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Text |
Quellenangaben |
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Geburt,
Partus, der
natürliche
Ausgang der Frucht aus der
Mutter
Leibe.
Hierbey hat man zu
erwägen, |
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1) |
das Behältniß der Frucht; |
2) |
die
Zeit
der Geburt; |
3) |
die
Ursachen,
welche die schwangere Mutter zur Geburt anreitzen; |
4) |
die Geburt selbst, und |
5) |
dasjenige, was nach der Geburt zu beobachten. |
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Das Behältniß der Geburt ist die
Gebär-Mutter, mit
denen Häutgen und
Wasser, so die Frucht umgeben. Wie die Gebär-Mutter beschaffen
sey, ist bereits an seinem
Orte
abgehandelt worden, dahero wir anjetzo nur den
Unterscheid
einer schwangern und nicht schwangern Gebär-Mutter in etwas zu betrachten haben. |
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Ist die Mutter nicht schwanger, so gleichet sie kaum an Grösse einer
geballten Faust, ist sie aber geschwängert, so wird sie, besonders auf die
letzte Zeit der Schwangerschafft, der
Gestallt
ausgedehnet, daß sie die gantze
Frucht mit dem Mutter-Kuchen in sich enthält, und dahero ihr Lager und Gestallt
gar mercklich
verändert. Denn sie steiget biß zu dem Nabel in die Höhe,
und bekömmt eine Kugel-runde Gestallt, und ob sie schon fast ihre vorige Dicke
behält, befindet man sie doch weit weicher und zärter. |
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Nicht weniger trifft man einen grossen
Unterschied
an der innern Mündung der Gebär-Mutter an,
vornemlich aber, wenn die
Schwangerschafft bald zu Ende gehet, da gedachte Mündung in Grösse eines Göldens
sich zu öffnen beginnet, welches man bey uns im
Teutschen die Öffnung
zu
nennen
pfleget. Viele
läugnen zwar, daß die schwangere Gebär-Mutter ihre vorige Dicke
behalte, und
wollen vielmehr behaupten, daß selbe allmählich ausgedehnet
werde, nicht anders, als man bey einer von dem Harn aufgetriebenen Harn-Blase
siehet, oder wie eine wächserne Kugel, wenn man solche in Grösse einer
Gebär-Mutter ausbreitet; dahero es auch komme, daß die schwangern eine solche
besondere
Empfindung
hätten, der Gestallt, daß sie
unterscheiden
könnten, welches Glied die
Leibes-Frucht
bewege, |
Mauriceau les maladies des
Femmes grosses. |
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Allein es ist in der
That
unter einer geschwängerten Gebär-Mutter und einer Harn-Blasen, ingleichen unter
einer wächsernen Kugel ein grosser Unterscheid, denn die Harn-Blase wird auf ein
Mahl, die Gebär-Mutter aber nach und nach ausgedehnet; Die wächserne Kugel aber
ist eine leblose Sache, die Gebär-Mutter aber nicht, welche von denen währender Schwangerschafft
häuffig hinzu flüssenden Säfften nicht wenig vermehret wird. So ist auch die
Empfindung derer schwangern nicht so zärtlich und
gewiß,
sondern ziemlich confus, sintemahl sie die
Bewegung
des
Kindes
zwar fühlen, aber in der That nicht
gewiß
wissen
können, welcher
Theil
der Frucht beweget werde. Über dieses lehret auch die
Erfahrung
das Wiederspiel, indem Bohn |
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{Sp. 508} |
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Diemerbroeck. und andere vielmahls
beschwängerte Gebär-Mütter
untersuchet,
und in selbigen eine gar merckliche Dicke befunden haben. |
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Von dem Gewässer, darinnen das Kind in Mutter-Leibe lieget, ist anjetzo nur
zu mercken, daß der Liquor Amnii, welcher
wahrscheinlich
von einigen in dem Schaff- und Geburts-Häutlein befindlichen Drüßgen
entspringet, allmählig mit der wachsenden Frucht vermehret werde, doch der
Gestallt,
daß diese zwar die ersten
Monathe der Schwangerschafft darinnen schwimme,
hernachmahls aber einen finstern Platz und
gewissern
Sietz in der Gebär-Mutter beobachte. |
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Gleichwie aber dieser Safft selbst währender Schwangerschafft dem Kinde
nicht nur zur
Nahrung
dienet,
sondern auch verursachet, daß die Frucht die Glieder besser und
bequemer
bewegen könne, und von denen Seiten-Theilen der Gebär-Mutter nicht gedrucket
werde. Also hat er auch bey der Geburt seinen grossen
Nutzen,
angesehen, ehe selbige noch eintrit, dieser Liquor unter dem
Namen
derer
Wasser hervor springet, und die Geburts-Wege schlüpfferig machet. |
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Einige
meynen
zwar, daß gedachter Liquor nicht aus denen in dem Schaff- u.
Geburts-Häutlein befindlichen Drüßgen entstünde u. zwar |
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1) |
weil diese Häutgen keine Drüßgen hätten. |
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Da aber selbige bey krancken
Personen
vornemlich angemercket worden, und über dieses gar
wahrscheinlich
zu seyn scheinet, daß die Endgen derer kleinsten Puls-Ädergen, welche
durch gedachte Häutgen lauffen, sich in eben solche Spitzgen verwandeln,
dergleichen man in denen Därmen, unter dem Namen derer Drüßgen findet;
so ist wohl kein
Zweifel,
daß aus dererselben Öffnungen dieser Liquor tröpfle welcher
nach und nach in grosser Menge in dem Schaff-Häutlein gesammlet wird. |
2) |
Weil nach ihrer
Meynung diese Feuchtigkeit von dem Schweiß und Urine der
Leibes-Frucht entstehe; da aber selbige kein unreiner, sondern ein
guter Safft
ist, und über dieses lange zuvor in dem Schaff-Häutgen gesammlet wird,
ehe noch die Frucht den Urin lassen oder schwitzen kann, so
muß
sie
nothwendig
anders woher entspringen. |
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Daß dem
menschlichen
Geschlechte
eine
gewisse Zeit zu gebären bestimmet sey, lehret nicht nur das Vieh, welches
nach aller
Philosophorum Meynung seine
gewisse Zeit zu gebären hat, sondern
auch die Menschen selbst: sintemahl die
Erfahrung
bezeuget, daß alle
Weiber
in der gantzen
Welt
9. Monathe schwanger gehen, und nach Verflüssung gedachter Zeit endlich die
Frucht zur Welt bringen, ob man schon, die
Wahrheit zu bekennen, nicht die Zeit gar zu gewiß bestimmen
und
sagen
kann, sondern gleichwie eine
natürliche
Geburt nicht leicht vor der 38.
Woche zum
Vorschein kömmt, also wird schwerlich
eine über 40. Wochen ausbleiben, dahero jede Geburt, so entweder über oder unter
gesetzter Zeit geschiehet, vor eine wiedernatürliche zu halten ist. |
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Es finden sich einige
Medici, welche denen Menschen keine gewisse
Zeit der Geburt, aus folgenden
Ursachen,
zugestehen
wollen: |
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erstlich weil das menschliche Temperament mehren
Theils
und weit mehr als derer übrigen Thiere von einander
unterschieden
sey, dahero es auch
wahrscheinlich
zu seyn schiene, daß die Menschen von der
Natur
auch
unterschiedene
Geburts-Zeiten bekämen. Ob man nun nicht läugnen kann, daß derer Menschen
Temperamente |
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{Sp. 509|S. 268} |
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unterschieden
angetroffen werden, so finden wir doch auch bey dem Vieh einen nicht geringen
Unterschied
ihrer Temperamente, und haben diese dem ungeachtet ihre gewise Zeit der
Geburt, wie solches die Naturkündiger mit grossem
Fleiß
erforschet. Hierzu kömmt noch, daß der Unterschied derer Temperamente
fast unendlich sey, die Zeit der Geburt aber nicht, und woher kommt es wohl, daß
schwangere
Weiber
von unterschiedenen Temperamenten zu einer
Zeit
und fast zu einer
Stunde
das
Kind
nach Wunsch zur
Welt
bringen? |
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2) Weil die Grösse der Gebär-Mutter gar sehr unterschieden ist, so würde
Zweifels ohne nach derselben unterschiedenen Grösse die Frucht bald langsam,
bald geschwind ausgetrieben werden; da man aber auch beym Vieh solche
unterschiedene Grösse antrifft, welches dem ungeachtet seine gewisse
Geburts-Zeit behält; ja vielmahls eine
Frau
bald ein starckes, bald aber wieder ein schwaches Kind, doch jedes binnen 9.
Monathen zur Welt bringet, so scheinet es, daß die Kleinigkeit und Grösse der
Gebär-Mutter die Geburt weder befördern noch aufhalten könne, zumahl, wenn
selbige nur natürlich
beschaffen ist. |
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3) Weil immer ein
Weibs-Bild
mehr als das andere Blut habe,
müsse es
wahrscheinlicher
kommen, daß diejenige Frucht, welche viel Nahrungs-Safft empfienge, geschwinder
zu seiner
Vollkommenheit
gelange, langsamer aber dazu komme, wenn ihr wenig
Nahrung zugeführet würde. Nun
kann man zwar nicht läugnen, daß offtmahls frische und wohl-genährte, zu Weilen
aber auch hagere und schwache Kinder geboren werden, welches Zweifels ohne der
Menge und
Eigenschafft
der Nahrung zuzuschreiben; Dennoch erfordern sowohl diese, als jene, zu ihrer
vollkommenen
Bildung 9. Monathe, und werden dahero beyde gemeiniglich zu einer Zeit zur Welt
gebracht. |
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4) Weil der
Mensch
zu jeder Zeit bey
Tag
und Nacht,
Sommers
und
Winters etc. zu dem
Beyschlaffe
tüchtig ist, anders, als wie das Vieh, als welches nur zu gewisser Zeit des
Jahres sich begattet. Die
Wahrheit zu bekennen, so
will
dieses Argument nicht viel
sagen,
angesehen daraus nichts weiters folget, als daß die
Jahres-Zeiten in Ansehung
der Geburt, aber nicht die Geburts-Zeit unterschieden sey. |
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5) Weil glaubwürdige
Auctores bezeugen, daß
Kinder
zu 5. 6. 7. 8. 10. 11. 12. Monathen
natürlicher
Weise geboren, und dahero auch von denen Jure-Consultis vor richtige
Geburten gehalten worden. Allein hier muß man den
Unterscheid
unter natürlicher und wiedernatürlicher Geburt, und unter einer reiffen und
unreiffen, wie auch einer lebendigen und toden Frucht machen. Daß offtermahls
vor und nach der
gewöhnlichen
Geburts-Zeit Leibes-Früchte auf die
Welt
kommen, bezeugen so wohl die frühzeitigen, als die über die Zeit verhaltenen
Geburten, da aber dieses wiedernatürliche Geburten sind, als darf man von
selbigen nicht auf natürliche
schlüssen. |
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Dahero nur die
Frage
entstehet, ob die Frucht von 5. oder 6. oder 11. oder 12. Monathen vor eine
natürliche Geburt zu halten? Darauf aber mit nein zu antworten. Denn die Frucht,
welche in dem 5. 6. oder 7. Monat geboren wird, ist unreiff und unzeitig,
welches ein jeder wird leichtlich einsehen können. Allein darwider wird
eingewendet, daß man Geburten von 5. oder 6. Mo- |
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{Sp. 510} |
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nathen hat, welche doch
vollkommen
sind, und an denen man nichts
unvollkommenes finden kann, darauf aber
dienet zur
Antwort, daß gemeiniglich Schelmerey darhinter stecke; denn das
Weib
ist
gewiß vor
dem
gewöhnlichen
Hochzeit-Tage
entweder mit dem Bräutigam oder mit einem andern zu Bette gegangen, ob sie
solches schon beständig
läugnen
will;
oder sie hat sich in ihrer Rechnung betrogen. |
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Denn die Weiber pflegen gemeiniglich ihre Schwangerschafft anzurechnen von
der
Zeit,
da ihnen ihre monathliche Zeit ausgeblieben, oder von der ersten
Bewegung
des
Kindes
in der Gebär-Mutter;
allein wie betrüglich diese Kenn-Zeichen sind, wird jederman leichtlich
einsehen, so verhält es sich auch mit der 11. und 12. monatlichen Geburt. Denn
gewiß, wenn die Geburt vollkommen starck und gesund ist, so stecket entweder
List oder ein
Irrthum
darhinter. Denn da die
Natur
die
Ordnung
liebet, so hat sie sowohl denen
Menschen,
als denen andern Thieren eine
gewisse
Zeit der Geburt bestimmet. |
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Die
Ursache,
welche die
Mutter zur Geburt nöthiget, ist von der Leibes-Frucht selbst
herzuleiten. Denn es ist bekannt, daß diese in der Gebär-Mutter Kugel-rund
zusammen sietzet, indem sie nemlich mit dem Kinne die Brust, und mit denen
gebogenen Füssen die Arsch-Backen berühret, und zwar der
Gestallt,
daß der
Kopff den obern, die Füsse aber den untern
Theil
der Gebär-Mutter einnehmen. |
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Indem also das
vollkommen
gebildete Kind in diejenige
Leibes-Grösse erwachsen, welcher die nur gedachte Krümmung des
Cörpers
und die gezwungene zusammen gezogene Gestallt beschwerlich fällt, so bemühet es
sich ein anderes Lager zu suchen, und da es sich zu wältzen anfänget, so fället
es mit dem Kugel-runden Kopfe und mit grosser
Gewalt
in den Mutter-Halß und das Becken, dahero es geschiehet, daß der schwangern
Mutter ihr Bauch ein wenig ausgedehnet wird, und einige Beschwerlichkeit beym
Urin lassen und bey denen Stuhl-Gängen, wie nicht weniger einiger
Lenden-Schmertz entstehet. |
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Befindet sich nun das Kind in solchem
Zustande,
so beschweret es zum Theil mit seinem Gewichte den Mutter-Halß und die geöffnete
Mutter-Mündung, Theils verursachet es durch das stossen und seine eigentliche
Bewegung
der Gebär-Mutter und seiner leiblichen
Mutter grosse Beschwerung und
Verdruß,
und nöthiget also seine Mutter zur Geburt. |
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Es sind einige, welche die gezwungene Krümmung der Leibes-Frucht nicht vor
die
Ursache
der Geburt annehmen
wollen, und zwar aus folgenden
Gründen: |
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1) weil man einig und allein auf den
Willen des höchsten Schöpffers sehen
müsse, welchem es also gefallen hätte, daß die Frucht nach neun Monathen
ihren Ausgang suchen
sollte. |
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Man muß zwar freylich vor dem göttlichen Willen alle Ehrerbietung haben;
allein da uns auch dieser
befiehlet,
daß wir mit unserer gesunden
Vernunfft die natürlichen Wahrheiten
untersuchen
sollen, als scheinet es nicht
unrecht
gethan
zu seyn, diejenigen natürlichen Ursachen der Geburt anzuzeigen, welche dem
göttlichen Willen beykommen; |
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2) weil die Frucht wegen des Athems ihr Behältniß verlassen muß, indem sie
nicht länger, ohne Gefahr zu erstücken, der
Lufft entbären könne. |
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Allein man kann nicht sehen, wie ein
Kind,
welches die Krafft
und
Gewalt
der Lufft niehmahls
empfunden,
selbige so sehnlich verlangen |
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{Sp. 511|S. 269} |
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könne, daß es deswegen seinen Aufenthalt verlassen solle, zumahl da bekannt
ist, daß, wenn die Kinder mit ihrem Häutlein bekleidet sind auf die
Welt
gekommen, selbige ohne Othem und Lufft zu Weilen lange
Zeit
gelebet; |
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3) weil die reiffe Frucht, wegen
Mangel
der
Nahrung, und weil die Mutter-Gefässe zur selbigen Zeit trocken würden, den
Ausgang suche, und gleichsam wie eine andere reiffe Frucht abfalle. |
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Was aber vom Mangel der Nahrung, wie auch von der Zusammenzühung und
Trockene der
Mutter gemeiniglich vorgebracht wird, ist gäntzlich
falsch.
Denn gleichwie man
unmittelbar
nach der Geburt keine Trockene in der Gebär-Mutter, welche voller Feuchtigkeiten
ist, antrifft, also hat auch die Mutter selbst keinen Mangel an Nahrungs-Safft,
als welcher nach der Geburt in den Brüsten die Milch machet, welche dem Kind
viele Monathe zur Nahrung
dienen
muß.
Zu geschweigen daß Zwillinge und Dreylinge
Zweifels ohne mehr Nahrungs-Safft zu ihrer Bildung und Nahrung erfordern,
welche doch die Mutter nichts desto weniger gar reichlich in der Gebär-Mutter
versorgen kann. |
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4.) Weil der Safft des Schaff-Häutleins allmählig an zu faulen fienge und
also dem Kinde verdrüßlich, der Gebär-Mutter aber
schädlich würde, so würde
solcher
Gestallt
die Geburt befördert und verursachet. |
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Da man aber die Fäulung dieses Safftes nicht
beweisen
kann, sondern vielmehr aus oben angeführten erhellet, daß er eine löbliche und
die Frucht nährende Feuchtigkeit sey; als scheinet dieser Einwurff wenigen
Grund
zu haben. |
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5) Weil die Frucht vor dem dünnen und flüssenden Nahrungs-Saffte einen Eckel
bekäme, so suche sie einen stärckern, und befördere also die Geburt. |
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Allein die
Erfahrung
lehret, daß zu Weilen geborne Kinder sich ein
gantzes
Jahr,
ohne den geringsten Brey, von blosser Mutter-Milch nähren, welche doch auch
keine starcke und dicke Nahrung, sondern nur ein dünner Safft ist. |
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6.) Weil der Unrath, so sich in denen Därmen des Kindes häuffig gesammlet,
demselben Grimmen verursache, so sey es kein Wunder, wenn das auf
unterschiedene
Art belästigte Kind seine Ausgang suche. |
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Daß aber auch dieses nicht die
wahre
Ursache
der Geburt sey, lehren diejenigen
Kinder,
welche offtermahls einen und den andern
Tag,
nach der Geburt, allererst gedachte Unreinigkeiten von sich geben. |
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Die Geburt selbst
vollkommener
einzusehen, ist
nöthig,
daß man die dabey vorfallende
Verrichtung
der
Mutter, der Geburt, und der Weh-Mutter besonders betrachte. |
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Was demnach die Mutter anlanget, so befördert selbige die Geburt gar sehr,
Theils wegen der beschwerlich angereitzten
Gebär-Mutter, und
derer meisten Nerven, welche zugleich gar sehr mit adficiret werden,
Theils wegen des daher entstehenden Schmertzes in denen Lenden, Unter-Leibe und
Hüfften, sintemahl die Gebär-Mutter von der Schwere, von dem Strampeln der
Frucht angereitzet sich zusammen zühet, und scharff zusammen gezwänget wird,
wodurch nicht nur die zusammen gedruckten Häutgen der Frucht selbst zerreissen,
und die
Wasser, die Wege schlüpfrich zu machen, springen, sondern auch die
Frucht weiter hinunter getrieben wird, daß dahero nicht weniger die innere
Mündung der Gebär-Mutter, als die Mutter-Scheide selbst gar sehr erweitert wird,
zumahl wenn sich die
Frau
selber hilfft, das Zwerch-Fell abwärts drucket, und die Mäußlein des
Unter-Leibes zusammen zühet, daß es dahero kein Wunder, |
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{Sp. 512} |
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wenn die Wehen nachlassen, oder die Gebär-Mutter allzusehr abgemattet
worden, oder die Wege gar zu sehr ausgetrocknet, die Geburt gar zu schwer oder
wohl gar tödlich wird. |
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Das
Kind
selbst träget zu der Geburt viel bey, indem es sich selbst, besonders mit denen
ausgestreckten Füssen, den Ausgang nach Wunsch bereitet,
vornemlich, da die
Knochen des Haupts, welche schlapp an einander hängen, sich nach denen engen
Wegen richten, dahero wenn die Frucht entweder allzu schwach oder wohl gar tod
ist, so
muß
die Geburt
nothwendig
entweder sehr schwer ablauffen oder wohl gar die greisende Frau töden. |
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Bey einer natürlichen
Geburt hat die Weh-Mutter nicht viel zu
thun,
indem sie nur die
Frau
gehörig setzen, derselben dicke Schenckel von denen beystehenden wohl aus
einander zühen und halten, und über dieses mit ihren Fingern, welche sie zuvor
mit Poumade, oder weissem Lilien- oder einem andern Öle eingeschmieret,
die Mutter-Scheide gelinder von einander zühen und die innestehende Geburt mit
ihren Händen anfassen und heraus zühen, nach diesen aber die Nabel-Schnur und
die Mutter-Kuchen zugleich gelinde nachzühen muß. |
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Nachdem das Kind glücklich
zur
Welt
gebracht, hat man so wohl auf dieses, als auf die Nabel-Schnur und die Wöchnerin
zu sehen. |
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Was die Nabel-Schnur betrifft, soll sich die Weh-Mutter besonders lassen
angelegen seyn, daß solche nebst dem Mutter-Kuchen gleich nach der Geburt folge;
hänget sie aber etwas allzu feste an der Gebär-Mutter, oder das Kind ist allzu
krafftloß, so ist es besser, daß sie, ehe sie die Nach-Geburt heraus zühet,
zuvor die gebundene Nabel-Schnur abschneide, da sonst gemeinglich die
Nach-Geburt bey einem frischen Kinde gleich auf die Geburt zufolgen pfleget. |
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Es gehöret aber zu der Nabel-Schnur, selbige zu verbinden, ein gedoppelter
hänffener Faden, womit nahe bey dem Unter-Leibe des Kindes gedachte Schnur
gebunden wird, und
thut
man wohl, wenn der Mutter-Kuchen in der Gebär-Mutter zurücke bleibet, daß man die
Nabel-Schnur ungefähr 4. Quer-Daumen von der ersten Verbindung, noch ein Mahl
binde, und hernach nicht weit von der letzten Verbindung die Nabel-Schnur
gäntzlich abschneide. Ist solches geschehen, so wird das übrig gebliebene von
der Nabel-Schnur an dem Kinde mit weicher Leinewand umwickelt, welche man
täglich
verneuen muß, biß die Schnur endlich gäntzlich abfället. |
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Darauf wird nach der Geburt das Kind gewaschen, und desselben
Kopf, wenn er vielleicht bey der Geburt eine
übele
Gestallt
bekommen, wiederum
ordentlich zusammen gedrücket, die Füßgen und Ärmgen aber
geschickt
in Windeln gewunden, und das Kind endlich in weiche Betten und in eine Wiege
gelegt. |
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Der Kind-Betterin aber adpliciret man gleich nach der Geburt warme
leinene Tücher auf die Geburts-Glieder, die äusserliche
schädliche
Lufft davon
abzuhalten, ihren
Leib
aber bindet man mit gehörigen Binden, die Mäußlein des Unter-Leibes wieder zu
stärcken und die Geburts-Reinigung zu befördern, darauf man sie endlich in das
Bette leget, doch so, daß die dicken Beine etwas höher zu liegen kommen, unter
welche man Tücher breitet, darein das Blut lauffen
möge. Man darf
ihr kein starckes Geträncke zu trincken geben, sondern sie muß einen und den
andern
Tag
mit guten Brühen und
Suppen vorlieb nehmen, und im übrigen eine solche Diaet halten, welche
sonst verwundeten zukömmet. |
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