Titel: |
Glückseligkeit |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
10 Sp. 1703 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 10 S. 869 |
Vorheriger Artikel: |
Glücksburg, ein Lust- und Jagd-Schloß |
Folgender Artikel: |
Glücks-Händlein |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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Glückseligkeit, ist ein
Zustand der
würcklichen Erlangung oder
Theilhafftigkeit des
höchsten
Guten in diesem
Leben, so auch so
gutiche Erlangung durch zeitliche
Mittel, als von
deren
Verbindung wir uns in diesem Leben nicht
loß machen können,
möglich ist. |
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Da aber alle
Lust dieses Lebens mit vieler
Unlust, und die Unlust mit Lust, die
Hoffnung mit
Furcht, und diese mit jener gemäßiget seyn; so
folget, daß alle Glückseligkeit dieses Lebens ihrer
Natur nach
unvollkommen, auch zugleich mit dem
zeitlichen Leben als ihrem
Subjecto von kurtzer
Dauer. Sie ist aber dem ungeachtet dennoch eine
wahre Glückseligkeit, wenn sie auch bey
überwiegender Menge zeitlichen
Unglücks im
niedrigsten Grade vorhanden ist. |
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Denn gesetzt, daß einem
Menschen auch nur
der geringste Antheil derer zufälligen Natur- und
Glücks-Güter zu
Theil würde; so ist er doch in
Betrachtung seiner
Moralischen
Natur in seinem
willkührlichen Bezeigen bey solchen traurigen
Umständen der
Tugend unstreitig fähig. Im
Stande
der Tugend nun ist alle
Zeit, wo nicht
unmittelbare
Lust in Ansehung des gegenwärtigen, dennoch
mittelbare
Seelen-Lust in Ansehung des
bevorstehenden, nemlich die Lust der Hoffnung, ja
der
gewissen Zuversicht, weil die Tugend das
nächste und zwar unfehlbare Mittel des höchsten
Gutes ist. Und in solchem
Verstande ist aller
Dings eine wahre Glückseligkeit auf dieser
Welt
zu hoffen. |
Fr. August
Müller |
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{Sp. 1704} |
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Ethic. … |
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Sagen wir aber, die Glückseligkeit sey lauter
Annehmlichkeit ohne
Verdrüßlichkeit, |
Ridiger von der Zufriedenheit
… |
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so scheinet in diesem Leben keine wahre
Glückseligkeit zu hoffen zu seyn, indem nicht
allein das Gute in diesem Leben alle Zeit mit
Verdrüßlichkeiten vermenget, sondern auch die
Begierden uns so lange beschwerlich fallen, bis
sie das, was sie gewünschet, erhalten
haben. |
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