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Text | 
  
Quellenangaben | 
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Hochzeit. Wenn ein paar Leute bey denen Ebräern verlobet waren, so  
				musten sie noch 
eine Zeit warten, bis sie Hochzeit halten konnten. Unter der Zeit ward man wegen der Mitgifft 
einig, die der Bräutigam der Braut geben  
				muste, worüber auch ein 
Instrument 
aufgerichtet ward,  | 
dessen Formular beym Seldeno Vxor. Ebr. II. 10. zu lesen. | 
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Es durffte aber die Hochzeit selbst nicht am Sabbathe oder einem andern Fest-Tage 
gehalten werden, weil eine 
				Freude mit der andern nicht vermenget werden muste. Der 
				ordentliche
				Tag, den man dazu nahm, war der 4te oder die Mittwoche, damit der Bräutigam, 
wenn er die Braut nicht als 
				Jungfer gefunden, es gleich des andern Tages bey denen 
				Gerichten angeben konnte. | 
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In dem Hochzeit-Hause, wo der Schmaus ausgerichtet ward, wurden Braut und 
Bräutigam eingesegnet,  | 
davon die Formul bey obgedachten 
Seldeno l.c. II. 12. zu 
lesen. | 
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Einen Ring gaben die 
				Juden einander nicht drauf. Sie hatten Cräntze von allerhand 
				
				Materie, sonderlich aber die Braut, welche gemeiniglich eine 
Coronam turritam von Golde 
trug, die sie [drey Wörter Hebräisch], Vrbem auream, 
				nenneten, weil dadurch die 
Stadt 
Jerusalem abgebildet ward. | 
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Bey denen Braut-Leuten musten auch 2. Paranymphi oder Braut-Diener seyn, welche 
auch, wie einige vorgeben, in der 
Nacht entweder in dem Schlaff-Gemache selbst, oder hart 
neben demselben | 
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{Sp. 323|S. 175} | 
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schlieffen. Denn sie musten Acht haben, daß der Braut nicht 
				Unrecht geschähe, wenn 
ihr der Bräutigam etwa das untergelegte Tuch wegnehmen 				
				
				wolte, oder auch, damit die Braut 
nicht ein blutig Tuch mit in die 
				Cammer bringen 
mögte. Und hieraus sind die Worte
Jo. 3. 
29. zu 
				erklären.  | 
- Seldenus Vxor. Ebr.
	… 
 
	- Goodwin Mos. et Aaron. … 
 
	- Leydekker 
de Rep. Ebr. …
 
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zu Athen hat Cecrops zuerst 
geheurathet, 
daher man ihn gedoppelt gemahlet hat. Die Hochzeiten wurden gemeiniglich in dem 
Monath Gamelion gehalten, und war die 
Juno 
Gamelia über solche gesetzt. Jedoch pflegten die Bräute nicht allein der 
Junoni, sondern 
auch der Veneri und Gratiis zu opffern. Das 
				Geld vor den Schmaus hieß 
gamēlia, und ward 
von dem 				
				Vater bey denen 
tribulibus, wenn er die 
					
					Tochter einschreiben ließ, deponiret. Es 
muste auch der Braut ein 
				gewisser Knabe 				
				Wasser aus dem Brunn Callirrhoë oder 
Enneacruno zubringen, daraus sie sich baden und waschen konnte, und der hieß 
loutrophoros, von loutron, 
lauacrum, und pherō, fero.  | 
- Castellanus de Fest. Graec. in 
	gamēlia. 
 
				- Fasoldus de Fest. 
Graec. …
 
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Bey denen Römern ward eine Hochzeit mit folgenden Ceremonien vollbracht. Bey 
Auslesung des Hochzeit-Tages waren sie sehr sorgfältig. Denn da durffte an denen 
Kalendis, Nonis und Idibus keine Hochzeit geschehen, es wäre denn mit einer 				
	Witben 
gewesen.  | 
Macrobius Saturn. I. 13. | 
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Unter denen Monathen hielt man den 
				May vor 
				unglücklich.  | 
Ouidius Fast. … | 
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Im 
				
Februario machte man niemahls Hochzeit.  | 
Ouidius Fast. … | 
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Die 30. Tage im Mertz, in welchen die Salii ihr Fest begiengen, war das 
				Heurathen 
verboten, u.s.w. Hingegen hielt man die Zeit, so auf den 13. 
				Junii folgte, vor 
				glückselig.  | 
Ouidius Fast. … | 
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Von diesem Tage 
				glaubten die 				
				Alten, die Parcae spänen an demselben an einem 
Rocken aus weißer Wolle, auch ward auf den vollen Monden grosse Reflexion gemacht. 
Sidonius Carm. XIV. zielet darauf. | 
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Wenn es denn mit allen 
					Umständen seine Richtigkeit hatte, die zum Matrimonio 
gehörten, so satzte man einen Tag zur Hochzeit aus: Vor gar alten Zeiten konnte solches 
keinesweges geschehen, woferne die Auspices nicht ihren Consens dazu gaben. Nachdem 
man aber unter der Hand die Betrügereyen dieser wohl merckte, ihnen aber doch des 
gemeinen 				
				Volcks wegen nicht zu Halse konnte; so behielt man das Andencken der alten 
			Gewohnheit doch noch in so weit, daß man einen oder etliche solche von diesen Leuten zur 
Hochzeit bat, und in derselben 
				Gegenwart die 
			gewöhnlichen Ceremonien 				
				
				verrichtete.  | 
Suetonius Claud. … | 
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Am Hochzeit-Tage verfügte sich der Bräutigam in der Braut Behausung, da traff er sie in 
ihrer 
				Mutter oder einer nächsten Anverwandten Schooß an, aus welcher er sie, oder jemand 
an seiner Statt dem Scheine nach mit 
				Gewalt entführen muste. Diese Ceremonie war zum 
Andencken des entführten Sabinischen 
Frauenzimmers angestellet, welches die ersten 
Stiffter der Stadt Rom bey denen begangenen Ritter-Spielen weggenommen hatten.  | 
Florus … | 
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Der Braut-Schmuck hatte auch allerhand besondere Umstände 				
z.E. der Braut Haare 
musten nach Art der alten Matronen geputzet seyn, so daß capere crines beym 
Plauto Most. 
… nichts anders ist, als nubere. Das Haar ward mit einem Spiesse zu recht gelegt oder 
geschmückt, mit welchem ein Fechter war niedergemacht worden. Un- | 
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{Sp. 324} | 
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ter denen vielen 				
				Ursachen, welche die 
Scribenten davon geben, scheinen die 
				wahrscheinlichsten, daß man damit auf die genaue Vereinigung beyder Eheleute 
gesehen habe, welche die
				gantze 
				Lebens Zeit  
				dauren
				solle, gleichwie dieser Spieß mit dem 
				Leibe des 
Fechters sey vereiniget gewesen; oder weil die Braut einen tapfern 
Mann
heurathete, und 
tapfere 
			Kinder				
				zeugen würde. | 
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Nach dieser Cerimonie bekam sie den Braut-Crantz. Hierauf zog man ihr Tunicam 
rectam an, das ist, einen solchen Rock, welchen der Weber im stehen, von unten auf in die 
Höhe verfertiget hatte, welches die Griechen anōuphainein
nennen.  | 
Plinius … | 
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Wiewohl Festus in 
				Gedancken stehet, daß dieser Braut-Rock nicht an dem Hochzeit-Tage, sondern des Tages vorher sey angeleget worden, welchem aber andere 
widersprechen. | 
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Und ob zwar sonst nur 				
				vornehmen Regiments-Personen und die Soldaten durch die 
Gürtel 
				unterschieden waren; so war doch auch ein Braut-Gürtel 
				gebräuchlich, welchen der 
Bräutigam nachgehends im Braut-Bette auflösete. | 
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Auch ward beyden 
			Ehe-Leuten zugleich ein Joch aufgeleget, zum 				
				
				Zeichen, daß sie 
einander an die Hand gehen und die 
				Arbeit mit gesammten 
Kräfften 				
				
				verrichten sollten. Wie 
denn von dieser 
			Gewohnheit die 				
				Wörter
Conjuges, Conjugium nach einiger Gelehrten 
				Meynung ihren 				
				Ursprung nehmen sollen, wiewohl andere solches lieber von 
conjungo 
herleiten 				
				
				wollen, immassen es denn auch die Alten offt Conjunx 
				geschrieben haben.  | 
Brissonius de Rit. Nupt. … | 
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Zum Braut-Schmucke gehörte endlich auch eine Goldgelbe Haupt-Decke oder Braut-Haube, (Flammeum) und Pantoffeln von gleicher Farbe.  | 
Lucanus … | 
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Wenn sie dergestalt ausstaffiret war, führte sie der 
				
				Herr Bräutigam nach 
				Hause. Daher 
ist die 
				Redens-Art entstanden: 
Vxorem ducere scil. domum, welches 				
				Wort auch zum öfftern 
bey denen 
				
Auctoribus ausdrücklich hinzugesetzet wird. Und zwar die Heimholung geschahe 
des Nachts. Bey dieser Procession wurden 3. Knaben gebraucht, deren 
				Väter und 
				Mütter 
noch am 
				Leben waren. Einer trug eine Fackel von Weiß-Dorn voran, zwey führten die Braut 
in der Mitten. Eben diese Fackel nahmen die Freunde von beyden Seiten denen Knaben mit 
				Gewalt aus der Hand, wenn sie an des Bräutigams Haus kamen, weil sie den Aberglauben 
hatten, wenn solche die Braut unter das Bette steckte, so müste der Bräutigam 
sterben; 
welches hingegen der Braut begegnen würde, wenn sie in einer Grab-Stätte verbrannt 
würde. Nebst der Fackel dieses Knabens wurden derselben noch 5. andere vorgetragen; 
und zwar deßwegen fünfe, weil sich diese 				
				Zahl nicht 
				theilen ließ.  | 
Plutarchus qv. Rom. II. | 
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Ob sie von Weiß-Dorn gewesen seyn, oder von Fichten, oder zum wenigsten von 
andern hartzigen Holtze, davon wird bey denen Criticis viel 				
	Wesens gemacht. Diejenigen 
kommen wohl der 
				Sache am nächsten, welche in denen 
				Gedancken stehen, man habe sich 
eben an keinen gewissen Baum gebunden, sondern bald von einem, bald von andern die 
Fackeln bereitet.  | 
Brissonius de Rit. Nupt. | 
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Sie wurden Taedae genennet, daher auch dieses 				
				Wort offt soviel als die Hochzeit selbst 
				bedeutet. Dem  
				mag nun seyn wie ihm will, so standen doch die abergläubischen Römer in 
der Einbildung, der Weiß-Dorn sey 
				gut wider die Zauberey, daß man sich also desselben 
wohl mag bey denen meisten Hochzeiten bedienet | 
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{Sp. 325|S. 176} | 
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haben[1], sonderlich wo nicht gescheute 
			Eltern gewesen sind, von denen die Thorheit 
dieses Vorgebens ist eingesehen worden, dergleichen es mitten unter der heydnischen 
Blindheit viel gegeben hat, ob sie sich es gleich der rasenden Priester u. des verblendeten 
Pöbels wegen nicht durfften mercken lassen. | 
	
		| 
[1] | 
		HIS-Data: korrigiert aus:huben | 
	 
 
		 | 
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Von hinten zu trug man der 
				Jungfer Braut einen angelegten Rocken, und eine voll 
gesponnene Spindel nach, ihr damit zu zeigen, daß sie an diesem Tage nicht zur 				
				Wollust 
und andern Üppigkeiten, welche unter dem Römischen 
Frauenzimmer herrschete; sondern 
zur 
				Arbeit beruffen würde. Hiernächst trug ihr ein unmündiger Knabe allerhand nöthigen 
Hausrath in einem zugedeckten Gefäß vor. Der Knabe wurde bey allen Hochzeiten 
Camillus, 
das Gefäß aber Cumerum genannt. | 
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Sonst war von uralten Zeiten her ein wunderliches 
				Gesetze, daß eine Braut drey 
Asses 
mit sich bringen muste, das ist nach unserer  
				
				Müntze ohngefehr 10 4/5 Sächsische Pfennige 
oder 3 1/3 Creutzer. Einen trug sie in der Hand, mit demselben erkauffte sie sich gleichsam 
den Bräutigam; den andern trug sie unter einem Fusse, und legte ihn auf den Feuer-Heerd 
derer Haus-Götter; den dritten trug sie im Schübsacke, und legte denselben bald darauf an 
einen Creutz-Weg. Diese Cerimonie ist wohl noch die beste gewesen, weil man wohl siehet, 
daß die Alten nicht durchaus närrisch gewesen sind. | 
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Wenn die Braut an die Thür kam, fand sie dieselbe mit Blumen und allerhand andern 
Laubwerck gezieret.  | 
Juuenalis Sat. … | 
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Man 
				fragte sie hierauf, wer sie wäre? sie antwortete: sie wäre Caja, womit sie ihre 
Absehen auf Cajam Caeciliam des 
Königs Tarquinii Prisci 
Gemahlin richtete; Denn weil 
dieselbe nicht nur im Weben sehr 
				erfahren, 
sondern auch überhaupt ein sehr
					
tugendhafftes 
				Weib gewesen war, so achteten sichs alle Römische Damen vor eine sonderbahre 
Ehre, daß 
sie sich von ihrer Verehelichung an nach ihr nennen durfften. | 
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Inzwischen reitzten sie ihre Bluts-Freunde an, wenn sie schon im Hause war, daß sie 
			
			sprechen muste Vbi tu Cajus, ego Caja. Ehe aber diese letzte Anrede geschahe, hieng die 
Braut fliegende Kopff-Hauben an die Thüren und beschmierte dieselben mit Wolffs-Fette, 
und zwar aus dem Aberglauben, als wenn dergestalt nichts 
			Böses ins Haus kommen könte. 
 | 
- Lucanus … 
 
	- Plinius Hist. Nat. …
 
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Auf der Schwelle stund 
				Feuer und 				
				Wasser, welches der Bräutigam im 
				Hause, die Braut 
aber von aussen anrührete.  | 
Plutarchus quaest. Rom. I. | 
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An der Thür-Schwelle zauderte sie, als wenn sie durchaus nicht ins Haus wollte. Endlich 
hob sie die Beine in die Höhe und 
				
that einen Sprung ins Haus dergestalt, daß sie ja die 
Schwelle nicht berühren möchte,  | 
Catullus … | 
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Diejenigen, welche die Geheimnisse derer Römischen Gebräuche von 
				Grund aus 
				untersuchen, bringen wieder allerhand  
				Muthmassungen deswegen auf die Bahn, da aber 
nichts gewisses dahinter stecket. Die beste 
				Meynung scheinet zu seyn, man habe solches 
gethan, damit sich die Bräute nicht an die Schwelle stossen mögten, als welches man schon 
vor ein sehr 
			böses				
				
				Zeichen hielt. | 
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So bald sie über die Schwelle war, wurden ihr die Schlüssel übergeben, anzuzeigen, 
daß sie sich nunmehr der gantzen 
Wirthschafft sorgfältig anzunehmen habe: Dahingegen 
man bey erfolgter Ehescheidung vor allen 
				Dingen die Schlüssel wieder zurück nahm. 
Danach muste sie einen Peltz anziehen und eine Zeitlang | 
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{Sp. 326} | 
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darinnen sitzen, entweder das Andencken des uralten Habits der ersten Röm. 				
				Weiber zu 
erhalten, oder zu versichern, sie werde sich die 
				Arbeit mit der Wolle spinnen und würcken 
lassen angelegen seyn. | 
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Wenn man endlich die 
			arme Braut lange genung geplacket, so kam es letztlich zum 
Hochzeit-Mahle, bey welchem der Bräutigam die Oberstelle hatte, die Braut aber lag dem 
damahligen Gebrauch nach in dessen Schoosse. Daß es an Musicanten bey dergleichen 
Hochzeit-Schmausen nicht werde 
				ermangelt haben ist leicht zu erachten. Es waren aber 
Theils Instrumentalisten, die mit Flöten und Leyern aufwarteten, Theils 
Vocalisten, so das 
Hochzeit-Lied absangen, welches auf 
				
				Griechisch Hymen oder Hymenaeus genennet ward, 
die 
				Lateiner rieffen hingegen Thalassio.  | 
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Woher solches 				
				Wort den 				
				Ursprung nähme, ist auch unter den ältesten 
Scribenten nicht 
ausgemacht. Einige 
				meynen, bey der Entführung der Sabinischen 
				Jungfern hätte sich eine 
überaus schöne gefunden, welche des Thalassii Leuten in die Hände gerathen wäre. Weil 
sie nun solche gerne ihrem Patrone zuführen wollen, und sich gleichwohl 
befürchtet hätten, 
es mögte sie iemand anders anpacken, hätten sie continuirlich geschrien 
Thalassio, 
Thalassio, bis sie mit dem 
Frauenzimmer bey dem rechten 
Manne angelangt wären. Andere 
deduciren es aus dem 
				
				Griechischen von talasia, andere von 
thalassion, welches beydes 
lanificum  
				bedeutet, gleich als wäre durch diesen Zuruff die Braut ermuntert worden, sie solle 
künfftig praf arbeiten. Wiewohl mehr dem Liuio zu 
				glauben, als der letzten 
				Meynung 
beyzupflichten.  | 
Terrarius de Aortam. eius. | 
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Indessen 
				schreiben diejenigen, welche auf das 				
				Wort
thalassion reflectiren, Thalassio 
u.s.w. mit einem h.  | 
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Wenn grosse 
				Herren ihre 
			Kinder vermählten, blieb dieses Geschrey nicht bey den 
Hochzeit-Gästen, sondern es erschall auch in der gantzen Nachbarschafft. Ja als 
Augustus 
seine Printzeßin ausstattete, hörete man solches in allen Tempeln, auf allen 
Märckten und 
Schauplätzen, in denen Fechtschulen, und mit einem 				
				Worte an allen 
öffentlichen Örtern und 
in allen verborgenen Winckeln erschallen. | 
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Die allerschändlichste und abscheulichste Cerimonie war, daß sich die Bräute noch vor 
der Heimführung in den Tempel Mutini, Muttini oder Puttini, wie ihn andere nennen, begeben 
musten, daselbst pflegten sie unter dem Scheine einer gar besondern Heiligkeit sich auf das 
abscheuliche Götzen-Bild zu setzen, und demselben ihre Jungferschafft aufzuopffern. | 
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Wenn die Mahlzeit und alle vorgenommene Lustbarkeiten zu Ende waren, so übergaben 
die vorgedachten drey Knaben oder Braut-Diener dieselbe denen Pronubis oder 
Ehestiffterinnen, welche sie zu Ruhe bringen musten.  | 
Catullus … | 
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Von dem Lecto Geniali oder Braut-Bette ist zu mercken, wenn man ein altes behielt, daß 
es wenigstens an einen andern 
				Ort muste gesetzet werden, damit der Braut nicht irgendein 
				Unglück wiederführe, welches andern, die in solchem Bette geschlaffen hätten, mögte 
begegnet seyn. | 
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Wenn Braut und Bräutigam zu Bette waren, sangen junge Leute von beyderley 
				Geschlecht die 
Epithalamia, welchen 
				Nahmen eigentlich nur diejenigen Lieder führten, die 
	Abends und 
Morgens vor der Braut Kammer gesungen wurden. Das Abend-Lied hieß 
katakoimntikos, das Morgen-Lied, 
diegertikos. Des Morgens kam eine Menge von Jungen 
zusammen, die hatten 
Freyheit 
				auch die aller- | 
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{Sp. 327|S. 177} | 
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schändlichsten Lieder zu singen, welche Fescennini 
genennet wurden, weil sie aus Fescennino, einer 
Stadt in 
Etrurien, ihren ersten 				
				Ursprung genommen hatten. Sie 
bestunden nicht nur aus alten abgekommenen 				
				Worten 
und 
				Redens-Arten, sondern der Innhalt war auch so 
anzüglich, grob und unfläthig, daß man sich 
				billig 
wundern muß, daß
				kluge 				
				Völcker, wie die Römer waren, solche 
Sau-Possen haben leiden können, ihre wichtigste 
				Ursache war das liebe 				
				Alterthum, weil man nehmlich 
schon von viel 100. 
				Jahren her solche 
Freyheit 
				verstattet 
hatte, so wolten die Nachkommen eben keine 
Neuerungen machen. | 
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Von andern Gastereyen und aus denen Weinbergen 
stelleten sie sich auch bey Hochzeiten und gar bey dem 
Braut-Bette ein; | 
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Der 
				Gebrauch bey den Röm. Hochzeiten ist auch 
nicht vorbey zu gehen, welcher darinnen bestund, daß 
nicht nur der neuangehende 
			Ehemann, sondern auch 
eine grosse Menge Knaben Welsche Nüsse unter das 
				Volck streueten. Was vor eine Absicht dabey gewesen 
sey, davon hat man keine Gewißheit. Der gantze 
Gebrauch rührte wohl daher, daß Knaben und andere 
junge Leute mit Nüssen spieleten; Weil nun die 
neuangehenden 
				Männer solche weg warffen, so deuteten 
sie damit an, daß sie inskünftige ernsthafft verfahren, und 
mit dergleichen Kinderspielen weiter nichts zu thun haben 
wollten.  | 
- Brissonius de Ritu Nupt. 
	
 
	- Pitiscus Lex. Ant. …
 
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Ein mehrers von denen Hochzeit-Gebräuchen
				unterschiedener 				
				Völcker, siehe unter den 
				Titul
			
Ehestand, 
				Tom. VIII. p. 360. seqq. | 
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Was die Hochzeiten derer Berg-Leute anlanget, so werden sie ihnen zwar 
zugelassen, damit aber dem Berg-Werck kein 
Schade geschehe, ist es am besten selbige 
Sonntags anzustellen. Doch muß es erst nach dem 
Mittags-Gottesdienst, Vesper und Catechismus-Examen 
vorgenommen und keine Schicht versäumet werden. 
Würde aber eine Hochzeit in der 				
				Woche an einem Werck-
Tage gehalten, sollen doch die Berg-Leute ihre Schichten 
verfahren.  | 
- Berg-R. Spieg. … 
 
	- Lohneyß 
Berg-Ordn. …
 
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