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Quellenangaben |
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Francken, Franconie
Lat. Franconia und
Francia orientalis, eine
Landschafft in
Teutschland,
welche in denen
ältesten
Zeiten von denen
Marcomannis, und Hermunduris, hernach von
denen Alemannis und Burgundis und zuletzt von
denen Francis eingenommen und bewohnt
worden. |
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Sie hat auch den
Namen von ihnen
bekommen, da sie vorher unter Alemannien mit
begriffen gewesen. Als aber bey Ausgang des 5.
Seculi die Alemannen von Chlodoueo überwunden
worden, besetzten die Francken das Land um und
über den Mayn mit vielen Colonien, und da ward es
Ost Francken
genennet. |
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Sie lieget längst dem Mayn, und
grentzet gegen
Süden an
Schwaben und
Bayern, gegen
Osten an
Böhmen, gegen
Norden an
Heßen und
Thüringen,
gegen
Westen aber an die Unter-Pfaltz und das
Ertz-Stifft Mayntz. Ehemals erstreckte sie sich über
den
Rhein, und begriff Mayntz, Worms, Speyer,
nebst andern, an diesem Fluß gelegenen
Städten. |
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Sie ist einer von denen 10.
Creißen des
Reichs,
und fasset in sich
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HIS-Data: vergleiche
Reichs-Matrickel |
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- die Bißthümer,
- Bamberg,
- Würtzburg und
- Aichstädt,
- das Teutschmeisterthum,
- die Fürstenthümer
- und
ehemahls das
Hertzogthum Coburg, welches aber
nunmehro zum Ober-Sächsischen Creiße gerechnet
wird,
- ferner die
gefürstete Grafschafft Henneberg,
- die Grafschafften
- Schwartzenberg,
- Castell,
- Wertheim,
- Löwenstein,
- Hohenlohe,
- Erpach,
{Sp. 1687|S. 867}
- Rheineck,
- Dernbach,
- Geyer,
- und endlich die freyen Reichs-Städte
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Das gantze Land ist sehr fruchtbar, so wohl an
Getraide, als Weinwachs. Jenes bringet das
mittägige Theil, dieses aber das mitternächtliche
häuffig hervor, so, daß man auch andere
Provintzien damit versorgen können. In dem
Bambergischen wächset auch eine ziemliche
Menge von süßem Holtz, und so wohl in diesem, als
denen übrigen Districten von Franckenland
mangelt
keine Frucht, so zu
bequemer
Erhaltung des
menschlichen
Lebens
nothwendig wäre. |
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Hierzu tragen die unterschiedenen Flüsse,
unter welchem der Mayn und die Tauber die
vornehmsten sind, nicht wenig bey. Durch die
Wälder wird es mit Wildprät häuffig versorget. Die
grösten darunter sind der Speshard, Oden- und
Steiger-Wald, wie denn auch der Thüringer Wald an
denen Grentzen gegen Mitternacht stehet. |
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Was die Einführung der Christlichen Religion in
dieses Land betrifft, so ist selbiges ausser allem
Zweiffel eines derer ersten in Teutschland gewesen,
welches mit dem
Lichte des Euangelii erleuchtet
worden; und ob man schon so leichte nicht
behaupten kan, daß vor denen Zeiten Pipini und
Caroli M. desselbigen Schein durch gantz Francken
völlig ausgebrochen, so kann doch auch nicht
geleugnet werden, daß sich nicht hin und wieder
etwas davon blicken lassen. Zum wenigsten ist
wahrscheinlich, daß Chlodouaeus, da er sich in dem
5. Seculo zu Christo bekehret, zu derselben auch
seine Ost-Francken zu bringen, werde beflissen
gewesen seyn. |
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In denen folgenden Zeiten, da das Fränckische
Reich durch die innerlichen Kriege hart
mitgenommen worden, mag freylich der Eifer in
Ausbreitung des
Christenthums etwas erloschen
seyn. Solchen nun wieder anzuflammen, kam der
Schotte, S. Kilian nach Würtzburg, der Residentz
derer Herzoge in Francken, und beredte das Volck,
die heydnischen Götzen, zu verlassen; muste aber
sein Leben an. 688. elendliglich beschlüssen, indem
da der Herzog Gosbertus, welchen er wegen der
fleischlichen Vermischung mit seines Bruders
hinterlassenen Gemahlin, Gailana bestrafft hatte, in
West-Francken
reisete, diese gottlose
Fürstin den
Kilian mit zwey seiner Gefährten umbringen, und in
dem Pferde Stall, wo nun die Kirche des neuen
Münsters stehet, begraben ließ. |
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In dem 8. Seculo kam S. Kiliani Landsmann, S.
Bonifacius, richtete ein
Stifft zu Würtzburg auf, und
setzte auf des Pabsts Zachariae
Befehl,
Burchardum, einen Engländer, zum ersten
Bischoff
ein, dem die andern, bis auf unsere Zeiten, in
unverrückter
Ordnung gefolget. |
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Dieses alles hat unter der Regierung derer
Francken, welche nach denen Alemanniern und
Thüringen in dieses Land gekommen, sich
zugetragen. Selbige nun hatten, nachdem die
Könige ihren Sitz in West-Francken aufgeschlagen,
ihre Gouverneurs,
Grafen und
Herzoge; wiewohl
bereits vorhero schon, da sie ihre
Wohnung um den
Mayn herum
sollen genommen haben, ihre Herzoge
angeführet werden. |
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Der erste Genebaldus,
starb an. 356. zum
Nachfolger seinen Sohn Dagobertum nach sich
lassend, welcher seinem Vetter, Theodemiro, die
Römer und Gallier bekriegen helffen. Sein Sohn,
Cloelius, |
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{Sp. 1688} |
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zeugte Marcomirum I. welcher die
Fränckischen
Grentzen
ansehnlich erweitert, und
an. 403. gestorben. Pharamundus, sein Sohn,
wurde zum ersten Könige erwählet, und sagte
denen Römern den Tribut auf. Ihm wurde an die
Seite sein Bruder, Marcomirus II. gesetzt, welcher
zu Franckenberg residirte. Dessen Ur-Enckel,
Sunno,
baute das Schloß Sunnaburg, und sein
Sohn Dietleb, Dietelbach, so heut zu
Tage den
Namen Dettelbach führet. |
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Dieser hatte zum Enckel Hugobaldum, welcher
vor den ersten christlichen Herzog in Francken
angegeben wird, und an. 541. gestorben seyn
soll. |
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Der 5te Herzog nach ihm, Heribertus, halff die
Hunnen bey Hammelburg erlegen, und verschied
an. 668. seines Bruders Sohn, Chlodoueum, nach
sich lassend, welcher Gosbertum I. und Troianum
gezeuget, davon der erstere, welcher, wie oben
erwehnt worden, S. Kilianum umgebracht, dem
Vater succedirte, aber in einem Tumulte das Leben verlohr. |
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Deßen anderer Sohn, Gumbertus, wurde Graf
zu Rotenburg, der erstgebohrne aber, mit ihm
gleiches Namens, zeugte Hetanum, welcher an.
740. ohne männliche Erben gestorben, worauf
Pipinus, Caroli Martelli Sohn, mit dem Herzogthume
Francken belehnt worden, welcher es aber dem
Bischoffe zu Würtzburg, S. Burchardo soll
übergeben haben; wiewohl gar viele zweiffeln
wollen, ob solches iemahls geschehen, zum
wenigsten auf die Art, als es nachmahls die
Bischöffe praetendiret. |
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So findet man auch, daß nicht so wohl
Burchardi Nachfolger, als die andern
weltlichen
Fürsten den
Titel derer Grafen und Herzoge von
Francken geführet: Und hat vielmehr unter denen
Carolingern Francken zu der Königlichen Cammer
gehöret, wie denn Ekkehardus Junior de Casib. S.
Galli Monaster. … Werinhers gedencket, welcher
Camerae Nuncius in Francken gewesen. |
Lehmanns Speyer. Chron.
… |
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Zu Zeiten Henrici IV. aber wiedersetzte sich der
Bischoff Erlang, ein
gebohrner
Graf von Calw, als ihm gedachter
Kayser den Titel eines Herzogs
nehmen, und solchen seiner Schwester Sohn, dem
Herzoge Conrad in
Schwaben, geben
wolte. Er ließ
sich dannenhero ein blosses Schwerdt vortragen,
und führte solches nebst dem Bischoffs-Stab zu erst
in seinen Wapen. |
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Als nachgehends
Marggraf Albrecht von
Brandenburg solchen Titel annahm,
gebrauchte
auch selbigen der Bischoff Godofredus; weil aber
dieser ein geborner aus dem Hause derer
Schencken von Limburg gewesen, welche,
gleichwie die alten Grafen zu Rotenburg, und die
noch lebenden zu Castell, sich aus dem Geblüte
derer alten Herzoge in Francken entsprossen zu
seyn
rühmen, so ist aller Dings zweiffelhafft, ob er
solches wegen seiner
geistlichen
Würde, oder
wegen seiner Geburt zu
thun sich unterfangen. |
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Noch zu Limnaei Zeiten wolten nicht allein die
Marggrafen zu Brandenburg, sondern auch der
Chur-Fürst von Mayntz, der Bischoff zu Bamberg,
und die Herzoge in
Sachsen wegen Henneberg,
dem Stifft Würtzburg solchen Titel keines Weges
gestehen. |
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Zu Caroli M. Zeiten wurde das Land durch
gewiße Gouverneurs
verwaltet, die sich bey
erfolgten Unruhen unter seinem Sohn Ludouico Pio
vielleicht mehr mögen heraus genommen haben,
als ihnen von Rechtswegen |
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{Sp. 1689|S. 868} |
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zugestanden. |
- Trithemius et
Pontanus
de Orig. Franc.
- Ado Vienn. Chron. …
- Marianus
Scotus II. …
- Sigebertus Gemblac. …
- Albertus Stad. …
- Serrarius in S. Kiliani libello.
- Vrsinus de Orig. Eccl. Germ.
- Bertius Comment. Rer. Germ.
- Pastorius in Franc.
- Eyringius de Ortu et Progr. …
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Des gedachten Kaysers Ur-Enckel von seiner
Tochter, Conradus, führte den Titel eines Grafen in
Heßen und der Wetterau, und wurde den 27.
Februar. an. 905. bey Fritzlar von Graf Albrechten
von Bamberg erschlagen. |
Regino II. ad an. 905.
… |
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Er hinterließ von der Gräfin Glismout 2. Söhne
Conradum und Eberhardum, wozu andere den
dritten Wernern setzen, wovon unten ein
mehrers. |
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Conradus Graf in Francken wurde an. 911. zum
König in Teutschland erwählet, und hatte nicht allein
mit denen
Ungern
zu thun, sondern auch wegen innerlicher Unruhe grosse Wiederwärtigkeit. Er
starb
an. 919. ohne von seiner Gemahlin Kunigunda,
Herzog Leupolds in Bayern
Witbe, Kinder zu
hinterlassen. Siehe Conradus I. Tom. VI. pag. 994.
seqq. |
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Nach seinem Tode überbrachte sein Bruder
Eberhardus, Herzog in Francken und Comes Palatii, Herzog
Henrichen in Sachsen die Reichs-Kleinodien,
deßen ungeachtet rebellirte er nachmahls wieder
ihn und deßen Sohn Ottonem I. und wurde an. 939.
in der Schlacht bey Andernach erschlagen. |
- Witichindus Annal. I. …
- Ekkehardus de Cas. Monast. S. Galli …
- Vit. Jo.
Gorz. apud Labbeum Bibl. Manuscr. …
- Sigebertus
Gembl. …
- Contin. Rheg. …
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Conradi und Eberhardi Vater Conradus hatte
noch 3. Brüder. Rudolphus war Bischoff zu
Würtzburg biß an. 908. Eberhardus ein Graf, so im
Treffen mit Albrechten Grafen zu Bamberg an. 902.
geblieben, war ein Vater Graf Conradi Curcipoldi
oder des Weisen, so an. 948. den 30.
Jun.
gestorben. |
- Ekkehardus de Cas.
Monast. S. Galli …
- Regino II. …
- Necrol. Fuld. apud
Leibnitz Script. Rer. Brunsu. …
- Chron. Wirzib.
Baluz. …
- Friesens Hist. derer Bisch. zu Würtzburg.
…
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Gebhardus oder Gebelhardus ein Graf blieb an.
902. in der Schlacht wider die Ungern, hinterließ
Vdonem, Grafen in Francken, so an. 949.
gestorben, dessen Sohn gleiches
Namens von an.
950. biß 965. Bischoff zu Straßburg gewesen, und
Hermannen I. Herzogen in Alemannien, welcher mit
des verstorbenen Herzogs Burchhards in
Alemannien Witbe Geuerhardum einen Grafen,
welcher an. 936. in der Belagerung Badiliki
geblieben, und Idam, Luidolfi eines Printzens
Kaysers Ottonis I. Gemahlin, so an. 986. gestorben,
gezeuget. |
- Contin. Rhegin. …
- Hrosvvitha de Gest. Otton. …
- Luitprandus Hist. …
- Witichindus Annal. …
- Albericus …
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Obengedachter Wernher, welchen einige vor
Conradi Sohn und Kaysers Conradi und Herzogs
Eberhardi Bru- |
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{Sp. 1690} |
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halten, zeugte Conradum I. Herzogen in
Lothringen, so anno 953. abgesetzt, und den 10.
Augusti anno 955. im Treffen wieder die Ungern, wo
er die Francken commandirte, erschlagen
worden. |
- Contin. Rhegin. …
- Witttichindus …
- Albericus …
- Ditmarus Chron. …
- Necrol. Fuld. l.c. …
- Lambertus
Schaffnab. …
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Sein mit Luitgarda Kaysers Ottonis I. Tochter
gezeugter Sohn Otto wurde Herzog in Cärnthen und
Graf zu Verona, schlug anno 1002. das
Teutsche Reich aus, und starb anno 1026. Seine Gemahlin
Juditha stifftete anno 977. |
- Contin. Rhegin. …
- Witichindus …
- Chronographus saxo …
- Ditmarus …
- Chron. Reg. Franc. apud
Lambec. Comment. …
- Albericus …
- Auct. Geneal. B. Arnulphi …
- Guillimannus Synt. de vera Orig. …
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Seine Söhne waren Henricus oder Hezel,
Herzog in Francken, so Anno 989. gestorben und
von Adelberta oder Adelheyd Eberhardi Grafens zu
Egenesheim Tochter nebst Gebharden III.
Bischoffen zu Regenspurg und Juditha, so anno
1034. gelebt, Kayser Conradum II. Salicum
hinterlassen, von dessen Gemahlin und
Nachkommen die Lebens-Beschreibungen derer
Kayser Conradi II. Tom. VI. pag. 998. seqq. Henrici
III. IV. und V. nachzulesen. |
- Wippo de Vita Conr.
Sal. …
- Ditmarus Chron. …
- Albericus …
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Bruno, so Anfangs die Marg-Grafschafft Verona
regierte, wurde anno 996. unter dem Namen
Gregorii V. Pabst. Siehe Gregorius V. |
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Wilhelmus bekleidete von anno 1028. biß 1047.
die Stelle eines Bischoffs zu Straßburg. |
- Wippo l.c.
…
- Lambertus Schaffnab. …
- Hermannus Contr. …
- Guillimannus de Episc. Argent. …
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Conradus, so anno 1012. den 12.
Decembr. als
Herzog von Kärnthen gestorben hinterließ von
Mathilde, Hermanni II. Herzogs in Alemannien
Tochter Chunonem oder Conradum den jüngeren
Herzog in Francken und Kärnthen, welcher anno
1039. den 20. August. mit Tode abgegangen, und
ein Vater Brunonis Bischoffs zu Würtzburg
gewesen. |
- Wippo …
- Chron.
Quedlinburg apud Leibnitz Script. Brunsu. …
- Hermannus Contr. …
- Vita B. Adalber. II. Episc. Met.
apud Labbeum Bibll. MSSt. …
- Adelbrodus Vita
Henr. S. apud Leibnitz l.c. …
- Guillimannus de Orig. et Stemm. …
- Otto Frising. …
- Annal. Hildes. … apud Leibnitz l.c. …
- Chron. Wirzib. Baluz. …
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Die Kayser Conradus Salicus |
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{Sp. 1691|S. 869} |
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Henricus III. und IV. behielten das Herzogthum
Francken vor sich, biß der letztere es Herzog
Conraden von Schwaben verliehe, deßen Bruders
Sohn Fridericus Barbarossa aber selbiges dem
Stiffte Würtzburg anno 1168. soll wieder gegeben
haben. |
- Hertius Comment. …
- Not. Regni Franc. …
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Spener Not. Germ. Med. …
- Koeler
Diss. de Famil. Aug. Francon. Altd. 1722.
- ab
Eckhart in Francia Orient.
- Friesens Würtzburg.
Chron. …
- von Bünaus Leben Friedrichs I.
…
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