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Text |
Quellenangaben und Anmerkungen |
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Jungfer oder Jungfrau,
Lat.
Virgo,
Frantzösisch
Vierge, ist, im natürlichen Verstande, eine
Weibes-Person,
die von einem Manne
noch nicht berühret worden. |
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Bey denen meisten
ältesten
Völckern
wurden die Jungfrauen sehr strenge gehalten, und in die innersten Gemächer des Hauses verschlossen. Daher auch eine Jungfrau in der
Ebräischen Sprache Almah heisset, von [ein Wort Hebräisch]
alam, abscondidit. Die
Mütter
hatten sie des Nachts bey sich in der
Cammer, und liessen solche so wohl
innwendig als auswendig zuschliessen, damit Niemand ihrer
Keuschheit nachstellen
sollte. |
Dantz
Diss. de Partu Virg. mirac.
§. 41. |
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Sie behielten auch ihre Ammen und die sie als
Kinder gewartet hatten, bey
sich, welche die Jungfrauen, bis sie verehelichet worden, bewachten. |
- Gen. 24, 59.
- Almeloveen Antiq. Sacris prof. p. 65.
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Wie Gerson. I. Talmud 18. berichtet, so durfften sie bey denen
Juden weder in Tempel noch
Schulen kommen, ausser am Neu-Jahrs- und
Versöhnungs-Tage. An dem letztern giengen sie Schneeweiß, welches auch zur Zeit
der Wein-Erndte, welches der 15de
Tage des
Monaths Ab war, geschahe, da sie in die
Weinberge giengen, und tantzten. |
-
Carpzov Not. ad Schickard de Jure Ebr. regio
5. theor. 17.
- Schindler Lex. Pentagloss. voc. …
- Navarin Sched. III. 25.
- Lundius Jüd. Heiligth. …
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Im Orient war derer Jungfrauen
Verrichtung unter andern auch, daß sie das
Wasser aus denen Brunnen hohlten. |
Wie aus
- Gen.
24, 11.
- Exod. 2, 16.
- 1. Sam. 9. 11.
zu sehen. |
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Die
Ursache
dessen war: |
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1) |
die Brunnen lagen mehrentheils an abgelegenen
Örtern. |
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2) |
Sie hatten ihre
gewisse Zeit, und giengen
mehrentheils mit einander; daher, wer sich ein
Frauenzimmer aussuchen
wollte,
muste zu denen Brunnen gehen, wie aus der
Historie von Abrahams
Knechte zu sehen. |
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{Sp.
1609|S. 838} |
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3) |
Weil die Brunnen eben nicht häuffig waren, so
konnten doch dieses die Jungfrauen
verrichten, welches sonst denen Manns-Personen
viele Zeit weggenommen hätte. |
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Wenn zu Athen eine Jungfrau
arm war, und keine Ausstattung hatte,
dergleichen man thēttas hieß, so waren die nächsten Anverwandten
gehalten, sie auszustatten. Die
Reichsten, welche man Pentacosiomedimnos
nennete,
musten 500 Drachmas, oder 5. Minas: die Equites 300.
Drachmas, oder 3. Minas: die zygitai aber 150.
Drachmas, oder 1 ½ Minam geben. |
Meursius Art. Lect. V. 1. |
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Bey denen Lacedaemoniern musten sich die Jungfrauen zugleich im
Ringen, Lauffen, und dergleichen Exercitiis üben, welches ihnen aber
von andern Nationen sehr verdacht worden: wie man denn dieselben
deswegen zum Schimpf [ein Wort griechisch] d.i. solche, die ihre Hüfften sehen
liessen, genennet hat. |
Stuckius Ant. Conviv. II. 1. |
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Bey denen Griechen trugen die mannbaren Jungfrauen Gürtel, die jungen aber
nicht, und wurden diese deswegen [ein Wort griechisch] genennet. |
- Barth. Adv. V. 9.
- Spanhem. ad Callimach. Hymn. Dianae 13.
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Bey denen Römern musten sie bey Tische aufwarten, auch wohl bisweilen
nackend, wobey sie sich auch im singen hören liessen. Dergleichen auch die
alten
Babylonier in
Gewohnheit
gehabt haben. |
- Suetionius Tib. …
- Curtius …
- Bulenger de Imperat. Rom. …
- Ciacconius de Triclin. …
- Tomasius de Tessara Hospit. 18.
- Colvius in Appulejum.
- Cerda in Virgilium.
- Lazius Comm. Reip. Rom. …
- Caroli Antiq. Rom.
- Salmuth in Paciroll. de Rep. deperd. …
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Die
Zeichen der
Jungferschafft werden von denen Naturkündigern ungleich
angegeben, daher auch der
Beweiß
darüber zu führen schwer ist, |
wovon Zacchius Quaest. Medic. Leg. alib. und
Severin. Pinaeus de Notis Virginit. nachzuschlagen. |
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Bey denen Persianern mag ein
Bräutigam, der solchen Beweiß bey seiner
Braut
nicht findet, dieselbe nicht nur verstossen, sondern ihr gar die Nase
abschneiden, wie Olearius berichtet. In dem
Königreiche
Pegu sollen, wie Linschott aufgezeichnet, die
Mägdgen geringet
werden, ihre Jungferschafft zu erhalten. |
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Nach unserem
Recht
mag einer sein
Weib,
die er als Jungfrau genommen, wenn er sie also nicht befindet, oder nach der
Zeit
erfähret, daß sie sich vor der
Verheyrathung mit einem andern vergangen,
verstossen, und sich von ihr scheiden lassen. |
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Die
verlohrne Jungferschafft wieder zu bringen, werden mancherley
Mittel und
Künste
angegeben, die aber dergleichen brauchen, werden nach denen
Rechten
als Betrügerinnen gestraffet. |
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In Schottland haben vor alten Zeiten die
Herren
das
Recht
gehabt, daß, wenn ihre
Unterthanen sich
verheyrathet, sie die erste Nacht der
Braut
beywohnen mögen, welches König
Milcolumbus III. gegen Erlegung eines
gewissen Löse-Geldes abgeschaffet,
wie Buchanan aufgezeichnet. Ein gleiches berichtet Choppin ad. LL.
Andegav. von denen Dom-Herren und
Grafen
zu Lion, daß sie solches gegen ihre Lehn-Leute befugt gewesen. |
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In Indien auf der Malabarischen Cüste zu Calicut u. Rochin,
den werden von den Braminen auf Malacca, Tarnasar und Pegu
reisende Fremdlinge, sonderlich Europäer, erkauffet, solchen
Dienst
denen
Bräuten zu erweisen. Wie |
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{Sp. 1610} |
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Lud. de Bartema bezeuget; u. um Goa, wie Linschott
berichtet, wird die Jungfrauschafft der
Braut einen gewissen Götzen auf eine
ärgerliche Weise
öffentlich geopffert. |
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Der Jungfräuliche
Stand
ist freylich viel
geschickter als der
ehliche, die Andacht und Übungen der
Gottseligkeit abzuwarten, weil er nicht so vielen Hinderungen und
Zerstreuungen unterworffen. Darum er auch von denen alten Kirchen-Vätern so hoch
gerühmet worden, welches mit der Zeit zu denen
Closter-Gelübden Anlaß gegeben.
Ob solche Gelübde zuläßig,
möglich oder
nöthig zu halten, darüber wird nach dem
Unterschiede derer Haupt-Neigungen
in der
Christenheit hefftig gestritten: es
würde sich aber solches bald stillen, wenn es möglich wäre den
guten
Gebrauch
von dem schädlichen Mißbrauche abzusondern. |
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In der Bilder-Kunst wird die Jungfrauschafft
vorgestellet durch ein junges
u. schönes
Weibes-Bild,
in einem weissen Kleide, mit einem weissen Gürtel umgürtet, und einer Crone von
Smaragden auf dem Haupte. Der Smaragd ist ein Sinn-Bild der
Keuschheit. Oder sie
wird vorgebildet durch ein
Mägdlein, das mit einem Einhorn spielet, weil, wie
man
sagt, dieses Thier sich anders nicht als von einer reinen Jungfrau zähmen
lässet. |
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In uneigentlichen
Verstande wird dieses
Wort
nicht allein von Manns-Personen,
die in dem Venus-Kriege noch nicht gedienet, sondern auch von leblosen
Dingen,
die nach ihrer Art eine besondere Reinigkeit behalten, und unvermischt
geblieben, gebrauchet. Also heisset |
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- Jungfer-Erde, Terra Virgo, die aus der Tieffe eines Brunnens
gehohlet worden, und nie an der
Lufft gewesen:
- Saliva Virgo, nüchterner Speigel,
- und Rosae virgines, die erst aufgebrochene Rosen.
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Im
bürgerlichen
Verstande heisset Jungfer eine
Person,
die noch nicht
verheyrathet ist. Eine solche
fragen: ob sie noch Jungfer sey?
ist eine Beschimpffung, und kan darüber Injurien-Klage geführet werden, so wohl
als über schandbare Worte, in
Gegenwart
einer Jungfer
geredet worden. |
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Die mit
Gewalt
um ihre Jungfrauschafft gekommen[1], darff sich nicht mehr als Jungfer
aufführen,
sondern muß sich denen
Verehlichten gleich tragen. |
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