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Zedler: Glück HIS-Data
5028-10-1701-6
Titel: Glück
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 10 Sp. 1701
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 10 S. 868
Vorheriger Artikel: Glucstadium
Folgender Artikel: Glück, (Ernst)
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Glück, ist der gantze Zusammenhang derer bey denen menschlichen Unternehmungen mit beylauffenden natürlichen Umständen und Neben-Ursachen, die sich begeben, und nicht begeben können, und zwar beydes ohne unser willkührliches Zuthun, mit dem Verlauffe unserer Thaten, in welchem sie einen unsern Absichten entweder gemässen oder entgegen lauffenden Einfluß haben.  
  Im ersten Fall nennen wir es ein gutes oder günstiges; im andern Fall ein wiedriges Glück oder Unglück. Von diesem wird unten ein besonderer Articel folgen.  
  Jenes aber ist der Zusammenhang solcher beschriebenen Neben-Umstände, die unsern Absichten gemäß sind. Da aber das Glück mehren Theils durch eine höhere Macht, nemlich durch göttliche besondere Vorsehung weißlich gerichtet und regieret wird, so folget, daß ein wahrhafftig kluger Mensch bey aller seiner Wachsamkeit und Sorge alle nur ersinnliche kluge Anstallten zur Durchtreibung seiner Unternehmungen vorzukehren, dennoch auch an das Glück, und vermittelst des Glücks an GOtt, in dessen Händen es ist, zu dancken habe; folglich bey aller seiner Klugheit die wahre Gottesfurcht, das Gebet, und das Vertrauen auf GOtt bey allen Glücks-Abwechselungen sich wohl müsse empfohlen seyn lassen. Wobey sorgfältig zu bemercken, daß man nicht entweder bey dem Vertrauen auf GOtt und Glück die nöthige Klugheit, oder vor allzugrosser vermeynter Klugheit GOtt und Glück vergessen möge. Gracian Max. 251.
  Ins besondere ist auch zu mercken: daß man erstlich sein Glück mit grosser Aufmercksamkeit erkennen, und scharffsinnig beurtheilen; zum andern sich in dasselbe glücklich schicken muß.  
  Das Glück erkennen, heisset alle diejenigen Umstände, die nicht in unserer Willkühr stehen, und in dem Wohl auf unsere Unternehmungen einen Einfluß haben können, wie auch ihre Abwechselungen genau anmercken.  
  Das Glück beurtheilen heisset überlegen, welche und wie viele solcher Umstände uns in unsern Unternehmen förderlich oder hinderlich seyn werden, und ob die mit ordentlicher Klugheit zusammen gesetzten günstigen Umstände des Glücks denen sich vielleicht doch dabey auch zeigenden Wiedrigen wohl dürfften gewachsen seyn. Folglich gehöret zu Beurtheilung des Glücks ein guter Verstand, um von der Wichtigkeit eines jeden Umstandes recht zu urtheilen, und zu untersuchen, was vor Folgerungen er entweder gewiß oder wahrscheinlich nach sich zühen werde. Denn es zeiget ein Umstand offt seine glücklichen oder unglücklichen Würckungen in einer sehr weit entfernten Folgerung, die einer, der nicht von gutem Nachsinnen ist, nicht erreichet, folglich dergleichen Anfangs schlecht scheinenden Umstand schädlicher Weise aus der Acht lässet, und zu seinem Schaden sich nicht zu rechter Zeit richtet. Aug. Fr. Müller Politic. …
  Die alten Heyden hielten das Glück vor eine Göttin, siehe Fortuna, Tom.  
  {Sp. 1702}  
  IX. p. 1546. seqq. Traite de la Fortune, Paris 1733 in 12.
     

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Stand: 29. März 2013 © Hans-Walter Pries