HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Verlohrne Jungferschafft HIS-Data
5028-47-1217-7
Titel: Verlohrne Jungferschafft
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 47 Sp. 1217
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 47 S. 622
Vorheriger Artikel: Verlohrne Heerde
Folgender Artikel: Verlohrnes Kind
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text  
  Verlohrne Jungferschafft.  
  Dieweil es manchmahl auch ehrlichen Jungfern begegnen kan, daß durch einen und den andern Zufall, als durch Sprüngen, Tantzen, Reuten, u.d.g. die Jungferschafft einigen Anstoß leidet, und ihre Schaam sich erweitert, und offener wird; als muß man ihnen darinne zu Hülffe kommen, und demnach ist der Dampff von ein wenig Weineßige, darein man ein glühendes Eisen oder Ziegelsteine wirfft, dazu gut, welchen sie an sich lassen müssen; desgleichen eines von Schlehen, Eicheln, Myrthen, Provintzrosen, und Cypreßnüßlein, damit zu waschen.  
  Fernels zusammenziehende Salbe, und die von Myrthen destillirten Wasser sind insgesamt solche Mittel, welche die natürlichen Glieder bey Weibsleuten wieder zusammen ziehen und einschliessen.  
  Es träget sich auch öffters zu, daß der Leib voller Falten und Runtzeln wird, dergleichen offt bey denen Kindbetterinnen geschiehet: Damit nun die Jungfern bey ihrem angehenden Ehestande, und die etliche Jahre darinne gelebten Weiber keine Verdrüßlichkeit deswegen leiden dürffen, zumahl von wunderlichen und eigensinnigen Männern, so lässet man sie darwider folgendes Mittel gebrauchen, welches einer der berühmtesten Ärtzte in Italien öffters mit gutem Nutzen vorgeschlagen:  
  Man nimmt vierzig Stück Schöpsfüsse, deren Knochen man entzwey stösset, und, wenn man sie darauf in einer gnugsamen Menge Wasser wohl gesotten, nimmt man mit einem Löffel dasjenige weg, was oben aufschwimmet: Hierzu thut man Wallrath zwey Quentlein, frischen Speck, Schmeer von einem Schweine weiblichen Geschlechtes, und frische  
  {Sp. 1218}  
  ungesaltzene Butter, jedes 2 Unzen; lässet es alsdenn mit einander in einem glasurten irrdenen Topffe zusammen schmeltzen, und, nachdem solche Salbe kalt worden, wäschet man sie mit Rosenwasser so lange aus, bis sie gar schöne weiß wird; darauf thut man sie in eine glasurte Büchse, sich derselben hernach nach Nothdurfft zu bedienen.  
  Wenn denn nun eine Person solche Salbe gebrauchen will, so soll sie über den Bauch ein Hunde- oder Ziegen-Fell legen, welches auf die Art bereitet wird, wie man sonst das Fell zuzurichten pfleget, so auf Frantzösisch d'Occagne genennet wird.  
  Hernach nimmt man süsses Mandel-Johanniskraut- und Myrtillen-Öl, wäschet diese Öle mit Rosenwasser, und, wenn sie also zu rechte gemacht, muß man eines von diesen Fellen, welche man gemeiniglich aus Spanien und Italien bringet, damit salben, auch solches eine gantze Nacht darinne feuchte werden lassen, und des andern Morgens darauf fein starck zwischen den Händen eine gute Stunde reiben, darnach zwey gantze Tage in die Lufft hängen, wo keine Sonne hinscheinet, und endlich damit das Maas vom Bauche nehmen, solches nach selbigem zuschneiden, und denn, vornehmlich des Nachtes, auflegen.  
  So nun etliche Wochen vorbey, und die Runtzeln oder Falten nicht ausgehen, so muß man Myrthen-Öl, das eine gar gelinde Haut machet, nehmen, und sich damit salben, welches denn die Runtzeln oder Flecke mit grösserer Geschwindigkeit wegnimmt, ohne daß es den geringsten Schaden thun oder verursachen solte.  
  So man aber dieses Mittel noch kräfftiger haben wolte, kan man zu diesem Öle Zitronen-Safft, und ein wenig Salmiac thun, und zu einer Salbe oder Linimente wohl unter einander mischen.  
  Wegen der weichen und hangenden Brüste bedienen sich etliche einer bleyernen Forme, die Brüste damit kleiner zu machen. Diese Forme kan man bey einem Kupffer-Schmiede dünner ausschlagen, und in die Tiefe, wie man die Brüste rund haben will, bereiten lassen.  
  Nebst solchen kan man auch rothen starcken Wein nehmen, oder bey den Schmieden das Löschwasser, in welchem man Epheu, ingleichen Myrthen, Wintergrün, Petersilien und Schierling kan aufsieden lassen, ohne daß man von dem letztern böse und gefährliche Eigenschafften zu befürchten hat, indem unser Schierling von dem Atheniensischen gar sehr unterschieden.  
  Bey obgedachten bleyernen Formen ist dieses noch zu erinnern, daß selbige in der That zwar ein gutes Mittel für gedachte Mängel sind, wenn man aber noch das Inwendige des Bleyes mit Bilsemkraut-Öl anfeuchtet, werden sie noch besser: dieweil dieses Öl eine sonderliche Krafft besitzet, den Busem fein zu machen, auch die Brüste zu härten, gestalt es sich selbst der Zeugung der Milch nach dem Kindbette widersetzet.  
  Endlich ist noch zu wissen, damit bey allen diesen angeführten Artzeney-Mitteln und deren Gebrauche, kein schädlicher Zufall sich ereigne, daß so wohl Jungfern, als Weiber, weder für die Brüste, noch für die natürlichen Geburtsglieder eher etwas gebrauchen sollen, als drey oder vier Tage nach, oder acht Tage vor ihrer Monatszeit. Und die Weiber, welche nur jetzo im Kindbette gelegen, sollen sich derersel-  
  {Sp. 1219|S. 623}  
  ben nicht eher, als zu Ende ihrer Reinigung bedienen, welches nach dem dreyßigsten oder vierzigsten Tage ihrer Niederkunfft geschehen kan.  
     

HIS-Data 5028-47-1217-7: Zedler: Verlohrne Jungferschafft HIS-Data Home
Stand: 27. September 2013 © Hans-Walter Pries