Titel: |
Nothdurfft |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
24 Sp. 1421 |
Jahr: |
1740 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
24 S. 730 |
Vorheriger Artikel: |
Nothdürfftiger Unterhalt |
Folgender Artikel: |
Nothdurfft [Rechte] |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen,
Bibel
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben |
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Nothdurfft, ist entweder die äusserste
Nothdurfft, wenn man gantz entblösset und von
allem verlassen ist, und, wie man zu
reden
pfleget, weder zu brocken noch zu beissen hat,
wenn man gantz ausgehungert, erkrancket und
verarmet ist; oder es ist eine ziemliche Nothdurfft,
da man zwar noch etwas hat, aber doch an
unterschiedlichen
Dingen Mangel leidet, entweder
an Kleidung, oder an Nahrung, oder an guter
Pflege und Wartung in Kranckheit u.s.f. |
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Von beyderley
Arten der Nothdurfft wird Röm.
XII, 13 gehandelt, und lässet
GOtt seine Heiligen
in Nothdurfft gerathen, theils daß ihr Glaube,
Hoffnung und Gedult da- |
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{Sp. 1422} |
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durch geprüft werde; theils daß sie erkennen
mögen, die Gottseligkeit habe ihre Gnaden-
Belohnung nicht so wohl hier in der
Zeit, als
vielmehr in der Ewigkeit, theils daß iedweder die
Mahlzeichen Christi an ihrem
Leibe sehen, und sie
deswegen vor rechte Heiligen halten könne. |
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Wenn sie aber sich in solchen
Zustande
befinden, so soll man sich, nach Pauli
Ermahnung, derselben annehmen; koinōnountes
stehet im
Griechischen, das so viel heist: habet
Antheil daran, lasset euch ihre Nothdurfft so tieff
zu Hertzen gehen, als wäre es eure eigene Noth,
nehmet es so zu
Gemüthe,
ängstiget und kräncket
euch so sehr darüber, als ob ihr es selbst fühletet;
welches denn sich bey denen ereignet, derer
Hertz durch das Christliche
Liebes-Band mit dem
Nächsten verbunden ist: denn wo eine
Vereinigung ist, da ist auch eine Gemeinschafft im
Leiden, wie an den Gliedern eines Leibes zu
sehen. Weil nun bey den ersten Christen die Liebe
sehr starck gewesen, so findet man, daß
dieselben dieser Apostolischen Vermahnung gar
sehr nachgekommen sind, und allemahl wegen
der Nothdurfft ihrer Glaubens-Genossen ein
herzlich Mitleiden empfunden. |
Bes.
- Hieronymus …
- Eusebius Hist. Eccl. …
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Ubrigens ist noch zu bemercken, daß in
einigen Griechischen Exemplarien am
obbemeldeten Orte statt des
Wortes
chreiais,
stehet mneiais, welches Origenes, Ambrosius,
Hilarius und andere so erklären, es habe der
Apostel dadurch andeuten wollen, daß man nicht
nur der gegenwärtigen
Armen sich annehmen,
sondern auch der abwesenden eingedenck seyn
solle. Weil aber die meisten und bewährtesten
Griechischen Exemplarien nicht mneiais, oder
Gedächtniß, sondern chreiais, oder Nothdurfft
lesen, so bleibet man
billig darbey. |
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