Titel: |
May |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
19 Sp. 2309 |
Jahr: |
1739 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 19 S. 1203 |
Vorheriger Artikel: |
May … Stadt in Schottland |
Folgender Artikel: |
May … Geschlecht |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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May, Majus, ist der fünffte
Monath im
Jahr, |
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{Sp. 2310} |
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und wegen seiner vielen
Annehmlichkeiten
der
berühmteste und beliebteste unter allen. |
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Einige
wollen den
Ursprung seines
Nahmens
von der Majestät, oder von dem
deutschen
Wort
May, welches einen grünenden Baum oder Zweig
bedeutet, herführen, weil sich die Herrlichkeit
des Schöpffers kaum in einigem Monath so
majestätisch, als in diesem, offenbahret, da alles
in Feldern und
Wäldern grünet und blühet, da
Wiesen und Gärten mit mancherley schönen
lebendigen Blumen schattiret, einen lieblichen
Geruch von sich geben, und
Menschen und
Thiere der angenehmen
Zeit sich erfreuen, als
weswegen ihn auch Kayser
Carl der Grosse,
welcher allen Monathen Deutsche Nahmen
beygeleget[1], den
Wunne- oder
Wonne-Monath
genennet. |
[1] |
HIS-Data: siehe
Monate der Deutschen |
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Wegen der um diese Zeit einfallenden
Rosen-Blüte, heissen ihn auch einige den Rosen-Monath. |
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Bey den Atheniensern hieß er Thargelion, und bey den
Juden
theils Jjan, theils Siff oder Sivan. |
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Den
Lateinischen Nahmen leiten etliche, wie
bereits beym Junius gedacht, von denen Majoribus, oder
denen
alten
gelehrten und
erfahrnen
Leuten, die
das
Regiment führten, oder von dem
Gott Majus unter
welchem Nahmen die alten
Einwohner
von Tusculo den Jupiter
verehret haben
sollen, oder endlich auch von der
Maja, einer
Heydnischen
Göttin der
Erden
und
Mutter des Mercurs her, welcher man in
diesem Monath zu Rom in ihrem Tempel die
gewöhnlichen Opffer gebracht hat. |
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In diesem Monath, welcher ein und dreyßig
Tage
hat, gehet die Sonde um den ein und zwantzigsten desselben in
das Zeichen derer Zwillinge. |
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Wegen der Witterung wird insgemein dafür
gehalten, daß der May etwas kühl beschaffen
seyn soll, mit einer mittelmäßigen Nässe und
Trockene, nach Anleitung derer alten Sprich-Wörter: |
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Der Mayen kühl, Brach-Monath naß,
Füllen
uns Scheunen und das Faß. |
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Ingleichen: |
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Den Mayen voll Wind,
Begehrt das Bauer-Gesind. |
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Dieses aber kommt mehrentheils daher,
daß, wenn der May also beschaffen, gemeiniglich
auch ein guter warmer Brach- und Heu-Monath
darauf erfolget, welches allen Gewächsen sehr
wohl ausschläget, und sonderlich denen Reben, als
welche sodenn eine gute Blüthe bekommen, so zu
einem
reichen Wein-Jahr gute Beförderung
giebt. |
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Im Gegentheil, wenn der May warm und
trocken, so folget gerne ein nasser und kalter
Brach-Monath oder Junius, der den
Erd-Gewächsen in allewege
schädlich und
nachtheilig, insonderheit aber dem Wein, weil sodenn die Saamen an denen Reben, theils
abfallen, theils aber an denen Beeren sehr dünne
werden, daß wenig namhafftes davon zu
hoffen. |
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Sonst fallen in dem May die meiste, und nach
der Helffte desselben die gesundeste Thaue. Viele
Donner-Wetter im Mayen, sollen grosse und hefftige
Winde nach sich ziehen. Vor der Helffte desselben
hat man sich auch nicht leichte
gewisser
beständiger Sommer-Tage zu versehen. Nach
derselben, sonderlich von Urban an, befähret man
sich keines Frostes mehr, der dem Wein schaden
möchte. Denn die
Mayen-Fröste thun sonst dem
Wein, dem Hopffen, der Blüthe, denen Ei- |
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{Sp. 2311|S. 1204} |
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cheln, Kirschen, Rocken, Flachs und früher Gerste,
den grösten Schaden, so daß offt in einer oder
zweyen Nächten der Wein rein hinweg gehet, als
wenn er verbrannt wäre, sonderlich das gedeckte
Holtz. Und dieses
wollen die Wein-Meister an
denen Frösten, die vor Michaelis gefallen sind, abmercken, und daher zuvor sehen, ob solche
schädliche Fröste zu Anfang des Mayens, oder um alt
Walpurgis fallen werden oder nicht, wovon unten beym
September ein mehrers gemeldet werden
soll. |
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Wegen derer Früchte-Gedeyen, hat man
folgende Anmerckungen oder Bauer-Regeln
gemacht: |
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Ein kühler May bringet guten Wein und
macht viel Heu. Doch kan der Saat und allen
Gewächsen insgesammt, und absonderlich dem
Wein nichts gefährlicher und schädlicher seyn, als
die Mayen-Fröste und Kälte. Hingegen wenn es zu
dieser
Zeit viel
Wetter giebt, und offt donnert, soll
es ein gutes und fruchtbares
Jahr
bedeuten, in
dem der
Erd-Boden offt beweget und erschüttert
wird. Da der Rocken in dieser Zeit dünne stehet,
und viel leere Plätze hat, so pfleget er
gemeiniglich im Werth zu steigen, und theuer zu
werden. |
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Wann die Eichel-Blüte wohl geräth, so soll ein
gutes Schmaltz-Jahr werden. Reiffe Erd-Beeren um Pfingsten werden als Vorboten
eines guten Wein-Jahres gehalten. |
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So
sagt man auch, nasse Pfingsten bringen
fette Weyhnachten, das ist, wenn die Gerste um
diese Zeit im Schossen einen Regen hat, daß die Ähren nicht
stecken bleiben, sondern
vollkommen gerathen,
so kan man die Schweine gegen Weyhnachten
damit mästen. |
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Nach der Witterung am St. Urbans-Tag soll die
nachfolgende Herbst- oder Weinlese seyn.
Daher richten sich auch die Wintzer oder
Weingärtner, ingleichen die Wein-Händler, nach
dem Ende und Ausgang dieses Monaths; welches
denn noch gar wohl seinen
Grund und
natürliche
Ursachen hat, wenn man sich nur nicht eben an diesen
Tag bindet; denn weil zu Ende dieses
Monaths bis in den folgenden zu ihrer Blüthe
denen Reben das schöne Wetter sehr dienlich
und beförderlich, daß sie lustig zunehmen und
wachsen; als ist im Gegentheil, da nasses Wetter
um diese Zeit einfället, ihnen solches sehr
schädlich und nachtheilig, so daß die Trauben
sehr dünne werden, auch hernach langsam reiffen,
und weniger ausgeben. |
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So pflegen auch noch die
Bauren zu sagen:
Auf Orben (das ist, Urban) Ist das Getraide weder gerathen noch verdorben:
Das ist, man kan um diese Zeit noch nichts davon
sagen, ob eine gute, oder schlechte Erndte folgen
werde. |
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Sonst stunden auch die
alten Römer
ehemahls in der
Meynung, daß dieser Monath der
Liebe nachtheilig sey, dahero sie in demselben
keine
Hochzeit machten, und dieses Sprichwort
hatten: malum est mense nubere Majo. Die
Ursache
mag
entweder seyn, weil in dem May die Lemuralia gefeyert wurden, oder weil eben
dieser Monath von denen Majoribus
genennet ist, für welche
sich die Liebe nicht zum besten schicket, daher
sie lieber auf den Junius gewartet. Wenn es aber
gleichwohl einige
thaten, so prophezeyete man
ihnen, sie würden es nicht lange treiben. |
Ovid. Fast. ... |
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Die Ursache solte seyn, weil der May
zwischen dem Mertzen und dem Junius zwischen
innen lag. |
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{Sp. 2312} |
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Nun war aber der Mertz der Venus, der Junius aber der
Juno geeignet, welche man bey der für
Patroninnen des
Ehestandes hielt. Darum hieß es bey
Leuten welche im May Hochzeit hielten, sie hätten es
entweder der Venus zu
Ehren, eher, oder aus
Hochachtung gegen die Juno etliche Wochen
später
thun
sollen. Dergestalt aber würden sie
beyde Göttinnen vor den
Kopff gestossen, und
nun keine fröliche
Stunde zu erwarten haben. |
- Plutarchus in Quaest. Rom.
- Macrobius in Saturnal. ...
- Demster in Antiquit. Rom. ...
- Thom. Godwin de Ritib. Hebr. ...
- 1 B. der Kön. VI, 37.
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