Titel: |
Strenge |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
40 Sp. 935 |
Jahr: |
1744 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 40 S. 481 |
Vorheriger Artikel: |
Strengberg |
Folgender Artikel: |
Strenge, oder Gestrenge |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
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Strenge, oder Schärffe, oder das allzuharte Verfahren gegen jemanden. |
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Hier wollen wir aus Wolffens vernünfftigen Gedancken von dem Gesellschaftlichen
Leben der Menschen §. 298 nur den Beweiß beybringen, warum die Strenge den Lernenden
schade. Weil nehmlich die Lehrenden Liebe bey den Lernenden haben sollen; die Lernenden
aber vermeynen, daß ihnen unrecht geschiehet, wenn man ihnen allzuscharff begegnet, das
ist, ihrer Freyheit mehr einschräncket, als sie begreiffen, daß es nöthig ist, und ihre Versehen
mehr ahndet, als sie er- |
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{Sp. 936} |
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kennen, daß sie es verdienet haben; daraus aber nichts anders als Haß gegen die
Lehrer erwachsen kan; so sollen Lernende nicht allzuscharff gehalten werden, das ist, man
soll ihre Freyheit nicht mehr einschräncken als nöthig ist, und, wo man solches zu thun
nöthig befindet, ihnen zugleich klare und deutliche Gründe beybringen, warum es
geschiehet, damit sie erkennen, wie es zu ihrem Besten gereichet, und über dieses sie nicht
eher straffen, biß sie erkennen, daß sie es verdienet, auch sie auf eine bequeme Art
überführen, wie sie dergleichen Grad der Straffen sehr wohl verdienet, und man dadurch ihre
und anderer Besserung suchet. |
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Lehrer vertreten die Stelle der Väter; Väter aber suchen ihre Kinder nicht zu verderben,
sondern durch Züchtigungen zu bessern. |
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