein gut Zeugniß geben. |
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Ein Sachse ist seinem
Landesherrn ein treuer
Unterthan. Und nichts hat ihn, wiewohl er auch
niemahls
Ursache gehabt, zu einem Tumult und Rebellion jemahls bewogen. |
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Die
Religion betreffend, that
GOtt diesem
Lande die
Gnade,
daß in demselben, und zwar auf der Universität Wittenberg der Anfang zur
Evangel.
Reformation durch den
Dienst
Lutheri gemacht
wurde. |
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